Bin ich jetzt eigentlich die Zicke?
Im vergangenen Jahr erhielt ich eine Mail von einer PR-Agentur. Übliches Szenario: Kundenstamm dort, Blog hier, Kunden wollen Geräte/Produkte testen lassen, Events organisieren, Blog hier sollte natürlich erwähnen. Bis auf einen kleinen Formfehler in der Anrede, war die Mail sehr höflich und charmant verfasst, für mich vielleicht eine kleine Spur zu kursiv, aber das ist Geschmacksache. Also soweit alles gut. Bis dann ich im letzten Satz gefragt werde bzw. man mir – wenn auch höflich umschrieben – die Ansage macht, ich möge doch als erstes mit meinen Blogzahlen rüber kommen, weil dem Hersteller diese zur Orientierung dienen würden.
Man verstehe mich nicht falsch. Natürlich weiß ich, dass im Online-Marketing man natürlich mit Page Impressions und Visits etc. versucht irgendwie einen möglichen Erfolgs-Score zu generieren, von dem wir alle wissen, dass er im Grunde eher so … Bullshit ist nichts bzw. nur die Hälfte über einen tatsächlichen Erfolg aussagt. Und mir ist klar, dass auch PR-Agenturen natürlich über einen solchen Kennwert den eigenen Erfolg verkaufen müssen, obwohl er … s.o.
Aber wieso, bitteschön, soll ich als Bloggerin einer mir nicht wirklich bekannten PR-Agentur meine Kennzahlen nennen? Ist es nicht so, dass man etwas von mir möchte? Denn – mal Budder bei de Fische – es geht hier nicht darum, dass ich zum Spaß zu Blog-Events eingeladen werde oder man mir Test-Geräte andienen möchte. Schlussendlich geht es darum, dass ich in der Folge Arbeit und Energie in einen Text stecke, der dann unter meiner Hausanschrift erscheint. Sollte man mich dann nicht zuerst nach meinem Wollen befragen, nach etwaigen Wünschen meinerseits? Eventuell mich sogar nach dem Wert meiner Arbeit befragen? Sich zuallererst einen persönlichen Kontakt mit mir erarbeiten?
Zumindest bevor man an mich eine Forderung stellt? Ist das Usus mittlerweile? Oder sehe ich das zu eng? (Vielleicht hatte ich mit den Agentur- und Kundenkontakten im letzten Jahr auch nur besonderes Glück) Ich würde in der Phase der Akquise so nicht auf jemanden zugehen, wenn ich doch eigentlich etwas von der Person möchte.
Was meint Ihr? Wie sind Eure Erfahrungen in jüngster Zeit?
14 comments:
Ich wäre vermutlich irritiert, aber ich blogge wenig, sodass der Fall so gut wie nie eintritt.
Interessant, dass diese PR-Agentur automatisch davon ausging, dass Sie Ihr Blog für solche PR-Aktionen überhaupt hergeben wollen. Darin steckt in meinen Augen schon die erste Unverschämtheit.
was arboretum sagt.
@Anni
Das Ganze hat natürlich eine gewisse Evolution hingelegt, also die Blogger-Ansprache an sich. Aber mir ist das irgendwie eine Spur zu plump gewesen.
@arboretum/@Monika
Na dazu muss ich fairerweise sagen, dass ich natürlich auch hier und da über Blogger-Events/Food-Events gebloggt habe und per se da auch kein Problem mit habe, wenn das Umfeld stimmt. (Aber das natürlich auch immer mit Anmerkung, wie das im Vorfeld gelaufen ist.) Ich habe auch an solchen Events teilgenommen und nicht gebloggt, wenn es einfach nicht stimmig war. Mir ist dann schon wichtig, dass die Leute, die so etwas nicht mögen vorher weglesen können. ;-)
Daher mag das evtl. gekommen sein. Das ist schon okay, es war lediglich eine höfliche Anfrage. Also am Anfang der Mail. Bis zu diesem einen Schlusssatz.
Die Frage ist doch, gehören Daten zu visits und page impressions zu den "Betriebsgeheimnissen"? Entweder man nimmt am Blog-Marketing-Geschäft teil. Dann muss man sich auch den Regeln des Business beugen, die eben zahlenfxiert sind. Oder man lässt es, und bloggt privat ohne Einladungen zu netten Events oder das ein oder andere bezahlte goodie.
@Anonym
Nein. Darum geht es auch nicht. Wer im Blog-Biz hochaktiv monetär unterwegs ist, der sorgt eh dafür, dass sein Blog bei den bekannten Plattformen gelistet ist und die Zahlen öffentlich abgerufen werden können.
Und nein, auch wer am Blog-Marketing-Geschäft teilnimmt, hat ein Rech auf ein gewisses Maß von Höflichkeit in der Geschäftsanbahnung. ich denke schon, dass man vor weiteren Geschäftsverhandlungen erst einmal die Willenserklärung, ob überhaupt daran Interesse besteht, abwarten kann.
Noch einmal zum Verständnis. Es geht mir überhaupt nicht darum, dass man nicht über Zahlen sprechen soll. Es geht mir ganz alleine um das „wann spricht man in der Phase der Kontaktaufnahme darüber?”
