2015-09-08

hart aber fair Gender-reloaded

Ich kann Simone Thomalla nicht ab – auf den ganz unterschiedlichen Ebenen ihres Wirkens in der Öffentlichkeit. Aber: sie steht für eine neue Generation von Frauen, die eine Meinung hat auch zu Themen, die sie vielleicht komplett in ihrer Gänze (noch) nicht begriffen hat, und das ist richtig und gut so. Davon abgesehen kann man auch instinktiv Gutes und Wahres zu Dingen sagen, selbst wenn man sie noch nicht zu 200 Prozent durchleuchtet hat. Wie wir Frauen gerne glauben, das immer erst einmal tun zu müssen – bis wir uns eine Stimme geben oder die anderer Frauen akzeptieren wollen. Wenn wir uns oder ihnen überhaupt eine Stimme geben.

Nun behaupte ich sicherlich nicht, dass Frau Thomalla ständig Gutes und Wahres raushaut, ganz im Gegenteil, zieht's bei dem von ihr Gesagtem mir doch öfter den Kopf magnetisch in Richtung Tischplatte. Aber sie hat alles Recht der Welt Dinge zu sagen, die andere nicht hören möchten, weil's nicht mit der eigenen Meinung konform geht. Sie lässt sich – als Frau – nicht den Mund verbieten, nur weil man von ihr erwartet weiblich niedlich und nett zu sein. Das althergebrachte Spielchen spielt sie nicht mit. Der größte Prozentsatz von Männern in öffentlichen Debatten tut das genau auch nicht. Nur deren abweichende Meinung wird selten hinterfragt – schon gar nicht vom eigenen Geschlecht; das männliche Geschlecht kann nämlich einfach sein und gelten lassen.

Männer brauchen nicht zur Stärkung ihrer eigenen Thema absolute Solidarität in einer Gesprächsrunde. Die haben soviel Rückgrat, die können auch zu einem Thema unterschiedliche Meinungen vom eigenen Geschlecht zulassen.

Wie gestern dagegen „gestandene” Frauen wie Sybille Mattfeldt-Kloth und Anne Wizorek alias Martha Dear in einer Gender-Debatte (!) gegen Simone Thomalla geschossen haben – stellenweise gänzlich losgelöst vom eigentlichen Sende-Thema, dafür unschön persönlich – weil sie nach ihrer unangenehm zur Schau gstellten überheblichen Vorstellung meinen, Frau Thomalla hätte keine Ahnung von dem Thema (was so nicht stimmt, Frau Thomalla hat nur eben eine konträre Meinung zum Thema) – das war so ein unterirdisches Zicken-Gedisse, wie ich es bitte nicht mehr sehen, noch hören möchte bei diesem doch recht relevanten Thema „Gender”.

Ich war so unangenehm berührt von dem weibischen Habitus, der da an den Tag gelegt wurde, (Anne Wiczorek tat das bereits in der letzten Sendung) dass ich zwanghaft fast Sympathien für Frau Thomalla empfinden musste. Und das nehme ich den beiden gegen Frau Thomalla hetzenden Frauen nun wirklich übel!

Wie kann man vor laufender Kamera „als vermeintlicher Profi” so persönlich gegen einzelne Personen (des eigenen Geschlechts!) schießen und damit die Chance so dermaßen vertun, sich inhaltlich pro-aktiv zum eigentlichen Thema „Gender” zu äußern?

Nur weil diese einzelne Person eine andere Meinung zum Thema vertritt, wird ihre Kompetenz angezweifelt (als Frau!)?

An welcher Stelle genau wurde denn die Kompetenz von Wolfgang Kubicki hinterfragt, dessen Funktion auch nur die ist den staatlich geprüften Macho zu geben (zumindest nach außen) und generell zu jeder Talkshow-Einladung „ja!” zu sagen? Der Mann darf konträr zu persönlichen eigenen Meinung diskutieren, die Frau nicht? Und das nennt Ihr dann Gleichberechtigung? Echt? Ich nenne das gleichgeschlechtliche Zwangshaft!

Frau Thomalla also mag vielleicht nicht die Meinung aller Feministinnen teilen und vielleicht hat sie inhaltlich auch nur einen Teilbereich verstanden oder will nur Stücke davon nachvollziehen – aber sie hat das Rückgrat sich mit dieser ihrer Meinung in eine Sendung zu setzen und ihr Mitspracherecht einzufordern mit einer Fairness, die anderen anwesenden Frauen offensichtlich nicht mit in die soziale Wiege gelegt worden ist.

Jedenfalls musste Frau Thomalla wenigstens nicht öffentlich vor laufenden Kameras erzieherisch in vollem Umfang von Birgit Kelle gemaßregelt werden – wie Mattfeldt-Kloth und Wizorek. Und wahrlich zur Recht! (War ich peinlich berührt!)

Bei Frau Wizorek habe ich nun leider ein weiteres Mal erleben müssen, dass sie öffentlich den Ausschluss einzelner Personen direkt oder indirekt fordert. Sie hat es in diesem Jahr bereits getan, als sie in der Twitter-Öffentlichkeit der re:pulica-Orga nahelegte, Sascha Pallenberg nicht als Sprecher einzuladen, weil dieser ihrer Vorstellung von Feminismus-Meinungsträger nicht zusagte. Das ist ein NoGo!

Irgendein Medienberatungs-Profi sollte ihr vielleicht einmal sagen, dass sie so etwas nicht tun sollte, weil Profis so etwas nicht tun. Schon gar nicht aus einer persönlichen Betroffenheit heraus! Man diskutiert nicht die Teilnehmerliste in einer Diskussion, man diskutiert ausschließlich das Thema. Und man lernt damit zu dealen, dass in einer Diskussion auch Menschen sitzen, gerade des eigenen Geschlechts, die eine andere Meinung vertreten als man selbst.

Die Zeiten des Absolutismus sind nämlich zum Glück Vergangenheit!

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