2010-11-29

Beurteilungen

Jeder Mensch, der im aktiven Arbeitsprozess steckt, kennt das zu Genüge: er wird hinsichtlich seiner beruflichen und sozialen Kompetenzen im Arbeitsalltag regelmäßig beurteilt. Aufgrund dieser Beurteilungen wird über das weitere berufliche Vorankommen dieses Menschen im jeweiligen Unternehmen entschieden. Natürlich fließen in die Beobachtungen sehr subjektive Empfindungen derer ein, die diesen Menschen später schriftlich begutachten. Selten erhält der Arbeitnehmer eine genaue Analyse dessen, was über ihn gedacht wird. In nicht wenigen Unternehmen werden die jeweiligen ermittelten Informationen dahingehend verwendet, um im Sinne einer spezifischen Unternehmenspolitik und Mitarbeiterführung gegenüber dieses einen Arbeitnehmers Druckmodelle zu erzeugen. In einem souverän geführten Unternehmen benutzt man etwaig festgestellte Defizite oder Stärken beim Arbeitnehmer dazu, ihm passende Weiterbildungen zu offerieren, um sich im Sinne des Unternehmens zu einem noch besseren Arbeitnehmer entwickeln zu können.

Das gleiche Modell wird täglich im Umgang mit Auftragnehmer und Kunden praktiziert. Natürlich guckt man sehr genau hin, wo beim Auftraggeber Stärken und Schwächen zu erkennen sind, persönliche Defizite oder herausragende Kompetenzen. Sich ein genaues Bild über einen Partner zu machen, ist überlebenswichtig. Weil man natürlich als Dienstleister für den Kunden den besten Job ausführen möchte und hier im günstigsten Fall seinem Kunden an dessen Schwachstellen die eigene Kompetenz an die Seite stellt, damit man gemeinsam erfolgreich ist. Je früher man also um die Schwächen seines Gegenüber Bescheid weiß, umso flexibler kann man ihnen Alltag begegnen und wird für diese den berühmten Plan B entwickeln können. Da man aber mit einem Kunden selten offen über seine Defizite sprechen können wird, gehört es zum beruflichen Alltag dazu, genau hinzusehen und zu analysieren.

Natürlich wird man sich weiterführend nach der Analyse darüber Gedanken machen, wie sich die positiven aber auch negativen Eigenschaften des Gegenübers auf sich selbst oder das Geschäftsmodell im jeweils positiven aber auch negativen Fall auswirken werden und für den jeweiligen Fall Modelle entwickeln. Wer das tut, ist ein Stratege. Und wer eine hohe Trefferquote in seiner Vohersagung zur Realität aufzeigen kann, ist ein guter Stratege. Es ist obsolet festzustellen, dass ein guter Stratege am Ende derjenige sein wird, der aus einer Krisensituation als Sieger hervorgehen wird.

Wann immer man mit der Charakterisierung seiner selbst durch andere konfrontiert wird, besteht eine sehr hohe Möglichkeit, dass man mit dieser Einschätzung nicht konform gehen möchte oder kann. Oft fühlt man sich nicht gut genug beurteilt oder versteht sich als Person ganz anders, als es die Anderen tun. Das ist legitim, denn Beurteilungen sind wie oben schon angedeutet, immer auch von einem hohen subjektiven Potential der beteiligten Personen geprägt. Dass die Wortwahl der Beschreibung seiner selbst vermutlich dabei nicht gefallen dürfte, nimmt man Kenntnis von Inhalten, die für einen selbst gar nicht zum Lesen bestimmt waren, ist wahrscheinlich. Darauf kann man wohl vertrauen.

Wir Menschen beurteilen uns mehr oder weniger ständig gegenseitig. Politiker werden von Politikern anderer Länder analysiert. So what? Politik ist das dreckigste Spiel von allen, das ist bekannt. In der aktuellen Wikileaks-Debatte finde ich selber nur erstaunlich, dass ich unsere politische Elite ähnlich negativ charakterisiert hätte, wie es US-Diplomaten taten – und zwar ohne diese Personen je persönlich getroffen zu haben. Nichts Neues also im Staate Dänemark Deutschland. Außer vielleicht die erschreckende Erkenntnis, wie schlecht ich über die eigene Regierung denke. Positiv daran ist für mich die Erkenntnis, dass ich mit meiner persönlichen Meinung über diese Regierung nicht alleine stehe und allzu offensichtlich keinen Knick in der Optik habe. Über die Zahmheit der angeblichen Härte der Wortwahl, bin ich, ehrlich gesagt, fast erstaunt. Lebt man indes in diesem Land und muss man die Merkels, Westerwelles und Schäubeles und die Auswirkungen ihrer beruflichen Inkompetenzen im Alltag ertragen und deren Folgen für dieses Land in der Zukunft halbwegs absehen, könnten einem heftigere Wortkreationen einfallen.

Wäre man nicht so verdammt höflich!

2 Kommentare:

Bhuti hat gesagt…

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The Exit hat gesagt…

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!