2009-04-24

Blöd, echt doof gelaufen,

ist das für Dich, liebe Musikindustrie. Ich habe immer gesagt, die Entwicklung in der Musik weg vom Tonträger, hin zum digitalen Firlefanz hat überhaupt nichts mit Deinen Umsatzrückgängen zu tun. Warum? Weil wir früher auch immer die Musik noch selber gekauft haben, die wir vorher bei Freunden erst mal auf Cassette überspielt haben. Aber eben nur, wenn sie gut war und uns überzeugt hatte, dann sind wir los und wollten die Platte, später die CD unbedingt selber besitzen. Dieses Sammlungen machen bei einigen von uns heute einen elementaren Wert aus. Und das ist in den jüngeren Generationen auch nicht anders. Auch die wollen Musik greifbar haben. Auf's MP3-File kann Hasi Gaga nämlich nicht ihre Kürzel setzen, wenn sie wieder in irgendeinem Kaufhaus strippt. Oder warum glaubst Du, liebe Musikindustrie, steigen seit Jahren die Produktionsszahlen für Vinyls in nicht unbeträchtlichem Ausmaß, dto. die Plattenspielerproduktion? Aber auch sonst sind legale MP3-Files vom Lieblingsact auch immer noch das „must have“.

Nur – wenn man eben in der Hauptsache nur noch Schrott produziert, beispielsweise stotternde Blondie-Perrücken tragende blankbusige Hüpftransen, deren Stimme – so sie denn eine haben mag – unter jedem Synthysound versteckt wurde, den es in der westlichen Hemisphäre zu erwerben gab von 1978 bis 2009, dann ist's eben schlecht mit der Kauflust echter Musikfans.

Aber wenn ich das schreibe, interessiert es Dich ja nicht. Wir Käufer haben ja null Ahnung von Deinem Business, klar! Deswegen dürft Ihr nun mal Die Zeit – „Piraten zahlen gern“ lesen.

Vielleicht es doch mal bei Gelegenheit wieder mit Qualität versuchen?

1 comments:

truetigger hat gesagt…

Ich glaub ehrlich gesagt nicht, dass die Umsatzrückgänge mit schlechter Qualität zu begründen sind: wenn ich die gleichgeschalteten Format-Radios dieser Welt mit "die besten Hits der 70er, 80er und 90er!" höre, merk ich, wieviel Schund auch früher produziert wurde...

Keine Frage: viel heute verkaufter Kram wär noch nicht einmal den Speicherplatz wert, den es als Raubkopie auf einem Rohling einnehmen würd - einmal "The Dome" im TV, und man fühlt sich in ein verblödetes Paralleluniversum versetzt. Oder "DSDS" - wer bitte gibt dafür GELD aus? Doch es gibt eben auch gute Musik.

Der Rückgang der Umsätze liegt IMHO an:

(1) der Klingelton-Mafia: man kann eben Geld nur 1x ausgeben, und wenn das Taschengeld für Jamba & Co weg geht, kauft man halt weniger CDs.

(2) allgemein der wirtschaftlichen Lage (auch schon vor der Krise!): Jugendarbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, flächendeckendes Hartz4 - da spart man eher an CDs als am Essen.

(3) an der Fehleinschätzung, dass die fetten Jahre der Vergangenheit der "Normalfall" wären: nur weil sich wahnsinnig viel überteuerter Mist verkauft hat, entsteht daraus noch lang kein Anspruch auf überzogene Gewinne

(4) ja, auch an der unsäglichen Kopierschutz-Kacke: wenn ich eine CD kaufen möcht, den Song aber nicht für den MP3-Player rippen kann - wozu dann DIESE CD? Meiner Meinung wären ohne jeden Kopierschutz die Verkaufszahlen groesser als jetzt.

Übrigens: für viele, wenn nicht die meisten Anwendungen sind MP3 viel besser als CDs. Sie wandern in die Sammlung, arbeiten auf MP3-Playern, gestatten ein Zusammenstellen von eigenen CDs fürs Autoradio... Ja, auf manchen meiner CDs hab ich die Künstler noch unterschreiben lassen, die meisten landen jedoch nur zum Rippen im Player und stauben danach im Regal vor sich hin :)

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