2011-06-08

Neulich wieder …



auf irgendeinem dieser Zeitungs-Portalen sehr kluge, das Sommerloch im Anfang stopfende Tipps zum Thema Vorstellungsgespräch 2011. Immer wieder gucke ich in solche Texte hinein und hoffe, doch noch einmal etwas Neues zu lernen. Die kluge Personalerin, die dort zu Wort gebeten wird, ist super motiviert, präsentiert sich mit ihrem Bewerbungsfoto einer Millionenleserschaft anstatt sich mit einem richtig guten Imagefoto für künftige weitere Arbeitgeber zu profilieren. Sie kommt mit dem Spruch um die Ecke, dass man als Bewerber schon eine Antwort haben sollte auf die Frage, wo man sich denn beruflich und überhaupt in fünf bis zehn Jahren sehen würde?

Das ist für mich schon seit jeher die dümmste und altmodischste Frage, die in einem Bewerbungsgespräch mit einer klugen Entgegnung an die Wand geschmettert gehört. Der große Intelligenztest auf Basis des „in Zielen“ denken. Als hätten uns die letzten 20 Wirtschaftsjahre in diesem Land nicht genau gezeigt, dass Ziele nichts anderes sind als Schall und Rauch. Lächerliche Attitüden in den kleinen Hirnen große Worte spuckender Enthusiasten, die längst verstummt sind, weil sie frühzeitiger, als sie es je geahnt haben, längst vom Leben überholt wurden.

Und ich stelle mir vor, ich gehe heute in ein Unternehmen dieser IT-Welt vorzugsweise im Umfeld des Social-Media-Universums und mich fragt der junge Personler genau diese Frage. Eher aus Hilflosigkeit, weil er sie vor mir schon selbst x-mal sinnloser Weise gestellt bekam und weil er ständig lesen muss, man hätte diese heute immer noch zu stellen. Dann würde ich zurück fragen, was er denn glauben würde, wie diese Online-Welt in fünf bis zehn Jahren aussehen würde? Was er denn glaubt, ob es dieses Unternehmen in fünf bis zehn Jahre noch geben würde? Ob er sich ernsthaft vorstellen kann, ob es genau dieses Unternehmen wohl noch in zwei Jahren in dieser jetzigen Form geben wird? Oder ob es nicht viel eher sein wird, dass wir im Überblick der Dimension der zeitnahen Entwicklung dieser Branche und ihren Geschäftsmodellen, möglicherweise längst nicht mehr Herr alternativ Frau dieser Sache sein werden?! Ob es nicht eher unwahrscheinlich ist, dass niemand mehr in zwei Jahren wirklich noch mit Aufgaben das Geld verdienen wird, für die er einst ausgebildet wurde? Und ob er nicht längst eingesehen hat, dass die Dimension eines halben oder ganzen Jahrzehnts keinerlei echte Bedeutung mehr hat in der Planung in dieser sich sehr schnell drehenden Welt?

Und das meine ich alles mitnichten negativ oder will darin Endzeitstimmung gelesen haben. Es ist nur heute nichts mehr auf wirklich lange Bestandszeit auszurichten. Nicht nur in der Welt der Online-Geschehen, längst auch im Leben jeglicher offline agierenden geschäftlichen Existenzen. Daher wäre ich froh, jeder Personaler würde sich schleunigst diese Frage kneifen. Wenigstens einer sollte in einem solchen Gespräch sein Gesicht wahren!

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