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2020-07-27

Wonnemar Resort Hotel Wismar – Urlaub im Spaßbad



Mit Sicherheit ist wohl die sicherste Möglichkeit im Jahr 2020 in Deutschland Urlaub zu machen. Unsere Heimat ist so wunderschön und vielfältig – jedes einzelne unserer Bundesländer sind immer eine Reise wert! In der nächsten Zeit möchte ich Euch einige Hotels vorstellen, die Euch mit viel Engagement und Vielfalt in ihren günstigen Angeboten einen perfekten Familienurlaub in diesem schwierigen Jahr ermöglichen.

Denn manchmal bringt doch auch ein gelungener Kurzurlaub die dringend benötigte Erholung. Ein perfektes Essen in einer schönen Unterkunft, badefreudige Aussichten Sauna-, SPA- und Sportlandschaften oder Spielwelten für die ganz jungen Gäste. Mal ehrlich, gerade unseren Kindern wurde in diesem Jahr so viel abverlangt – ein Kurz- oder Langausflug – vielleicht mit Oma und Opa – könnte das nicht eine sinnvolle Belohnung für sie sein?

Zumal nicht selten tolle Hotels direkt um die eigene Ecke liegen. Oder fast um die Ecke … Daher lasst uns heute zuerst in wunderschöne Mecklenburg Vorpommern reisen und zwar in die Hansestadt Wismar.

In Wismar habe ich mich vor zwei Jahren extrem wohl gefühlt als ich auf Einladung der Rapsölunion dort ein paar kurzweilige, natürlich viel zu kurze Tage verleben durfte. Also kann ich Euch schon alleine diese bezaubernde Stadt ans Herz legen!


click aufs pic makes it big

Die Altstadt von Wismar ist seit 2002 (gemeinsam mit Stralsund) zum Welterbe der UNESCO ernannt worden. Sie repräsentiert heute eine – im Krieg halbwegs verschonte – typisch entwickelte Stadtanlage aus der Blütezeit der Hanse im 14. Jahrhundert. Monumentale Backsteinkirchen, repräsentative Kaufmannshäusern – hervorragend restauriert, der mittelalterliche Grundriss der Wismarer Altstadt ist bis heute nahezu unverändert bewahrt worden. Die Restaurierungen der Bauten sind denkbar sorgfältig durchgeführt worden.



Ein Spaziergang entlang der Grube, einer der ältesten künstlichen Wasserläufe Deutschlands. Oder durch die Hafenanlage, wo die Fischer ihren frisch gefangenen Fisch verkaufen.



Lauter nette kleine Restaurants, ein Besuch dieser aparten Stadt lohnt sich so sehr.



Wonnemar Resort Hotel Wismar


Wonnemar Erlebnis- u. Spaßbad mit Wonnemar Rutschentower.

Zudem warten nun auf die großen und kleinen Gäste – seit 2016 erst – im Wonnemar Resort-Hotel in der Wismarer Bucht 10.000 qm Saunawelt mit fünf Saunen, einem Thermal- und SPA-Bereich – und das 15.000 qm große Erlebnis- und Spaßbad. Das junge Hotel bietet 90 Zimmer in allen Größen und Komfortlösungen mit Blick ins Grüne oder auf die Alstadt von Wismar. Etagenbetten für die kleinen Gäste – kein Problem!


Gestatten: Wonni, Spaßrobbe von Beruf.

Gerade den Kleinen wird hier der Tag bei so viel Angeboten überhaupt nicht langweilig: Wonni-Kinderland, Miniclub, Baby- oder Kinderschwimmkurse im Wonnemar Erlebnis- und Spaßbad unterhalten die jungen Gäste, während sich die Erwachsenen beim – im Preis inbegriffenen – Animationsprogramm wie Aqua-Fitness oder Aqua Jogging oder im Wellenbad fit halten können.  Auf dem wundeschönen riesengroßen Rutschentower haben im Bad dann alle gemeinsam ihren Spaß! Die größeren Kinder können im Game-Konsolenzimmer abtauchen.

