Israel: Eat, Pray, Love
Als mir der wundervolle Dieter vor einigen Wochen seine Einladung zu einer Pressereise Eat, Pray, Love nach Israel weiterleitete und Zweifel äußerte, ob sich Journalist*inmen finden würden, die jetzt dorthin reisen würden, meinte ich nur: „Ich würde es tun. Wann, wenn nicht gerade jetzt in diesem besonderen Moment?”
Die Friedensvereinbarung zwischen Israel und der Hamas war gerade unterzeichnet. Meinem Gefühl nach, wäre dieser Zeitpunkt die richtige Zeit, um nach den grauenvollen Jahren des Terrors und den Kriegshandlungen einem möglichen Neuanfang beizuwohnen, der hoffentlich nun auch allen Beteiligten Frieden bringen möge. Ich bewarb mich und bekam eine Zusage.
Über meine finale Teilnahme schlief ich noch eine Nacht, denn es zeigte sich, dass Friedensvereinbarungen auf dem Papier nicht immer direkt in der Realität ankommen. Dann die Entscheidung – und nein, ich habe es nicht bereut.
Irgendwie hatte in unserem Leben in den letzten Jahren eine Art der Metamorphose stattgefunden, die zweifelhafter Natur ist und in der nicht wirklich ein guter Keim keimt. So bin ich mit meinem Geburtsjahr 1965 immer von dem Nahost-Konflikt begleitet worden, andererseits immer auch Enkelin einer Kriegsgeneration meiner Großeltern und Eltern, die immerhin noch Flucht erlebt haben. Und Aufbau. Bin mit der deutlicheren Nähe zum Holocaust aufgewachsen, den Jugendliche Deutschlands in der Form heute anders erfahren. Und: Im Ehrenhof der Gedenkstätte vom 20. Juli 1944 (Bendlerblock) aufzuwachsen, war auch keine Location, die je zur Ignoranz aufgefordert hätte.
Diesen Nahost-Konflikt habe ich nie verstanden! Er machte mir vor allem Angst. Es war eine meiner Intentionen dieser Reise, womöglich einem Verstehen näherkommen zu können. Spoiler: Ich verstehe einiges, einiges anders, nicht wirklich besser. Das braucht Zeit.
In all den Jahren meiner Jugend und späteren Lebens habe ich wie wir alle, immer wieder mit großer Fassungslosigkeit und Trauer von vielen Anschlägen in Israel (und all den anderen von der Hamas terrorisierten Ländern) Kenntnis nehmen müssen. Und somit war für mich klar: Ich würde nie nach Israel reisen. Diese Gefahren addierten sich in meiner Wahrnehmung. Ich bin sowieso nicht die angstloseste Ausgabe meiner selbst.
Nun, da der Terror in meinem eigenen Land seit Jahren auch angekommen ist, relativieren sich interessanterweise derartige Ängste. Wie ich schon schrieb: zweifelhafte Metamorphose. In Addition eines fortgeschrittenen Alters, in dem mir eh jeden Tag mein eigener Körper Knüppel zwischen die Beine des Lebens werfen kann, sind realistisch betrachtet auch die Ängste gegenüber des Unvermeidlichen gesunken. Was interessanterweise in mir eine neue Form von Freiheit generiert: interessante Metamorphose.
So stieg ich also mit Vorfreude letzte Woche in ein Flugzeug, das mich in etwas mehr als vier Stunden nach Tel Aviv brachte und somit nach Israel. Dem Land, von dem mir jede Person mit besonderem Strahlen vorschwärmte, der ich von meiner künftigen Reise erzählte. Und ja, es gab auch Kritik bis heftige Gegenstimmen. Man muss aushalten können.
Ich erlebte besondere Sicherheitsvorkehrungen im Rahmen der Reise. Ich erlebte mehrfach herzliche Begrüßungen bei meiner Ankunft. Ich durfte von Tel Aviv in den Norden an den See Genezareth reisen, erstmals im Toten Meer baden, Masada (sensationell!) besuchen,
Nazareth sehen, die relevanten Orte der Weltreligionen besichtigen,
mir die Philosophie eines Kibbuz erklären lassen und das wundervolle Jerusalem in so vielen beeindruckenden Facetten erleben.
Ich habe mich tief und ehrlich in die israelische Küche verliebt (direkt drei Bücher geordert) …
… und die Weine des Landes genießen dürfen. Die wundervolle Welt der Gewürze erfahren dürfen.
Kunst gesehen. Bin am Meer gestanden. Habe die spannende Architektur Tel Avivs bewundert.
Und ich bin den Folgen des Terrors, dem allsichtbaren Trauma vom 7. Oktober 2023 in den Städten, begegnet. Überall. Immer wieder. Ich habe einiges begriffen, auch dank unserer liebevollen Reiseleitung und klugen Mitreisenden, und dennoch vieles noch nicht verstanden. Es dauert selbstverständlich. Dennoch: Ein Anfang ist gemacht!
Nach Israel reist man nicht einfach. Auch nicht unbeschwert. Wir Deutschen meiner Generation schon mal gar nicht. Hoffe ich. Aber man kehrt reich zurück, aufgewühlt und tief beeindruckt. Wir haben Liebe erfahren, sind dem Glauben in seinen historischen Dimensionen begegnet und durften köstlich speisen. In den nächsten Wochen und Monaten werde ich hier von meiner Reise erzählen. Denn ja, Israel vermisst seine Gäste.
Ich hoffe, ihr kommt mit?!
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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