2022-07-27

Gefunden

Toll gefunden habe ich die Tatsache, dass die Wohnungsbaugenossenschaft – bei der Überarbeitung einer unserer Grünflächen, die für kommendes Jahr erst geplant war – unsere Idee aufgegriffen hatte und uns sogar noch in diesem Jahr einen Bouleplatz gebaut hatte. 12 x 3 Meter allerfeinste Rollstrecke für jung und alt, als Treffpunkt für nachbarschaftlichen Austausch bzw. Spielplatz für uns eher schon ältere Menschen. Samstag war Anstoß – durch alle Altersklassen hinweg, die anderthalbjährige Nachbarsmaus liebte es sich die Schottersteine über das Gesicht rieseln zu lassen, interessanter Fetisch. Ihre sechsjährige Schwester hatte uns ziemlich abgezockt mit den bunten Boccia-Kugeln (als Spiel für die Kids besorgt). Ich kann wohl besser mit den schweren Kugeln werfen.

Gefunden wurde mein kleines Etui in dem ich gesondert vom Portemonnaie immer Personalausweis, Führerschein und Organspendeausweis aufbewahre. Mit dem Glauben, wenn mir eines aus der Tasche gestohlen wird, habe ich wenigstens noch den anderen Teil. Jedenfalls ist mir Donnerstag aufgefallen, dass es weg ist. Ich konnte mich erinnern, dass mir bei einem Einkauf durch zu schwungvolles Handling meines Rucksackes viele Dinge aus einem Fach herausgefallen waren, wusste aber partout nicht mehr in welchem Geschäft es passiert ist. Nun, während ich noch sinnierte, wie lange ich den Verlust nicht der Polizei melde, ich hörte, dass solche Dinge gerne als Fundsache in Briefkästen der Post landen, die dann, wenn ihr möglich, wohl auch zustellt, erhielt ich Samstag Post vom Berliner Fundbüro mit dem mich zweifach erleichternden Hinweis, ich könne zum einen die Fundsache „Etui” dort abholen gegen zum anderen 5 Euro Bearbeitungsgebühr.

So lernte ich erstmals das Berliner Fundbüro kennen, das wunderschön im rechten Track des Haupteinganges zum Flughafen Tempelhof liegt. Drinnen etwas trostlos und die Menschen, die dort arbeiten etwas blut- und lustlos, aber zwei waren auch sehr nett. Viel Papierkram begleitete mein Etui, mir wurde nur mitgeteilt, wo man es gefunden hatte (um die Ecke) und dass man es bei der Polizei abgegeben hätte – nicht wer. Kann ich mich also leider nicht einmal bedanken, was ich natürlich gerne getan hätte.

Ich war zuerst im falschen Raum – wo die Fundsachen Schlüssel verwaltet werden – eine ganze Reihe nur mit Schlüsseln und Schlüsselbunden – spannend. Kann sich lohnen, dort einmal gucken zu gehen im Verlustfall.

Lecker gefunden, dass der Discounter mit dem L vorne und hinten in seiner italienischen Woche letzte Woche Stracciatella im Kühlregal im Angebot hatten. Es gab also gestern Spaghetti mit Polpette und sahnige Sugo. So gut! Und sehr schön gefunden habe ich gestern unseren Tomaten-Dschungel im Mietergarten. Ich hatte ein Sixpack Tomaten im Angebot von o.g. Discounter vor dem Vertrocknen gerettet und in Betonkübel gepflanzt und sie wurden von uns allen mit Wasser und Brennesseljauche bedacht. Ansonsten haben wir wachsen lassen. Und das sieht alles schon sehr gut aus. Ich hätte vielleicht den Karton aufheben sollen bzw. fotografieren sollen, um die Rassen zu identifizieren. Jedenfalls ist der Dschungel jetzt noch einmal aufgebunden – und ich habe jede Menge Blätter abgenommen, damit jetzt die Kraft in die Früchte geht und die Sonne an sie heran kommt.

