2007-08-28

Weil in den nächsten Tagen wieder erzählt wird,

dass so vehement die Arbeitslosenzahlen sinken: Bitte nicht aus dem Kopf verlieren, dass sie nie gleich laut die Zahlen veröffentlichen, derer, die zwar arbeiten (Teilnehmer an innerbetrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen, Arbeitslose in 1-Eurojob-Maßnahmen, Minijobber, Arbeitnehmer mit geringfügigem Einkommen) aber dennoch auf finanzielle Leistungen der Arbeitsagentur angewiesen sind. Also wirtschaftlich keinen Pfennig besser gestellt sind als der AG II-Empfänger.

"Während in Berlin das Suizidrisiko in den höheren Altersgruppen [...] keinen besonderen Zusammenhang zur sozialen Lage innerhalb der Berliner Bezirke zu haben scheint, trifft das auf die unter 20 bis 40jährigen nicht zu. In dieser Altersgruppe ist sowohl bei Frauen als auch Männern ein Zusammenhang von Suizidrate und den jeweiligen sozialen Bedingungen erkennbar.

Peter Nowak, Aus der Armut in den Tod?

Der Inhalt beschreibt passend den Umgang der Medien mit dem nicht mehr medial so attraktiven Thema Arbeitslosigkeit.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Arbeitslosigkeit war noch nie das große Thema in den Medien - hier prallen Vorurteile wie "die wollen ja gar nicht arbeiten" und die Schaffle-Schaffle-Häusle-Bauer-Mentalität vieler Konservativer auf die Realität.

Natürlich gibt es auch einige Menschen, denen Sozialhilfe reicht und die nicht arbeiten wollen. Für mich unverständlich, warum der Staat das nicht einfach akzeptiert - stört doch niemanden und ist auch nicht teurer als Sozialhilfe mit ewiger Nerv-Töterei a la Hartz4.

Es gibt auch Menschen, die sich für viele Jobs zu schade sind - und ja, ich nehm mich davon nicht aus, bei einigen Jobs bin ich froh dass ich sie nicht habe.

Aber dann gibt es eben auch noch Menschen, die gut ausgebildet einen anspruchsvollen Job suchen und permanent an der Gesellschaft scheitern: eine Freundin in Berlin mit 2 Kids hangelt sich seit Jahren durch bescheidene Jobs, ihr Studium interessiert niemanden. Zig Absagen, oder "oh, Ihre Kinder sind noch so jung?", oder "Also am Wochenende müssen Sie schon Einsatz zeigen!" (unbezahlt, versteht sich).

Es gab bereits Vorschläge von der bedingungslosen Grundversorgung: wer arbeiten will soll es tun, wer lieber in der Zeit unentgeldlich was machen will (Nachwuchs-Trainer, Kaninchen-Verein, Bloggen) kann das auch, und wer einfach faul ist und nur in den Tag hineinträumt - soll er. Ich denke, dies wär für die Lebenskultur von Vorteil, würd dafür sorgen dass diejenigen Menschen arbeiten, die ihren Job mögen, würde unschöne Arbeiten wenigstens mit guten Löhnen versorgen und wohl auch nicht teurer als das ur-bürokratisch verwurstelte Hartz4-Klumpert, das versucht JA nicht zuviel zu geben und dabei Milliarden vergeudet.

Anonym hat gesagt…

Die Arbeitslosigkeit sinkt, Facharbeiter werden händeringend gesucht und mit der Wirtschaft geht es bergauf.
Woche für Woche, Monat für Monat, die gleichen dummen Lügen. Leider zeigen sie ihre Wirkung. Selbst wenn die Menschen in ihrem Umfeld das krasse Gegenteil von diesen Märchen wahrnehmen, irgendwie beziehen sie doch alles auf sich selbst.

"Ich" habe es nicht geschafft. "Ich" bin arbeitslos. "Ich" bin der Verlierer. Diese Mechanismen funktionieren fast immer. Kein Wunder, dass so viele resignieren.

Anonym hat gesagt…

Von wem reden wird hier? Vom 55-jährigen Ungelernten, von der alleinstehenden Mutter mit 3 Kindern, oder was? Klar gibt es Menschen mit schlechten Chancen auf einen Arbeitsplatz.

Aber auf der anderen Seite haben sich die Bedingungen für einigermassen gut ausgebildete (Facharbeiter, Akademiker), mit nicht zu vielen Risikofaktoren (zu hohes Alter, Immobilität, gesundheitiche Einschränkungen) erheblich verbessert.

Die Ausrede: Gibt eh keine Arbeistplätze, zieht nicht mehr.

Anonym hat gesagt…

Zumindest für Bayern und die dortige Baubranche kann ich nicht erkennen, wo das eine "dumme Lüge" sein soll, Claudia.

Fakt ist jedenfalls, dass ich vor knapp zwei Jahren jeden Monat immer so zwei, drei blinde Bewerbungen von FH-Abgängern erhalten habe und nun die Studenten bereits vor Abschluss abgeworben werden und ich keine Bewerbung mehr erhalten habe. Und das wo ich ca. doppelt so viele Projekte habe wie vor zwei Jahren und dringen noch ein, zwei gute Leute einstellen möchte...

In welcher Branche sieht es denn bei dir so düster aus Claudia??

Anonym hat gesagt…

Wir würden gerne auch 2 Mitarbeiter einstellen - grob: Abgeschlossenes Studium für eine internationale Unternehmensberatung. Eine/r würde sogar zur Hälfte in einem internationalen Top-Konzrn angestellt werden, für die wir einen Generalauftrag haben. Nur: Wir finden niemanden. Die Absolventen, die in Frage kommen werden von der Industrie schon am Studienende angeworben. Mit viel Aufwand, den wir nicht leisten können. Übrigens bekommen wir so alle 6 Wochen auch immer wieder Bewerbungen aus Polen, Ungarn, Tschechien. Da sind Leute dabei, die interessant wären. Wir bezahlen nicht schlecht, aber der vom Gesetzgeber geforderten 85.500 Euro Mindestvedienst für eine Fachkräfte-Arbeitserlaubnis liegt ein wenig drüber.

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