2009-10-05

Neu: creezy und B45 jetzt mit Charisma!

Die Nummer am Samstag ließ mich also heute sofort zum Zahndompteur schlendern. Ich war gestern schon wuschig genug mit ohne Teilfüllung und versuchte dank konsequenter dentaler Macke heute früh schon leichten Phantomschmerz im Traum zu entwickeln. Nein, der Zahn tat wirklich überhaupt nicht weh – nur im Traum. Was aber meiner Meinung nach auch reicht.

Da mein alter Zahnarzt, vielmehr seine Ischen vorne am Tresen, die letzten Male mir ziemlich auf den Senkel gegangen sind, zum einen wurden sie immer arroganter. Zum anderen wollten sie mir die letzten drei Termine immer anstelle des Chefs, den ich seit Jahrzehnten kannte und schätzte, um nicht zu sagen: innigst vertraute, mir den Assistenzarzt unterjubeln. Seit die mir in der Praxis mit Ende 20 eine umfangreichere Sanierung verkauft hatten, konnten sie nix mehr an mir verdienen. Offensichtlich war ich so kein Fall mehr für'n Chef. Tsja, wenn man der Meinung ist, ich soll zu einem neuen Arzt gehen, dann tue ich das nach dritten Aufforderung. Und zwar zu einem in einer anderen Praxis.

Die neue Neuköllner Einkaufshölle hat uns neben zweistöckiger Apotheke auch ein Ärztezentrum geschenkt. Frauenarzt und Zahnarzt, eine Praxis ist noch leer. Das ist nach heutigen Maßstäben also ein Zentrum. Zu den Ärzten kommt man mit einem Fahrstuhl und man muss dann um zwei Ecken durch schwere Glastüren, die nicht behindertengerecht auf Tastendruck für Rollstuhlfahrer zu öffnen sind. Und nun frage ich in die Runde: welcher Idiot baut 2008 Einkaufszentren mit Arztzentren in die nur ein Teil von Patienten gelangen kann? In der Praxis dann übrigens eine rollstuhlgerechte Behindertentoilette. Was bei dem Zugang ein Witz ist. Aber immerhin.

Nun, ich sprach da heute frech vor in meiner Verzweiflung und wissend, dass neue Praxen bei solchen Fällen noch recht flexibel agieren. Legte Krankenkassenidentifikationsplastik und zehn Euro auf den Tisch, erklärte ich sei weder Allergikerin, noch Bluterin und auch sonst recht guter Dinge. Dann erklärte man mir, das man mir bei bestimmten Füllmethoden Geld abknöpfen würde, ich durfte ins Wartezimmer und keine zwei Seiten in der „Gala“ geblättert später, wurde ich in den Raum mit der Laserstation gebeten. Dort bekam ich einen gelben (!) Spuckbecher an die Seite gestellt, einen fliederfarbenen (!!!) papiernen Sabberlatz umgehängt und ich ließ zum Dank den freundlichen jungen Zahnarzt meinen Mund untersuchen. Der fand die Zähne sonst top in Ordnung, konnte kaum glauben wie alt der ganze Kram schon war, entfernte ein bisschen unsichtbaren Zahnstein, weil die Kasse dafür bezahlt und fragte dann, ob er das mit der Blombe denn auch gleich machen sollte? Ich erklärte meine Idee, genau deswegen auf seinem tollen Behandlungsstuhl mit Blick auf die Kneipe Karat24 und S-Bahn zu liegen und dann ging es nach kurzer Preisverhandlung – er bot mir Überweisung an, die kleine Mieze in weiß kurz vor der Herzattacke Zahlung bar oder mit EC-Karte, da ich nie elektronisch bar zahle, deutete ich einen kurzfristigen Bankgang nach der Behandlung an, weswegen die Mieze mit nun echtem Herzkapser zurück an den Tresen schlich – zur Sache. Eine Spritze verneinte ich (unglaublich, faszinierend, noch nie dagewesen, ich selber kaum glauben könnend) tapfer, obwohl er sagte, es könnte ein wenig weh tun, weil doch ein klein wenig Karies unter der Ex-Füllung sei und dann bohrte er ein bisschen. Zu wenig.

