2011-04-15

Leave me alone grrls!

Gestern auf der re:publica 11 typischer Feministenhabitus. Ich gönne mir das Panel „How Feminist Digital Activism Is Like The Clitoris“ von Jaclyn Friedman gehalten. Die amerikanischen Feministinnen haben ja, im Gegensatz zu ihren deutschen Kolleginnen, kapiert wie man die Themen des Feminismus allgeschlechtlich interessant aufbereitet: mit Sex. Amerikanische Feministinnen haben auch im Gegensatz zu den meisten deutschen Feministinnen überhaupt kein Problem damit, sich als das zu präsentieren, was sie sind: powervolle, attraktive Frauen, die sich und ihren Körper mögen. So ist man in den Panels der US-Speakerinnen bei der re:publica immer auf der sicheren Seite. Die Panels sind sehr unterhaltsam, vor allem weil nicht nur vom Opferstatus gesprochen wird, sondern wie was man tut, damit die Welt aus feministischer Sicht schöner wird und als Mann hat man Spaß, wie auch als Frau, kann man sich an Rundungen und HighHeels der sprechenden Protagonistinnen erfreuen. Das Auge isst mit.

Das Panel war informativ; Jaclyn kann ihre Standpunkte enthusiastisch und klug verkaufen, ohne viel Betroffenheit abzufordern. Das Panell war aus meiner Sicht bei weitem keine Nulllösung, wie die im Vergleich von einigen anderen Frauen zum gleichen Thema von ihren deutschen Kolleginnen gehalten, die mich ehrlich geärgert haben, weil sie ihr Geld nicht wert waren. Langsam muss man nämlich sich auch als Speaker vor Augen halten, dass die re:publica professioneller wird und Firmenkunden für schlechte Panels ihre Ticketgeldausgabe auch hinterfragen. Die Redner haben mittlerweile eine Verantwortung, ist so! Kurz, meiner Meinung nach stimmt das Thema sicherlich, aber es wird von den Aktivistinnen denkbar schlecht verkauft.

Was sich im Panel zeigte, jedoch kein echtes Problem war, die Audienz hatte nicht den gleichen Humor wie Jaclyn. Das war nicht besonders schwer, weil sie einfach Dinge lustig fand, die nicht besonders lustig waren. Sie hat halt mehr diesen Jungmädchenhumor, den US-Amerikannerinnen gerne haben. Darüber lachen vielleicht amerikanische Feministinnen, vielleicht auch ein paar deutsche. Und ich – ich kann ja nicht für andere sprechen – empfand ihre Witze als bemüht. Ihr fiel natürlich auch auf, dass keiner mit ihr lachen wollte. Gleichfalls irritierte sie, wenn man dann an anderer Stelle lachte, vereinzelt, im Publikum. Das einzige Problem im Panel war: sie macht das ein bisschen zu oft zum Thema. Wäre nicht nötig gewesen, aber geschenkt.

Meine persönliche Krönung war, als dann später bei den Q&A's die erste Fragestellerin aus der bekannten Blogger-Feministinnen-Reihe aufstand und sich erdreistete, sich für unseren „europäischen“ Humor allen Ernstes bei der Frau zu entschuldigen. WTF? Hör mal, Mädel, mein Humor ist okay, der ist unantastbar. Und niemand, niemand entschuldigt sich fremd für meinen exquisiten Humor. Was sollte das denn?

Solange Ihr nicht aufhört Euren Feminismus über Opferdasein zu definieren und Ihr in der Folge auch noch als Opfer glaubt, Euch für irgendwas entschuldigen zu müssen: please leave me alone mit Eurem Geheule! Wenn Ihr für Anliegen für Frauen kämpfen wollt, übernehmt Ihr eine Verantwortung. Und ich muss es in aller Härte sagen: die Allermeisten von Euch werden dieser Verantwortung gar nicht oder nur sehr schlecht gerecht! Das ist mein bisheriges Fazit der re:publica 11. Verkauft Euch endlich als starke Frauen mit einer Message und mit Fachkompetenz. Nicht als Heulsusen. Und entschuldigt Euch nicht, wenn es rein gar nichts zu entschuldigen gibt! Vor allem nicht für Euch völlig fremde Menschen! Das nenne ich allenfalls übergriffig!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

diese mädchen wollen für nix kämpfen. sie wollen sich in ihrer selbstgerechtigkeit suhlen.

creezy hat gesagt…

@Anonym
Och nö, das würde ich so nicht sagen. Sie kämpfen sehr wohl. Natürlich auf ihre Art. Es liegt aber sicherlich in der Sache, dass wenn man sich ihr zu sehr verschreibt, der Horizont möglicherweise enger wird.

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