2022-07-22

Reis – ein europäisches Naturgut

Reis als Naturprodukt vom Feld und getrocknet

Sustainable Rice – don’t think twice! Mit diesem Slogan werben im Zusammenschluss die Vereinigungen der größten Reis produzierenden Länder in Europa: Ente Nationale Rizi (Italien), Casa do Arroz – Associaçao Interprofissional do Arroz (Portugal) und das Syndicat des Rizculteurs de France et Filière (SRFF) für ein besseres Verständnis der Biodiversität und besonderen Nachhaltigkeit im europäischem Reisanbau.


Reisverbrauch in Europa

Natürlich sind wir Europäer im Vergleich zu den Nationen in Asien im Verbrauch kleine Konsumenten von Reis. Lediglich zehn Kilo pro Kopfverbrauch gilt in der EU als durchschnittlicher Verbrauch, wobei Deutschland mit gerade drei Kilo pro Einwohner ein eher kleines Licht im europäischen Reiskonsum darstellt. Am allerliebsten – zumindest der verbrauchten Menge nach – essen die Portugiesen mit 16 Kilo/Kopf Reis. Sogar noch vor den Italienern – wer hätte das gedacht? Gleichzeitig ist Portugal nur der viertgrößte Reisproduzent in Europa nach Italien, Spanien und Griechenland und kann gerade zu 55 Prozent den eigenen Inlandbedarf mit der eigenen Produktion decken.

Dagegen ist Italien mit einem Kopfverbrauch von sieben Kilo Reis ein eher kleines Licht. Aber tatsächlich spielt Reis auf dem italienischen Teller – von dem bekannten Risotto abgesehen, das eher regional konsumiert wird – selten die tragende Rolle. Aber auch hier steigert sich gerade der Verbrauch, denn auch in Italien wird in den letzten Jahren vermehrt Sushi konsumiert bzw. hält die asiatische Küche stärker Einzug – und Reis wird zunehmend attraktiver als Brot- und Backwarenersatz hinsichtlich glutenfreier Ernährung.

Die Vielfältigkeit aller in Europa produzierten Reissorten

In Frankreich wird nur unwesentlich mehr Reis selbst verbraucht als in Deutschland. Immerhin 4,5 Kilo Reis servieren die Franzosen im Jahr durchschnittlich Reisgerichte. Hier kommt besonders gerne der rote Reis der Camargue auf den Teller. Gerne auch im Mix mit weißem und schwarzen Reis als Beilage. In der Camargue, dem größten Reisanbaugebiet in Frankreich überhaupt, isst man mit Vorliebe die Paella camarguaise. Sie wird mit Huhn und Meeresfrüchten serviert aber ohne die in Spaniens Paella übliche Kruste – sondern eher mit einem sehr cremigen Reis, der dem italienischen Risotto ähnelt.


Enjoy – it’s from Europe!

Will man der aktuellen weltpolitischen Entwicklung irgendeinen Vorteil abtrotzen, was zugegeben sehr schwer möglich scheint – dann ist es wohl die Tatsache, dass in den letzten Jahren in Europa ein größeres Bewusstsein geweckt wurde, was für ein Fehler es war in den vergangenen Jahrzehnten die Produktionen vielfältiger Branchen nach Ostasien oder Asien in Niedriglohnländer auszugliedern – der Profite zuliebe. Die Zeit der Covid-Pandemie – oder erinnern wir uns an die wirtschaftlichen Folgen alleine durch nur einen querstehenden Frachter im Suez-Kanal – hat uns sehr verdeutlicht, wie wichtig es ist, im eigenen Land zu produzieren, was im eigenen Land auch verbraucht – oder gerade bei Lebensmitteln – dringend benötigt wird.

Und ob nun gerade China, ein Kontinent, der sich nicht annähernd so gerne in die Produktionskarten gucken lässt, wie umgekehrt es deren Wirtschaftsbosse weltweit gerne woanders tun, bei einem wirklich offenen Kontrollmechanismus immer noch Exportweltmeister von Lebensmitteln in Bioqualität bleiben würde? Daran dürfen wir sehr sicher zweifeln.

