2025-02-03

Castelsaraceno und die Ponte tra i due parchi

Nur einen Tag nach meinen grandiosen Flügen zwischen den lukanischen Dolomiten in Castelmezzano wartete ein zweites luftiges Erlebnis in der Basilikata. Die Ponte tra i due parchi!

Wir haben Matera verlassen und auf dem Weg in den Süden zur Küste, wo wir die charmante Küstenstadt Maratea besuchen, machen wir Zwischenstation in Castelsaraceno. Hier wartet die längste tibetanische Brücke der Welt darauf, Touristen ein wenig Höhengrusel und grandiose Aussichten zu bescheren. Wie diese zum Beispiel: Castelsaraceno nach erfolgreicher Brückenbewältigung von der Rückseite des Dorfes. Wie ich dieses satte Grün liebe!
Das Wetter ist an diesem Tag etwas mäßig. Regen ist angesagt, und als wir aus der Altstadt von Matera fahren, fängt es schon an zu nieseln. Wir kommen auf den glatten alten Steinen der Sassi-Straßen, die sich zu echten Rutschbahnen entwickeln, nur vorwärts, weil uns freundliche Menschen am delikat hoch führenden Straßenbereich schieben.


Eine echte Verbindung

So steht bis zu unserer Ankunft die Frage im Raum, wird die Brücke überhaupt geöffnet sein? (Sie war es, sie ist auch bei Regen geöffnet – erst stürmische Winde würden den Betrieb aussetzen.)

Die einspurige Stahlbrücke verbindet im Süden der Basilikata den Nationalpark Pollino mit dem Nationalpark Appenino Lucano-Val d’Agri-Lagonegrese. Castelsaraceno wird daher auch liebevoll das Dorf der zwei Parks – Il paese dei due parchi – genannt. Und so spricht man auch von der tibetanischen Brücke: Ponte tra i due parchi.

Castelsaraceno – ein schmuckes Dorf

Castelsaraceno ist herzförmig angelegt. Das Dorf liegt in 916 Metern Höhe am Nordhang des Monte Alp. Von der Piazza mit dem modernen Tourismuszentrum laufen wir durch die kleinen Gassen. An ihren Seiten stehen die kleinen hübsch floral geschmückten Häuser einer typischen italienischen Altstadt.
Wir entdecken Kleinigkeiten, die viel Liebe zum Dorf spüren lassen.
Kurze Zeit später erreichen wir eine Anhöhe und den ältesten Kern des Dorfes. An dessen Rückseite liegt die Station. Tatsächlich hat man diesen Höhenspaß mit deutlich weniger körperlichem Einsatz als ich ihn noch den Tag zuvor hatte. Vorausgesetzt: Man fährt mit dem Auto vor. Folgt man auf zwei Beinen dem CAI Italia-Wanderweg – auf dessen Strecke Castelsaraceno auch liegt – natürlich nicht.

Wir hatten wirklich Glück an diesem Tag, denn solange wir im Dorf unterwegs und auf der Brücke waren, hatte sich das Regengebiet kurzfristig zurückgezogen und gelegentlich sogar für kurze Momente der Sonne Vortritt gelassen.
Wieder bin nur ich es (oben im Foto auf dem letzten Brückdrittel in der Ferne), die von unserer Truppe „Ja!” sagt zu diesem beeindruckenden Erlebnis. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, dass ich das getan habe. Denn natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, ob die beeindruckende Länge der Brücke wirklich mein Ding sein würde.

Die Anderen besuchen derweil im Dorf das Museo della pastorirzia – ein kleines Museum, das multimedial die Geschichte der hiesigen Schafzucht erzählt – und hatten hier sichtlich auch ihren Spaß. Weitere Sehenswürdigkeiten von Castelsaracena findet ihr hier!
Die Brücke hat Castelsaraceno wirtschaftlichen Aufschwung beschert – und sicherlich auch in der Saison deutlich mehr touristischen Trubel. Vor Eröffnung der tibetanischen Brücke gab es hier lediglich zwei Unterkünfte, heute gibt es 16 davon – für die jüngere Generation eine Möglichkeit, in der Heimat zu bleiben und sich eine Existenz aufzubauen. Das merkt man auch im Tourismuszentrum und an der Brücke – Castelsaraceno versprüht als Dorf jugendlichen Charme, das mit großer Freude seine Gäste empfängt!

