2014-09-08

Beim Rad-Händler

Ich diagnostiziere mir selbst heute vormittags akute Luftabwesenheit im Sinne von die „Luft ist raus.” Es stehen nur Kleinsttermine auf dem Plan und selbst die erscheinen mir als zu schwer. Dann trete ich aus dem Haus und sehe, dass es meinem Vorderreifen offensichtlich genauso geht. Ich pumpe ihn auf, um zu erkennen, dass er binnen 60 Minuten wieder platt ist. So rolle ich das treue Gefährt vorhin um die Ecke zum kleinen Fahrradbastler, der zwei Minuten von der Haustür entfernt agiert. Eigentlich lasse ich sowas immer in der Radspannerei machen, denke aber hier bei mir, gibste dem kleinen Bastler 'ne Chance.

Das Rad sichert sich seit schon immer neben dem Schloss mit Security Locks an beiden Reifen und dem Sattel ab. Das habe ich damals bei Kauf einsetzen lassen, als die Dinger gerade erst hierzulande den Markt beschnupperten, natürlich haben sich mittlerweile irgendwelche anderen Systeme durchgesetzt. Die Bude, die mein System damals produzierten, gibt es wohl auch gar nicht mehr.

Das ist eigentlich schade, denn das System ist echt sicher. Das knackt keiner. Das ist so sicher, dass es in der Vergangenheit diverse Radreparateure, denen ich das dazugehörige Set mit Gebrauchsanleitung und Mini-Inbus an die Hand gebe, nicht aufbekommen haben. Dabei ist es ganz einfach, Tresortechnik. Jedes Lock hat drei kleine Schrauben, die codiert sind. Die Codierung geht wie beim Kofferschluss jeweils bis neun. Man muss nur mit den Inbus die drei Schrauben einmal bis zum Leerlauf stellen. Und dann nach rechts so oft klicken lassen, wie der Code vorgibt. Ist dieser also drei, dann eben drei mal leicht ratschen lassen. Mit etwas Gefühl klappt das ganz gut. Also, ich kann das mittlerweile mit links. Und Schwups ist die Kappe ab und man kann mit einem normalen 7er Inbus den Reifen lösen.

Da ich nun weiß, dass andere Menschen mit diesem System nicht oder auch nicht so schnell klar kommen und ich auch jedes Verständnis der Welt habe, dass man sich nicht mit jedem besch… Fahrrad-Security-Locking-System, das global so existiert, auskennen muss, sorge ich mittlerweile dafür, dass die Händler das Rad von mir für die zu reparierenden Stellen jeweils schon befreit erhalten. So brauchen die das hinterher nur noch einmal aufdrehen und gut ist.

So tat ich das auch heute. Ich fahre mit dem Rad vor, löse die Kappe. Erkläre das eigentliche Problem, erkläre dass ich die Kappe zur Diebstahlsicherung schon abgemacht habe, drücke dem Menschen die Sachen in die Hand und soll mein Rad in einer Stunde wieder abholen. Ich verlängere von mir aus auf zwei Stunden, will denen ja keinen Stress machen und um 15:00 Uhr klingelt das Telefon, sie bekämen das Rad nicht auf. Ob ich in der Nähe sei und ihnen helfen könne?

Nun ja, bin ich, weil eben vor der Haustür. Ich gehe hin, gucke mir das an. Hängt wieder die Security-Kappe am Rad. Die Jungs ratlos. „Ja”, sag ich zu den beiden Jungs, „deswegen habe ich Euch das ja vorher abgemacht, damit ihr das Problem nicht habt.” Ich mache die Kappe wieder ab. Die Jungs ratlos. Ich dann erklärend, „soweit ich weiß, muss man jetzt die Schraube lösen.” Sie kriegen die Schraube nicht aufgedreht. Und irgendwann kommt der Vorschlag vom Chef mit Gewalt, aber dann müsse er mir ein neues System drauf machen. Was ich quittiere mit „kein Geld für so'n Spaß.” Wir einigen uns, dass ich das Rad da vorstelle, wo neulich, also vor drei Jahren zirka neue Mäntel aufgezogen worden sind. Wir pumpen das Rad noch mal auf und ich rolle von dann zur Radspannerei, denen ich das Problem erkläre, von denen einer im Service sagt, „bringt das Rad rein, ich gucke mir das an.” Der dann an der Schraube dreht mit einem 7er-Inbus. Und die Schraube sich wie von Zauberhand überredet wird, sich so zu verhalten, wie sie soll: sie löst sich.

Soweit so schlecht. Ich bringe mein Rad, so es möglich ist, immer zur Radspannerei, weil ich weiß, dass die ihr Business verstehen, Ahnung haben, einem keinen Mist andrehen und zumeist sehr sehr nett sind. Zumeist ist Schwachsinn, die sind immer sehr nett. Punkt. Das Dumme ist, dass das mittlerweile so bekannt ist und man deswegen für akute Radreparaturen auf eine Warteliste kommt, die drei Tage lang wirken kann. Bei 'nem platten Reifen. „Es gibt so viele platte Reifen in diesen Tagen.”

So bin ich voraussichtlich die nächsten drei Tage radlos. Sprechen Sie mich also nicht von der Seite an. Wer aber in Berlin sich einmal ein neues Rad kaufen möchte, geht bitte immer zuerst da hin.. Die haben sowieso da schöne Räder mit guten Komponenten, die man sich zusammen stellen kann.

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