Reisfeld in der Camargue

Nur einige Gründe, warum man beim Einkauf von Reis in Zukunft stärker darauf achten sollte, wo dieser überhaupt angebaut worden ist. Dabei kann durchaus helfen zu wissen: Europa ist kein so kleiner Anbaumarkt von Reis und verfügt über eine lange Anbauhistorie. Reissorten aus Europa werden nicht nur Resourcen sparend, klug und nachhaltig angebaut, sondern bieten ein variables Reissortiment, das uns eine große Vielfalt von Reisrezepten ermöglicht.

Allen Ländern voran wurden im Jahr 2020 in Italien 53 Prozent des europäischen Reiskorns produziert gefolgt von Spanien mit 24 %, Griechenlang 8 % Portugal 6 %, Frankreich 3 % (Bulgarien 3 %, Rumänien 2 %, Ungarn 1 %). Da Deutschland über keine echten Sumpfgebiete verfügt, spielt Reisanbau hierzulande keine echte Rolle. Ausgenommen in den Regionen in denen zum Trockenreisanbau geforscht wird.

Sack Reis, berümt

Weltweit wird Reis wohl schon seit dem Jahre 320 vor Christus angebaut. Die Mauren brachten Reis mit über Ägypten nach Europa. Daher hat Portugal innerhalb Europas wohl die längste Expertise bezüglich des Reisanbaus. Als die Algarve im Jahr 713 vor Chr. von den Mauren erobert wurde, brachten diese mit neuen Bewässerungstechnologien gleichzeitig auch die Reispflanzen ins Land. Im Piemont in der italienischen Po-Ebene wird Reis bereits seit dem 15. Jahrhundert angebaut. Das sind also 500 Jahre Reisexpertise alleine dort! Frankreich ist dazu im Vergleich noch wenig erfahren, die ersten Reisfelder wurden zwar schon im Jahr 1864 angelegt – aber echter Reisanbau startete hier erst nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1941 mit Hilfe von Fachkräften aus den Kolonialgebieten von Französisch-Indochina.


Europa isst Oryza sativa subsp. Japonica

Botanisch gesehen ist Reis ein Gras. Er gehört zu den Süßgräsern (Poaceae) und kennt weltweit 24 Arten bzw. Unterarten. Er hat kleine Ähren als Blütenstände, die in Rispen angeordnet sind. Diese Rispen bilden später die Reiskörner aus. Eine Pflanze enthält ca. 10-15 Rispen mit je bis zu 300 Reiskörnern. Einzelne Reispflanze im Bouches-du-Rhône

Angebaut wird in Europa vorrangig die Unterart Japonica der Ur-Reisform Oryza Sativa, die ihren Ursprung vor 10.000 Jahren in den Hängen des Himalayas hatte. Man vermutet, hier liegt der Ursprung der Reiskultivierung. Vor dort wurde der Reis nach Norden als auch Süden weiterverbreitet, dabei passte er sich den unterschiedlichen klimatischen Ansprüchen aufgrund der Gebirgsbarriere immer weiter an. In der Folge entstanden zwei unterschiedliche Reispopulationen: Indica, das etwas längliche dünne Reiskorn, dessen Weg führte durch die tropischen und subtropischen Gebiete über Indien bis zum Äquatorgürtel in die Tropen. Während Risi Japonica, dem Reiskorn mit dem runden Korn, wie wir es vom Risotto her kennen über die nördliche Route von China nach Japan gelangte.

Tatsächlich aber sind diese Unterscheidungen rein botanischer Natur.
Bald gibt's Reis!

Japonica wurde in Europa aus rein klimatechnischen Gründen vorrangig kultiviert. In den letzten Jahrzehnten hatte man aber auch angefangen Japonica als längliches Reiskorn zu züchten, um den Marktansprüchen der europäischen Länder außerhalb Italiens gerecht zu werden, Ialiener als Endverbraucher halten nach wie vor am runden Reiskorn fest. Allerdings ähnelt bei dem in der Fachsprache als ‑„Indica” bezeichnete Reis nur der Körper dem Basmati, botanisch gesehen ist die Pflanze nach wie vor eine Japonica.

