Essen
In der letzten Effilee habe ich den Artikel „Shake the Hands that Feeds You“ gelesen, in denen die aktuellen Bücher von Michael Pollan (USA) und Werner Lampert (Österreich) besprochen wurden. In beiden Büchern geht es um die Entwicklung der industriellen Lebensmittelproduktion, die Konsequenzen für die Landwirtschaft – vor allem für uns und unsere Gesundheit. Als Fazit des schmackhaften Artikels wurde die Empfehlung – so man sich gesund ernähren möchte und/oder abnehmen möchte – um Himmelswillen bloß einen Riesenbogen um Produkte machen sollte, auf denen mit den Worten „Light“ oder „Gesund“ geworben wird, ausgesprochen. Das Buch von Pollan „Lebensmittel – Eine Verteidigung gegen die industrielle Nahrung und den Diätenwahn“ habe ich für den Urlaub gekauft und lese es gerade. Das Fazit seines Buches packt Pollan sofort in den allerersten Satz des Vorwortes: „Essen Sie Lebensmittel, nicht zu viel und vorwiegend Pflanzen.“ Wenig später im Buch (an der Stelle, wo sich Polland über die US-Rindfleisch-Lobbyisten auslässt und aufzeigt, was ein gewisser politischer Disput 1977 in den USA für unsere heutige Ernährung für Konsequenzen hatte) schreibt Polland „Sie können also über dieses oder jenes Lebensmittel sagen, was Sie wollen, aber offiziell dürfen Sie den Leuten nicht erzählen, sie sollten weniger von ihm essen, denn wenn Sie das tun, wird die jeweilige Branche Sie mit Haut und Haaren verschlingen.“ Anhand dieser US-Rinder-Lobby-Geschichte macht Polland auch klar, warum wir die unschöne kulturelle Entwicklung genommen haben, heute nicht mehr über Lebensmittel zu sprechen, sondern diese ausschließlich über ihre Nährstoffe zu definieren.
Sehr spannendes, informatives und kurzweilig geschriebenes (Taschen-)Buch zum Thema Ernährung heute, das ich empfehle. ISBN 978-3-442-21872-1 € 7,95
Udo Pollmer ist dem gemeinen Essliteratur-Leser ganz gut bekannt: „Prost Mahlzeit“, „Wer gesund isst, stirbt früher“ sind seine Werke. Pollmer ist Leiter des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften, kurz E.U.LE. und somit Herausgeber des Ernährungsmagazins E.U.L.E.n-SPIEGEL, das immer wieder gerne mit denen uns von von der Lebensmittel-Lobby erzählten Ammenmärchen über Ernährung aufräumt. Pollmer ist auch für die Kolumne „Mahlzeit“ (als Text oder Podcast abrufbar, absolute Feed-Empfehlung!) beim Deutschlandradio Kultur verantwortlich. Von ihm aktuell in der Galore (endlich ENDLICH! mit ihren Interviews auch online zu lesen!) ein sehr charmantes Interview zur Ernährung, was uns krank macht, was uns dick macht und wer uns so alles essschädigt, wenn wir es nicht selbst tun. „‘Ernährungsberatung’ ist in erster Linie Gewalt von Frauen gegen Frauen.“ (Beware of the böse Kartoffelschale!)
7 comments:
Danke für den Tip, ich las eben das Interview mit Herrn Pollmer - reichlich Gedankenfutter wieder mal.
Bei allen hilfreichen Beiträgen von Herrn Pollmer: Bei so manchen Aussagen von ihm zieht es mir die Fußnägel hoch, zumal er selbst ja auch nicht gerade einen Vorzeige-Körper hat. Letztlich sollte man seine Tipps nicht immer als korrekt ansehen, denn als Autor will er ja auch Bücher verkaufen..
Einen "Vorzeige-Körper" mag er nicht haben, aber er scheint gesund zu sein - Wie war das doch gleich "nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist?" ;-)
Grundsätzlich ist ja auch selber denken angesagt, gleichgültig wessen Bücher man liest. Oder?
Pollmer kommt mit seiner These: Esst was Euch schmeckt und so viel Ihr wollt, halt bei der Mehrheit an. Recht hat er deswegen noch lange nicht. Ich könnte da bei einigen Punkten einhaken.
Es fehlen auch die Quellen zu seinen Behauptungen. z.B. das mit den Kartoffelschalen und den Todesfällen. Auch die Tomate ist ein Nachtschattengewächs. Muss ich die auch schälen? Darf ich sie überhaupt roh essen? Soviel ich weiss, lehnen Antroprosophen Tomaten, Kartoffeln und andere Nachtschattengewächse generell als gefährlich ab.
Man sollte Pollmer auch fragen für wen er schon Gutachten und Studien gemacht hat.
@anonym
was hat denn der körper eines menschen mit seinem fachwissen zu tun? man kann ausgesprochen mollig sein und sich dennoch sehr gesund, fett- oder kalorienarm ernähren und zudem sogar wenig essen. also das finde ich doch nur kurz gedacht argumentiert.
das heißt jetzt nicht, dass ich grundsätzlich alles 1 zu 1 glaube, was der junge man sagt oder schreibt, und das gewisse gemüse oder früchte bestandteile haben, die nicht gesund sind – ob nun generell oder nur im rohen zustand oder nach schlechter lagerung, ist ja nun bekannt, das ist ja nichts, was pollmer für sich alleine neu erfunden hat. das hat schon meine oma gewusst, dass grüne stellen i.d. kartoffelschale kein gutes zeichen ist.
es ist übrigens erst einmal völlig egal für wen ein institut gutachen oder studien macht – wichtig ist allenfalls, dass das studienendergebnis vom institut veröffentlicht, nicht durch persönliche nähe zum auftraggeber eingefärbt wird. und bevor das jemand pollmer (oder anderen) aus der luft gegriffen unterstellt, sollte er handfeste beweise haben. studien kosten geld, natürlich werden die von auftraggebern bezahlt. das war schon immer so.
Ich habe kein Wort über Pollmers Körper gesagt.
Die Mehrzahl der Menschen isst ja in der Regel, was ihnen schmeckt. Man sieht ja was dabei rauskommt. Übergewicht und Krankheiten. Nach Pollmer wäre es auch ok zu rauchen, wenn es denn schmeckt
Sein Körper untergräbt seine Glaubwürdigkeit.
Mit Aussagen wie "Vollkorn ist doof" und "Leberwurst ist super" erzählt er den Massen genau das, was sie hören wollen. Würde er körperlich einen einigermaßen fitten Eindruck machen, könnte man ihm das vielleicht abkaufen, aber so..
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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