Ich habe es nicht so mit dem Prenzlauer Berg als einen der Berliner Bezirke, in denen ich mich öfter als notwendig aufhalten müsste. Ich bin dort immens verunsichert, denn im Prinzip kostet alles mindestens einen Euro mehr als woanders und mindestens zwei Euro mehr als in Neukölln in den Filialen gleicher Ladenketten – aber das wird sich ja bald ändern. Die Menschen dort sprechen nicht so oft noch Deutsch. Und wenn sie aber doch noch Deutsch sprechen, hört man nie einen Berliner Akzent mehr, sondern wohlgenormtes Hochdeutsch (denkt Euch hier den blöden Schwaben-Spruch), wenn Mami dem dreijährigen Leon-Rinaldo und der zweijährigen Emma-Marie erklärt, was man alles nicht tut aus biologischen Gründen. Läuft man durch Prenzlauer Berg in den kleineren Straßen im Sommer an einer dieser vielen kleinen Bio-Eistheken „Mami, ich will Bio-Eis, ich will ein Bio-Eis!” (Bio-Eisbuden müssen dort die Lizenz zum Geld scheißen sein!) vorbei, muss ich die Straße wechseln, weil diese völlig in Beschlag genommen wird von Muttis, Papis und deren Gören, die die Laufwege blockieren und mich die gleiche Panik befällt, die mich in den 80igern befallen hatte, wenn mir morgens auf dem Weg zur Arbeit ein Pulk Tauben die Straße versperrte. Meine Tauben-Phobie wurde durch eine Prenzelwichser-Phobie substituiert.
Es gibt also nicht sooo viele Gründe mich in diese Region meiner persönlichen Abneigung zu begeben. Außer wenn ich einmal Katzen sitte, was ich dieses Jahr öfter tat, weswegen ich auch letztendlich öfter im Prenzlauer Berg unterwegs war als mir gut tat und es ein Glück war, dass die zu befütternden Viecher niedlich genug sind, um meine persönlichen Qualen zu kompensieren. Dann gibt es diesen einen Second-Hand-Laden gegenüber der Katzensitterstelle, der es als einziger Second-Hand-Laden in der Stadt schafft, die Klamotten nicht stinkend anzubieten, weswegen sogar ich mich ausnahmsweise in der Lage sah in diesem Jahr dort mehrfach Sommerröcke für sehr wenig Geld zu erwerben – weil es ja in diesem Jahr im normalen Handel nur Shorts gab oder sehr kurze Röcke nur mit Leggins zu tragen, die ich auch seit den 80igern nicht mehr anziehe. Und es gibt einen Laden, der französische Lebensmittelprodukte anbietet, den ich auch gerne hier und da als Kundin beglücke. Andererseits, dessen Produkte finde ich auch auf einem Wochenmarkt in Charlottenburg … also … kein echter Grund, meine Abneigung geographisch allzu oft zu unterlaufen.
Dass ich mit dem Prenzlauer Berg wirklich nichts aber auch wirklich gar nichts mehr zu tun haben will, das ist mir letzte Woche aufgefallen, als ich dort an einer Döner-Imbissbude vorbei lief, die draußen Tische offerierte an denen Menschen saßen, die ihr Döner im Brot (!) auf dem Teller (!) mit Messer und Gabel (!) aßen.
Der Prenzelwichser kommt eben von einem anderen Stern und lebt in einer Galaxie, die nicht meine ist.
(Aus der Reihe: ein Gentrifizierungsblogpost in Ehren soll creezy niemand verwehren.)