Reis ist keine Wasserpflanze – aber sie mag es warm und feucht. Dass die Pflanzen ursprünglich überhaupt ins Wasser gelangten, lag daran, dass man so Schädlinge hindern konnte sich über die Wurzeln herzumachen und die Unkrautbildung mindern konnte. Evolutionär bedingt haben die Pflanzen für sich ein Belüftungssystem im Wurzelgewebe (Aerenchym) entwickelt. So ist das Gras im Wasser verblieben und kommt heute sogar mit höheren Wasserständen zurecht.


Ein kleines Korn und seine Größe

Sich öfter einmal ein Reisgericht zu gönnen, nicht nur als blasse Beilage zu einem asiatischen Gericht, das kann sich durchaus lohnen. 100 Gram Reis haben – je nach Sorte und Verarbeitung – lediglich 100-120 Kalorien. Gleichzeitig liegen 0 Gramm Kohlenhydrate und 0 Gramm Fett auf dem Teller! (Na gut, zumindest so lange bis wir mit der Butter und dem Parmigiano dem Risotto beikommen.)

Dafür locken reichhaltige Vitamine, z. B. B1 und B3, als auch B5, B6 und Vitamin E. Im Vollkornreis wurde die Folsäure nicht weggeschält und das Korn hat mehr Balaststoffe. Weißer Reis (blanc) ist komplett geschält (gebleicht) – von ihm darf man nicht mehr so viel Unterstützung für den Mineralhaushalt erwarten – bleibt also lieber beim halbgeschliffenen Reis (semi-complet) oder Vollkornreis (complet). Dieser hat noch sein Silberhäutchen und darin steckt die meiste Kraft! Sie liefert auch Mineralien wie Magnesium, Calium, Eisen, Zink und Kalium sowie Phosphor.
Im Naturschutzgebiet der Carmargue wird Bio-Reis angebaut nach europäischer Zertifizierung

Europäischer Reis kann mehr!

Und natürlich ist Reis, der unter biologischen Qualitätsansprüchen produziert wurde, für uns Verbraucher das bessere Produkt auf vielen Ebenen. Womit wir wieder beim Reis aus Europa wären. Für ihn spricht die Nachhaltigkeit im Anbau, denn es wird kein Wasser auf die Reisproduktion verschwendet. In Europa werden Reisflächen entlang der fließenden Gewässer angelegt. Das Wasser wird vor dem Säen umgeleitet aber nach der Ernte aus den Feldern in die Ursprungsgewässer zurückgeführt. Der europäische Reisanbau vernichtet kein Wasser!

Das im Reisfeld geschaffene Ökosystem ist einzigartig – und vielfältig. Die eingesetzten landwirtschaftlichen Techniken erhalten das ökologische Gleichgewicht dieser Feuchtgebiete, damit die Reisfelder weiterhin ein funktionelles Ökosystem für die Insekten- und Tierwelt darstellen.

Zwischen den Anbauphasen wird zum Beispiel in der Camargue der Boden durch Fruchtfolgen (z. B. Weizen) und Überwinterung mit Gründündung aufbereitet, so dass auf den Einsatz chemischer Düngung verzichtet wird

Und schlusssendllich: Reis, der in Europa angebaut und geerntet wird und in Europa weiter verarbeitet wird, hat einen immensen weiteren Vorteil gegenüber dem Produkt aus Asien, die deutlich kürzeren Transportwege.

Mehr Informationen zur Kampagne Sustainable rice – don't think twice!

Rezension: Der Tag war groß – eine Reise durch die Nacht

… von Gina Ruck-Pauquèt mit (wunderschönen) Bildern von Ulrike Mühlhoff.

Ganz klar: Dieses Einschlafbuch besticht durch seine wunderschönen Illustrationen! Sie sind einmalig reich und zart gezeichnet und eine große Freude – auch für mich als Erwachsene! Ein kleines Kind träumt sich mit seinem Kuscheltier, einem Zebra, in einer Nussschale auf einen Fluss durch die Nacht und begegnet dabei in der farblichen Haptik der blauen Stunde vielen zauberhaften Wesen – bis alle gemeinsam einschlafen. Begleitet wird diese Reise von den poetischen kurzen Texten „Es reisen Enten und ein Schwan … sie brauchen aber keinen Kahn.

