2014-07-10

Schwarmnichtintelligenz

Die Wohnanlage hier ist so angelegt, dass vier Häuserreihen quer zur Straße stehen, zwischen ihnen sind jeweils Grünflächen angelegt. Die Häusereingänge sind so gebaut, dass diese pro zwei Häuserreihen jeweils zur gleichen Grünfläche zeigen, die Balkone sind dennoch in eine Richtung angebracht. Das heißt unsere Häuserreihe hat Balkon und Eingang auf einer Seite, die gegenüberliegende Seite hat die Balkone zur anderen Seite aber den Hauseingang uns gegenüber liegend. Der Grund hierfür sind die befestigten Wege, die von der Feuerwehr befahren werden können. Die Nachbarn auf der gegenüber liegenden Seite von ihren Balkonen aus gucken auf eine wundervolle Grünanlage, die von technischem Gerät – außer dem Rasenmäher – gar nicht befahren werden kann.

Laut Mietvertrag ist das Befahren dieser Zugangswege nur Sonderfahrzeugen zum Be- und Entladen gestattet – die Zufahrt zum Weg direkt vor meiner Haustür ist durch eine leicht zu öffnende Schranke geregelt, die andere Seite überhaupt nicht eingeschränkt. Seitens der Hausverwaltung gibt es die Erlaubnis für Umzüge vor das Haus direkt vorfahren zu dürfen. Mehr aber auch nicht. Die Grünanlage selbst sieht aufgrund ihrer Anlage weder Parkraum noch Wendepunkt vor. Vor den Zufahrten gibt es übrigens ausreichend anzumietende Parkflächen.

So fährt auf unserer Hausreihe so gut wie nie ein Mieter mit dem Auto vor. Das Gefühl unseren Nachbarn kein Auto vor den Balkon stellen zu wollen, herrscht hier vor. Passiert es, entschuldigt man sich beim Nachbarn, es wird flugs aus- und eingeladen und sofort wieder weggefahren. Aus- und einladen heißt tatsächlich schweres bzw. viel Gewicht vorzufahren, also mehr Umzugs- bzw. Ikeaeinkaufsniveau.

Die uns gegenüberliegende Seite, die für sich gefühlt lediglich vor deren Küchen- oder Schlafzimmerfenster vorfährt, hat, so scheint es, die Lizenz zum Vorfahren dadurch gebucht. Es gilt als schick direkt vor die Haustür zu fahren. Genauso ist es pragmatisch prima in der Grünanlage zu wenden, ist man schon mal soweit vorgefahren, kann man das Auto anstatt es zurück zu fahren und direkt in Sichtweite auf den angemieteten Parkplatz zu stellen, auches alternativ auch in der Grünanlage ein paar Stunden parken. Laut Mietvertrag übrigens komplett untersagt.

Vorgefahren werden dabei Kleinsteinkäufe. Da muss schon mal der leere Balkonblumenkasten aus Plastik vorgefahren werden, also diese Art Schwerstlastumzüge. Seitdem ein neuer Mieter in das letzte Haus der Reihe Häusereingezogen ist, wird in der Grünanlage geparkt, Besuch darf dort grundsätzlich stehen  – auch über Nacht. Problemlos auch zwei Wagen.

Wohlbemerkt in einer Grünfläche, die jedes Jahr vom Hausmeister krampfhaft versucht wird zu begrünen (die so unmögliche Grünpflege findet sich natürlich in unseren Nebenkosten wieder). Und die parken nicht etwa auf dem Rasen, nö, man steht mittenmang der Gebüsche. Da fragt man sich dann schon …?

Natürlich fährt gefühlt jeder dieser Nachbarn allerhöchstens einmal am Tag vor. In der Summe sind es dann aber eben zwölf bis zwanzig Autos am Tag, die da „nur mal kurz parken” immer auf der Rasenfläche, denn man möchte den Fußgänger ja nicht behindern. Vorrangig Sonntags.

So ist mir an einem Sonntag die Hutschnur geplatzt, als morgens ab 7:30 Uhr vorgefahren und mit dem Abstellen begonnen wurde und bis mittags um zwei Uhr zwölf Fahrzeuge durch waren. Davon ein Fahrzeug mit einem echten Umzug beschäftigt. Auf unserer Seite. So informierte ich die Nachbarn höflich schriftlich darüber, dass das was sie dort tun, so nicht im Mietvertrag vorgesehen sei und eher das Gegenteil dort beschrieben ist. Ich wies höflich darauf hin, dass es eigentlich keinen Grund gibt, den Nachbarn am Wochenende vor deren Balkone Autos hinzustellen – wenn hierfür gar keine Fläche vorgesehen ist, das man darüber nachdenken könne, dass die Masse die Störung ausmacht. Dass alle für die Instandhalten der Grünfläche bezahlen müssen, man generell die Arbeit des Hausmeisters respektieren könne. Dass sicherlich kein Nachbar etwas dagegen hat, wenn gehbehinderte Nachbarn direkt vor der Haustür abgeholt werden, der Rest aber schlicht nicht gestattet und zudem nachbarschaftlich wenig sozial sei.

Resultat: nachbarschaftliches Arschlochschulterzucken und weitere Fahrzeugpräsenz über Gebühr. Ich sage mal, man konnte ein gewisses „jetzt erst recht” im Habitus unterstellen.

