Nachtschwimmen

Der beste Ex-Freund der Welt hatte mir neulich einen Termin aufgedrückt. „Montag den 19.2. abend frei halten. Wir gehen schwimmen, brauchst also Handtuch und Badeanzug Bikini und so.“ Habe ich alles eingepackt und bin nachmittags zu ihm ins Büro. Das ist übrigens ein großartiges Büro, wann immer ich die letzte Zeit dort aufgeschlagen bin, habe ich Kaffeepakete entgegen nehmen dürfen. In Mengen. Kein Diebstahl. Werbeweihnachtsgeschenke. Und viele Menschen trinken zu Hause gar keinen Kaffee. Ich wohl. Gestern wieder drei Pakete erhalten, kurz bevor ich wieder selber einkaufen musste. Wie praktisch!

Dann sind wir los gefahren. Und nur eine knappe Stunde später waren wir mit dem schnellen Auto (willkommene Fahrerattitüde: „ab 220 km/h unterhalte ich mich nicht mehr!“ ) auf den Tropical Islands. Wo ich vorher noch nie war. Das Tropical Islands Dome ist in die stützenfreie Halle eines Prestigeforschungsprojektes für Transportluftschiffe gezogen, die nach Insolvenz des Unternehmens brach lag – großes Thema in unseren Gazetten seinerzeit, denn das Projekt war alleine durch die Halle schon visuell attraktiv.



Die Tropical Islands liegen mit dem Auto knapp eine Stunde vor Berlin – und da kann man dann gegen Geld einen Tag Urlaub machen und/oder eine Nacht. In der Hauptsaison ist die Halle nämlich 24 Stunden rund um die Uhr geöffnet, man kann dort sogar Zelte mieten zum übernachten. Der Eintrittspreis ist mächtig, deswegen möchte man dort auch gerne länger als fünf Stunden sein.

Es ist aber wirklich großartig dort – vor allem in der Nacht. Mitten in der Woche haben sich von Anfang an die paar Menschen in der Halle verlaufen. Es passen 8.000 Menschen hinein, wenn Montag Abends 1.000 Figuren unterwegs sind, sieht man sie kaum. Zu späterer Stunde, nachdem auch die letzte Bühnenshow zu Ende war, waren wir mit vielleicht noch 50 Leuten in der riesigen Halle alleine. Zwei riesige Becken, die nicht besonders tief sind, aber lange Strecken schwimmen lassen. Zwei lustige Tunnelrutschen von denen ich die kürzere deutlich lustiger fand, weil mit rasanter S-Kurve. Der beste Ex-Freund der Welt fand die multimedial angehauchte besser, weil länger. Wir sind so lange gerutscht bis uns merkwürdig im Magen war. Ansonsten sind wir Nachteulen bis morgens um zwei Uhr geschwommen – in einem Wasser, das von unten in ständig wechslenden Farben beleuchtet wird, um Lagunenfeeling zu erzeugen. Haben uns köstlich darüber amüsiert, dass uns die Lichttechnik im Wasser den Oberkörper auf zwei Zentimeter eingekürzt hatte und jeder vom anderen einen Kopf auf ein bleiches Körpergestell mit Krakenbeinen gesetzt im Wasser gesehen hatte. Wir sind echte Aliens, das wussten wir schon immer. Später haben wir in den Whirlpools abgehangen, haben uns von Wasserfällen den Rücken massieren lassen und lagen auf Liegen im Sand.

Außerdem habe ich einen besten Ex-Freund der Welt mit dem ich nachts darüber sinnieren kann, wieviele Zitteraale man in Reihe schalten muß, um ihre Energie zu destruktiven Dingen nutzen zu können. Der Mann hat auch die Volt-Zahl von Zitteraalen im Kopf – wie grandios ist der denn?

Sehr, sehr nett - ein echter Verwöhnmontag war das!