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2017-09-25

Gute deutsche Geschichte



Deutsche Geschichte: ich, die ich seit meinem sechsten Lebensjahr auf dem Ehrenhof der Gedenkstätte des Widerstands vom 20. Juli 1944 im Bendlerblock aufwuchs, bin damals mit meinem Bruder und unseren Freunden auf dem Gelände in den leer stehenden Botschaftsgebäuden in der Tiergartenstraße und den beiden Bunkern auf dem Gelände spielen gewesen. In der italienischen Botschaft fanden wir noch Soldatenhelme und eine leere Geldkassette.



Dort zu wohnen, das war einerseits wie abgehängt sein – danach folgten auf Westseite geographisch nur noch Tiergarten und eine Brache namens Potsdamer Platz, Niemandsland – die kulturellen Monumente wie Philharmonie, Neue Nationalgalerie und Staatsbibliothek folgten erst mit den Jahren. Andererseits war es ein einziger riesiger Abenteuerspielplatz dort aufzuwachsen. Die zunehmend verfallenden Gebäude der Botschaften wurden dann irgendwann aus Sicherheitsgründen zugenagelt und gesichert.

Heute darf ich in dieser wieder zum Leben erweckten italienischen Botschaft zur Auftaktveranstaltung von „72 hrs True Italian Food” italienisch speisen und trinken – und in Erinnerungen schwelgen.

Was ich nicht tun könnte, hätten wir nicht diese Wiedervereinigung geschafft und wären in der Folge die alten Botschaften, wundervolle Gebäude, nicht an dieser Stelle reaktiviert worden. Und dafür bin ich, gerade auch in diesen besonderen politischen Tagen, immer noch so sehr dankbar!

2017-09-13

AirBerlin

Aha, jetzt sind also krank geschriebene Piloten der Grund, warum eine insolvente Fluglinie nicht überleben wird.

AirBerlin wird so oder so zerschlagen werden. Gerettet werden die wenigsten der Arbeitsplätze, darüber sind sich alle Mitarbeiter dort einig. Die Verwaltungsmitarbeiter sind draußen, viele von denen haben schon im letzten Jahr gekündigt. Nicht wenige von den übrig gebliebenen Mitarbeitern sind übrigens auch krank geschrieben, weil sie seit Monaten für die gegangenen Mitarbeiter mitarbeiten mussten, mittlerweile fertig und ausgelaugt sind.

So oder so haben nur die Piloten von AirBerlin eine echte Chance auf eine Weiterbeschäftigung (mit Lohneinbußen) in übernehmenden Betrieben. Die Flugbegleiterinnen – vor allem die älteren Angestellten – müssen sich höchst wahrscheinlich einen ganz anderen Job suchen. Bodenpersonal ist eh längst outgesourct.

Und die Verwaltung? Keine der die AirBerlin eventuell übernehmenden Gesellschaften wird sich zwei Verwaltungen leisten. Und das ist allen Mitarbeitern dort klar. Denen ist auch klar, das dieser Millionen-Hokuspokus eine einzige Verarsche ist.

Der Millionenkredit sorgt lediglich für etwas Ruhe vor der Wahl. Diese Ruhe stören nun die Piloten. Vermeintlich. Die eben genau nicht nur alleine im großen Stil sich krank schreiben lassen im Unternehmen. Bei AirBerlin ist es gerade mit den Hotlines und mit den CheckIns nicht anders – überall sind dort Mitarbeiter „krank geschrieben” – oder warum glaubt die Öffentlichkeit steht man an AirBerlin-Schaltern auf Flughäfen zur Zeit stundenlang an? Es läge eigentlich in der Verantwortung der hiesigen Journalisten das zu thematisieren. Tut der Journalismus aber nicht.

Eine Bekannte von mir – in der Verwaltung tätig – ist auch krank geschrieben seit zwei Wochen. Sie kann nicht mehr. Sie hat bereits seit Monaten für fünf gegangene und nicht mehr ersetzte Mitarbeiter gearbeitet – und sie braucht jetzt ihre Kräfte, um sich ihrem persönlichen künftigen Bewerbungskampf zu stellen. Sie hat jetzt schon Wochen hinter sich in denen sie arbeitete ohne zu wissen, ob sie wirklich am Ende des Monats ein Gehalt erhält. Bei den Leuten liegen die Nerven blank. Etwas mehr Respekt bitte diesen Menschen gegenüber.