Als er meinte, das wäre es, fragte ich, was denn mit dem Rest der Füllung sei? Denn den konnte er nach so wenig Bohrarbeit nicht entfernt haben. Er tat so, als hätte der den nicht bemerkt und meinte, nachdem er ihn dann doch gefunden oder zumindest als solchen identifiziert hatte, man würde das üblicherweise aufbauen. Da ich aber – für das Geld sowieso nicht – keinen Bock auf Aufbauarbeit hatte und schon mal gar nicht, wenn sich unter dem einen Teil des Zahnes etwas Karies befand, orderte ich mutig für's Geld noch eine Runde Bohren mehr und dafür ordentliche Sanierungsarbeit. Denn was Füllreparaturmethoden angeht, von deren mangelhaften Erfolg überzeuge ich mich seit Jahren im Berliner Straßenbau. Weiterhin ohne Spritze. Was mich das eine oder andere Mal ‘ne Runde Zuckungen spendieren ließ. Aber da ich seit 15 Jahren keinen Bohrer mehr in Aktion erlebt hatte, nur diese Reinigungsutensilien bei der Prophylaxe, dachte ich heute schlicht ein Anrecht auf das Vergnügen „Bohrer meets Nerv“ zu haben.

Dann gab es eine künstlerische Kunststoff-Installation in meinem Mund mit dem Namen „Charisma“. Mit mehrfachen Schichten und fröhlichen Aushärtevorgängen. Hier und da durfte ich mit dem gelben Spuckbecher spielen. Nachdem ich meinte, das sei noch etwas rauh auf dem Zahn, gab sich der Doc noch mal ordentliche Mühe im Feintuning und ich durfte von dannen schleichen. Mit einem Termin im November zur Prophylaxe, damit meine neuen Freunde in Gründung gleich nächsten Monat noch einmal etwas von mir haben.

Und weil der Tag dann eh schon gelaufen war, ging ich gleich zwei Etagen tiefer zum Haare schneiden. Da kam ich in der „Gala“ auch nur bis Seite sieben.

5 Kommentare:

Manuela hat gesagt…

Himmel, warum denn gleich so hart zu sich selbst? Zahnarzt kann ich nachempfinden- aber dann auch noch zum Friseur? Wenn Sie dann auch noch Schuhe kaufen müssten, wäre das ein Tagesprogramm, das ich mir nicht zusammen stellen würde.

creezy hat gesagt…

Ach Schuhe kaufen, das wäre ja ein Highlight. Das könnte ich – Bonität vorausgesetzt – problemlos sieben Tage die Woche, vier Wochen im Monat, 52 Wochen im Jahr tun. Aber Zahnarzt und Friseur, das rangiert auf meiner Vorliebenskala ungefähr gleichberechtigt auf dem Rand ganz unten auf dem „Fenster putzen“ mich vor sich hin gruselt. ,-)

kaltmamsell hat gesagt…

Bravo! Routiniert! Bei normalem Bohren lehne ich Betäubung auch immer ab - mit einem stummfilmtauglichen Augenaufschlag und: "Sie wollen mir doch nicht etwa weh tun?"

Anonym hat gesagt…

Nur die Harten kommen in den Garten... heute habe ich, tatsächlich, ähnliche erfahrungen gemacht. Allerdings, ich gebe zu, ich bin kein Harter. Wie Günther(mein Auf-Den-Zahn-Fühler) sagte: "Ein Joint am Morgen, vertreibt kummer und Sorgen", fühle ich mich immer beglückt, nicht viel von den Reperaturen im Mundraum merken zu müssen.
Es lebe der Fortschritt...

Maren hat gesagt…

Oh je, und dass alles auch noch auf einem Montag. *tätschel*

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