TV for Beginners, UT: Hefner glotzen!

Die FAZ ließ sich neulich noch im Feuilleton dezent neutral über ein Format im Musikkanal – wenn's denn überhaupt noch einer ist nach früherer Bestimmung – VIVA aus: die Dokumentations-Soap (wird mir verziehen werden, wenn ich Dokumentation ausschreibe?) „The Girls of the Playboy Mansion“. Inhalt: Hugh Hefner präsentiert seine drei Lieblingshasis, die professionell ihr Leben und sich auf Partys, kleine Hunde, blonde Extansions, Cup D und Solarium reduzieren und ein sehr schwieriges Leben führen während irgendwelcher Stretch-Limo-Touren, Enthaarungssessions, Foto-Shootings und „die haben uns doch für total blöd hingestellt“-böse Fernsehinterviews.

Schräg finde ich, wenn Kids, die in ihrer Entwicklung noch formbar sind in einem Medium mit diesem Schwachsinn gefüttert werden und ihnen als erstrebenswert gezeigt wird. Zumal in ihrer Welt die Perspektivlosigkeit um sich greift und so manche kleine Göre dieses Business für sich als Lösung aller Probleme begreift. Man trifft die drittklassigen 15-jährigen Bunnys ja auf der Straße. Sie werden aber auch nur auf drittklassige Fotografen und drittklassiges Sex-Business treffen. Leider.

Ein weiteres richtiges Ärgernis aus der Teenie-Formungsindustrie, das strikt abgesetzt gehört – aber Eltern schauen ja selten um die Zeit TV und merken daher nichts – ist das Format „My Sweet Super Sixteen“ auf MTV. Amerikanische Teenies, deren Eltern in Knete schwimmen, wünschen sich zu ihrem 16. Geburtstag die fette Sause in einer sehr, sehr großen Location mit 100-facher Fanschaft (die kreischen und Party machen können, 93 % natürlich davon eingekauft), mindestens einem Promigastauftritt (muss aktuell in den Top 300 der amerikanischen Charts vertreten und „süß“ sein), erster selbst berappter CD (inkl. Produzent, Studiomiete und CD-Booklett mit Profi-Shooting), nicht unter drei Designer-Klamottenwechsel pro Partyabend und ganz wichtig: Papa schenkt das erste eigene Auto. Das sind aber nicht irgendwelche Autos, unter heimischer very expensive Sportwagenklasse oder auch schon einem Benz läuft da nichts. Mein persönliches Highlight neulich: die Göre hatte im Vorfeld vom Papa (Autohändler von Luxusautos natürlich) nicht nur den SUV (was soll eine 16-jährige Göre, die gerade den Führerschein gemacht hat mit einem schwarzen Geländewagen?) hingestellt bekommen, sondern durfte von der Party mit dem neuesten Eclipse-Modell, O-Ton Daddy „Du brauchst einen Wagen für das Wochenende!“, davon fahren.

Nicht fehlen dürfen in dem Format: Daddys, meist afroamerikanische Musikproduzenten oder Dienstleister für die sehr gehobene amerikanische Oberschicht, die in dem Format nur als grollende übergewichtige Riesen gezeigt werden und einen auf hart dem Kind gegenüber machen – und zum Schluss als zärtliche heldenhafte Macher gezeigt werden. Botox-Mamis, die dem Kind im Vorfeld erklären müssen, dass der oder der supertolle Gast („Du, Kelly Clarkson kann nicht, Schatz, sie ist auf Tournee!“ „Wie kann Kelly Clarkson gerade wenn ich meine Sweet Super Sixteen Party habe auf Tournee sein?“ ) nicht zur Show kommen kann. Woraufhin verwöhnte in Pink gekleidete Mädchen schon mal so abdrehen und zicken, als würde deswegen die Welt den direkten Abgang machen. Generell sind die Geburtstagsprotagonisten sehr gut darin entweder sehr cool, sehr zickig, sehr überdreht, sehr unkooperativ, sehr verwöhnt und sehr anstrengend zu sein – alles in einer Person und gelegentlich alles zusammen in einer Minute. Klar ist, dass im Sendeformat einmal der voller Inbrunst geglaubte Satz „Ich bin ein Star!“ fallen muss.

Während das Geburtstagskind dann regelmäßig wegen irgendwelcher Umstände (meistens Mum) zu spät zur eigenen Party kommt, muss es sich natürlich als erstes mindestens zweimal als Rausschmeisser betätigen und anderen Kids, die sich angeblich auf die Party eingeschmuggelt haben und unter dem stilmäßigen Niveau der Partyqueen (das ist dann der „My Sweet Super Sixteen-Supergau) liegen, die Tür zeigen. „Not en vogue? No party!“ Supercooles Zeichen für die untrendigen Teens da draußen.

Die gezeigten Kids sind in 99 % aller Fälle ziemlich dumm, hässlich, speckig bis erschreckend dick für ihr Alter, verzogen und man wünscht sich Papa hätte wenigstens einen Gramm seiner Intelligenz an seinen Nachwuchs vererbt. Garantiert keine auftretenden Inhaltsstoffe der Protagonisten in dieser Sendung sind soziale Kompetenz, ursprüngliches Selbstbewusstsein aus sich selbst schöpfend, Literaturzitate, Selbstinitiative, ein Denken bis über den 16. Geburtstag hinaus.

Voll fett super kacke!