2010-04-22

In der allgemeinen Begeisterung …

über den Rücktritt von Bischoff Mixa, der ihm nun wirklich schon peinlich hochoffiziell viel zu öffentlich von höherer katholischer Stelle nahegelegt werden musste, möchte ich nur darauf hinweisen: Mixa hat nur geprügelt. Selbstverständlich ist das nicht akzeptabel aber dennoch hat man gerade ihm keinen sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Die katholischen Oberen aber, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, die dienen stellenweise immer noch der Kirche unter dem wohlfeilen Mantel der Verjährung.

Die haben sich aber vielleicht doch deutlich stärker versündigt an den Kindern als jemand, der zu Zeiten geprügelt hat, als es in Deutschland noch keine eine gesetzliche Regelung bezüglich körperliche Übergriffe gegenüber Kindern in den Familien gab. Aber sehr wohl klar geregelt war, dass man Minderjährige und Schutzbefohlene (und überhaupt niemanden) nicht sexuell zu missbrauchen hat.

Mit Mixa meint die katholische Kirche nun ein Zeichen gesetzt zu haben in der Öffentlichkeit. Das hat sie aber nicht. Er ist nun allenfalls das Pseudo-Opferlamm der Deutschen. Vermutlich wird uns jetzt in jedem europäischen Land so ein Opferlamm serviert. Es wird einer auserkoren werden in den Reihen, der den körperlichen Missbrauch, keinesfalls jedoch sexuellen Missbrauch zugeben wird und dann abdanken. Und damit soll es dann gut sein. Dahinter versteckt man recht passabel den sexuellen Missbrauch und entzieht sich der in der Öffentlichkeit geführten Aufklärung als auch Reaktion auf beweisbare Schuldzuweisung.

Diejenigen, die sexuell missbraucht wurden, müssen sich allenfalls mit einer lapidaren Entschuldigung zufrieden geben – sofern die katholische Kirche sich hier überhaupt zu einem Schuldeingeständnis herablassen kann. Was ich so bisher nicht ernst nehmend sehen konnte. Das Einrichten eines Info-Telefons und die Ablehnung eines möglichen Opferausgleichs sind für mich keine Zeichen, dieses gravierende Thema in aller öffentlichen Diskussionsnotwendigkeit und einem Willen zur Schadensgutmachung anzugehen.

Das Verhalten der katholischen Kirche ist weiterhin nicht akzeptabel.

6 Kommentare:

Kiki hat gesagt…

Ich glaube, ob der Mann Kinder geprügelt oder sexuell missbraucht hat, ist der katholischen Chefetage herzlich Wumpe. Aber die Unregelmäßigkeiten bei den Finanzen stoßen ihnen sauer auf.

Guel hat gesagt…

Hm,sicherlich ist diese Meinung nicht ganz von der Hand zu weisen und keinesfalls wird die Kirche dadurch der Aufklärung sexueller Übergriffe auf Kinder und Jugendliche gerecht. Aber - und das ist die 2. Seite - ich finde es gerechtfertigt, wenn Mixa zurück tritt, denn es gab ja da auch noch die Veruntreuung von Waisenhausgeldern.Und ein sogenanntes ethisch-moralisches Vorbild wie ein Bischof kann und darf sich solcher Verfehlungen nicht schuldig machen.

Anonym hat gesagt…

Genau. Ich denke auch, das unabweisbare Problem war die Veruntreuung. Vielleicht bin ich zu pessimistisch, aber ich glaube "nur prügeln" würde die Kirche letztlich schadlos überstehen und das wissen sie.

bel hat gesagt…

ich fürchte, ähnlich wie bei den Diskussionen um Vergewaltigungen geht die Mißbrauchsdiskussion haarscharf am Kern der Sache vorbei.

Mißbrauch findet, bei den in den Medien kommunizierten Fällen in einem streng hierarchischen System statt.

Hier geht es also nicht (oder weitgeghend nicht) um (sexuelle) Lust oder Gelüste, sondern um den Kontext von Macht und Kontrolle in einer Hierarchie.

Damit wir uns nicht mißverstehen,
warum das so ist, mögen Anthropologen erklären, straffrei sollte dieses Verhalten nicht bleiben.

Mir stößt nur auf, dass genau das immer in den Kontext von Pädophilie gebracht wird, aber meist gar keine ist,weil es durchaus auch zwischen Heranwachsenden und zwischen (gleichaltrigen) Erwachsenen stattfinden kann.

Gruß bel

svenski hat gesagt…

Natürlich ist der Rücktritt von Mixa notwendig.
Natürlich nur bezüglich der Probleme, die Herrn Mixa betreffen.

Übrigens war die Prügelstrafe in fast ganz Deutschland ab 1975 verboten, nur in Bayern erst ab 1979. Bin mir aber ziemlich sicher, dass die Vorwürfe gegen Herrn Mixa nicht 1979 enden. Insofern und auch unabhängig von der strafrechtlichen Bewertung halte ich es für richtig, auch jede einzelne "Watschn" deutlich anzuprangern. Natürlich hilft das nicht den Opfern sexuellen Missbrauchs, aber es kann trotzdem nicht untern Tisch fallen.

Gruß, svenski.

creezy hat gesagt…

Himmel! Ihr seid ja noch zynischer als ich. ;-) Dennoch – ich halte die Veruntreuungsvorwürfe zum heutigen Zeitpunkt für vorgeschoben. Mir kann keiner sagen, dass die katholische Kirche vom nicht ordnungsgemäßen Fluss ihrer Gelder erst heute Kenntnis genommen hätte, dafür gibt es auch bei ihr jedes Jahr Inventuren und Bilanzen.

@bel
Natürlich geht die Missbrauchsdiskussion, sofern sie überhaupt stattfindet und nicht bereits im mit Finger auf den Schuldigen zeigen und Betroffenheit für das Opfer empfinden, endet.

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