Das hauseigene Restaurant Fine Dining Restaurants Tafelhuus serviert frische Küche, die von der Region rund um die Hansestadt Wismar inspiriert ist. Im Sommer oder späten Herbst kann man auf der großen Außenterrasse oder im Biergarten der Abend in Ruhe ausklingen lassen.

Apropos Herbst – in diesem Jahr offeriert das Wonnemar Resort Hotel im Buchungszeitraum vom 1.9. bis 21.12.2020 das Family-Spar-Highlight: Für 170,— Euro pro Erwachsenen für zwei Übernachtungen im Familienzimmer (bei Belegung bis zu vier Personen) inklusive Frühstück, einem 3-Gänge-Menü am Abend (Halbpension), inklusive Nutzung des Erlebnis- und Spaßbad, kostenfreie Kinderbetreuung im Miniclub (Voranmeldung erwünscht).

In und rund um Wismar gibt es unzählig viele weitere sehr schöne Ausflugsziele, z. B. die wunderschöne Insel Poehl mit ihren Stränden, die natürlich auch z. B. im November ihren Reiz haben. Die Sonnenuntergänge haben durchaus Mittelmeerqualitäten …



Die Hafenanlage von Wismar mit der großartigen originalgetreu nachgebauten großartigen Kogge wenn sie denn gerade im Heimathafen weilt.





Lasst Euch in einer Stadtführung von Wismarer Originalen zeigen, wo z. B. die ZDF-Krimiserie SOKO Wismar gedreht wird – wie sehr der Wismarer mit beiden Beine im Leben steht



oder Euch in die historische Geschichte der Stadt Wismar entführen. In nun 35 km Entfernung ist die Hansestadt Lübeck super schnell zu erreichen – und dann ist da doch generell noch diese wunderschöne Ostsee!

Informationen zu den weiteren vielfältigen Angeboten (Gourmet-Arrangement, Freundinnen-Tage, Advents-Special) des Wonnemar Resort Hotel Wismar auf der Homepage.

Disclosure: Ich halte keine Aktien an diesem Hotel, war dort auch noch nie zu Gast. Ich weiß, dass Hotels in diesen Tagen hart zu kämpfen haben, deren Agenturen ebenso und ich möchte mit diesem Blogpost die Menschen, die in diesem für die Tourismusbranche so sehr harten Jahr arbeiten und aushalten müssen, mit dem Text unterstützen.

2020-07-26

Swapfiets – echte Leihräder!



Seit einer Zeit schlägt meiner innerer Monk hier in Berlins Straßen Purzelbäume. Andauernd. Der Grund? Ständig fahren hier Leute herum, deren Fahrräder zweifarbige Reifenmäntel haben. Hinten normaler Standard, vorne sind die Mäntel blau.

Blau!

„Das geht doch so nicht!”, findet (m)ein von einem gleichberechtigten Sternzeichen (Waage) durchgeprägtes Ich. „Und warum tun die Leute, das ihren Fahrrädern an?”, frage ich mich andauernd. Ich brauche doch Gleichberechtigung und Schönheit beim Radmantel! (Tatsächlich habe ich seit letztem Jahr an meinem Fahrrad zwei unterschiedliche Schalter für die Gangschaltung und der hintere Reifen hat 40 mm, während der neue vorne 38 mm breit ist. Für meine Verhältnisse fahre ich wie bei den Hotten Totten!)

Und jetzt noch blaue Vorderreifen bei allen anderen! Mein kleines radelndes Weltbild gleichbleibender Farbgebung beim Fahrrad wird also gerade mächtig geschüttelt.

Nun gucke ich neulich vorfreudig – in Vorbereitung einer herbstlichen mit Radtouren geprägten Pressereise – mir den einen Sponsoren dieser Reise an und sehe was? Lauter Fahrräder mit blauen Reifen vorne dran! Natürlich kann man darüber streiten, ob man das schön findet (an den an sich schönen Fahrrädern) aber im Endeffekt finde ich die Idee vom persönlichen Leihrad von Swapfiets ziemlich grandios: Leihräder!

