Wenn Blogs Mainstream werden

heißt das für mich nicht etwa, jetzt fängt auch die 76jährige Urgroßoma an über ihren Zucker oder über ihre Stickanleitungen zu bloggen (was sicher sehr interessant sein kann). Nein, es ist deutlich schlimmer: Blogs werden zu völlig banalem Mainstream degradiert, wenn Firmen anfangen ihre eigenen Blogs aufzusetzen. Das liest sich dann im Allgemeinen – denn der dummen überhaupt nicht internetaffinen Zielgruppe, die im Web per Blog zusätzlich (!) neben der Homepage und dem Newsletter beworben wird, muss ja erst mal die Thematik Blog beigebracht werden – so: „Ein Blog ist so etwas wie ein Tagebuch, wir informieren Sie hier regelmäßig …" „Unser Blog funktioniert wie ein öffentliches Tagebuch: wir schreiben regelmäßig Einträge zu allen Themen rund um Pixum und die Welt der Fotos.“ Und auf der Homepage bei Pixum heißt es dann: „Besuchen Sie unser neues Webtagebuch!“ Und im Newsletter heißt es wiederum in regelmäßigen Abständen immer wieder: „Besuchen Sie unser neues Webtagebuch!“ Das ermüdet mich schon per se. Ich habe Pixum gerade auf dem Plan, weil mich der heutige Newsletter zum wiederholten Male … *gähn*

Ich bekomme jedoch dort die gleichen Sonderangebote präsentiert, die ich in den regelmäßigen Newslettern vorgeflüstert bekomme (Pixum ist darin etwas penetrant), auf der Homepage nachlesen könnte und nun auch im Blog neuen Webtagebuch vorgebetet bekomme. Die haargenau gleiche Info mal 3! Und genau das nenne ich allerdings eher Brain-Penetration – und nicht bloggen. Da helfen auch zwischendrinnen kleine Foto-ABC-Spaßereien nicht, die im Titel nicht mal auf das aktuelle Thema, sondern nur auf „Teil 3“ verweisen, was sich so liest: Digitales Foto-ABC: Teil 3 (dahinter versteckt sich dann ein Glossar G-P). Sich die Mühe zu machen auf die früher bereits erschienenden beiden Teile zu verlinken? Och nö. Verdammte Technik aber auch. Service on the rocks!

Man verstehe mich nicht falsch, Pixum ist ein guter Fotoservice. Für mich zur Zeit mein Favorit. Obwohl ich als Apple-User von denen im Upload etwas nachlässig behandelt werde. Aber: gute Fotos, schnelle Lieferung, Preise ok, ich kriege meine Bilder auf Wunsch auch mit weißem Rand. Die verstehen ihr fototechnisches Handwerk. Nur das Bloggen sollen sie lassen – dafür gibt es auch einfach schon viel zu viele hervorragend Fotografie-Blogs, national als auch international! Und wenn ich von ihnen aktuelle Preise sehen will, sehe ich die auf deren Homepage. Und ich gehe nicht von deren Homepage auf der ich die aktuelle Angebote bereits gefunden habe, auf deren Blog, um deren aktuelle Angebote noch einmal zu finden.

Die nächste Webinstallation (und was immer da noch auf uns Frauen zukommen wird aus der Ecke), die das mit den Blogs auch ganz super doll total viel richtig begriffen hat, die „Mädels“ von der Pink-Front: bondea. (Das ist diese neue Frauen-Seite, die auf Online-Frauen-Community macht und in ihren speziellen Clubs behauptet „hier könnt Ihr über Männer schreiben, was nie ein Mann lesen wird", aber dann den Stefan fröhlich auf den Clubseiten oder im Blog dummer Vertipper: im Tagebuch kommentieren lässt.

Auf deren Seite sucht man sich blind nach einem Blog. Man weiß schon, sie müssen eines haben, awardale Vorzeichen suggerieren das irgendwie – es ist nur nicht so leicht zu finden. Und nicht nur deswegen, weil man schon wegen dem vielen Pink auf der Homepage blind ist. Es ist partout kein Blog zu finden.

Sie haben aber auf der Homepage generell es schon auch mit leicht international angehauchten Worten wie „Copyright“ als auch „Club“ oder „Mail“ wie in E-Mail-Adresse (ich habe mir erlaubt, es hier gemäß den deutschen Rechtschreibkonventionen korrekt getrennt und groß zu schreiben, liebe Bondea-HP-Redaktion) scheint kein grundsätzliches Problem. Ihr Blog aber heißt dort: Tagebuch! Das findet man übrigens nur versteckt unten in der Sub-Navi (keine Ahnung, warum das nicht in deren Main-Navi darf. Vermutlich disst bondea ihr eigenes Blog lieber.) Aber wenn man dann auf „Tagebuch“ klickt, heißt das Tagebuch in der URL wieder Blog und im Untertitel „Das offizielle Freundinnen Netzwerk Blog“ was ich ja lieber Freundinnen-Netzwerk-Blog lesen würde, aber ist 'ne andere Sache … sie nennen auch ihren Award (genau den etwas missglückten Blog-Award) dann auch „BLOGine 2007“. Warum nur nicht TAGEBUCHine? Wäre direkt feminin-konventioneller wegen dem enthaltenen Wort „Tage“ und so …

Oh nee, echt: lasst es lieber. Wenn Ihr Firmen nicht wirklich etwas zu sagen habt in Euren Firmenblogs, was mich über Eure Firmenpräsentation als auch den Infos, die auf Eurer Homepage fristen, hinaus informiert, mir einen wirklichen informativen Mehrwert über EUCH beschafft, dann will ich das nicht lesen. Auch nicht zum dritten Mal! Nicht nur nachäffen, versteht die Dinge, die Ihr da tun wollt. Bitte!