2007-04-26

Ihr Pappnasen!

Es ist ja nicht nur, dass die Deutschen vermutlich das einzige Volk in Europa ist, dass an der Supermarktkasse Geld für Einkaufstüten ausgeben muss. Wurde von mir jedenfalls in keinem der europäischen Länder, die ich bisher bereisen durfte, so verlangt. Dort wo ich vor Ort eingekauft habe, war ich dem Verkäufer immer eine Tüte wert.

Und das ist meiner Meinung genauso dreist, wie diese deutschen 08/15-Einkaufzentren dreist sind, die zentralisierte WC-Anlagen anbieten, die mich mit Zetteln empfangen „WC-Benutzung € 0,60“.

Das ist doppelt unverschämt, weil diese Einkaufsalbträume en masse Restaurationen mit Sitzplätzen beinhalten, die nach dem deutschen Gaststättengesetz rechtlich gezwungen sind, ihren Gästen öffentliche Orte zur Verfügungen zu stellen. Und wenn die in einem Einkaufszentrum an einer Stelle konzentriert angeboten werden, dann haben die frei Haus zu sein. Die zweite Unverschämtheit stellt der Preis dar: in der Höhe diktiert! Zu DM-Zeiten war die WC-Nutzungssumme eine vorgeschlagene zwischen DM 0,30-0,50. Eure Teuerungsrate seit Einführung des Euros ist im Klogsegment perfide! Vor allem steht Euren Pächtern das Recht überhaupt nicht zu, Geld zu verlangen.

Tut mir leid, aber ich fühle mich hier als Kunde über den Tisch gezogen und verarscht.

Neulich erwerbe ich für einen Bekannten vier Kaffeebecher als Gastgeschenk für eine Essenseinladung. Für eine Tüte soll ich € 0.05 berappen, was ich nicht möchte. Die Verkäuferin guckt mich mit großen Augen an und bemerkt (nach dem Kassieren), sie hätten kein Papier zum Einwicklen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der deutsche Handel per Einzelhandelsgesetz verpflichtet ist, die Waren so zu verpacken, dass dem Kunden ein Transport nach Hause ohne Schädigung der Ware möglich ist. (Und genau da greift erstmals die Frechheit mit dem Verkauf von Plastiktüten!)

Diesbezüglich habe ich mich schon einmal sehr bitter mit einer Verkäuferin bei Hertie auseinander gesetzt, die glaubte, die von mir erworbene Weinkaraffe würde es in einem dünnen Papierbogen eingewickelt bis hinter deren Geschäftstüren schaffen (ich hatte geschlafen an der Kasse als sie einpackte, gebe ich zu). Nun, sie schaffte es genau bis zur Einkaufstür. Beim Öffnen schlug eine gegen den Dekanter und es rieselte Glas in der Tüte. Ich musste richtig laut werden, als ich die Scherben – von ihr original verpackt – zurück trug, vorher war sie der Meinung, sie befände sich im Recht mit ihrem schlampigen Job.

Aber zurück zu den Tüten. Ich stelle mir immer eine Frage; wie kann es sein, dass mein Freund, der türkische Discounter im gleichen Land in der Lage ist, seine Waren meist günstiger anzubieten als z.B. ein Discounter UND mir an der Kasse zusätzlich Plastiktüten zu überreichen. Kostenlos. Soviel wie ich benötige? Mir sogar beim Einpacken hilft?

Und wie kann das sein, dass ich mit diesen Tüten meine Waren unbeschädigt nach Hause bringe, während die immer teurer bezahlten, im Gegenzug immer dünner werdenden Tüten kaum den Weg vom Einkaufswagen bis zur nächsten Straßenecke halten – wenn überhaupt so lange?

Mich kotzt Eure Geldgeilheit und Inkompetenz so etwas von an!

16 comments:

Anonym hat gesagt…

Einspruch - ich sehe gerade bei den verhassten Einkaufszentren eher die Geiz ist geil!-Mentalität. Und mir ist kein Land ausser Deutschland und Österreich (hier isses das Gleiche!) bekannt, bei dem SOVIEL auf die Cent-Beträge geachtet wird.