Und zwar nicht hässliche unmotiviert in der Stadt herumstehende Leihräder, die ungünstig auf Gehsteigen entsorgt werden. Sondern ein echtes personifiziertes Leihfahrradmodell. Man mietet sich für eine Monatspauschale ein Fahrrad, das man nicht abgeben muss oder neu reservieren muss. Das bei einem bleibt! Hat das Rad eventuell eine Panne, wird es binnen 24h repariert. Wird es gestohlen, wird es für eine vergleichsweise geringe Eigenbeteiligung (z. Zt.) € 60,— ersetzt – vorbehaltlich, es war ordnungsgemäß angeschlossen.

Damit man das problemlos tun kann, kommen die Räder kommen mit einem Doppelschlosssystem und Schlosskette. Und können in drei Rahmengrößen für jede Körpergröße (49, 53, 57 cm) bestellt werden. Gekündigt werden kann der Mietvertrag je nach Modell monatlich, dann fällt eine einmalige Bearbeitungsgebühr von € 15,— an oder jahresweise ohne extra Gebühr.

In Deutschland kann man Swapfiets in diesen Städten schon mieten: Aachen, Berlin, Braunschweig, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Freiburg, Göttingen, Halle, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Karlsruhe, Kiel, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Münster und Oldenburg. International kann man Swapfies derzeit natürlich in den Niederlanden (Firmenursprung), Belgien und Dänemark in Anspruch nehmen. Die Metropolen London, Paris und Mailand sollen bis Jahresende folgen.



Die monatliche Mietpauschale variiert je nach Stadt (und womöglich Diebstahlquote) und Fahrradmodell, in Berlin kostet das Deluxe 7, ein Cityrad (frz. Rahmen) mit Gangschaltung, Dynamolicht und Gepäckträger € 19,— im Monat, ein Hollandrad ohne Gangschaltung € 16,—.



Auch ein eBike haben sie im Programm (übrigens auch e-Schooter und e-Roller), das kostet monatlich € 73,—. Für Studenten gibt es übrigens geringe Nachlässe.

Modell- als auch Standortwechsel sind jederzeit möglich (sofern im neuen Wohnumfeld Swapfiets verfügbar sind). Wichtig: Laut AGB darf nur der Vertragsnehmer mit dem Fahrrad fahren.

Alles in allem eine durchaus praktische Angelegenheit bei sehr attraktiven Leihgebühren und deswegen kann sogar ich mittlerweile die blauen Vorderräder auch etwas entspannter bestaunen.

P.S. Kaum haste so einen Text geschrieben, hat mein Rad vorne einen Platten. Sensibel, das Kleine, so sensibel.

2020-06-30

Torre Chianca di Porto Cesareo



Disclosure: Ich durfte auf Einladung der Europäischen Union, Apulien (Ministerium für Tourismus und Kultur), Pugliapromozione (Verband der Region Union 3) und dem Tourismus- u. Kulturmagazin Spiagge nach Apulien reisen.

Wehrtürme gibt es an Italiens Küsten wie – Achtung, Premiumkalauer! – Sand am Meer. Da bilden auch die Küsten Apuliens keine Ausnahme, es gibt kaum einen Ort an der Küste, der nicht, meist in Hafennähe, über einen solchen Turm verfügt. Oft sind sie gut erhalten und beherbergen gerne Museen oder sonstige Orte zum Kulturgeschehen. Entlang der Küste fristen leider auch einige von ihnen tristes Ruinendasein, z. B. der Torre Castilgione aus dem 16. Jahrhundert, von dem lediglich ein überwachsener Haufen Schutt von seiner Existenz zeugt.

Mehr Glück hatte da Torre Chianca di Porto Cesareo. Sie liegen beide in enger Nachbarschaft südwestlich ca. 35 Kilometer von Lecce entfernt in der gleichnamigen Provinz Apuliens – an einem der schönsten Strände der Küste des Ionischen Meeres unweit der Hafenstadt Porto Cesareo.

(Torre Chianca di Cesareo ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem Torre Chianca (Torre Santo Stefano), der auf der gegenüberliegenden Seite am Adriatischen Meer verfällt. Wobei dieser aufgrund seiner Lage an der Spiaggiaebella in einem Naturschutzgebiet auch unbedingt besucht werden sollte.)


