2016-06-17

Pilzbuddy



Ist man (auch) so etwas wie ein Foodblogger und geht man hier und da zu netten Foodie-Treffen, dann werden dort oft und freundlicherweise Tüten mit Lebensmittel und anderen spaßigen Dingen darin überreicht. Die Hoffnungen der Sponsoren sind natürlich, dass deren Gabe überzeugt und der bzw. die Foodblogger in ihren Blogs darüber berichten mögen. Dies funktioniert nicht immer. Ab und an aber schon – eine ziemlich gute Garantie dafür ist, ein Produkt zu produzieren, das mit wenig Chi Chi (ergo riesengroße Marketingbudgets) einfach überzeugt. Ganz simpel. Im Foodbereich steht an oberster Stelle für mich da – bei Lebensmitteln – der Geschmack. Es fällt mir schwer ein Lebensmittel zu mögen, das diese Kernkompetenz nicht beherrscht.

In dem Goodiebag des vierten Foodiemeetups befand sich neben der schon bebloggten Tüte eines Lebensmittellieferanten und anderen Proben ein eingepackter Pilz. Lapidar: ein Champignon. Nur es war ein vergleichsweise großer Champignons. Den tat ich ins Kühlfach und testete diese eine Tüte – in der sich übrigens auch Champignons, im Industriestyle, befanden. Beinahe hatte ich diesen Champignons vergessen. Er fiel mir wieder ein, als ich ein kurzgebratenes Stück Fleisch in die Pfanne werfen wollte, nach einer Beilage sinnierte. So wanderte dieser Champignon klein geschnitten in etwas Butter angedünstet mit Kräutern in die Pfanne. Davon abgesehen, dass er mich vorab durch seine Frische baff erstaunte – denn er lag nun sicherlich fast eine Woche im Kühlschrank – haute er mich glatt geschmacklich vom Hocker. Er ließ das Kurzgebratene, dem an sich eine Hauptrolle auf dem Teller zugedacht worden war, links liegen und spielte sich geschmacklich regelrecht in den Vordergrund.



Dieser eine Pilz (eigentlich als Portobello zu bezeichnen, in Foodieneusprech für Grillpilz) konzeptionell für einen z. B. vegetarischen Burger gedacht und uns so mit dazugehöriger Rezeptkarte im Goodiebag präsentiert, erinnerte mich daran, was Champignons einmal waren, bevor sie die einhergehende Lieblosigkeit von Massenproduktion und Discouter-Vertrieb zu einem geschmacksneutralen Wassersäckchen à la seinen niederländischen roten Kumpanen verkommen ließen. Nämlich ein Pilz mit fester Haptik und einem tieferdigen echten Pilzgeschmack, dem richtigen Geschmack eines Champignons. Ja, Champignons haben tatsächlich einen Eigengeschmack und gute Champignons behalten diesen auch nach dem Erwärmen und riechen nicht nur einen kurzen Monat nach dem Öffnen der Packung.



Der Champignon hier war ein wirkliches Geschenk, produziert und direkt vertrieben von der „Bio Pilzhof Leipziger Land GmbH” – nur echt mit ohne eigener Homepage. Die vertreiben direkt und liefern u. a. (in Berlin) an die Bio Company. Und zwar die großen und kleinen Champignons von denen – leider hat nicht jede Filiale die großen Grillchampgignons vorrätig, mir sind sie nach Fehlsuchen in Neukölln und Kreuzberg erstmals in der Filiale im Wedding begegnet. Und machte dann neulich daraus tatsächlich auch Portobello. Es gibt Rezepte, die raten, diese Pilze zu marinieren. Das wollte ich aber nicht, weil ich alleine mit dem Geschmack dieser Pilze schon glücklich bin. Sie kamen auf den Grill, wurden von beiden Seiten gegrillt, dufteten vor sich hin – und den Rest erledigten die Burgerzutaten einschließlich der selbst gebackenen Buns und ein Klecks selbst gemachter Aioli.

So lecker! Also manchmal ist in so einem Goodiebag ein Lebensmittel, das sich so nebenbei ins gustatorische Herz schmuggelt, dass man sich wirklich auf die Suche nach diesem Stück Glück im Handel macht (und ich habe gesucht: vier Bio Company-Filialen bis zum Erfolg!) – und darüber bloggen muss – und es nicht mehr missen möchte. Weswegen ich mir gestern schon wieder diese Pilze gönnte. Da im Wedding, der immer noch Berlins neue Mitte sein soll, was ich immer noch ernsthaft bezweifle.

Diese Champignons vom Leizpiger Land sind ganz fest im Fruchtfleisch und in Küchenpapier eingewickelt, halten sie sich erstaunlich lange im Gemüsefach des Kühlschranks. Mit ihnen hat man Rezeptvisionen: ob eingelegt, getrocknet als Pilzpulver für Saucen, als Suppe. Ich habe wieder Pilzrezepte vor Augen, die hatte ich mit den üblichen Champignonköpfen im Handel längst abgeschrieben. Aber die Bio Pilzhof Leipziger Land-Champignons beherrschen wirklich jede Rolle: ob als Nebendarsteller oder in der Hauptrolle, eine Inspiration sind sie auf alle Fälle!

Chapeau!

2 Kommentare:

Constanze hat gesagt…

Wieder was gelernt: ich dachte, Portobello-Pilze wären eine eigene Art, nie wäre ich darauf gekommen, dass das Champignons sind, weil sie vollkommen anders schmecken. Und ob man Portobellopilze wohl irgendwo kaufen kann, darüber hatte ich vor kurzem gerade nachgedacht. Jetzt sind alle meine Fragen beantwortet, prima!

creezy hat gesagt…

@Lucy in the Sky
Tatsächlich sind's bloß braune Champignons, die eine gewisse Standardgröße überschritten haben. Kannste hier nachlesen.

Und, wenn Deine Bio Company-Filliale die großen nicht im Angebot hat, sprich ruhig den Filialleiter mal darauf an. Die meisten Fillialen haben nämlich die kleinen Champignons vom Leipziger Land und bestellen aus irgendwelchen Gründen die großen Versionen einfach nur nicht mit.

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