Das Hardcover-Buch im Großformat lässt Kinder ab drei Jahren ganz viel erleben – mit der Gewissheit, dass auch der kommende Tag ganz wundervoll werden wird. Unvergesslich schön!

„Der Tag war groß”
Autorin: Gina Ruck-Pauquét und Ulrike Mühlhoff
Verlag: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
ISBN: 978-3-649-61508-8

2022-07-20

Monopoli

Als ich – ganz bewusst so früh – im sehr frühen Frühling dieses Jahr nach Apulien reiste, war meine ursprüngliche Idee in Bari zu wohnen und von dort aus einige Orte des Valle d’Itria zu bereisen. In den vergangenen Jahren war ich ja meist südlicher im Salento unterwegs und nun wollte ich einfach weiter nördlich bleiben und mich dort umsehen. Die Unterkünfte in Bari überzeugten mich nicht. Entweder nicht im Preis oder in der Lage, wenn man da unten ist, möchte man halt doch Meeresnähe haben. Reizvoll klang die sehr nette Unterkunft mit mehrfach in den Rezensionen hoch gelobten reizender Katze – aber ein Gemeinschaftsbad? Ich kann wirklich einfach wohnen im Urlaub aber diese Flexibilität wollte ich mir dann doch nicht mehr gönnen. Dann fiel mir ein, gehört zu haben, dass sich Monopoli sehr gut als Ausgangspunkt für charmante Herumreiserei anbietet. Diese Küstenstadt wollte ich eh auch besuchen, sie liegt 20 Zugminuten von Bari nur entfernt. So guckte ich mich online dort um und ich fand eine private Unterkunft, die im Centro Storico liegt, nicht weit vom Meer entfernt – und fussläufig gerade 12 Minuten vom Bahnhof entfernt. Sie verfügte auch über eine Heizung (die dann doch wichtig ist im Winter dort unten) und war preislich sehr charmant für mich.

Monopoli ist tatsächlich sehr reizend und auch wenn mich die Stadt nicht ganz so sehr im Herzen berührt hatte, wie es sicherlich Otranto geschafft hatte, das ich wirklich sehr liebe, war sie für meine Zwecke zu dieser Jahreszeit genau richtig. Einerseits mit einem Bahnhof gesegnet, der oft genug von Zügen angefahren wird, um zu jeder Tageszeit attraktive Ziele im Valle d’Itria oder auch weitläufiger zu besuchen. Und immer noch über dieses wunderschöne Wassesrtank-Relikt aus Dampfzugzeiten verfügt! Und diese zudem eine sehr nette Bahnhofsbar sein eigenen nennt, die einem morgens einen bonfortionösen Espresso und Pasticchiotto Leccese auf den Bartresen stellt, was ja schon mal pures italienisches Urlaubsglück an und für sich bedeutet. Beides zusammen übrigens mit herzlicher Freundlichkeit und für einen Preis, da würde in Deutschland ein schlechter Espresso nicht mal aus dem berühmten Bett aufstehen. Monopoli hat, wie schon gesagt, ein Centro Storico mit einem romantischen alten Hafen mit den berühmten blauen Fischerbooten. Die Altstadt ist noch nicht so tot fremdinvestiert restauriert, um den Eindruck einer schönen italienischen Altstadt gänzlich zu negieren (wie z. B. in Polignano a mare). Sie hat einen sehr niedlichen Leuchtturm, ein kleines Castello, einige kleinen Strände und ansonsten rund herum etwas Hafenindustrie und eine wirklich beeindruckende Chiesa Basilica Cattedrale e Santuario Maria SS. Della Madia. Das Centro Murattiano direkt vor dem Zugang zur Altstadt liegend, eine schöne große Piazza, ist der Treffpunkt der Monopolier zu fast allen Tageszeiten. Selbst wer alleine reist, vereinsamt dort nie! Überhaupt erlebte ich die Monopolier wahnsinnig reizend und sehr hilfsbereit. Aber das erlebe ich in Apulien generell so; die Menschen dort sind einfach sehr freundlich! Ein Grund, warum ich mich dort so sehr wohl fühle. Rund um die Piazza befinden sich viele Geschäfte, Eisdielen und Restaurants, für Kinder auch Fahrgeschäfte in der Saison – es ist durchaus viel Leben dort!