AirBerlin ist insolvent. Die Schuld darin liegt aber nicht bei den Mitarbeitern. Zu keiner Zeit lag sie da – auch jetzt nicht! Die Schuld liegt im Missmanagement der Geschäftsführung. Die ganz alleine ist an dem heutigen Zustand dieser Fluggesellschaft schuld.

Die Schuld tragen nicht die Piloten, die nun in ihrer Verzweiflung auf stille Weise auf diesen unwürdigen Ausverkauf aufmerksam machen. Deren Arbeitsplätze sind eh nicht mehr zu retten. Die Gesellschaft ist nicht mehr zu retten – denn man hat nun seit Jahren schon versucht: AirBerlin irgendwie „zu retten”. Es funktioniert nicht.

AirBerlin ist kaputt saniert. Die Gesellschaft wird zerschlagen werden. Auf die Wünsche und Gefühle der (langjährigen) Mitarbeiter wird gepfiffen werden.

Jetzt den „gut bezahlten” Piloten als Buhmann hinzustellen – ohne sich auch nur einmal die Mühe zu machen, einen solch krank geschriebenen Piloten zu einer Aussage in der Berichterstattung einfließen zu lassen: das ist der deutsche Journalismus im Wahlkampf. An keiner Stelle habe ich gelesen, dass einem AirBerlin-Mitarbeiter irgendwo eine Stimme gegeben worden ist. Es wird über sie geschrieben aber gefragt werden sie nicht. Verschwiegenheitsklauseln hin oder her. Dieser Journalismus verletzt journalistische Grundsätze und dient der politischen und wirtschaftlichen Lobby wie der drogensüchtige Stricher auf Turkey.

Und noch einmal: Krankschreibungen töten kein Unternehmen, das eh schon tot am Boden liegt. Das kleine Werbegeschenk, die Ruhe vor der Wahl, das sich die Große Koalition so schnell einverträglich selbst gemacht hatte mit dem AirBerlin-Kredit, es funktioniert so nicht.

Das ist auch ganz gut so.

2017-09-10

Leseempfehlung

Die AfD ist für gar nichts die Alternative. Punkt. Warum aber die FDP genauso wenig eine Alternative für oder gegen Merkel, pro und contra Schulz (wie man es immer sehen möchte) ist, … ach lest selbst:

Programm der FDP – Warum uns mit Merkels Praktikant die Krise droht.

2017-06-30

Ehe für alle!

Die Ehe für alle bedeutet lediglich, dass Menschen, die gleichgeschlechtlich lieben genauso konservativ leben dürfen und an den Grundwerten dieser Gesellschaft mit gestalten dürfen. Im Guten.

Ich freue mich sehr für dieses Land und all die Menschen, die nun demnächst hochoffiziell „Ja!” sagen dürfen zueinander.

2017-03-05

Sternstunde

Und noch ein Fernsehhinweis. Ich nutze es gerade noch ein bisschen aus bevor am Monatsende DBV-T gekappt wird. Den umsteigen und für Privatsender (interessant, wie die sich den Todesstoß versetzen) bezahlen, werde ich nicht. Dann eben nur noch ausgesucht TV online gucken, eventuell werde Netflix oder was auch immer Kunde. Vielleicht lese, nähe, stricke oder schreibe ich auch einfach mehr. Wir werden sehen. Womöglich ist DBV-T ein ganz wundervoller Neuanfang in meiner persönlichen Zeitrechnung.

Aber … in dieser Woche (der Equal Pay Day nähert sich wieder) macht der Sender 3sat mit dem Thema Ungleichheit auf und stellt diese Themenwoche unter das schöne Motto „Die Zukunft ist weiblich” – mit sehr interessanten Filmen und Dokumentationen (Morgen, Montag z. B. porträtiert „The Power of Women” Frauen in Machtpositionen wie Politik und Wirtschaft – unter anderem: Hillary Clinton, Margot Käßmann, Melinda Gates oder Christine Lagarde).

Den Anfang machte heute in der Sendung Sternstunde die Ökonomin und Philosophin Lisa Herzog im Gespräch zum Thema „Was ist schlecht an Ungleicheit?” – interessante Ansichten weltlich ganzheitlich betrachtet. Sehr spannende Sendung, die neue Denkanstöße vermittelt.

2017-03-04

Im Land der Lügen

Dieser Beitrag der ARD ist schon etwas älter (sprich vom vergangenen Jahr) aber ich persönlich finde, dass er gerade in einem Wahljahr so relevant ist, dass man ihn sich unbedingt antun möge. Es geht letztendlich darum, wie Industrien, Unternehmen und leider auch Politiker auf Basis von Zahlmaterialien, in Statistiken verfasst, die Realität umdrehen und für ihr Business nutzen – eher häufiger zu unserem Schaden als zu unserem Nutzen.

