Bloggertreffenwoche
Das war wieder so eine. Donnerstag wurden «The BOBs» verliehen, im Museum für Kommunikation. Das eine der schönsten Partylocations in Berlin überhaupt ist. In der Jury und später auf der Bühne mit unglaublich schönen silbernen Schuhen saß die Frau Kaltmamsell, die im wirklichen Leben noch viel liebenswerter ist, als es ihr Blog schon vermuten lässt.
Die Verleihung der BOBs war eine … nun sagen wir zurückhaltende. Nicht wirklich überfüllt und als Johnny Häusler charmant im Anzug in die Runde fragte, wie viele Blogger überhaupt anwesend seien, meldeten sich nicht viele Hände. Ich schätzte zehn. Markus optimistische 15. Das war einen trockenen Lacher wert. In Berlin, gerade hier sollte man meinen, wäre die Bloggerdichte, das Interesse größer. Dabei geht es bei den BOBs nicht so sehr um tolle Preise und zeremonielles TamTam. Es geht um den Stellenwert von Blogs überhaupt, internationalen und nationalen Blogs. Die Möglichkeit einer Auseinandersetzung der Blogautoren in den jeweiligen Ländern mit ihrer Kultur und ihren Regierungen.
Und da können wir deutsche Blogger nur ehrfürchtig einen Schritt zurück treten. Entwickelt sich hier zunehmend eine merkwürdige Kultur des Blogger-Bashens untereinander, bloggen in anderen Ländern Menschen über ihr Leben und müssen fürchten, deswegen ins Gefängnis zu kommen. Und wenn in ihrer Keynote Farnaz Seifi, iranische Frauenrechtlerin und Bloggerin, davon erzählt, dass in iranischen Zeitungen als auch Blogs das Wort «Emanzipation» nicht gedruckt oder gepostet werden darf, weil im letzteren Fall der Filter zuschlägt und es unter Umständen später an die Tür klopft, dann läuft es einem kalt den Rücken hinunter. Und das tut es weiterhin, wenn die Jurymitglieder aus China oder Russland von ihren Schwierigkeiten erzählen, Meinung in ihren Blogs kundtun zu dürfen.
Man erlebt Menschen, die für die Freiheit kämpfen schreiben zu dürfen, während wir hier den Hintern kaum noch hochbekommen, wenn wildgewordene Kontrollfreaks an unseren Grundrechten feilen wollen. Beeindruckender Moment als die Moderatorin Elle ten Damme (4. Interview von oben) einmal mehr von der Fassungslosigkeit erzählte, die in der Folge selbstaufterlegte Beschränkung – bewusst und unbewusst – von niederländischen Künstlern seit dem Mord an Theo van Gogh. Wir haben hier die Freiheit in unseren Blogs Dinge zu tun, von denen Menschen in vielen anderen Ländern nur träumen können und mit Einsatz ihres Lebens, ihrer beruflichen Karriere dafür kämpfen, während wir uns diese Freiheit Stück für Stück von abmahnenden Anwälten, Innenministern und fanatischen Religionsanhängern ungerührt aus der Hand nehmen lassen.
Ein ungemein spannender Abend, den Horizont erweiternd. Nichtsdestoweniger muss man den Veranstaltern der Deutschen Welle leider nachsagen, dass so ein Event keinen großen Sinn ergibt, wenn dafür nicht von Hause aus lauter und deutlicher «die Welle» gemacht wird. Auf Spreeblick liest man in den Kommentaren, Blogger haben von ihrer Nominierung noch nicht einmal im Vorfeld erfahren.
Ich weiß jetzt wie Sascha Lobo seinen Haarständer fixiert, freue mich über das Foto, dass gaga von ihm unter meiner Anleitung kreiert hat, habe viel über die indische Blogkultur gelernt, festgestellt, dass kochende Blogger von besonderes netter Qualität sind, finde die Kamera im iPhone erschreckend schlecht, habe mich gefreut Markus wiederzusehen, hatte ein Glas Wein zu viel, bin meinem ersten Bread & Butter-Buffet begegnet (und mag es, weil einfach sehr gut sein kann) und wäre Johnny Häusler nicht gewesen, hätte ich die allerletzte U-Bahn in Richtung Docking Station verpasst.
Samstag ging es dann mit dem Bloggertreffen weiter. Muschi Obermeier spendierte Sitzgelegenheiten sowie einen drolligen Thresenherrscher, der irgendwann nachts fassungslos in der verstopften Damentoilette stand und «Scheiße!» brüllte, während Frau Kaltmamsell, der Mitbewohner, Frau gaga sowie Frau Ortega u. v. m. kamen, saßen und lange viel Spaß und Meinungen hatten.
4 comments:
Klingt aeusserst interessant, zudem auch wohl noch persoenlich unterhaltsam. Und wie wahr, dass die Promotion im Vorfeld wohl nicht allzu intensiv betrieben wurde, ich habe jetzt bei IHNEN erstmals davon gelesen. Wo es vorbei ist.
Ok, das liegt an mir. Ich lese die falschen Blogs? Oder an falschen Tagen? Ach.
Danke fuer die Zusammenfassung.
Ja, habe vorher auch nichts darüber gelesen, lese wohl auch die falschen Blogs ;)
Aber jetzt ist die Laune wieder sonnig, oder?
Finde das auch interessant und ich lese offensichtlich auch die falschen Blogs! Oder die Richtigen aber die dann zu spät? Ich weisses doch auch net! So what!
@jekylla
Ich weiß es auch nicht. Ich bloggte dazu auch nur im Hauptstadtblog, eher kurzfristig. Ich tippe persönlich auf Unattraktivität, weil die Homepage zu det Janze auch äußerst unangemessen und wenig attraktiv ist. So was verlinkt man nicht gerne …
@sabine
Die Laune ist wieder super! In zehn Tagen schon gibt es wieder Geld! *lol*
@spontiv
Na, ich hoffe, es steht jetzt in Ihrem Kalender für's kommende Jahr junger Mann. Die einzige die das mal bloggte war Frau Liisa, wenn wohl auch eher unwillig – aber die war auch nominiert.
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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