Beispiel: ich lauf wie ein abgefuckter Punk durch die Landschaft, aber wenn ich einen Kaffee trink oder Mittagessen bin - 10% Trinkgeld sind locker drin. Zur Not ess ich halt weniger. Meine Kollegen runden 6.30 schon mal grosszügig auf 6.50 auf - aber nicht immer. Und das wo wir eh schon einen Rabatt kriegen, weil die Leut vom Wirten unsere Firma ins Lokal zerren wollen.

Beispiel2: wenn ich auf Autobahnen unterwegs bin halte ich zum Pinkeln generell nur noch an Raststationen. Die kostenlosen Klohäuser sind in einem Zustand, dass man sich fragt woher die Hochachtung vor "made in Germany" kommt, wenn die VOLLSPACKEN netmal das Klo nach der Benutzung saubermachen können! Da zahl ich gern 50Cent nur fürs Pinkeln, denn die Klohäuser sind wenigstens sauber, und ich hab Respekt vor deren Job.

Natürlich könnte das alles in einer Dienstleistungs-Gesellschaft normal sein, aber solch eine Gesellschaft SIND wir nicht. Das ist traurige Wahrheit.

Anonym hat gesagt…

Also ... so eine Sorte bist Du: Ärger im Park machen und kleine Verkäuferinnen bei Hertie anmachen. Find ich Scheiße!

Anonym hat gesagt…

PS: Scheiß doch drauf, daß das Klo 60 Cent kostet ... Dafür machste Dir wenigstens nicht in die Hosen.


;o)

Anonym hat gesagt…

Ich meine, mal irgendwo gelesen zu haben, daß man im Rahmen der Nothilfe dazu verpflichtet ist, jemanden, der darum bittet, sein Klo benutzen zu lassen.

Ich weiß zwar nicht, ob das richtig ist, allerdings stelle ich es mir lustig vor, mit der Klofrau über die Notsituation zu debattieren ;)

Ach ja: Ein sauberes, wohlriechendes WC ist mir auch 0,5€ wert ;)

Anonym hat gesagt…

Öhöm, da kommt der sparende Spiesser bei mir durch… ich habe beim Einkauf im Supermarkt meistens ein Tüte oder Tasche dabei :-|

Anonym hat gesagt…

Das musste mal charmant gesagt werden, Frau Creezy. :-)

Anonym hat gesagt…

Am allerbesten finde ich die in USA weitverbreitete Serviceleistung, die Einkäufe verpackt ausgehändigt zu bekommen in kostenlosen Tüten!

Und Sie haben völlig Recht, Frau creezy, 50 Cent für vollauotmatisierte Tankstellentoiletten find ich heftig. also die mit dem Automatensystem. Wenn da eine Toilettenfrau/Toilettenmann sitzt, geb ich selber was, weil ICH den Job nicht würde machen wollen, aber froh bin, DASS ihn jemand macht.

Anonym hat gesagt…

Man ist ja frei in seinen Entscheidungen. Wenn mir wo was nicht passt, gehe ich nicht hin. Wenn ich hingehe, versuche ich erstmal, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie dort sind. Das beruhigt und macht das Leben etwas angenehmer und unkomplizierter.

Anonym hat gesagt…

Es liegt mir zwar fern, als Anwalt der großen Ketten aufzutreten, aber wenn ich mich richtig erinnere, war es vor langer, langer Zeit mal gesellschaftlicher Konsens, dass Plastiktüten doch bitte mit einer kleinen Abgabe zu belegen sind. Und zwar aus dem Grund, damit sie anschließend nicht achtlos weggeworfen werden und die Umwelt zumüllen. Diente quasi der ökologischen Erziehung der Uneinsichtigen... und find ich bis heute auch nicht verkehrt. Zumal es in meinem Supermarkt Papiertüten gibt - und zwar umsonst!

creezy hat gesagt…

Na, bitte nicht zwei Dinge durcheinander werfen:

Ich habe null Probleme damit einer Toilettendame Trinkgeld zu geben. Auf freiwilliger Basis. Trinkgeld für Garderobefrauen oder Servicepersonal sollte immer drinnen sein. Ein paar von den Jobs habe ich selber gemacht, die verdienen nicht viel, sind auf das Trinkgeld mit angewiesen, ich bin da gerne spendabel.

