2010-08-21

Das mit der Rente …

mich hat diese Diskussion wenig tangiert. Ich halte sie für dumm. Ich halte sie für verzweifeltes Salzsuchen auf einem zu großen Tisch bei einem Blind-Dinner. Rumtasten, rumstochern und schlussendlich wegen Tapsigkeit den Streuer vom Tisch gewischt.

Deutsche sollen bis 67 offiziell weiterarbeiten? Wen interessiert das? Mich nicht. Ich bin seit dem klugen Sozialkundelehrer auf dem Gymnasium groß geworden mit der Gewissheit, dass Rente in Deutschland ein Auslaufmodell ist, weil von der Politik falsch zwischengelagert. Von Globalisierung und Arbeitslosigkeit wusste mein Lehrer auch alles korrekt vorher zu sagen, was eingetroffen ist, den Fall der Mauer ausgenommen. In meiner Familie hat eine einzige Person übrigens das Erreichen des regulären Rentenalters erlebt und überlebt. Na gut, zwei. Mein Großvater bekam seine Krebsdiagnose mit Eintritt und erlebte seinen Exitus sechs Monate nach dem Erreichen seiner Rente. Zählt das? Kurz: Rente und ich, keine Komponenten die aneinander je geglaubt haben. Ich wollte nie in Rente. Ich habe nie meine Jahre bis zur Rente gezählt. Ich stehe auch fassungslos vor Leuten, die sich darauf freuen. 20 Jahre vorher. Rente ist für mich die Einbahnstraße in den Abbau. Ich wollte immer schon arbeiten bis zum Schluss. Mein erklärtes Jungbleibeelixier, alleine …

Wir leben in einem Land, in dem nur noch jeder zehnte Arbeitnehmer seinen Ruhestand zur regulären Zeit erreicht. Die einen werden durch körperlichen Verfall vorher aussortiert. Die anderen werden schlicht nicht mehr gewollt. Ja, wir leben in einem Land in dem jeder ab einem Alter von 50 Jahren gerne vom Unternehmen aus- und abserviert wird, weil nicht mehr attraktiv genug, schnell genug, nicht ins junge Image des Unternehmens passend oder schlicht auf dem Gehaltsstreifen zu teuer. Und es ist bekannt, dass die Menschen, die in diesem Alter zur Agentur gehen außer Jobs in der Straßenpflege der Kommune für einen Euro nichts anderes mehr nachgewiesen bekommen, worauf sie sich überhaupt bewerben könnten.

Und das ist Fakt. Und daher ist die aktuelle Rentendiskussion nur wieder ein weiterer Beweis dafür, wie völlig inkompetent deutsche Politiker sind. Und ich kann mich an die Stimme von einem einzigen SPD-Politiker erinnern, der die Realität tatsächlich in Worte formuliert hat: Heiko Maas. Kommentar von Ulrike Herrmann in der taz.

Traurig ist das. Und ja, Bürger brauchen mehr Mitspracherecht. Menschen wie mein ehemaliger Sozialkundelehrer.

3 comments:

fotoralf hat gesagt…

Wenn die SPD die Einführung der Rente mit 67 davon abhängig machen will, daß mindestens die Hälfte der über 60jährigen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung steht, ist das doch sowieso ad calendas graecas verschoben.

Ralf

bel hat gesagt…

Das ist eben der unterschied zwischen einem sozialkundelehrer und einem historiker.

Der historiker erklärt einem genau, warum demographie für solche berechnungen ziemlich schnurpeldiwurpel ist. Und warum das schnurpeldiwurpel keine aussage für ein umlagefinaziertes sozialsystem zuläßt.

Aber er zeigt u. a. auch auf, dass, wenn man ein umlagefinanziertes system penetrant plündert, wie z.B. in der ära Dicker Mann und danach in der ära Grün-Roteregierungskotze geschehen, dann funktioniert es eben nicht mehr. Weil: wenn man nämlich das geld für brot für marmelade ausgibt, hat man nämlich kein geld für brot mehr. Und wenn man vorher auch keins für marmelade disponiert hat, das man dann für brot nehmen könnte, sieht man dann mit dem ofenrohr ins rentenloch.

Aber bitte, alle die glauben, dass ein privates system, das sich über finanzprodukte finanziert, besser sei, die mögen jetzt mal kurz auf den kurs von BP schauen und an die "am markt finanzierten" renten der Briten denken. Oder auf den von Lehman Bros., oder vielleicht so ca. 15 jahre zurück nach Argentinien.
Upasala. Viel spaß.

bel

creezy hat gesagt…

@fotoralf
Ist es. Aber mich ärgert, wie diese Deppen immer noch und immer wieder ungestraft Politik an der Realität vorbei planen. Jeder im Volk weiß, die machen da jetzt gerade Bockmist? Und? Sie machen's trotzdem.

@bel
Verstehe ich nicht. Nichts anderes als das, was Dein Historiker angeblich aufzeigt, hat mein Sozialkundelehrer vor 20 Jahren verkündet?!

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