Mit der Hängebrücke eng verbunden

Die tibetanische Hängebrücke führt in 80 Metern Höhe auf einer Länge von 586 Metern durch unberührte Natur und endet auf der gegenüberliegenden Seite an einem Felsvorsprung zwischen den Hängen des Monte Raparo und des Monte Castelveglia. Es ist irre beeindruckend, wie dieses Stahlwerk in der ganzen Länge vor einem liegt, ihr anderes Ende ist kaum zu erkennen!
Sie ist mehrfach an Stahlseilen gesichert. Tatsächlich sind ihre Tritte nicht durchgehend, man läuft schon von Stufe zu Stufe, dazwischen: die Tiefe. Das muss man sicherlich mögen.
Tatsächlich sind wir aber sehr gut gesichert mit dem Sicherungsgurt, in den wir vorher gestiegen sind (Frauen sind Hosen zu empfehlen) und den Seilen. Und wir bewegen uns an ihnen mit Karabinern gesichert vorwärts, die man immer wieder über Verbindungen ziehen muss.
Das verinnerlicht man in so kurzer Zeit, dass man es ohne Hinsehen machen kann.
Der Rest ist ein einzigartiger Genuss.
In der Höhe überblickt man die Berge, sicherlich bei besserem Wetter viel weiter als wir es an dem Tag konnten. Unter uns fließt ein kleiner Fluss.
Die Wälder an den Berghängen sind satt und grün und wirken völlig unentdeckt.
Es riecht nach Wald, nach Regen und uns begleitet das Plätschern des Wassers unter uns und die üblichen Geräusche aus dem Wald. Ansonsten: Stille. Grandios. (Die Ruhe aber sicherlich dem etwas mäßigen Wetter geschuldet – im Sommer dürfte es hier ganz anders aussehen.)
Ivana von Ivy Tour begleitete mich dieses Mal, insgesamt waren wir zu dritt alleine an dem Tag auf der Brücke – und haben die Ruhe, geradezu Einsamkeit, sehr genossen. Für mich gesprochen, fühlte ich mich sehr sicher. Das mulmige Gefühl, dass man sicherlich die ersten 25 Meter haben kann, verfliegt sofort, sobald man sich mit der Brückentechnik arrangiert hat. Ab dem Moment habe ich nur noch geguckt, fotografiert, gefilmt und gestrahlt! Ich war wirklich stolz auf mich, dass ich mich getraut habe – und ich habe jeden Moment auf dieser Brücke, auf die man nicht emotionslos geht, genossen.

Am Ende angekommen, darf man sich seines Sicherungsgürtels wieder entledigen und wandert auf einem schmalen Wanderweg entlang der Brücke zurück ins Dorf. Auf der Brücke sind wir ca. 45 Minuten unterwegs. Den Weg zurück erledigt man in schnellen Schritten in 15 Minuten, mit etwas mehr Genuss an der Natur in 20–25 Minuten.
Ich war happy. Und vom Winde verweht.
Eine köstliche Belohnung bei Federico

Nachdem unsere Gruppe wieder komplett vereint war, sind wir ein kurzes Stück gefahren, um zum Mittagessen einzukehren. Mittlerweile hatte sich der Regen formidabel eingelebt – einen Tisch draußen einzunehmen, daran war leider nicht zu denken.
Wir sind bei Federico zu Gast (Via Giuseppe di Vottorio 1, +39-0973-832046. Eine rustikale Trattoria, die uns mit den regionalen Köstlichkeiten verwöhnt, und das sind unter anderem – zu meinem Glück – jetzt im Oktober vor allem köstliche Steinpilzgerichte. Und ein guter Hauswein.
Deftige Antipasti, Bruschetta mit geröstetem rustikalem Brot, Tomaten oder sanft angebratene Steinpilzviertel (fantastisch!) danach Pasta mit einem Steinpilzragout – besonders köstlich mit dem selbst angesetzten scharfen Olivenöl aus Peperonicini.
Das ist, was ich auf jeden Fall – neben dem beeindruckenden Brückenausflug – mitnehme aus Castelseracano: Wie noch besser schmecken frische Steinpilze, wenn man ihnen etwas Schärfe auf den Weg gibt?


Adressen

Castelsaraceno Kommune Castelsaraceno
Nationalpark Appenino Lucano-Val d’Agri-Lagonegrese
Ivy Tour Homepage
Tourismusverband: Entdecke Basilikata!

1 comments:

Christian hat gesagt…

Bin ein wenig neidisch. Ich denke da muss ich auch mal hinfahren.

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