Gestern war Küchentag …
zunächst einmal brachte ich meine guten altgedienten japanischen Messer zum Schleifer, weil ich mit ihm das Metallfraßphänomen im Übergang Klinge/Griff klären wollte. Wir diskutierten das lange und ich war wieder einmal sehr beeindruckt von der Fachkompetenz eines Einzelnen und dessen Liebe zum Thema. Wenn Menschen sich einem Thema verschreiben und ihr Wissen einfach nur gerne teilen ohne zwanghaft überzeugen zu wollen – so etwas erfreut mich immer sehr. Nun, wir sind so verblieben, dass er die Messer einschickt und wir hoffen mit gedrückten Daumen (ich) auf die Kulanz des Herstellers. Das wäre einerseits natürlich sehr schön, andererseits … die Messer schenkte mir meine Mum. Und … naja, ich hänge sehr an ihnen. Ich nehme sie üblicherweise mit in den Urlaub, sofern ich weiß, ich kann dort kochen. Mir bedeutet so etwas viel. Ich bin noch nicht sicher, ob ich mich mit neuen Messern ordnungsgemäß selbst belügen kann.
Holzapfel bietet Kurse an in denen man sich selbst sein Messer schmieden kann. Hatte ich erwähnt, dass mein Opa Schmied war? Ich auf so etwas genetisch bedingt sehr abfahre? Es juckt in den Oberarmen. Allerdings kostet so ein Kurs auch richtig Geld.
Alsdann schlich ich ohne Messer weiter die Bergmannstraße hoch und fand im Antiquariat auf der Tischauslage das:
Ein Dr. Oekter Warenkundelexikon von 1969! Mensch, ich habe doch schon von meiner Mum das Dr. Oetker Kochbuch von 1963 vererbt bekommen, dass mich immer wieder sehr beglückt und für die Heiterkeit der 50iger in meiner Küche sorgt. Pat und Patachon zusammen geführt:
Und nun das Warenkundelexikon in dem mir beim Blättern schon Fischarten mit einer Selbstverständlichkeit begegnet sind, die der Fischer von heute vermutlich überhaupt nicht mehr kennt. Überhaupt ist sehr beeindruckend, was 1969 dort schon für exotische Früchte aufgeführt sind, die doch erst in den letzten zehn Jahren bei uns auf den Tisch fanden. Meine bisherigen Lieblinge:
Fuchshai … ist eine Bezeichnung für Kalbfisch (Schwimmende Babykuh mit Fuchsschwanz?)
Lolly … ist ein –> Stilbonbon (Stilbonbon entfällt auf den späteren Seiten.)
Just als ich mich mit dem Buch in der Hand in Richtung Ladeninneres begeben wollte, verabschiedete der Besitzer draußen eine Bekannte sinngemäß mit den Worten „heute läuft hier nichts.“ Da widersprach ich und meinte, während ich das Buch hoch hielt, das würde ich nun aber ändern wollen. Er aber konnte meinen 5-Euro-Umsatz nicht ganz für voll nehmen und erklärte mir, er würde das alles nur zum Spaß machen. Was sein Sohn überhaupt nicht verstünde, denn der sei der Meinung, wenn man nicht anständig verdient bräuchte man doch gar nicht erst aufstehen. Daraufhin erklärte ich dem Mann, wie glücklich mich jetzt dieser Buchfund machen würde und ich erklärte ihm, dass ich aus der Reihe schon ein Kochbuch, dieses Erbstück hätte, und mich über das gefundene Pendant sehr freuen würde. Wir waren uns schnell einig, dass – wenn der Job schon wenig Geld brächte – dann es doch schön wäre, wenn man damit wenigstens anderen Freude bereiten würde und dass sich manchmal alleine dafür das Aufstehen lohne.
So ist das in diesem Kreuzberg, manchmal bewegt man sich hier keine 50 Meter vorwärts und hat innerhalb von einer halben Stunde einen Bildungsurlaub bezüglich Messerkunde und eine Philosophierunde der Extraklasse hinter sich gebracht.
Dann ging ich ins Kino: Julie & Julia. 17 Uhr-Vorstellung, Kinotag. Ein Riesenkino, fünf Frauen. Feine Unterhaltung und alleine wie Meryl Streep wieder in einer Rolle komplett aufgeht und dieser Fundus an Kochrequisiten und diese entzückende Ehe, die sie in dem Film lebt … Allerdings: die Tischmanieren des jungen Ehemannes von Julie fand ich überzogen bis gelegentlich ekelerregend. Und … nun ich habe schon Kochfilme gesehen in denen ich Gerichte riechen, ja schmecken konnte (ich erinnere mich u.a. an Chocolat) und diesbezüglich sprang der Funken hier nicht über. Und ja, ich zucke zusammen und finde es recht ärgerlich, wenn es in einem Film die ganze Zeit heißt, „der“ Blog. Wenn es schon laut Duden Möglichkeiten gibt, einem Substantiv zwei Artikel zu verleihen – warum muss man ausgerechnet in einem Film den Artikel nehmen, den nur die Leute verwenden, denen ein Blog in den letzten zwei Jahren erstmals begegnet ist oder aber Blogs hassen? Und wenn es dann heißen sollte, „das Post“ oder der Blogeintrag, dann auch sachlich falsch von dem ganzen Blog zu sprechen, das ist ärgerlich. Ja, solche Fehler sind ärgerlich, wenn ein Blog in einem Film eine tragende Rolle spielt, also wenn 'se mich fragen!
Zum Film: Magnum Mandel.
5 comments:
Dank meiner Schwester hab ich auch ein Dr. Oetker-Kochbuch, von 1996. Es ist wunderbar. Unter Pizza Salami steht da: "Tiefkühlpizza Margarita kaufen und mit Salami belegen".
Hm, ich gebe zu ich habe noch nicht so viele Jahre auf dem Blogbuckel wie Du, also vielleicht gewöhne ich mich noch daran. Aber ich finde "das Blog" auch nicht viel besser. Ich versuche im Deutschen alle bestimmten Artikel zu meiden. Aber ich glaube auch, dass eigentlich der Klang von "Blog" mein Problem ist -- dieses gedehnte o und das ungehobelte g.
die Tischmanieren des jungen Ehemannes von Julie fand ich überzogen bis gelegentlich ekelerregend --> oh ja. wie kann man so in sich rein kübeln!!!
Auch ansonsten stimme ich zu - Meryl herrlich, das Kochen kam zu kurz. Aber insgesamt ein liebenswerter Film.
Sehr altes Dr. Oetker Backbuch hab! *stolzbin*
@notquitelikebeethoven
ist eigentlich je das schmetterlings-buch bei dir eingetroffen? hier in dem buch steht, kommt es zum beispiel zur nennung von pudding, auch ein pfeil mit dem heiligen wort: dr. oetker erzeugnisse ,-)
das ungehobelte „g“ … kicher!
@barty
man kann das mal machen, aber dann sollte eine schokoladenkuchenszene wenigstens einen hauch von erotik haben, kann ja nicht sooo schwer sein beim essen. Aber alleine dieses szenen in der der mann nicht mal wartete, bis seine frau am tisch saß zum essen.
@frechdachs
*sehrgutverstehenkann*
Oh, hab den Kommentar eben erst gesehen.
Ja, ist es, hab vielen Dank ich hab mich sehr gefreut und fleißig bestimmt damit! Hatte offline geantwortet (als Du gerade Deinen Urlaub angetreten hast). Das ist ja doof, da ringe ich mich mal zum handschriftlichen Schreiben durch und dann passiert sowas...
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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