2008-03-05

Seit 2004 verbucht die GKV zum vierten Mal in Folge einen Überschuss.

Krankenkassen 2007 mit knapp 1,8 Milliarden Euro im Plus. Keine Sorge! Da wir in diesem Land sowieso alles mit uns machen lassen, ist genau das die Meldung mit der uns die nächste Kassenbeitragserhöhung sinnvoll und logisch verkauft werden wird.

Krankenschwester S. fährt zu Hausbetreuung zu Patient W. Der Mann ist Mitte 70 und dement. Desweiteren ist er Diabetes-Patient. Infolge seiner Diabeteserkrankung ist er bereits stark sehbehindert. Herr W. wird zweimal täglich vom Pflegedienst besucht und einmal am Tag wird ihm von einer Krankenschwester das Insulin spritzt.

Die gleiche Krankenkasse, die Herrn W. zwar zugesteht aufgrund seiner Demenzerkrankung als auch Sehbehinderung nicht mehr in der Lage zu sein, selbstständig und zur korrekten Zeit seine Medikamente – beispielsweise Insulin zu injezieren – alleine einzunehmen, hat auch entschieden, dass Herr W. den unmittelbar vor der Injektion zu ermittelnden Glukosegehalt in seinem Blut selbständig messen kann. Dies die Krankenschwester auch machen zu lassen, das wäre zu teuer für die Kasse. Herr W. – der immer noch dement und beinahe blind ist – kann sich selber merken, wann er nüchtern genug für die Messung ist, sich selber pieken, das Testgerät auf die Teststreifen kalibrieren und die Teststreifen trotz fortgeschrittener Erblindung in das Testgerät einfädeln. So denkt seine Krankenkasse.

So macht Herr W. manchmal auch selber, was man heute modern Diabetesmanagement nennt. Wenn seine Demenz ihn das Messen nicht vergessen lässt. Jedesmal fragt ihn seine Krankenschwester, wie dieser Wert war. Dieser Wert muss nichts mit dem zu tun haben, was Herr W. tatsächlich gemessen hat, wenn er sich daran überhaupt erinnerte, es zu tun. Erinnerungen sind für demente Patienten eine sehr spezielle Sache.

Der ermittelte Glukosewert ist sehr wichtig, denn Krankenschwester S. muss aufgrund dieses Wertes die zu verabreichende Insulinmenge bestimmen und verabreichen. Kontrolliert Schwester S. außerhalb der Reihe z. B. für ein anwesendes Fernsehteam – was sie sonst nicht darf und wofür sie nicht bezahlt wird – dann liegen zwischen dem ihr von Herrn W. aktuell genannten Wert und dem von ihr ermittelten schon mal 50 Punkte Differenz.

Die von ihr aus der falschen Angabe vom Patienten ermittelte falsche Insulinmenge kann für Herrn W. schwere gesundheitliche Folgen haben. Die Verantwortung hat dann Schwester S. zu tragen.

Nicht die Krankenkasse.

7 comments:

Anonym hat gesagt…

ja das habe ich auch im TV gesehen und war recht schockiert von der Argumentation der Krankenkassen. Ich kenne mittlerweile auch einige Menschen die Hilfe nötig hätten von der Krankenkasse, sie aber nciht erhalten, weil diese Maßnahmen schlicht zu teuer sind. lieber warten, dass der Patient an der Eigenversorgung schnell eingeht, dann kostet er auch nicht mehr

Anonym hat gesagt…

Die haben nur die vorherigen Schulden abgebaut. Mit dem Gesundheitsfonds wird mein Krankenkassenbeitrag erheblich steigen. Ich bin zur Zeit über der Beitragbemessungsgrenze, zahle also den Höchstsatz. Das wird 2009 dann wohl noch mal 30 Euro mehr im Monat für meinen Anteil. Es ist zum Kotzen. Ich hoffe, dass ich bald über die Versicherungspflichtgrenze komme und dann eine private Krankenversicherung wählen kann.

Unknown hat gesagt…

Ich konnte nicht weiterlesen...
Ich habe schon Schaum vorm Mund....
und könnte kotzen....!
Verzeihung!

Anonym hat gesagt…

wir sollten den krankenkassen dankbar sein - eine der wenigen einrichtungen in deutschland die das sozialverträgliche frühableben offen angehen…

haben ein paar von den mehrleistern in den nächsten jahren wenigstens noch etwas zu essen

nett und führsorglich wie unsere krankenkassen sind wählen sie die aus, die sich eh nicht mehr daran erinnern können, wie beschissen es ihnen geht

jetzt müssen wir uns nur noch etwas für dich einfallen lassen

creezy hat gesagt…

Ja, ich denke auch. Das ist die Form von Sortierung, die sie bei alten Menschen vornehmen. Sollen Sie sich mit ihrer gesundheitlichen Inkompetenz einfach selber aus dem Rennen schießen.

Mich ärgert nur außerordentlich dabei, dass die Kasse das dann das Pflegepersonal auch noch bezahlen lässt. Nicht mit Geld. Mit Gewissensbissen ein Leben lang.

Anonym hat gesagt…

Sorry, wenn ich dass so unverblümt feststelle, aber die Kommentare hier sind Müll.

Die Krankenkassen müssen sich an die Regeln, die ihnen die Politik vorschreibt halten.

Die richtige Adressatin für die Kritik wäre also Frau Schmidt....

creezy hat gesagt…

@danny
Nö, glaube ich nicht!

Krankenkassen sparen nicht. Nicht wirklich. Oder hast Du von besonders vielen Freistellungen seit den Reformen in dem Bereich gehört? Im Gegenteil, sie blasen ihren Verwaltungsapparat auf, dass Ärzte und Pflegepersonal nicht mehr dazu kommen, ihre eigentliche Arbeit zu machen. Nebenbei schmeissen sie Geld für echten Humbug raus.

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