Besonders ärgerlich dabei, wie gerade Politiker immer weniger sich an den Ehrenkodex halten, die Bürger genau nicht manipulieren zu dürfen! (Siehe Beispiel TTIP.) Lügen zu Grippen, Lügen hinsichtlich der Pharmaindustrie bis hin zu eigenmächtigen Neudefinitionen von Blutwerten, die ganze völlig gesunde Bevölkerungsgruppen plötzlich als krank definieren, Verfremdung von Statistikinhalten bis hin zu völlig konträren Aussagen derer eigentlichen Resultate.

Meine Empfehlung, weil wirkliches Bildungsfernsehen: Im Land der Lügen.

2017-02-19

Es wird kalt werden

Gestern fuhr ich mittags S-Bahn. Touristenlinie, die, die über Kreuzberg in die für Besucher attraktive Mitte dieser Stadt führt. Ich stand im Türbereich am Ende des Wagons, dort wo üblicherweise je zwei Sitzplätze sich gegenüber liegen. Alle Sitzplätze von Menschen mittleren Alters besetzt, ein Mann stand daneben. Alle sprachen Deutsch, mehr oder weniger. Die einen konnten ihren bayerischen Dialekt, wenn auch nicht komplett verstecken, allgemein verständlich unterdrücken, bis auf einen Mann, der kurz vor dem Zertifikat „muss untertitelt werden” kommunizierte.

Der Unterhaltung zufolge war der stehende Mann nach Berlin gezogen. Diese Menschen, höchstwahrscheinlich seine Freunde bzw. Bekannte, schienen ihn nun zu besuchen. Man fuhr S-Bahn und gönnte sich dabei den Blick auf die besonderen Attraktivitäten dieser aus dem Zugfenster im Winterschlaf liegenden Stadt.

All diese ganz normal aussehenden Menschen waren fixiert. Auf Ausländer. Das ging so: Man sprach darüber, dass außerhalb der Bahngleise Müll liegen würde. Und prompt war das Thema Dreck in der Stadt und wie sehr die Ausländer daran schuld sein. Und dass sie das doch „zu Hause” machen sollten. Ständig wurden z. B. Anekdoten erzählt bei denen es sehr wichtig war, dass die Protagonisten „drei Schwarze” sein. Auch diese Geschichte endete mit dem sauberen, überheblich mahnenden, deutschen Finger.

Das war an sich schon völlig unangenehm für mich als Deutsche anzuhören. Der Höhepunkt dieser Ungeheuerlichkeit zeichnete sich dann ab als an der gleichen Station mit mir ein Mann aussteigen wollte, der sich eben von einem der Sitzplätze inmitten dieser Reisegruppe erhob und er bzw. dessen Vorfahren höchstwahrscheinlich einmal in Indien oder Pakistan beheimatet waren/sind.

Diese Menschen, hier in der Stadt zu Besuch, hatten also keine Chance ausgelassen sich über Ausländer auszulassen, sehr abschätzig, während so einer zwischen ihnen saß.

Den Zug verließ ich dann doch mit einer Bemerkung, dass Berlin solche Besucher mit derartiger rassistischer Gesinnung, wie sie es offensichtlich wären, hier nicht bräuchte und sie hoffentlich sehr bald wieder nach Hause fahren würden.

Ich habe gestern erstmals begriffen, wie sehr weit und wo überall dieser Hass auf vermeintliche Andersartigkeit wieder in den Köpfen der Menschen in diesem Land gekrochen ist. Und wen diese Menschen im Herbst wählen werden.

Ich habe Angst.

2017-02-06

Da geht einem doch das Herz auf …

… oder wie man höchst professionell mit unprofessionellen Fake-News-Mitteilern umgeht:

2016-12-20

Schluss ist.

Interessenvertretungen – egal welchen Ursprungs, welcher Couleur, welchem Thema verbunden – können nur funktionieren und für ihre Sache profitieren in dem sie auf sich aufmerksam machen. Dazu bedarf es Werbung für sich und die eigene Sache. Soweit so gut.

Nun gibt es solche Vereinigungen, die glauben, im Sinne ihrer Ideologie, eine gesellschaftliche Veränderung nur erreichen zu können, in dem sie andere Menschen physisch und psychisch schädigen. Das unterstreicht vor allem die besondere Schwäche einer solchen Vereinigung. Soweit so schlecht.