Der Blick von Torre Chianca auf seinen Namensgeber Porto Cesareo

Torre Chianca di Porto Cesario wurde liebevoll restauriert und gehört zum Museum für Meeresbiologie Porto Cesareo und beherbergt die Dauerausstellung „Storie dal Mare di Porto Cesareo”.



Ursprünglich wurde der Wehrturm von Spaniern erbaut, um Lecce vor den Sarazenen zu schützen. Zwischendurch diente er als Unterkunft für Invalide, im zweiten Weltkrieg, schon fast verfallen, beherbergte er die Artillerie. 1974 begann man mit seiner Restauration und heute steht er in voller Pracht auf der Landzunge umschmeichelt von der Spiaggia di Torre Chianca. Der den Turm umschmeichelnde Strand ist traumhaft schön.



Der perfekte Ort für einen Strandurlaub mit Kindern, dieser Strand läuft sehr lang flach ins unfassbar klare azurblaue Wasser


(click aufs pic makes it big.)

Im Hinterland von Torre Chianca, einem Naturschutzgebiet, wurde der See Bacino di Torre Chianca angelegt, ein künstlicher See in den Süß- und Meerwasser eingespeist wird und dem Besucher die Vielfalt der apulischen Pflanzen- und Tierbevölkerung solcher Küstenbecken offenbart. Weitere Informationen hierzu findet man in einer der Ausstellungen im Turm. Vom Turm aus kann man die der Küste vorgelagerten Inseln Isola della Malva und Isolotto (!) a forma di cuore sehen.



Der Turm hat die Form einer gestutzen Pyramide, jede seiner Seiten misst 16 Meter Länge mit einer Höhe von imposanten 18 Metern. Eine beeindruckende Außentreppe führt zur Mitte des Torre. Im Innern beherbergt der Turm zwei Ebenen mit jeweils 8 Metern Höhe, die jeweils über schmale Treppen zu erreichen sind. Auch seine obere Ebene kann besucht werden und schenkt den Besuchern einen wundervollen Blick über die gesamte Region.



Wir waren im Herbst am frühen Abend dort, wenn es doch deutlich früher dunkel wird und hatten daher die besondere Freude, den Sonnenuntergang auf der oberen Freiebene des Turmes zu erleben.

Das Museum beherbergt auf seinen Ebenen mehrere Ausstellungen zur Geschichte der Meere, Meeresbiologie und -fauna rund um den Salento, die auf Italienisch und Englisch dokumentiert sind. Mit Rückkehr der Statue des Ägyptischen Gottes Thot, die in den Gewässern des Salentos gefunden wurde, ist hier nun auch eine Dauerausstellung zur ägyptischen Geschichte eingezogen.





Ebenso eine Exposition, deren Thema der Schutz der Meere ist und die charmant kindgerecht präsentiert wird.


Die Statue des Gottes Thot



Am 12. Januar 1932 fischte der Fischer Raffaele Colelli von Porto Cesareo zusammen mit seinem Bruder Chicco Colelli und seinem Freund Eupremio Alemanno auf der Höhe der Insel Malva in etwa fünf Metern Tiefe eine 36 cm hohe Statue aus dem Ionischen Meer, die einen Affen darzustellen scheint.



Sie fischten in der damals üblichen Art nach Seeigeln. Ein Eimer ohne Boden wurde vom Boot aus ins Wasser gehalten, quasi als Lupe funktionierend, mit einem Angelstab wurde die Beute eingesammelt.







Colellis Sohn erzählt heute noch, dass er diese Statue zunächst für Spielzeug hielt und erst einmal dementsprechend mit ihr seinen Spaß hatte.

Später stellte sich heraus, dass die Statue Thot darstellt – und somit ein sensationeller Fund prähistorischer ägyptischer Geschichte ist.  Sie kann der saïtischen Periode der XXX. Dynastie des VI. Jh. v. Chr. zugeschrieben werden.

