2010-02-25

Lecker Mutterglück.

Mir ist mehrmals aus privaten und beruflichen Gründen Plazenta begegnet. Erstmals bei der Hausgeburt meiner allerersten Katze. Da war ich zwölf Jahre alt und hatte mich vorher in die damals vorhandene Katzengeburtshilfsliteratur eingelesen und somit zur Kenntnis genommen, die weibliche Katze frisst bei der Geburt die Plazenta ihrer Kätzchen auf. Das tun Tiermütter notgedrungen, wie auch sonst sollen sie ihre Babies von Haut und Blut befreien und das Tierbabylager sauber halten? Die Lehrbücher besagten, die Plazenta würde dem Tier die notwendige Energie zum Stillen geben und sei daher sinnvoll.

Meine Katze damals tat das sehr ordentlich, ihr Evolutionsschema sah da nix anderes vor. Ich guckte mir das an, fand es, wenn auch vom Ratgeber vorbereitet, leicht befremdlich. Meine Mutter, selbst zweifach Gebärende, erklärte mir, sie sei während ihrer Geburten nicht auf die Idee gekommen, das tun zu wollen. Ihr war einfach nur nach einer deftigen Leberwurststulle, nachdem sie diesen Job bei meines Bruders und meiner Geburt absolviert hatte.

Später war ich dann berufs- und freundschaftlich bedingt bei der einen und anderen Geburt dabei, nahm da auch die viel größere Plazenta des Menschen zur Kenntnis. Fand sie immer noch nicht essenswert. Die Plazenta ist wie ein Stück rohes Fleisch mit einer Haut drum herum, wie man sie oft einem ganzen Filet abziehen muss, das Ganze ist natürlich dementsprechend blutig. Natürlich ist der Mutterkuchen mit einer nicht unerheblichen Menge des mütterlichen Blutes versorgt. Das der Mutter zurückzuführen, mag nicht verkehrt sein. Funktioniert natürlich so mit der Essensaufnahme jedoch nicht. Andere Kulturen machen nach wie vor sehr viel Brumborium um die Plazenta, erklären dort den Sitz der Seele u.v.m. Wir hierzulande besinnen uns neuzeitlich wieder darauf, sie im Garten vergraben zu müssen und stellen einiges mehr mit ihr an, wozu meine Mutter heute vermutlich befinden würde, dass sie genug mit uns zu tun hatte als das sie auf solchen Mutterkuchen-Aktionismus post partum ernsthaft Lust gehabt hätte. Die heutzutage dann gerne mal „urzeitlich“ gebärende Frau hat sich auch wieder der Plazentaaufnahme verschrieben. Das kann man tun. Muss man aber nicht.

Wer es denn machen möchte und tut, soll sich herzlich gerne die Geschichten und geschmacklichen Beschreibungen als auch Rezepte für das Mutterkuchengulasch für seine Kinder aufbewahren. Aber muss man immer alles ins Internet schreiben? Andererseits, wenn es anderen und dazu noch so kochverständigen Bloggern soviel Freude bereitet …

8 Kommentare:

kaltmamsell hat gesagt…

Weswegen es bei den Steinzeitmenschen sicher auch Usus war, abgerissene Gliedmaßen zu verspeisen, um die verlorene Energie zurückzuführen. Nicht?

creezy hat gesagt…

@kaltmamsell
Mensch Frau kaltmamsell, wat wissen Sie denn nun schon wieder über abgerissene Gliedmaßen unserer Urväter- und -mütter, wat ich nicht weiß? ;-)

Uns' Uwe hat gesagt…

Also, ich war ganz froh, dass ich bei der Geburt meiner Tochter die Plazenta nur von weitem gesehen habe. Und diesen komischen, riesigen, blutigen Flatschen soll man essen? Uäh!

Aber vielleicht erschließen sich mir als Mann die kulinarischen Qualitäten der Plazenta auch einfach nicht...

Bhuti hat gesagt…

Urgs … da kann ich nur sagen, wie schön, dass ich die Entscheidung essen oder nicht essen nie treffen mußte ;-)

kid37 hat gesagt…

Ich war mal auf so einer Vergrabe-Party, sehr amüsante Vorstellung bei sehr netten Leuten. Soll ja Glück bringen, und da bin ich natürlich immer sofort dabei.

Flüge hat gesagt…

Bah! Das ist ja ekelig! Wer will das denn freiwillig essen? Also ich kenne Niemanden. Die Tradition, dass man die Plazenta im Garten vergräbt und einen Baum pflanzt, kenn ich. Diese Tradition finde ich gut. Ich weiß aber nicht, ob ich es persönlich machen würde. Allein bei der Vorstellung die Plazenta nach Hause zu transportieren ...

bel hat gesagt…

Jaja, die Nicht-mehr-Innereienesser sind auf dem Vormarsch. Ok, Platzenta würd ich mir noch überlegen, aber Lunge, Leber, Herz und Nieren, gerne!

Plazenta und Schweineembryos schmiert sich die holde Weiblichkeit ja auch ins Gesicht und glaubt es zieht die Falten glatt, warum dann nicht gleich verspeisen??

..
bel ist (fast alles ) was bei drei nicht auf den Bäumen ist.

kelef hat gesagt…

also wenn man mich gefragt hätte ob ich das essen will, ich hätte wohl den kreisssaal reihum vollgekotzt bei der idee.

eingraben und baum pflanzen, wenn man denn eine hausgeburt und einen eigenen garten hat, von mir aus, muss ja aber auch nicht sein.

ins gesicht schmiere ich persönlich mir hautcreme, das reicht. gegen falten kann man sowieso nicht wirklich was tun, und wenn, dann sieht man dass man was getan hat und der geneigte betrachter denkt sich dann die falten einfach dazu - zumindest mach ich das und schüttel mich, weil mir diese maskenhaften gesichter ohne echte mimik schon ziemlich unheimlich erscheinen.

dass tiere die plazenta fressen ist im übrigen darin begründet dass sie keinen gegengreifenden daumen haben und daher die plazenta weder eingraben (können ja keine schaufel halten) noch zubereiten können (können ja keinen kochlöffel halten). und man soll ja nix verkommen lassen, nicht wahr.

böse zungen behaupten allerdings, es läge daran dass die verwesenden teile den wurf massiv gefährden würde durch anlocken von fressfeinden, fliegen etc., aber das ist sicher nur eine dumme geschichte von menschen, die sich einfach nicht vorstellen können dass es auch profane gründe gibt.

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