2012-01-29

Wohnungstrends

Der neue Trend: in einer Wohnung in der sonst die halbe Elektrik von den Wänden hängt, die Küche mit einer alten Küchenmaschine anzubieten! Und im Wohnzimmer noch den alten Ofen stehen haben, trotz Heizung. Die Küchenmaschine funktioniert natürlich nicht mehr (spätestens seit man die Ablüftung tapeziert hat), war dafür aber so versifft (der daneben stehende E-Herd ebenso und die Verwalterin diskutierte ernsthaft dessen „Erhalt” in der Wohnung), dass ich mich frage, warum die Herpesblasen in den Lippen noch nicht anklopfen. Riesen-Elektrowasserboiler über der Badewanne. Den hatte man in der Wohnung meiner Mutter schon vor 20 Jahren versetzt, weil wohl aus baugesundheitlichen Gründen nicht mehr statthaft.

In der nächsten Wohnung ein komplett gefliestes Bad. Alles gefliest in Perfektion. Bis auf den Boden. Da hat man dann auch gleich gesehen, wo wohl der Vormieter versehentlich einige Zeit vor sich hin verwest ist.

Mein Ekelbedarf ist heute leicht gedeckt. Satt bis an die Oberkante.

9 Kommentare:

bel hat gesagt…

Deine schilderungen erinnern mich an das jahr 1980 als ich in der hochzeit des berliner wohnungsmangels eine wohnung in Berlin suchte.
Du bist wohl zur zeit in der gleichen lage.

Damals hab ich die wohnung genommen, in der die vormieterin drei monate tot lag; kein anderer wollte die butze. Der geruch war unbeschreiblich und unvergesslich - aber ich habe eine ausgeprochen tolerante ekelschwelle und bin wenig geruchsempfindlich;-)

Und außerdem wusste ich, wie man den geruch rauskriegt. Komplett.
Dort gab es übrigens keinen herd. Der vermieter fürchtete sich vor elektrizität und hatte eine steckdose pro person vorgesehen.

Die elektroinstallation hab ich dann mangels kohle bis zum sicherungskasten selbstgemcht, den anschluß an den sicherungskasten machte ein elektriker. Der war ganz zufrieden mit meiner vorarbeit, er hatte schon viel schlimmeres gesehen.

Den elektroherd hab ich auf dem trödel gekauft. Der blieb in der wohnung als ich nach 10 jahren auszog und steht heute noch in der wohnung, würde ich wetten.

Ich fürchte fast, du wirst durch ähnliches durch nmüssen, die lage auf dem wohnungsmarkt ist schlicht katastrophal. Zum einen werden die singlewohnungen in der innenstadt immer teurer weil die fluktuation so hoch ist, zum anderen die wohnungen innerhalb des s-bahnrings immer knapper. Halt den kopf hoch.

Gruß und viel viel glück
bel

hajo hat gesagt…

jetzt hab Dich mal nicht so:
irgendwann ist in irgend einem Haus mal ein Mensch gestorben.
und, dass das anderen erst spät aufgefallen ist, kannste wirklich niemandem zum Vorwurf machen.
is' Scheisse, aber was sollste machen?
Es gibt genug Deos u.ä.
.. und vor Allem muss es dch Deinen Tigern gefallen, oder?

Lila hat gesagt…

Mann Mann Mann, da fehlen einem ja fast die Worte. Ich habe anno 1984 in Berlin eine Wohnung gesucht und gefunden. Allerdings war ich Studentin und hatte minimale Ansprüche. Fließend heißes Wasser hatte ich nicht, also habe ich beim Wulli eine große Wanne gekauft und Wasser auf dem Herd heißgemacht. Ging auch. War ein Gasherd, glaube ich. Innenklo hatte ich, war schon sehr luxuriös. Und im Winter war es saukalt. Das war im Wedding.

Die zweite Wohnung war Nähe Hermannstraße, die dritte, richtig schöne, in Rixdorf. Das war auch ne schöne Ecke.

Ich muß irgendwie Glück gehabt haben. Davon würde ich gern eine dicke Scheibe abschneiden und Dir per Einschreiben zusenden.

Immerhin hast Du dem Wort "Hausverweser" jetzt eine neue Assoziation verpaßt!

Anonym hat gesagt…

Wohnungstrends:

http://taz.de/die-wahrheit/!86673/

creezy hat gesagt…

Ich habe nix gegen Tote in der Wohnung, Shit happens und das ist das Leben. Riechen muss das heute nicht mehr, da hat die Gerichtsmedizin praktikables Zeug, was jeden Geruch aus dem Stand eliminiert. Aber die Flecken könnte man doch weg machen, oder?

@Lila
Das klingt herrlich. Ach so eine nette kleine Altbauwohnung in Rixdorf! Sofort! ;-)

@Anonym
Ich mag das gar nicht lesen, ich sehe das ja jeden Samstag und Sonntag! ,-(

Nomadenseele hat gesagt…

Ich musste beim Zeit-lesen gerade an dich denken: http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-06/interview-mieterbund-praesident/

Schönes Blog, ich lese seit ca. 1 Monat mit.

trixi hat gesagt…

hm.... ich fürchte mit deinen ansprüchen wird es unmöglich eine bezahlbare wohnung zu finden. große wohnküche (aber ohne alten herd oder vormieterdreck), badewanne (aber perfekt gefleisst und ohne boiler) dreifachschallisoverglasung, ruhiger balkon mit blick ins grüne, das ganze in einer u-bahngünstigen ecke aber ohne lärm und komplettrenoviert...
ganz ehrlich, vielleicht schraubst du die ansprüche mal ein bisschen realistischer und runter, zumindest für den anfang? sonst wohnst du noch in 3 jahren bei deinen freunden und das wäre doch für alle beteiligten eher strapaziös, oder?

creezy hat gesagt…

@nomadenseele
Dankeschön!

@trixi
Kommst Du mal wieder runter? Alleine weil ich mich hier über die oder andere Wohnung wundere, heißt wohl noch längst nicht, dass meine Ansprüche hoch sind oder?

Für den Anfang ist in Berlin derzeit nichts runter zu schrauben. Bist Du so naiv oder glaubst Du an eine Änderung des Wohnungsmarktes oder an eine Änderung der Realgehälter in der Stadt? Dann weiterhin viel Spaß dabei! Geh woanders ätzen!

Anonym hat gesagt…

So schlimm ist es nicht. Ich habe eine 2-Zimmer-Wohnung mit Parkett in der Goltzstr. für 510 Euro warm gefunden. Aber das ging nur über Beziehungen. Jedich wird auch dann der Anspruch an Bonität natürlich nicht runtergeschraubt. Wenn man den Fragebogen so liest, könnte ich mir vorstellen, dass es für Menschen mit "Handicaps" (Schufa, vorherige Mietrückstände, "Berliner Einkommen") ganz ganz schwierig ist. Zumindest solange der Zuzugsdruck besteht, von Arbeitnehmern, die aus beruflichen Gründen nach Berlin verfrachet worden sind und mehr als das übliche Berliner Einkommen verdienen, und von jungen Leuten/Studenten, deren Eltern für sichere Mietzahlung geradestehen.

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