Auf diesem Platz trifft man ich mit Hunden morgens und abends zum Austausch, die Geschäfte drum herum versorgen einen sehr gut mit allem an alltäglichem und unfassbaren leckeren Bedarf. Kurz: Selbst im Winter werden die Bürgersteige in Monopoli deutlich weniger hochgeklappt, als z. B. in Otranto, das schon ganz schön still daher kommt, weil bis auf zwei Supermärkte und einigen Restaurants kaum andere Läden offen haben außerhalb der Reisezeit. Das ist Monopoli deutlich lebendiger im Spätwinter. Ich hatte wirklich Glück mit meinem Appartement „Melanto” von Angela und Antonello, den jungen und sehr netten Gastgebern. Es ist sehr geräumig, sehr sauber mit einer gut ausgestatteten Küche, geräumigen Bad mit Waschmaschine, Schlafzimmer, Schlafcouch im Wohnzimmer und einem Kinderzimmer im ersten Obergeschoss eines kleinen Altstadthauses, TV, WLan, Gasherd (yeah!!!). Die kleine Straße hoch gelaufen Richtung Meer um die Ecke auf der kleinen Piazza befindet sich sofort eine Salumeria, die fantastischen Prosciutto und cremigste Stracciatella (und viel mehr) mit sehr frischen Backwaren im Sortiment hat. Dann nur noch um die Ecke durch den berühmten millionenfach fotografierten Fresken-Durchgang, war ich direkt am Meer. Das war so nahe, dass ich jeden Morgen auf meinem Weg zum Bahnhof den kleinen Schlenker zum Hafen machen konnte und das Meer begrüßen durfte. Eine traumhafte Lage. Zu der Wahl dieses Appartements konnte ich mich nur beglückwünschen. Zum ersten kleinen Strand muss man vielleicht 200 Meter entlang des Castellos und Stadtmauer laufen – aber mit dem Anbaden hatte ich es zu dieser Jahreszeit dann doch noch nicht so. In der Altstadt waren einige kleine Restaurants offen, am Wochenende natürlich mehr. Also wer einmal nach Apulien möchte und mildes, ab und zu recht feuchtes Regenwetter schön findet, um dann unangestrengt durch die Gegend zu laufen und sich alles anzugucken ohne ständig die Sorge zu haben, man würde am Meer etwas verpassen, dem kann ich Ort und Reisezeit nur empfehlen. Interessanterweise lag Monopoli zu der Zeit als ich dort war beinahe die ganze Zeit im Regengebiet. Das war insofern kein Problem, weil das Land auch Regen braucht (und die Vegetation wunderschön gedeihen und blühen lässt schon zu dieser Zeit. Ganz Apulien war ein wild blühendes Borretschfeld!). Ich war eh mit Trenitalia an verschiedene Orte unterwegs – wo es dann wundersamer Weise (bis auf Ostuni) gerade nicht regnete. Und das hatte ziemlich gut geklappt. Nur eben an den Tagen an denen ich mich gerne mehr Monopoli widmen wollte, war Monopoli ganz schön nass. Tatsächlich fahren in Monopoli auch ordentlich viel Busse, wenngleich ich es dieses Mal noch nicht geschafft hatte auch einmal das apulische Bussystem zu knacken. Es gibt viele sehr fantastische Lebensmittelgeschäfte – direkt vor der Altstadt. Es war ein Traum, ein leckerer dazu! Größere Supermärkte lagen ca. vier Kilometer von meinem Appartement entfernt, wobei man dorthin auch mit dem Bus hätte fahren können. Ich bin gelaufen und habe mir somit Monopoli auch sehr gut erlaufen. Es war ziemlich schön. Und ich komme wieder! Ich bin sehr gespannt die gleiche Stadt bei dann doch eher noch sommerlichen Temperaturen zu erleben. Und die Strände als Badenixe zu erleben.

2022-07-18

Menschenskinder!

