Merci Charlotte!
Erinnern wir uns noch an den Januar 2001? Da gab es mal so ein unsägliches TV-Meeting bei dem ZDF-ich-bin-so-sauber-und-gut-Onkel Kerner, der Frau Alice Schwarzer als auch Frau Verona damals noch Feldbusch zu dem-was-kommen-musste-und-dann-auch-kam einlud. Wobei ich diesen Austausch nie als die Schlappe für Schwarzer empfunden habe, die die Presse ihr damals so gerne andichten wollte. Denn was Mauspieps in dieser Sendung von sich gab, war so dämlich, dass ich damals ihr recht gerne so manche Lebenszeit und auch Repressalien, die Frauen, wie meine Mutter, in den 70igern um die heute so selbstverständlichsten Dinge kämpfend hinnehmen mussten, gerne stundenlang um die Ohren hauen wollte, bis sie heult. Danach hatte ich leider ein etwas in sich schräg verschobenes Weltbild zu dem, was ich vorher an Vorstellung zur modernen emanzipierten deutschen Frau in mir herum trug.
Soviel oberflächliche Dummheit hatte ich meinen Lebtag noch nicht gehört. Und dann auch noch mit der Stimme. Das einzige, was Fipsi mittlerweile entschuldigt, ist die Tatsache, dass sie inzwischen mit banalen Äußerungen von einer Frau Eva H. aus H. lässig überrundet wurde. War aber auch nur Fremdkompetenz.
Und was bin ich gerade deswegen froh über kurzweilige Interviews mit Charlotte Roche, anlässlich der Vorstellung ihres schriftstellerischen Erstlings «Feuchtgebiete», in denen sie solche Fehlleistungen wie die von einer Verona Feldbusch ausradiert. Roche, die ich immer sehr geschätzt habe, an deren Lippen ich immer wieder gerne hänge, die ich als extrem unterhaltsam empfinde – die im übrigen für mich die einzige wirklich adäquate Gegenspielerin zu jemandem wie Harald Schmidt ist (wer ihre Besuche bei ihm kennt, weiß, dass er so manches Mal einpacken konnte). Bin ich wieder entspannter in Anbetracht einer Frau, obwohl sie mal eben mehr als ein Jahrzehnt jünger ist als ich (und Verona), die die feministisch prägnanten Themen deutlich smart an- und ausspricht, so wie ich es mir von Frauen ihrer Generation wünsche und von denen es leider immer noch verdammt wenige gibt.
Spiegel: Ganz offensichtlich geht Ihnen ein bestimmter Typ Frau gewaltig auf die Nerven. Wie sieht diese Frau aus?
Roche: Das ist natürlich das Frauenbild, das in Werbung und Zeitschriften propagiert wird, das von Paris Hilton oder Heidi Klum.
Davon mal ganz abgesehen, dass man nicht besonders klug, noch allwissend, noch hyperfeministisch, noch überheblich sein muss, um eine so klare Antwort auf eine der lapidareren Fragen in dem Interview zu geben, aber dass es einfach mal 'ne Frau mit öffentlicher Spreche tatsächlich so deutlich sagt, scheint mir fast ein Wunder. Davon abgesehen tut's gut es zu lesen. Denn es tun immer noch viel zu wenige von diesen Zauberwesen an Pornoschaufeln sortiert da draußen. Ich muss immer denken: hier eine Charlotte Roche, da eine Gülcan Kamps.
FAZ-Interview
Schickt mir ruhig mehr Links mit Interviews von ihr, falls Ihr daran vorbei kommt. Ich lese diese zur Zeit sehr sehr gerne! Und ja, ich werde das Buch kaufen – und im Café lesen! Mal gucken, was so passiert …
8 comments:
yep, frau roche hats drauf, und ich freue mich das es endlich wieder mehr von ihr zu hören gibt...
demnächst wird sie auf 3sat zu sehen sein!
Charlotte ist einfach groß. Schön hier zu lesen, dass du sie auch magst.
Weitere Interviews mit ihr? Bei mir in den Kommentaren wurde ich auch noch auf das jetzt.de-Interview hingewiesen: „Ich werde ein immer größerer Fan von Männern“.
Ansonsten bleibst du hier ganz gut auf dem Laufenden zur aktuell hoch effektiven Pressearbeit von Charlotte.
Wunderbar, ist sie wieder da, urlaub steht vor der Tür und ich freue mich auf das Buch von ihr!!
Mir fällt noch das Spiegel-Interview ein. Und Oliver Gehrs fragt: Wieso ist diese Frau nicht Spiegel-Chefredakteurin geworden?
Woran ich jetzt gerade nicht dachte: Das Spiegel-Interview kennst du aller Wahrscheinlichkeit nach schon, sonst hättest du es wohl kaum in deinem Text zitiert.
Meine Güte, muss ICH müde sein.
ich hingegen halte Charlotte Roche ebenso sinnvoll in den deutschen Medien wie Sarah Kuttner oder wie Berichte über Magenschleimhautentzündungen.
Ob Paris Hilton Pornovideos dreht, Britney Spears ohne Slip aus dem Auto steigt oder Charlotte Roche über Masturbation und Schamhaare philosophiert: Es ist alles dasselbe. Dumm, langweilig sowie instinkt-, stil- und geschmacklos. Und genau das unterscheidet diese Mischpoke von wirklichen Stars, wie Al Pacino, Nathalie Portman oder Gary Oldman – letztere haben es einfach nicht nötig, durch solche Sexgeschichten aufzufallen.
Das Interview im Tagesspiegel hast du warscheinlich gelesen?
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonntag;art2566,2482027
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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