Thot ist eine durchaus komplexe ägyptische Gottheit, die üblicherweise in Form eines kynokephalen Affen oder Ibis dargestellt wird, dar. Sie entspricht in ihrer Bedeutung dem griechischen Hermes oder dem römischen Merkur. Thot spielte eine wichtige Rolle in der Welt der Unterwelt und im Totenkult – und gilt zudem als Beschützer der Schriftgelehrten. Auf dem Sockel der Statue aus grünem Basalt liest sich eine Inschrift in Hieroglyphen.

„NBW HMN.W NBW NSR - MWTWTW.W NRJ - JBJ RJ - NFR”

übersetzt: Meister von Hmôn (Herkunftsort der Statue in Hermopolis), Herr der Worte Gottes (Heilige Schriften), untergebracht in Re-Nofer (Onufis-Platz im Nildelta).

Es ist wahrscheinlich, dass die Statue Teil der Ladung eines römischen Lastschiffes war, das im stürmischen Meer einen Teil seiner Ladung verloren hatte oder ganz vor der Küste gesunken war. Ihr Original steht heute restauriert im Archäologischen Museum von Tarent. Hier im Museum des Torre Chianca steht Thot als ein Replikat. Nicht minder beeindruckend zu betrachten.



Übrigens: Colelli, der Fischer, schickte nachdem ihm bewusst wurde, dass er möglicherweise mehr als nur ein Spielzeug für seinen Sohn aus dem Meer gefischt hatte, die Statue später auf eigene Kosten (24,25 Lire) an das Archäologische Museum von Tarent. Später werden ihm für seinen Fund – nach mehrmaliger Mahnung – nach Begutachtung des Ägyptischen Museums von Turin 549,50 Lire für die Statue bezahlt, was ihren angeblichen Wert damals darstellen sollte.

Heute wären das ganze 0,28 Euro.


Mein Tipp

Einen Besuch des Torre Chianca di Porte Cesareo sollte man, wenn es mit den Öffnungszeiten korrespondiert, so planen, dass man dort den Sonnenuntergang gleich mitgenießen kann. Insbesondere von der oberen Turmebene hat man einen grandiosen Blick über die gesamte Region bis hin nach Porto Cesareo. Dieser Ort ist dann vergleichsweise wenig besucht, die Stimmung eine besondere wenn dann die Sonne im Meer versinkt, dafür aber die Stille immer lauter zu hören ist.




Adresse

Torre Chianca
73010 Porto Cesareo LE
Italien

Die Öffnungszeiten des Museums sind je nach Jahreszeit unterschiedlich und vor Ort zu erfragen.

2020-06-26

Carlo Carlà – ein Leben für den Radsport!



Carlo Carlà ist eine italienische Radentwicklerlegende. Er ist der Erfinder des Leichtbaurahmens (Aerodynamik) von Fahrrädern, hat den Radsport revolutioniert und mit dieser Erfindung den Grundstein für heutige Radtechnologien gelegt!



Der heute hochbetagte Mann schraubt immer noch in seiner kleinen Werkstatt Carlà Bici in Monteroni di Lecce, Apulien. Unfassbar viele Geschichten kann er rund um den europäischen Radsport erzählen! Der Besuch bei ihm ist ein Geschenk für jede radbegeisterte Person, mir wurde es im November 2018 gemacht, als wir Journalisten und Blogger im Rahmen einer Educationaltour vor seiner kleinen Werkstatt vorfuhren, die in einem alten unscheinbaren Flachbau untergebracht ist.




Novello in Festa – Geschichte, Kultur und Tradition im Gebiet von Arneo” ist der besondere Titel unserer Reise. Arneo wird im Salento auch liebevoll „Land der Sonne” genannt. Diese Region liegt im Südwesten des Salentos in der Nähe von Porto Cesareo. Der Kosename der Region ist Programm, hier ist es selbst im November tagsüber immer noch sehr warm. Die ersten Regengüsse des Herbstes haben aber die Landschaft in ein unerwartetes Grün gezaubert. Überall zwischen auf den Olivenbaumplantagen ist die Kraft spendende rote Erde unter einem grünen Teppich verschwunden, ein eigenes Farbenspiel, das der Salento jetzt zaubert. Bei guter Wetterlage erlebt man jetzt einen zweiten Frühling im Jahr – und das im November! Dem Monat in dem der Salento leidenschaftlich und fröhlich den neuen Wein feiert.