Freitag war ich mit meiner Cousine und den beiden Kindern im Labyrinth Kindermuseum im Wedding, das ich nur jedem ans Herz legen mag. Wir hatten wirklich eine tolle Zeit dort.

Der kleine Großcousin wird derzeit aktiver zum Lesen animiert. Er hat wohl ein bisschen die in unserer Familie vorkommende Lese- und Schreibschwäche geerbt, vielleicht ärgern dabei auch medizinisch notwendige Eingriffe an seinem Kopf als Baby.

Er hat also gelesen. Die Bildbeschriftungen bzw. Aufgabenstellungen. Ich finde, er liest sehr gut. Er ist zehn Jahre alt und geht auf eine integrative Schule, wo das Lernen sicher nicht immer einfach ist. Und er hat einen großen Teil seiner Schulzeit die Ärgernisse dieser Covidzeit aushalten müssen in der sich – zumindest in seiner Schule, was meine Cousine so berichtet hatte – die Lehrer sich nicht mit allzuviel Ruhm, Engagement und Kreativität hervor getan hatten.

Ich finde sogar, er liest fantastisch! Klar noch nicht fließend und Betonung fehlt auch noch. Er sucht die Buchstaben sehr gut zusammen. Und korrigiert das Wort selbst in der Aussprache, wenn er es als solches erkennt. Aber er macht das wirklich toll und ich finde auch schon eher fließend als stockend. Mir ist schon früher (vor Covid) aufgefallen, dass er sehr früh sehr gut lesen konnte. (Und ich kann das beurteilen, das einzige Talent, das ich in der Schule wirklich unter Beweis gestellt hatte im gewinnen von Lesewettbewerben, war: das Lesen.) Und jetzt würde ich wirklich gerne wissen, warum dieser kleine tolle Junge sich mit einem Prädikat „Lese- und Schreibwäche” herum plagen muss. Himmel vierte Klasse. Warum werden Kinder in der vierten Klasse schon so negativ beurteilt in Dingen, die sie doch gerade im Lernprozess erst sich erarbeiten?

Das hatte mir sehr weg getan, dass er nicht mein Lob annehmen konnte – sondern selber von sich sagt, er könne das noch nicht gut.

Kleiner wundervoller talentierter Junge. (Es gab Kinderbücher für die Ferien.) Möge er bitte bitte nie den Spaß am Lesen verlernen!

2022-07-12

True Italian Pizza Street Festival

Disclosure: Presseartikel als Anzeige gekennzeichnet, da Produkt- und Partnernennung. Unbezahlt.
Foto © True Italian
Pizzahunger? Dem kann am kommenden Wochenende, 16. und 17. Juli 2022 in Berlin beim allerersten True Italian Pizza Street Festival ganz einfach Abhilfe geschaffen werden.

Mit Unterstützung der Stadt Neapel – und somit ganz in der Tradition des Pizzafestivals von Neapel – werden im Jules B-Part (Park Gleisdreieck) zehn der besten Pizzerien Berlins sich eurem ganz subjektiven Wettbewerb stellen. Alle zusammen in einer Location! Kann es mehr Pizza-Glück geben? Und alle bieten für den Vergleich eine Pizza Margherita (8,– Euro) und Pizza Marinara (7,— Euro) an – sowie zusätzlich eine Gourmet-Pizza nach persönlicher Wahl der teilnehmenden Pizzeria. Ja, es wird auch vegane Varianten geben! Foto © True Italian
Promoteo, L‘Antica Pizzeria Da Michele, CapVin, W Pizza, Lovebirds, Mangiare Berlin, NEA 1889, Spaccanapoli Nr. 12, Cheers Kiez Pizza und Gemello Vegan Pizza kämpfen um die Ehre – aber ganz ohne offizielle Abstimmung. Wer sich ein wenig im Pizzaleben der Stadt auskennt, weiß, hier werden die leckersten Pizzen der Stadt gebacken! Auf dem Festival übrigens mit freundlicher Unterstützung von OONI, alle Pizzerien backen vor Ort in deren Koda 16 Pizzaöfen (gasbetrieben), in denen die Pizza – in Neapoli im Holzofen üblich – in nur 60 Sekunden wie das neapolitanische Original perfekt fertig gebacken wird. (Und das stimmt wirklich, ich bin bei einigen Events von True Italian den Öfen und ihrer Perfektion bereits begegnet – und bin echter Fan.)