Gespräche mit den Nachbarn haben gezeigt, dass mich das nicht als einzige Person ärgert. Also habe ich den Hausverwalter per e-Mail angesprochen. Andere Mitbewohner offensichtlich auch, einige haben sogar Fotos geschickt. Wie er mir gestern am Telefon mitteilte. In dem gleichen Gespräch in dem er erzählte, dass man mit dem Vorstand sich die Situation vor Ort angeguckt hätte, ziemlich pissed sei und jetzt Poller vor die Auffahrten kämen, die dann eben nur noch die Feuerwehr bewegen könne.

Jetzt wird also wegen ein paar rücksichtslosen bequemen Idioten, die meinen, Regeln in einem Mietvertrag nicht anerkennen zu müssen, eine Situation geschaffen, die den Menschen, die wirklich auf kurze Fußwege aus altersbedingten gesundheitlichen Gründen angewiesen sind, das Leben nicht leichter macht.

Ich sag's ja immer: Rücksichtnahme ist eigentlich Dein Freund.

2014-07-04

Das Bild II

Ich fahre gestern auf der gegenüberliegende Straßenseite am Krankenhaus Friedrichshain vorbei. Aus dem Eingang tritt eine sehr junge Frau. Ganz in schwarz gekleidet. Den Blick auf die Straße gesenkt. Die Ohren mit Ear-Plug-Ins bestückt. Ihr Körper ist das, was man als stark übergewichtig bezeichnet.

An beiden Armen trägt sie jeweils einen weißen Verband. Rechts und links. Dort, wo man sich die Pulsadern durchtrennt.



Die Aufgabe an mich im Rahmen meiner Erkrankung heißt, mich von solchen Menschen, Schicksalen bewusst abzugrenzen. Gestern war die Aufgabe nicht lösbar. Dieses Bild war tieftraurig.

2014-06-21

Das Bild

Möchte man den offensichtlichen Bruch zweier Bezirke Berlins sehen, fährt man zum Oranienplatz und läuft von dort aus durch das ehemalige künstliche Kanalbecken in Richtung Engelbecken hoch. Dort, wo die Grenze zwischen Friedrichshain-Kreuzberg zum Bezirk Mitte verläuft, unter der Brücke, die oberhalb die Waldemarstraße Bezirk Mitte mit der Waldemarstraße Bezirk Kreuzberg verbindet, begleitet vor ihr noch wildes vermülltes Grün den Weg, unter der Brücke eine stetig wachsende Müllhalde, direkt dahinter überrascht eine gepflegte Stätte der Naherholung mit Rosenwuchs, fernöstlichen Statuen an Wasserspielen.

Persönlich empfehle ich die Richtung von Mitte nach Kreuzberg zu wählen – der Bruch ist so elementarer.

Auf Kreuzberger Seite saß gestern auf einer Bank eine Frau mit zwei Bekannten. Alle drei Personen schienen ihr Hab und Gut bei sich zu tragen, eine Dusche oder Reinigung der Kleidung am Körper waren sichtlich länger her.

Vor der Frau aber stand auf dem Boden eine leere grüne Flasche. Und in dieser zwei Seidenblumen.

Für manche Bildnisse brauch man keinen Fotoapparat. Sie werden auch so ein Leben lang begleiten!

2014-06-16

Lustige Reaktion …

… einer namhaften Bloggerin als sie in der Kommunikation merkt, dass meine Blog-Trollin die vormalige Bellablog aka Anna K. ist.

„Ach die Anonym-Kommentare kommen von ihr? Ich dachte, die wäre längst vor Gift geplatzt.”

2014-06-15

Zwiesprache

Seit Nishia übrigens mir einmal auf der Schulter sitzend dabei zugesehen hatte, womit und wie ich ihren Spritzeninhalt anrühre, klappt das mit dem ins Mäulchen geben erstaunlich konspirativ, schnell und fast nebenbei.

Natürlich fragte sie mich am nächsten Tag, jetzt da sie nun wüsste wie es geht, ob sie sich die Spritze nicht selbst zubereiten und geben könne? Ich guckte sie an und antwortete, „Nishi, ich weiß, dass Du die intelligenteste Katze unter der Sonne bist. Aber so ganz blöd bin ich auch nicht.”



Daraufhin guckte sie mir drei Sekunden lang tiefgründig ins Gesicht, vernahm – sensibel ist sie ja auch sehr – aber doch meine bestimmte Überzeugung in diesem Punkt und zog elegant tänzelnd ab. Auf ihrer geschmeidigen Rückenseite mit hochgestelltem Schwanz war zu lesen: „Wenigstens habe ich es versucht!

2014-06-12

Frank Schirrmacher †

Als ich vor einigen Jahren meinen existentiellen Supergau erlebte und hier davon erzählte, hatte ich einige Tage später eine E-Mail im Postkasten. Von Frank Schirrmacher. Er schrieb lapidar, dass ihm leid täte, was mir passiert sei, er bescheinigte mir Schreibkompetenz und er bot mir an gelegentlich für die F.A.Z. zu schreiben.

So habe ich Frank Schirrmacher zuallererst als einen Menschen erlebt, der mir unbekannterweise in einer dunklen Stunde herzlich die Hand reichte.

Das werde ich ihm nie vergessen und letzte Woche noch dachte ich daran, wie wirklich gerne ich ihm dafür einmal persönlich würde danken wollen. Das geht nun nicht mehr.

Ich bin sehr bestürzt.

Seiner Familie, seinen Freunden, seinen Kollegen wünsche ich viel Kraft.

Starbucks Stresstest nun auch am Wurststand

„Ich hätte gerne den Leberkäse im Brötchen.”
„Natur, Chili oder Kräuter?”
„Natur.”
„Senf, normal, scharf oder süß?”