Im Ionischen Meer kann man tagsüber sogar noch sehr gut baden. Ich weiß das, denn ich bin teilweise noch vor Sonnenaufgang hinein gegangen. Anfänglich mit etwas Überwindung – aber dann ist es im Wasser wunderschön. Zumal man nun das Meer und die Strände weitestgehend für sich alleine hat. Salentiner würden zu dieser Jahreszeit keinen Fuß mehr hinein setzen.

Vielleicht ist diese Zeit die schönste Jahreszeit, um den Salento zu bereisen? Für Radsportler allemal! Es spricht so viel für einen Radsporturlaub in Apulien im späten Herbst. Diese Landschaft, immergün, denn jetzt fangen die Pflanzen der frühen Artischocken an zu wachsen, das warme Wetter gelegentlich mit kurzen Regengüssen umschmeichelt, die Touristenströme des Hochsommers glänzen durch Abwesenheit und die Straßen sind deutlich weniger befahren als zur Ferienzeit …



Wir nutzen diese Reise, um viele kleine traditionsreiche Handwerksbetriebe im Salento zu besuchen, deren leidenschaftliche Betreiber uns nicht nur fantastische Geschichten zu erzählen haben. Genauso ist es eine Freude für mein fotografisches Auge in diese alten Gemäuer und Handwerk einzutauchen. Hier wird noch so viel mit den eigenen Händen gebaut, geschraubt, gebacken! Destilliert wird wie vor vielen – in manchen Familiengeschichten seit fast 100 – Jahren schon von den Großeltern produziert wurde, die überall auf Fotos streng guckend das heutige Treiben ihrer Enkel und Urenkel begleiten. In Apulien wird noch sehr häufig traditionell aber mit offensichtlich großer Begeisterung in die familiären Fußstapfen getreten. Eine dieser besonderen Werkststätten besuchen wir also in Monteroni di Lecce und so haben wir diese besondere Freude auch Carlo Carlà kennenlernen zu dürfen.



Auf dem Weg von Arneo in die Provinzhauptstadt Lecce bietet sich die Möglichkeit viele kleine interessante Gemeinden kennenzulernen: Veglie, Leverano, Copertino, um nur einige Beispiele zu nennen. In Lecces Speckgürtel liegen die kleinen Ortschaften Arnesano und Monteroni di Lecce. Hier ist also Carlo Carlà zu Hause und er nimmt sich Zeit für uns.

„Maestro Carlà” wird er liebevoll in ganz Italien genannt – im Salentiner Dialekt „Mesciu Carlo”. Er ist einer der ganz großen Konstrukteure und hat italienische Historie mitgeprägt. Bereits als sechsjähriger Junge half er seinem Vater in dessen Werkstatt beim Schrauben. Später schreiben seine eigenen Rennrad-Konstruktionen Sportgeschichte.



Heute noch ist Carlà Ehrenmitglied der FIAB, der Federazione Italiana Ambiente e Bicicletta. Sie setzt sich als Umweltschutzorganisation für die Verbreitung des Fahrrads als ökologisches Verkehrsmittel im Rahmen einer ökologischen Neuqualifizierung der Umwelt in ganz Italien ein. Auf Intervention von der FIAB Gruppe Monteroni wurde ein neuer Radweg gebaut, der im Januar 2018 eingeweiht wurde. Er führt entlang der Provinzstraße Lecce-Monteroni zwischen Ecotekne und der Stadt Lecce. Auf dieser Strecke ist die Werkstatt von Carlà so etwas wie ein Wallfahrtsort für die Radsportler. Nicht selten enden organisierte Radtouren genau hier – und das beschreibt wohl am Besten Carlàs Bedeutung für den italienischen Radsport.