Ihr indes entscheidet, welche eure Lieblingspizza ist: Die mit dem dünnen Teig, die mit dem dicken Rand und viel Kruste? Welche Pizzeria hat die beste Sugo di pomodoro? Auf welcher Pizza schmeckt der Mozzarella am Besten?

Persönlich bin ich allergergrößter Fan der Pizza von Promoteo (eine der sehr wenigen Pizzerien in Berlin mit echtem Holzofen) – aber ich bin schon sehr gespannt, ob die anderen Pizzabäcker mit meiner Lieblingspizzeria mithalten können! Übrigens wird es mit Make Pizza Academy auch vor Ort die Möglichkeit geben, die Pizzaherstellung in einem Workshop zu lernen. Als sommerliche Drinks werden serviert: Limoncello di Capri, Sambuca Molinari und Amaro Montenegro – und natürlich jede Menge alkoholfreie Variationen. So ein großes Straßenpizza-Festival gab es übrigens noch nie in Deutschland. Also seid dabei, bei der sehr leckeren Taufe des True Italian Pizza Street Festival!

Eintritt wie immer für Erwachsene 3,— Euro, Kinder bis 12 Jahren freier Eintritt ab elf Uhr geht es los!

True Italian Pizza Street Festival Samstag 16. und Sonntag 17. Juli 11:00-22.00 Uhr Jules B-Part, Park im Gleisdreieck Luckenwalder Straße 6b, 10963 Berlin

2022-07-11

Rezension: Die Geschichte von Bodri von Hédi Fried

Bodri ist der Hund der Kindheit von Hédi und Livia. Der beste Freund und Beschützer der Geschwisterkinder, die in Rumänien geboren werden. 1944 wird die Familie in die Konzentrationslager nach Ausschwitz und Bergen-Belsen deportiert. In Ausschwitz werden ihre Eltern ermordet. Der Gedanke an Brodi trägt Hédi über diese grausame Zeit des Holocausts.

„Die Geschichte von Bodri” (Original: „Historien om Bodri”) vermittelt in kurzer Form und sehr einfacher Sprache das Erleben eines jüdischen Kindes dieser fürchterliche Verbrechen in der Zeit der Nazi-Diktatur. Sie erzählt, verurteilt dabei aber nie. Es ist kein Buch, das man einem Kind einfach geben kann. Dieses Buch liest man gemeinsam mit den den Kindern und Erwachsene sollten es nicht ohne eigene Vorbereitung verschenken. Hierbei hilft übrigens vorbereitend das Nachwort für Erwachsene von Dr. Margret Karsch, das mögliche Fragen der Kinder vorab in den Raum wirft. Daher: Ruhig dieses Buch zuerst von hinten lesen – als großer Mensch. So kurz aber eindringlich ist wohl selten das Erleben eines Opfern im Holocaust dargestellt worden. Die plakativen Zeichnungen von Stine Wirsèn unterstreichen die Wirkung des einfaches Textes. Empfohlen wird „Die Geschichte von Bodri” für Kinder ab acht Jahren.

Hédi Fried kam gemeinsam mit ihrer Schwester nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen nach Stockholm, hier lebt sie auch heute noch, schreibt und unterstützt im „Café84” Überlebende der Shoa. Die dreifache Mutter arbeitete als Psychologin und Therapeutin, hatte mehrere Bücher über den Holocaust geschrieben, dieses hier ist ihr erstes Bilderbuch. Auch dieses Buch mit dem Blick darauf, so ein Grauen in Zukunft zu verhindern und immer mit der Mahnung, dass Menschen so viel Böses aber auch so viel Gutes tun können. Denn, so Hédi Fried: „Wir haben alle die Wahl. Wir können das Gute wählen.”

Eine Empfehlung!

Die Geschichte von Bodri
Autorin: Hédi Fried
Verlag: BOHEM
ISBN: 978-3-95939-203-7