Dem Mann, der gestern in Berlin mindestens zwölf Menschen tötete, offensichtlich mit Vorsatz und mindestens 50 Menschen physisch verletzte, – die Menschen, die psychische Verletzungen vom Erleben vor Ort davon tragen, die zählt man üblicherweise nicht – werde ich den Gefallen aber nicht tun. Weder werde ich ihn als das bezeichnen, wie ihn die Medien bezeichnen wollen; noch werde ich ihn auch nur ansatzweise in die Nähe irgendwelcher Vereinigungen sortieren, die sich allzu gerne für das gestrige Geschehen feiern wollen.

Das tue ich nicht. Ich werden ihm diese Form der Zuwendung entsagen. Sein Spiel spiele ich nicht mit.

Ich bin ab sofort eine Spielverderberin!

Er ist für mich lediglich ein Mörder. Er Verirrter. Einer, der sich in seiner armseligen Existenz nicht anders zu helfen wusste als zu töten. Seinen möglichen Hintergründen schenke ich keine Relevanz. Ich werde ihm und auch denen, die sich so sehr wünschen, er hätte das für ihre Sache getan und sich mit den fremden Federn dieses Mörders schmücken möchten (obwohl sie es selbst nicht einmal wissen) nicht die Macht geben, dass das, was da gestern getan worden ist für irgendeine Sache geschehen ist. Es gibt keine Zuordnung von mir.

Die üblichen Worte unserer Gesellschaft, die auf solches Tun marktschreierisch verwendet werden und so diesen Vereinigungen in die Hände spielen und den Zweck ihres Tun somit heiligen, werde ich nicht mehr verwenden. Ich werde mich diesem Glossar, der so ungefiltert zunehmend in unsere Alltagssprache einzieht, entziehen.

Ich wünsche mir sehr, Medien und Politiker würden das Gleiche tun. Wir würden, Ihr würdet es alle tun. Das ist, was solchen Menschen die Luft zum Atmen nimmt, ihnen die Grundlage für ihr Tun abspricht. Sie nicht mehr für ihr Tun mit einer Sache in eine Verbindung zu bringen. Sie in eine andere Ecke sortieren – in die sie nicht wollen.

Ich gehe davon aus, dass der Mann für sein Tun auf der Basis der Demokratie in der ich lebe und ihrem Rechtsverständnis einen fairen Prozess bekommt, keine Gelegenheit erhält sich diesem zu entziehen und ein gerechtes Urteil über ihn gefällt wird: für den vorsätzlichen Mord an z. Zt. zwölf Menschen, der Körperverletzung an mindestens 50 Menschen aus niederen Beweggründen.

Game is over!

2016-12-04

Wie gefährlich ist Big Data?

«Am Tag, als Kosinski diese Erkenntnisse publiziert, erhält er zwei Anrufe. Eine Klageandrohung und ein Stellenangebot. Beide von Facebook.»

Bildungstext. Absolute Leseempfehlung. „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt.

Und hier ist der im Artikel angesprochene Vortrag von Alexander Nix auf der Concordia Summit: „The Power of Big Data and Psychographics.

2016-11-29

Meine Güte!



… schreibt Gabor Steingart, Herausgeber vom Handelsblatt. Und der meint das ganz ernst.

Ich meine …

… Martin Schulz, seit 1994 Mitglied des Europäischen Parlaments, seit 2012 Präsident desselben (mit Unterbrechung.)

2016: diverse Politiker einschließlich einem Teil der deutschen Journaille: „OMG! Der Mann hat ja gar kein Abitur!”

Ernsthaft? Also, ist das wirklich Euer Ernst? Ganz ehrlich?

Davon abgesehen würde ich mir wünschen, dass irgendjemand – gerne mit/ohne Abitur – Herrn Steingart den Unterschied zwischen einem „Trinker” und einem „trockenen Alkoholiker” erklären könnte. Ihm zuliebe, damit er seine ihm abiturgegebene Ahnungslosigkeit künftig nicht ganz so blöd raushaut.

bildblog: Ein Einschub voller Verachtung

2016-11-20

„Kann den wer anzünden bitte?”

Florian Klenk, Journalist, twittert die Idee deutschsprachige Nachrichten mit türkischen Untertiteln abrufbar zu machen, damit Türken, die kein Deutsch verstehen, sich ein Bild zur kritischen Berichterstattung über Erdoğan machen können. Schwups wird er von den Rechten wie die Sau durch Facebook getrieben. Ein Kommentator, Boris, schreibt: „Kann den (Florian Klenk) wer anzünden bitte?“

Klenk besucht diesen Boris darauf hin in seiner Heimatstadt und unterhält sich mit ihm.