Ich sehe für PR Kunden die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Blog genau so, als würden sie eine Anzeige in einer großen Tageszeitung buchen. Die hat in der Regel aber auch ihre Mediadaten offen zur Verfügung. Wenn man mit dem Blog an Firmenkooperationen teilnehmen möchte, ist das für mich business. Oder man schließt es sich halt für sich und den Blog aus. Alles andere ist "wasch mich, aber mach mich nicht nass." ;)
@Arthurs Tochter
Aber noch mal, es geht hier nicht darum, dass man nicht Kennzahlen nennt. Es geht einzig und alleine darum, wann sie abgefragt werden – will man etwas vom anderen.
Wenn auf Dich jemand zukommt, der von Dir eine Leistung x haben möchte (ich blogge über …), sollte dann nicht die erste Frage sein: „Hast Du Interesse?” und dann „Wenn ja, was kostet Du”? anstatt „Was gibst Du mir?”
Ich verstehe Dich schon, finde es aber total ok, dass zu einem frühen Zeitpunkt nach diesen Zahlen gefragt wird. Wie gesagt - eine Zeitung/Magazin hat ihre Zahlen auch offen, oft noch inkl. Anzeigenpreisen. Ich halte das Nachfragen an diesem für Dich frühen Zeitpunkt daher für professionell und nicht für unhöflich.
Ganz im Gegenteil finde ich sogar gut, wenn darüber schnell gesprochen, schnell entschieden wird.
Aber das wird alles so unterschiedlich empfunden, wie die Menschen unterschiedlich sind hinter den Blogs. :)
@Arthurs Tochter
Der Vergleich mit den Anzeigenpreise hinkt hier ein wenig m. E.. Hier wurde ja lediglich die Auflage angefragt und es wurde stillschweigend vorausgesetzt, dass es gar keine Anzeigenpreise gibt, verstehst Du?. Es wird nicht im Entfernten angenommen, mein Aktionismus würden Geld kosten. Es wird davon ausgegangen, alleine das Testen sei ausreichend Entlohnung.
Und da ist das Kräfteverhältnis kein Gleiches. In jedem anderen Fall gehe ich natürlich mit Dir d'accord.
Weiß Du, es hat eben nicht einmal zur Anrede mit dem Nickname gereicht. Es wird ein ganzes Team angeschrieben, wo ein bisschen Auseinandersetzung mit dem Blog den Alleinunterhalter flink entlarvt hätte, es wird nicht einmal der Blogname erwähnt.
Das können andere Agenturen charmanter.
Ach so, das habe ich dann eh komplett falsch verstanden. Zu schnelles Lesen am frühen Morgen unter Zeitdruck sollte frau lassen, jedenfalls sollte sie dann nicht kommentieren :)
Ich bin davon ausgegangen, dass dabei selbstverständlich eine angemessene Bezahlung im Raum steht.
Agenturen, pffff... Es gibt wirklich erstaunlich wenige, die ihr Handwerk verstehen. Aber es gibt eben auch unter Bloggern soviel Mimimimimi, dass es mir oft schwerfällt, damit umzugehen, daher rate ich gerne zu mehr Gelassenheit und Pragmatismus, you know what I mean? ;)
Jetzt eine Frage als Blog-Leserin:
Wie werden solche "bezahlten" Beiträge gekennzeichnet? In einer Zeitung muss "bezahlte Anzeige" stehen, bei gesponserten Beilagen gibt es genaue Vorschriften, damit die sich vom redaktionellen teil unterscheiden, der Werberat achtet darauf und bei Vergehen gegen diese Vorschriften gibt's empfindliche Strafen. Und trotzdem heißt es immer die Presse sei gekauft. Wie ist das mit gekauften Bloggern?
caterina
Liebe Caterina, ich kann nur von mir sprechen, zu den "gekauften" Bloggern gehöre ich nicht. Bei mir sind alle Beiträge, die in Kooperation entstanden sind gekennzeichnet. Ein entsprechendes Disclosure weist darauf hin. Auch kennzeichne ich affilate-Links, so ich welche setze.
Selbstverständlich unterliegen Blogger allen gesetzlichen Regeln zu Schleichwerbung, unlauterem Wettbewerb etc. Jeder Blogger, der sich nicht daran hält, macht sich abmahnfähig. Leider gibt's 'ne Menge schwarzer Schafe.
@Arthurs Tochter
Ja. Ich war – deswegen fragte ich nach – eben recht verunsichert ob dieser Nachfrage bei einem Erstkontakt unter den gegebenen Umständen.
Aber vermutlich liegt das daran, dass sich Blogger immer noch unter ihrem Wert verkaufen und sich so evtl. auch im Agentur-Bereich eine Gewöhnung eintritt.
@Caterina
Wie Astrid schon schrieb, es gibt auf alle Fälle eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht. Und es gibt genügend Leute, die das nicht wissen oder ignorieren.
Ich halte es grundsätzlich so, dass ich bei Kooperationsartikeln vor dem Artikel eine Einleitung in Kursiv setze, die darauf hin weist, dass ein Artikel folgt, der ein im Zusammenhang mit einer Agentur-Kooperation oder Event entstanden ist. Mir ist wichtig, dass die Leute, die das nicht lesen möchten, vorher aussteigen können.
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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