In diesen Centern ist es aber so, dass die Läden ja in der Miete Abschlagszahlungen für die Bereitstellung der WCs zahlen, diese Kosten sind natürlich in den Produkten oder in der Dienstleistung, die ich dort als Kunde erwerbe bzw. in Anspruch nehme an mich im Preis weitergegeben. Betriebswirtschaft Grundstudium, 1. Semester. Dann kommt der Toiletten-Pächter mit perfekt vorgedruckten Schildern und lässt sich noch mal mit einer Fixsumme bezahlen? Das ist dreist. Ich zahle gerne, auch doppelt, wenn ich weiß, das Geld fließt den Damen, dem Herren die den Dreck wegmachen direkt in die Tasche.

Aber bitte nicht mich doppelt abziehen!

Zu den Tüten, klar ist die Abgabe bei uns ökologische Tradtition. Und in den allermeisten Fällen gehe ich mit den eigenen Taschen zum einkaufen, weil mir Plastiktüten (und auch Papiertüten, die bei uns kosten) nicht das Allerliebste der Welt sind. Nur, wenn ich sie dann doch mal brauche und Geld dafür hinlege, dann muss ich erwarten dürfen, dass die auch ihren Zweck erfüllen: Waren nach Hause zu transporieren. Ohne nach 50 m den Geist aufzugeben – und das nicht mal, weil sie überladen sind. Warum werden diese Scheißtüten teurer – im Gegenzug immer dünner? Da gibt es keinen logischen Grund ausser Geldgier!

Irgendwie schleicht sich so ein Selbstverständnis im deutschen Handel ein von uns für eine Dienstleistung, die für die Kundenbindung selbstverständlich sein sollte, aber auch in einigen Fälle gesetzlich vorgeschrieben ist, abzukassieren. Und das ist Geldgeilheit. Und die ist nicht okay.

Und das sollte man auch mal feststellen und sagen.

bhuti hat gesagt…

Der Schwachsinn bei dieser Tütengeschichte ist doch, dass im Lebensmitteleinzelhandel für die Plastiktüte aus "ökologischen Erwägungen" bezahlen soll, während ich in jedem anderen Geschäft die Plastiktüte bei meinem Einkauf kostenlos bekomme. Demzufolge wäre die Plastiktüte, die ich z.B. bei Karstadt/Kaufhof/Hertie/Sonstwo in der Klamottenabteilung bekomme ökologisch unbedenklich, die in der Lebensmittelabteilung aber nicht?!?!?!?

Anonym hat gesagt…

Mein Gott - ihr regt Euch ueber ein paar Cents bei Tueten und Scheisshaeusern auf, waehrend unser schoener Planet langsam den Bach runtergeht. Wenn das Eure einzigen Probleme sind, schaetzt Euch gluecklich ...

Anonym hat gesagt…

@arktikus
Die Ansammlung vieler kleiner Probleme verursacht doch die vielen großen. Natürlich kann man über Tüten und Pächter hinweg sehen ... aber ein besseres mitein- und nicht gegeneinder für jeden in seiner kleinen eigenen Welt würde die große ein wenig angenehmer gestalten. Es ist die Kleinigkeit, die die Welt verändert, nicht die großen Gedanken - was ich zuhause ändere, ändert sich auch vor meiner Haustür - ob mit Tüten oder nicht ;-)

Anonym hat gesagt…

Im Aus-WalMart-wird-Real-Markt Neukölln dürfen die Tüten jetzt auch bezahlt werden. Bye bye, kostenlose WalMart-Tüte. Gut, daß ich immer meinen Jute-statt-Plastik-Beutel dabei habe.

Und Leute, wieso muss man plötzlich so hektisch und laut werden, wenn man mal unterschiedlicher Meinung ist? Verstehe ich nicht.

Anonym hat gesagt…

Aus ökologischen Gründen finde ich das "Zwangsgeld" für Plastiktüten im Supermarkt sinnvoll. Allerdings glaube ich nicht, dass der Einzelhandel dieses "Erziehungsgeld" auch in ökologische Projekte steckt. Das wäre begrüßenswert. Ich vermute aber, dass an den Dingern auch noch verdient wird. Von der kostenlosen Werbung, die man spazieren trägt einmal ganz abgesehen.

Anonym hat gesagt…

Full ACK zu diesem Posting.

Ein kleiner Schönheitsfehler: Das mit dem Einzelhandelsgesetz ist eine Urban Legend. Das EinzelHG wurde übrigens auch vor längerer Zeit abgeschafft.

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