«Boris fragt einmal ganz verzweifelt, „wieso sich die Herren Staatenlenker nicht endlich einmal hinsetzen und Frieden machen“. Man müsse Extreme wählen, sagt er, wenn man eine Kurskorrektur wolle.»

«Frottier (Pattrick Frottier, Psychologe) zögert mit Ferndiagnosen. Aber er sagt, wenn sich Menschen „ihrer selbst nicht mehr sicher“ seien, wenn sie Angst vor Kontrollverlust hätten, dann seien drei Reaktionsmuster zu beobachten: Weglaufen. Erstarren. Oder eben: der Angriff. Es seien übrigens die Wohlhabenden, jene, die nie Not oder Elend kennengelernt hätten, die sich nun vermehrt bei Pegida und FPÖ wiederfänden. Weil sie Angst vor dem Abstieg und dem Kontrollverlust hätten, eine Erfahrung, die sie nicht kennen.”

Lesenswert! (via Mela Eckenfels)

2016-11-19

Das Verständnis von Qualität im Zusammenhang mit Deutschlands Politik …

… im Großen und im Allgemeinen.

Die Tagesschau berichtete diese Woche, dass eine verhältnismäßig hohe Zahl von gegen die Bescheide der Jobcenter angestrebten Klagen der ALG II-Empfänger vor den Sozialgerichten erfolgreich wären. 40 % dieser Klagen sind demnach zu Recht erfolgt.

Der Artikel nennt im September 2016 189.340 eingereichte Klagen gegen ALG II-Bescheide bei den Gerichten anhängig. Nun kann man natürlich sagen, davon 40 % sind im Umkehrschluss eben auch 60 % offensichtlich zu Recht erfolgte Kürzungen, Sanktionen, Zeitverschleppungen seitens der Jobcenter. Aber wohl nur die Arbeitsagentur käme hier auf die Idee das als Erfolg für sich zu werten. Es bleibt dabei in 40 % (und es gibt genügend Menschen, die falsche Bescheide einfach hinnehmen, weil die des Kämpfens müde sind; sprich da gibt es durchaus eine höchstwahrscheinlich höhere Dunkelziffer) dieser Bescheide wurde der Job einfach schlecht gemacht. Oder sind gar nicht erfolgt. Im Zusammenhang mit dem Jobcenter ist die Untätigkeitsklage zu einem beflügelten Amtsmittel geworden.

Was ich aus diesen Zahlen lese – und das ist für mich die eigentliche schreckliche Nachricht – die Jobcenter haben ihre Qualitätssicherung längst an die Sozialgerichte ausgelagert. Sie machen ihre Jobs offensichtlich in einer hohen Anzahl von Fällen schlecht. Die Kosten tragen alle in dieser Gesellschaft!

«Die Zahlen belegen nach Ansicht von Zimmermann, wie anfällig das System für Fehler und Willkür sei.» Sabine Zimmermann, (stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag)

Das ist eine Frage der Qualität.

In dieser Woche machte immer wieder im Zusammenhang mit der Tatsache, dass nun Donald Trump als neuer US-Präsident vereidigt wirkt, die Runde, dass unsere Bundeskanzlerin dem Herrn Trump gar nicht zur Wahl hätte gratulieren können bzw. erst drei Tage später, weil die Telefonnummer des Herrn Trump ihr nicht zur Verfügung gestanden hätte (!). Generell hätte man noch gar keinen Kontakt noch Zugang zu seinem Gefolge. Im Unterton sollte dabei gerne mitschwingen, der Herr Trump wäre ein arroganter, für unsere Heiligkeit „die Deutschen” nicht erreichbarer, nicht einschätzbarer künftiger Präsident der Vereinigten Staaten.

Das mag zum Teil stimmen. Dennoch würde ich da gerne Einspruch einlegen. Die hiesige Regierung war schlicht zu arrogant, zu ignorant, um in den letzten Monaten sich auch auf den Plan zu schreiben, Donald Trump könnte die Wahl gewinnen und hat sich schlicht nicht um Kontaktmöglichkeiten zu ihm bemüht. Man hat ihn nicht ernst genommen, man hat nicht eine Sekunde an Plan B geglaubt. Deswegen hat man sich auch in Regierungskreisen offensichtlich nicht um einen Zugang zu ihm bemüht. Man ist mittlerweile schlicht zu doof für Plan B. Oder zu bequem, was weiß ich. Man hat es offensichtlich darauf angelegt, zu einem zweiten Kandidaten keine Kontakte aufzubauen.

