2007-03-03

Gestern nacht, quatsch

also heute früh um zwei Uhr nach dem netten Autorentreffen vom Hauptstadtblog, drei Weißweinen, einer leichten und einer sehr schweren Entscheidung, deren eine nachvollziehbare angedrohte Konsequenz mir unschön auf dem Herzen liegt (es ist ja nicht alles Eitelsonennschein in des Bloggers Leben) mit der U-Bahn nach Hause getrödelt. Nachts auf dem U-Bahnhof Schlesisches Tor bin ich zu gerne, da ist noch ein echtes Berlin zu treffen – und es ist egal wie kalt es ist, dort zu stehen und die speziellen Gestalten der Nacht zu beobachten, die noch richtig berlinern, die Zeit bis zum nächsten Zug vergeht im Flug.

Diesen besonderen Flair des Kiezes bietet auch keine In-Mitte-Meile im östlichen Teil der Stadt. Berliner Puresse und Charme pur. Ihr habt das dort einfach nicht.

Richtung U-Bahnhof Hermannstraße war wieder Multikulti angesagt, das junge französische Pärchen lief schon von mir aus der U1 kommend, die Treppe hinunter. Ich folgte ihnen entrückt in ihr Französisch entzückt. Nahm auf der gleichen Bank neben ihnen Platz, um bei französischer Untermalung entspannt auf den Zug zu warten, der leider zwei Minuten früher kam, als uns die Hinweistafel zu verraten pflegte. Ausgetrickst. Erstaunlich wie konzentriert ich nach drei Gläsern französischem österreichischem weißen Nass dem ausländischen Vokabular lauschte und gelegentliche Wortfetzen tatsächlich übersetzen vermochte. Sie sprachen schnell und ein klares nordisches Französisch, es war eine Freude ihrem gesprochenen Gesang zu lauschen.

Ein so schönes Paar. Beide groß, er wunderschön mit weißen strahlenden Zähnen, langen naturgewellten Haaren zum Zopf gebunden mit hellen freundlichen braunen Augen, sie in dunklem Haar gekleidet mit dem vollweibigen Gesicht, das wohl die Männer bei Frau Jolie so fasziniert, einem lebendigen Blick, einem Mund mit vollen Lippen zu dem die französische Sprache so sehr passt wie der Wein zum Käse, beide ganz nah dem Leben, ganz wach, ganz redsam, sich sehr zugetan, ganz rein und freundschaftlich, von Erotik die ganze Zeit zwischen ihnen keine Spur. Um sie herum ganz viel davon. Und ganz viel Leben. Beide zu schön als das ein Foto gereicht hätte, hier hätte es nur Malerei getan.

Sie aber trennten sich. Eine Station später stieg sie aus. Der Wortlaut verstimmte, der Zauber verflog. Unfassbar für mich, dass sie sich schon alles gesagt haben sollten in der Nacht. Zurück blieb nur ein junger Mann, der mir nur gemeinsam mit dieser Frau so außergewöhnlich zu strahlen schien. Vielleicht hatte sie sein Strahlen mitgenommen, ohne ihn zu fragen? Hatt sie ihres gleichwertig verloren als sie die nächsten Schritte durch die Nacht lief, traurig, weil wisssentlich ihr Leuchten bei ihm gelassen?

Ob die beiden wissen, dass sie nur gemeinsam so ganz besonders funktionieren?

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

du hast sie das erste mal zusammen gesehen. vielleicht strahlen sie alleine auf eine andere, wunderbare weise und haben sich lediglich in ihrer ausstrahlung unterstützt?

vielleicht sind beide aber auch einfach totale langeweiler, die einen zauberhaften abend hatten, der sie noch umgab?

egal. solche begegnungen sind wunderbar und es ist schön, dass sie einen blick dafür haben!

und wie war das bloggertreffen sonst noch so? ;)

Anonym hat gesagt…

ach ja, französisch - unser lehrer war sehr darauf bedacht, uns die wunderschöne sprachmelodie und aussprache des nordens frankreichs nahe zu bringen.
umso größer dann der kulturschock, als der zweiwöchige schüleraustausch nach marseille ging ... ;-)

Anonym hat gesagt…

aber creezy, die meisten kerle sehen mit frauchen besser aus, als ohne. wundert das wen??? ; )

creezy hat gesagt…

@regina
Ich habe jahrelang meinen Urlaub in Südfrankreich verbracht, das hat mich sprachlich gesehen genau null weitergebracht. Ich verstehe die nicht. Ich verstehe die auch bei der dritten Wiederholung nicht. Wobei es ja kein Volk gibt, das so stur auf die Geschwindigkeit der Sprache beharrt wie die Südfranzosen. Je weiter ich nach Norden auf der Autobahn kam, um so eher konnte ich den Gesprächen in der Gastronomie lauschen.

@morticia
Meinst Du echt? Aber er war doch so ein hübscher Franzose! Und sie hat ihm einfach das Licht geklaut … ,-)

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