Maestro Carlà treffen wir in einer traurigen Lebensphase, seine Frau ist erst kurz zuvor verstorben. So beginnt unser Besuch unerwartet emotional als ihm der uns begleitende Bürgermeister nochmals sein Beileid ausspricht. Carlá zieht sich für einen kurzen Moment in die hinteren Räume seiner Werkstatt zurück und muss sich sichtlich sammeln. Das tiefe Leid dieses Mannes, die 80 hat er lange überschritten, er wird 2020 90 Jahre alt sein, legt sich wie ein Schleier über die beiden Räume. Dennoch kommt er nach einem kurzen Moment zurück zu uns aus seiner Trauer und führt uns klaren Geistes durch seine Lebensgeschichte. Wir bieten ihm willkommene Abwechslung und unsere Begeisterung über dieses Treffen mit ihm, an diesem besonderen Ort sein zu dürfen, lenken ihn bald ab. Er gibt zu, dass ihm seine Werkstatt in dieser schweren Zeit hilft, seinen Schmerz zu heilen.

Trotz seines hohen Alters ist der Mann mental wach wie ein 18-jähriger. Er ist immer noch Erfinder, Schrauber, Mechaniker aus Leidenschaft. Auch Autokarosserien hatte er früher entworfen bis er beim Fahrrad hängen geblieben ist. Er hat dem Radsport den Leichtmetalbaurahmen geschenkt. Erfindet heute immer noch, baut z. B. große Uhrenskulpturen – natürlich aus Radteilen. All dies übrigens als Autodidakt. Er wäre heute gerne noch viel produktiver, erklärt er, und zeigt uns bekümmert seine von der Arthrose gezeichneten Hände, die ihm mittlerweile das Arbeiten sehr schwer machen.





Über die Jahrzehnte seines Schaffens hat er alle (nicht nur) italienischen Radsportlegenden – Masi, Pogliaghi, Colnago, De Rosa – persönlich getroffen. Viele von ihnen haben sich am Ende ihrer Profisportlaufbahn auch der Radindustrie zugewandt, haben selbst Fahrräder unter ihrem Namen vertrieben – und für sie alle hatte Carlo Carlà Rennräder entwickelt, hatte sie von seinem Fachwissen profitieren lassen. Nicht jeder von ihnen hatte später die Größe dies auch zuzugeben, wollte Carlàs Erfindungen als eigene verkaufen.





Von all diesen Geschichten, Begegnungen und Entwicklungen erzählt heute noch seine wundervolle Werkstatt.



Überall lauern in den Ecken kleine Reliquien des italienischen Radsports. Radrahmen hängen in der Luft, Werkzeug wartet auf seinen Einsatz, handgeschriebene Entwicklungsskizzen hängen an den Wänden. Eine faszinierende Kombination aus Ordnung und Chaos beherrscht von der Geschichte in magerem Licht.





Es ist ein Raum voller Leidenschaft und der ganz besonderen Intelligenz dieses stillen und bescheidenen Mannes. Sein professioneller Rat ist heute noch im Radsport gefragt. Wir stehen hier mit einem der ganz ganz Großen seines Sports und seinem Lebenswerk!






Das sich nur wenige Straßen weiter erstaunlich modern präsentiert. Denn hier hat Mesciu Carlo noch sein Ladengeschäft, wo er bzw. sein Enkel heute noch die wundervollen handgeschmiedeten Carlà-Fahrräder verkaufen – und den Kunden gleichzeitig ein im Laden integriertes kleines Museum bieten.





Teilweise noch mit der guten alten Technik, die nie aus der Mode kommt beim Rad: Ungummierte Bremszüge, Stempelbremsen, Stahlschutzbleche … wunderschöne ästhetische Radgeschichte. Aber auch das Singlespeed-Rad hat hier längst Einzug gefunden. Carlo Carlà Bici Monteroni spielt immer noch mit auf dem Fahrradmarkt und lebt den Zeitgeist.



Das alles wird hier passend von einem Fiat 500 im Laden bewacht, der aussieht als wäre er gestern erst produziert worden.



Jeder leidenschaftliche Radfahrer möchte sich hier kreuz und quer kaufen, das hier sind nicht nur Fahrräder, hier wird Fahrradkunst gelebt.

Die Legende Carlo Carlà lebt – meine Freude ist immer noch groß, ihr begegnet zu sein!