Das ist dann eine Frage der Qualität.

Ein Verständnis dafür, wie möchte ich meinen Job machen? Qualifiziert und möglichst fehlerlos? Oder ist es mir egal, was am Ende dabei herauskommt? Denn: Irgendeiner wird es am Ende schon richten.

Ja, irgendeiner wird es am Ende schon richten. Bauten, die am Ende nicht fertig gestellt werden oder viel später und Milliarden kosten. Irgendeiner richtet das schon. Ausschreibungen, die sich anfechten lassen. Irgendeiner richtet das schon. Schlampiger Straßenbau? Irgendeiner richtet das schon.

Irgendeiner richtet das und irgendeiner ist dann oft ein Unternehmen aus der freien Wirtschaft, die dann die Jobs machen (siehe in Berlin z. B. die Organisation im LaGeSo), die von einer mangelhaft arbeitenden Politik an zum Teil mangelhaft arbeitende Behörden abgegeben werden. Ob diese Unternehmen dann den Karren wirklich weniger mangelhaft aus dem Dreck ziehen, ist dahingestellt. All das kostet Geld. Viel Geld. Unser aller Geld. Dabei bleibt immer mehr das Verantwortungsbewusstsein auf der Strecke, die Liebe dazu die Dinge richtig machen. Irgendeiner wird das am Ende schon richten. Irgendeiner wird das schon bezahlen.

Made in Germany ist längst kein Qualitätsurteil mehr. Made in Germany ist ein einziger Bug.

Es tut mir im Herzen weh, wie sehr sich dieses Land kaputt schlampt.

2016-11-10

Entsetzt

Nein, ich bin zu hellsichtig, dass ich wirklich im Vorfeld glauben wollte, Trump hätte am Ende Hillary gegenüber kaum noch eine Chance im Kampf um den Einzug ins Weiße Haus. Ich habe das gestrige Ergebnis mehr als geahnt – schlussendlich kenne ich die Ergebnisse der letzten Wahlen hier in Deutschland. (Das Einzige, was uns hierzulande bei den letzten Wahlen einzelner Bundesländer noch gerettet hatte vor einem noch größeren Stimmengewinn der AfD, ist die hiesige größere Parteienvielfalt am Wahltag.) Wie viele Präsidenten in den Vereinigten Staaten kennen wir denn, die nach acht Jahren Präsidentschaft nicht auch mit ihrem Weggang einen Wechsel der Partei mit sich gebracht haben?

Spätestens mit den neuen Ermittlungen eines republikanischen FBI-Chefermittlers gegen Clinton in der E-Mail-Affäre, die vor Monaten als abgeschlossen galt und für die sie sich bereits, unter Eingeständnis der von ihr gemachten Fehler, entschuldigt hatte, war klar, dass Trump (meiner Meinung nach unfaire Register gezogen hatte) und längst nicht so abgeschlagen war, wie ihn – nicht nur die hiesige – Presse sehen wollte.

Ich bin daher sehr gespannt, ob ein Trump, der einer Clinton als Todessünde vorwirft, sie habe ihren eigenen Mail-Server für berufliche Mails verwendet, nun wirklich auf seinen schönen größeren schicker ausgestatteten Privatjet verzichten wird – und künftig mit der AirForce One zu reisen gedenkt. Ich hege Zweifel.

Im Grunde war die Sache bereits mit der Kandidatur Trumps entschieden. Die allermeisten Menschen wählen viel weniger klug als wir es uns wünschen möchten. Sie wählen ichbetont, denken kaum weiter als bis zur eigenen Haustür, möchten ausschließlich persönliche Vorteile aus ihrer Wahlentscheidung ziehen können. Das ist … menschlich. Und: so sehr ich Frau Clinton einerseits schätze, ich hätte sie wohl auch nicht gewählt. Dafür ist sie mit ihren Altlasten (die ich persönlich weniger kritisch sehe als die Allgemeinheit, dazu ist das politische System in den USA, wo Wahlkämpfe von Kandidaten selbst mit finanziert werden müssen, einfach viel zu anders) mir zu wenig mit ihren politischen Zielen aus dem Schatten von Obama getreten.

