Musike
Auf dem Hermannplatz singt in den sehr frühen Abendstunden ein „junges Mädchen aus Berlin” (nennt sich wirklich so!) mit E-Gitarre und Verstärker. Sie trägt den Frisurenchic von vor zwei Jahren, die Seiten sind rasiert, die Mitte ist lang und kleidet sich sommerlich hippieesque.
Sie singt so, dass es nicht gerade schlecht ist, denn sie trifft zumindest die Töne. Naja, meistens. Ihre Stimme zeichnet die übliche Banalität aus, deren jungen singenden Frauen heute allzu oft zu eigen ist – leider hat sie ihrer Stimme verboten, sich etwas Charisma, etwas Eigenes anzueignen. Da hilft auch nicht dieser jungmädchenhafte Kick, sobald sie einen hohen Grad an Leidenschaften ausdrücken möchte. Sie covert von Joachim Witt den elektrischen Reiter, das ist insofern schön, weil sie zu jung scheint Witt damals selbst im Original bewusst schon erlebt zu haben. Aber unterm Strich ist ihre musikalische Unterhaltung – für mich – eher Ballast als schöne Kunst.
Da klingt von den ihr gegenüber stehenden Café-Tischen eine Akustik-Gitarre, die mit ihr mitspielt und den Elektrischen Reiter ganz modern und eindeutig griechisch intoniert.
Plötzlich ist die Welt wieder schön. Da in Berlin an diesem sehr frühen Abend.
Am Hermannplatz.
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