2011-06-10

Fotos

Letzte Weihnachten hatte mich Tantchen am ersten Weihnachtsfeiertag zum Gansessen eingeladen und tapfer in ihrem Garten in ihrer sehr kleinen Küche für uns beide gekocht. Das war ein sehr schöner Nachmittag und Abend, ich bin froh eine so schöne Erinnerung an unsere letzten Treffen zu haben. Irgendwann unterhielten wir uns über Nachlässe und das, was von einem zurück bleibt. Was überhaupt noch interessiert, wenn man geht und keine Familie mehr bleibt. Wir sprachen über Fotos. Ich erzählte, wie wichtig mir nach dem Tod von Mum die Fotos gewesen sein und was diese heute für mich noch für ein Schatz sind! Und mein Tantchen erzählte, sie hätte neulich sich auch die alten von ihrer Familie angeguckt und ihr wäre klar, dass diese niemanden mehr interessieren würden, wenn sie sterben würde – weil ja auch niemand mehr da ist, der die Leute darauf noch kennen würde. Wir hatten uns vorgenommen, sie uns einmal gemeinsam anzuschauen. Nun denn …

Als wir dann neulich in der Wohnung waren, lagen auf dem Tisch in Schubladen Fotos und Alben und ich dachte, die hätte die Schwägerin meiner Tante für sich aussortiert, denn es sind diverse alte Fotos darunter von ihrem verstorbenen Mann (gut er starb kurz bevor es zur Scheidung kam, die Erinnerungen an ihn braucht sie vielleicht nicht mehr) aber auch von ihren Söhnen, meinen Cousins, als die noch sehr klein waren. Wenig später stellte sich heraus, alle Fotos waren für den Müll gedacht. Und das tat mir doch zu weh!



Kurzerhand packte ich also alle in einen Beutel und sicherte mir dieses fotografische Erbe, von dem ich natürlich nur partiell – meist meine Tante und meinen Onkel wieder erkennen werde. Oder das Porträt ihrer Mutter, das ich noch von früher kannte, als es üblich war Fotos von Familienmitgliedern auf den alten Buffet-Schränken aufzustellen.

Aber bitte, ein Griff neulich in diesen Sack und ich brachte so ein Foto zutage:



Fragt mich nicht, wessen Hochzeit das war – aber ist es nicht ein bonfortinöses Foto aus einer Zeit als Fotografien längst nicht selbstverständlich waren? Sieht man den Fotografen nicht hinter der Kamera hinter den schwarzen Vorhang verschwinden und die Explosion vom Blitzlicht? Ich kann mich an solchen Dokumenten längst vergangener Zeiten niemals satt sehen! Und guckt mal, wie dicht das Pärchen hinter dem Brautpaar zusammen rückt! Das sieht man sehr selten auf solchen Aufnahmen.



Auch eine sehr schöne Aufnahme, das Hochzeitsfoto von Tantchen und meinem Onkel, dem Bruder meines Vaters. Sein Trauzeuge links ist mein Opa gewesen, ihr Trauzeuge ihr Bruder. Ich freue mich schon auf langweilige Novemberabende an denen ich mich über meinen neuen kleinen Schatz in Ruhe her machen werde! Schwarzweiß-Fotografien ohne Ende – es wird herrlich werden, diese alle zu sichten …

2 Kommentare:

Maren hat gesagt…

Oh - die würd ich ja gerne verscrappen!!!

kammreiter hat gesagt…

Ein jeder Augenblick ist wunderbar und doch so vergänglich. Einst sah ich die Augen eines toten Insektes - kein Facettenauge. Nie sah ich schönere Augen. Ich kann nicht anders als zu bezeugen, daß wir in einer ungeheuren Herrlichkeit eingebettet sind und nicht wissen, wie wir damit angemessen umzugehen haben. Das erfüllt mich mit Ehrfurcht und unaufhörlichem Staunen.

Sobald wir Stein und Bild haben haben wir festgehalten was eigentlich so nicht festzuhalten ist...

Wenn die Lieben gehen müssen, dann fängt der Mensch an zu begreifen. Der Tand fällt ab. Keine leeren Worte mehr, keine Illusionen. Der Kindergarten ist vorbei, der Ernst des zukünftigen Lebens hat begonnen...

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