Dass man allerdings ausgerechnet einer Frau wie Clinton vorgeworfen hatte, sie sei politisch nicht als neutral zu bewerten, weil sie bei Firmen für Geld Vorträge gehalten habe – und zudem – ganz große Schande: sogar für sehr viel Geld (was unterm Strich in dieser Welt immer noch heißt, sie hat höchstwahrscheinlich deutlich weniger bekommen als jeder männliche Speaker in vergleichbaren Foren und Positionen) diese verdammte Verlorgenheit, die macht mich wirklich krank.

Auch erzürnt mich sehr, wie sehr dieser Wahlkampf gezeigt hatte, wie man im Jahr 2016 mit einer Frau als Kandidatin immer noch umgehen kann. Dass man Frauen Dinge als No-Go! vorwerfen kann, die für Männer längst als legitimiert gelten. Was für eine verlogene Gesellschaft das immer noch teilweise ist: rückständig, ignorant, sexistisch, kein bisschen emanzipiert. Es fällt mir persönlich sehr schwer unter dem Aspekt einer demokratischen Wahl Frauen das Recht zuzugestehen, dass sie Trump gewählt haben. Betont höflich formuliert: ich begreife sie nicht.

Viel schlimmer als einen Trump als neuen US-Präsidenten, sehe ich allerdings die Tatsache, dass so ganz nebenbei die Republikaner nach den Wahlen die – doch, man kann es so nennen – eine erschreckende, fatale politische Übermacht haben in den USA. Das wird für viele Amerikaner, vor allem für arme Amerikaner, eine noch fürchterliche Wandlung nehmen.

Trump kommunizierte gestern in seiner Rede, er möchte Amerika wieder zu einer Einheit werden lassen. Es ist so gut wie sicher, dass er als erste politische Entscheidung Obamacare rückgängig machen wird. Dafür sitzen nun viel zu viele Republikaner im Kongress, als dass diesem Vorhaben sich noch jemand auf der Seite der Demokraten wirklich entgegen stellen könnte.

In Amerika werden nun künftig die Ärmsten der Armen wieder nicht medizinisch behandelt werden, noch Vorsorge erfahren, also sterben, weil sie sich eine gesundheitliche Versicherung gar nicht leisten können. Waffen wird unter Trump nun jeder haben dürfen. Die Behandlung von Schusswunden von Unbeteiligten im Straßenkampf wird arme Familien in die hoffnungslose Verschuldung stürzen.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es auch ein erklärtes Ziel der AfD ist, das hiesige Gesundheitssystem so zu verändern, dass hierzulande arme Menschen keine gesundheitliche Versorgung mehr so ohne Weiteres, geschweige denn überhaupt die Unterstützung eines Sozialstaates noch erfahren dürfen.

Ich hoffe sehr, die deutsche Bundesregierung hält sich zurück mit Einladungen an den künftigen US-Präsidenten Deutschland zu besuchen. Ich möchte kein Geld verschwendet sehen an einen Mann, der in seinem Land eine Mauer errichten möchte.

Solche Menschen haben in Deutschland nichts verloren!

2016-11-08

Bericht aus Brüssel

Martin Sonneborn, Die Partei, hängt ja nun in Brüssel ab und schreibt in der Titanic lustige Histörchen aus dem europäischen Sitzungs- und Feieralltag. Parlamentgedöns mal anders. Sehr unterhaltsam!

2016-07-27

Die Dumpheit des deutschen Politikers ist unermüdlich

„Waffenverkauf im Darknet": verbieten! „Umbau von sogenannten Theaterwaffen (ehemals scharfe Waffen für Film/Theater umgebaut zu nicht scharfen Waffen, im Darknet (oder sonst wo auf dem schwarzen Markt, ist ja nicht so als bräuchte man das Internet zwingend dafür) wieder zurück gebaut zur scharfen Waffe illegal verkauft”: verbieten!

Für all das gibt es bereits Verbote und Richtlinien (yep, sogar für den neumodischen Darknet-Kram). Werden nur nicht eingehalten, weil sie nicht kontrolliert bzw. Vergehen verfolgt werden können. Weil das Ermittlungspersonal fehlt. Weil den Ländern und Kommunen die Gelder fehlen für mehr Personal. Weswegen fehlten die Gelder für mehr Personal? Weil Politiker ihnen die Haushalte zusammen streichen auf Teufel komm raus.

Und was ist die Antwort vom Politiker, wenn seine Richtlinien nachweislich nicht befolgt werden?

Neue Richtlinien schaffen! Weil kann man ja wieder viele neue schicke AGs schaffen, die Richtlinien bewerten und befreundete Experten reinholen in den Politikersumpf, die dann als Experten prima Sitzungsgelder abzocken, die später dann wieder fehlen, wenn wir die Richtlinie einhalten wollen würden.

