2008-08-29

dead or not dead

Gut, seit gestern machen sich Medien darüber lustig, dass «The Bloomberg Financial Newswire» gestern in ihrem Contentmanagementsystem den Nachruf für Steve Jobs nicht nur updatete sondern leider gleich auch noch für einen kurzen Moment veröffentlichte. Gawker hat den kompletten Text online stehen. Schwarzer Humor wie «iDeath» oder das «iGrave» folgt in den Kommentaren.

Für die absoluten Nichtinsider: Steve Jobs ist einer der Applegründer und heute noch (wieder) als Head of Desaster dort hyperaktiv. Bei der letzten Keynote trat er allerdings ziemlich krank aussehend vor das Publikum. Extrem abgemagert, was natürlich sofortige Gerüchte in Umlauf brachte, er sei erneut an Krebs erkrankt. Bei Jobs wurde 2003 ein bösartiger Tumor in der Pankreas diagnostiziert und operativ entfernt. Hier ein interessanter Artikel in dem erklärt wird, warum Patienten nach dieser speziellen operativen Behandlung immer wieder nicht besonders fit aussehen werden, auch wenn sie bezüglich der eigentlichen Krebserkrankung erfolgreich verlaufen ist.

Nun ist das Spannende in diesem besonderen Fall, dass Steve Jobs offiziell so gar keine Zeichen setzen möchte, inwieweit er eine Nachfolge für Apple regeln würde. Falls er sie überhaupt regelt. Das ruft findige Journalisten auf den Plan ein bisschen zu spekulieren, wir sind ja alle ein bisschen iPod- und iPhone-gaga. Bei SPON gab es neulich so einen Artikel, der sich ausführlich den Kopf über das «Was passiert mit Apple, wenn …?» gemacht hatte. Ein kleines bisschen wie ein Nachruf im Futura geschrieben, aber der Autor hatte hinsichtlich der Apple-Nachfolge mehr Recherche und Hirnarbeit vollbracht als Bloomberg. Trotzdem mageres Fazit: nichts Genaues weiß man nicht, aber alles wird gut!

Redaktionen haben für die allermeisten Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Pop- und Filmbiz, neuerdings vermutlich auch für Kochmützentragende, Nachrufe vorgeschrieben, die immer wieder auf den aktuelle Lebensstand gebracht werden, um dann im schlimmsten Fall sofort zur Verfügung zu stehen. Das ist bekannt. Es ist aber zunehmend ein besonderes Qualitätsmerkmal, das man den meisten Nachrufen hierzulande anmerkt, sie wurden noch mit Zeit geschrieben. Ich lese Nachrufe gerne. Sie bieten gelegentlich ein Fülle von Informationen, die einem vorher über den Verstorbenen tatsächlich nicht zugänglich waren. Sie lassen trotz aller Endgültigkeit der verstorbenen Persönlichkeit etwas Freiraum und gönnen ihnen Wahrheit, was auflagengeiler Journalismus vorher ihnen zu Lebzeiten längst nicht mehr gestattet. Ja, man kann sogar, wenn es passt, Humor finden. Immer öfter steht man im Nachruf einer kompetenten Form des Journalismus gegenüber, die man in der restlichen der Tagesausgabe vermisst, die man in letzter Zeit überall im Journalismus vermisst. In den Nachrufen kann man sie noch finden. Trotzdem schade, dass dafür erst immer jemand über die Wupper gehen muss.

Ach ja: Steve Jobs lebt. An apple a day …

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gut, dass er lebt, totgesagte leben ja bekanntlich länger. Möge er noch viele i-Sachen erfinden.
Aber meistens ist diese Form von Journalismus ein Ritt gegen den Börsenkurs, oder? Wenn ich Aktien vom Apfel hätte, würde ich sie wahrscheinlich jetzt verkaufen.

creezy hat gesagt…

Ja, habe ich mir auch schon überlegt, denn als seine Krebserkrankung (neun Monate später!) offiziell gemacht wurde, hatte das Einfluss auf die Aktie. Dieses Mal ist die Aktie um einen lächerlichen Dollar gestiegen …

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