Ey, so ultimativ penibel wie deutsche Politiker können sich nicht mal Katzen in den Schwanz beißen. Naja, ist immerhin auch 'ne Kernkompetenz.

2016-07-25

Wenn Donald Duck nicht mal demnächst seinen Vornamen ändern lässt …

«Diese Menschen (Donald Trump und Boris Johnson) haben keine Persönlichkeit. Sie haben Haarschnitte. Hässliche Haarschnitte. Und wir fallen herein auf das Spiegelbild, das sie von sich selbst sehen - das Spiegelbild, das sie als kleine Götter zeigt.»

Laurie Penny feiert bei den Republikanern.

Psychologen halten Trump für eine außergewöhnlich narzisstische Persönlichkeit. Oder wie ein ehemaliger Freudn Trumps nach dessen Reaktion in einer persönlichen Krise beschreibt: „Er pisst Eiswasser.”

Clemens Wergin, Cleveland schreibt für die Welt und N24.

2016-07-22

Bauchschmerzen …

… bekomme ich, wenn ich an den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner denke. Da kommt noch was auf uns zu, das wird nicht lustig werden.

Im New Yorker spricht der Autor Tony Schwartz über seine Erfahrungen mit Donald Trump, als er als dessen Ghostwriter sein frühes Werk „The Art of the Deal” schrieb.

„Not long after the discussion of the party bills, Trump approached Schwartz about writing a sequel, for which Trump had been offered a seven-figure advance. This time, however, he offered Schwartz only a third of the profits. He pointed out that, because the advance was much bigger, the payout would be, too. But Schwartz said no. Feeling deeply alienated, he instead wrote a book called “What Really Matters,” about the search for meaning in life. After working with Trump, Schwartz writes, he felt a “gnawing emptiness” and became a “seeker,” longing to “be connected to something timeless and essential, more real.”

Sowas von lesenswert!

2016-07-15

Menschen

Bei der Hebung des gesunkenen Flüchtlingsschiffes – beauftragt durch die italienische Regierung, nachdem die zuständige Staatsanwaltschaft von Catalania eine Hebung abgelehnt hatte, weil „nicht notwendig für die Ermittlungen, teuer und langwierig” – Anfang Juli ist man noch von ungefähr 300 ertrunkenen Geflüchteten im Wrack ausgegangen.

485 Menschen, das weiß man heute, sind es noch gewesen, die im Rumpf des Schiffes den Tod gefunden haben. Schiffe, die oft keinen Namen tragen, und daher leicht vergessen werden können, da sie nicht über ihren Namen mit dem Schreckens einer „Titanic” oder „Costa Concordia” verbunden werden können bzw. müssen.

In dieser Liste der weltweit gesunkenen Schiffe seit 2011 steht das Ungefährzeichen „≈” für die ungefähre Anzahl der zu Tode gekommenen Menschen auf der Flucht. Ungefähr, weil man die genaue Anzahl von Passagieren nicht kennt und weil man diese Schiffe nie bergen wird. Aus oben genannten Gründen. Es ist nicht wirtschaftlich vertretbar, es ist für die ermittelnden Behörden nicht von Relevanz. Man kann die Fälle nicht schnell abschließen. Das möchte man gerne, aus den Augen aus den Sinn.

Und irgendwo auf dieser Welt warten Menschen, Liebende, Verwandte auf eine Nachricht von diesen von ihnen vermissten Menschen. Sie werden nie endgültige Gewissheit erfahren. Sie werden nie beerdigen dürfen. Nie abschließen können.

Nicht jede Regierung hat das Rückgrat, wie die aktuelle italienische Regierung. (Womöglich hat die Regierung aus dem unfassbaren ersten Eintrag dieser Liste gelernt.)

Wie der italienische Regierungspräsident, Matteo Renzi, Mitte Mai 2015 in einem Interview sagte: „Ich will, dass die ganze Welt sieht, was geschehen ist. Es ist nicht akzeptabel, dass einige Leute weiterhin nach dem Motto 'aus den Augen, aus dem Sinn' handeln.”

Es liegt nun an uns, diesen 485 Menschen – und allen die nach ihnen gestorben sind und noch sterben werden auf diesem unsicheren Weg ihrer Flucht – ein Gewicht zu geben.

Unsere Regierung wird es ihnen nicht geben.

2016-05-22

Krault. Mehr. Fledermäuse. Einself.



Für mehr Weltfrieden, Österreich.