2007-01-29

Lesen für die Völkerverständigung und als Familientherapie

Ich kommunizierte es bereits: hier und hier. Gestern durfte ich (m)einer ersten Bloglesung beiwohnen, die hier im heimatlichen Berlin stattfand und charmant hörbar mit bloggenden Lesern des Königsstaates Bayern untermauert war. Sie gaben sich aber reizend alle denkbare Mühe uns ihre Texte im Hochdeutschen vorzutragen, was ihnen auch gelungen ist – wobei ich gestehen muss, bei 50 % der bayerischen Eminenz hatte ich vorgelesen, das machte es mir auch nicht schwerer.

Der Herr Don Alphonso betrat die Stadt, hatte mutig aus Ingolstadt rüber gemacht. Charmant beschrieb er wie es seine kleine Schwester im letzten Moment dank ihres kleinschwesterlichen Verhaltens (sie disste sein Foto – und das auch noch eine halbe Stunde zu spät) geschafft hatte, doch noch Gegenstand der Lesung zu werden. Zu Recht! Das kleine braune Dingens geht gar nicht, wenn einer an dieser Stelle rückwirkend mein absolutes Mitgefühl hatte, dann Don Alphonso. Und das schreibe ich als ebenfalls kleinere Schwester eines größeren (har har) Bruders.

Als zweiter Bayer und kurzfristig aber nett als Notfallgroschen für die erkrankte Frau Lyssa offeriert, erschien der St. Burnster. Nun weiß ich auch, wie sich das „St." im Namen spricht, gäbe es doch dafür eine deutsche, bayerische und französische Möglichkeit der Aussprache. Herr Burnster präferiert die vom Nordstrand: hochdeutsch mit bayerischem Untertitel. Da der Burnster, wie er abgekürzt gerufen wird, wohl vom Musikergaul im Galopp verloren wurde und lieber über den lieben Gott als über seine Familie bloggen würde, mussten seine Zweit- und Drittfamilien herhalten: die Kneipe und die Band. So las der Burnster tapfer wie sein Arsch einmal eine Toilette zur Sprengung veranlasste, was schon in seinem Blog für helle Freude gesorgt hatte und ihm gestern viel freudiges Gelächter brachte.

Während das Wortschnittchen den bedingt durch Erbschaftsangelegenheiten familiären Zwangsumtausch eines Wartburgs in einen weißen 911er beschrieb und mich – als noch frische Vollwaise – mit ihrer zweiten Geschichte denkbar betroffen zurück ließ, setzte die reizende Melancholie Modeste einen ungeahnten Hunger auf griechische Riesengyrosplatten frei und gedachte ein weiteres Mal ihrer großartigen Großmutter, die mit 70 noch ihren Führerschein machte und von Stund an die Raser mit ihrem reizenden und so wahren „Die haben ja gar nichts vom Fahren!" deren eigener Dämlichkeit überließ. Und ihrer kleineren Schwester, die leider auch niemand von uns geschenkt bekommen möchte.

Stargast des Abends mit wenig Starallüren war der nicht minder reizende Don Dahlmann, den die elterlichen Ankleidesünden von damals heute noch umhertreiben und der uns väterlich den Rat mit auf den Weg gab, sich als Frau nur mit entleerter Blase von einem Mann fesseln zu lassen, der möglichst wenig Fachwissen über unzerstörbare Seemannsknoten besitzt, der garantiert nicht kurzsichtig ist und immer, ja immer, auch in der höchsten Not der Leidenschaft weiß, wo er seine Lesehilfe entsorgt hat. Denn sonst könnte es sehr spannend werden, wenn die Notlösung Schere heißt und der Kurzsichtige die dünnen schlanken Ärmchen des geschnürten weiblichen Paketes für das Seil hält … sehr gerne wüsste ich nun, wie viele Einladungen Herr Don Dahlmann auf ein nettes Stelldichein von der weiblichen Leserschaft angetragen wurden; nach soviel Einblick in seine nächtlichen Kompetenzen.

Wie fanden wir, der Herr Exit, die Frau Antsche (die hatte vor allem viel Spaß) und der Herr Micha, den Abend unterhaltsam und ungemein lustig. Eine schöne Lesung, während der die Leser standen, und erstaunlich wenig fotografiert wurde. Alleine denke ich, es gäbe schönere Lokalitäten in der Stadt, wo man einer Lesung im Kollektiv beiwohnen könnte und nicht auf zwei Räume verteilt – und auch ohne hinterher Eisfüße zu haben. Und seid dankbar, dass ich ohne Fotoapparat unterwegs war, denn das Grün vom Damenörtchen im „Lass uns Freunde bleiben”, das hätte Eure kalibrierten Monitore vermutlich zum sofortigen Schwarzweiß abbilden ermuntert.

4 comments:

Anonym hat gesagt…

Aha, und kein Hallo an den Heiligen und seine Begleitung?

daniela hat gesagt…

Ach, der Herr Alphonso. Der mich für eine "AnjaTanja" hält.
Und ich glaube, auch für "dumm" im allgemeinen und besonderen.
*lach*

creezy hat gesagt…

@king fisher
Ja, wir hätten uns im Vorfeld mal mit roten Nelken im Knopfloch zu erkennen geben sollen, das stimmt. Aber wer hätte denn gedacht, dass es sooo voll wird?
Abgemacht!

@burnster
Doch, ich sprach ihn an, den Heiligen, aber er schien anderes zu tun zu haben, da habe ich nicht weiter in ihn indoktriniert. Aber ein hübscher Gürtel, den er trug!

@daniela
Wie? Herr Alphonso hält Dich für eine AnjaTanja? Wie kam das denn zustande? Lass mich raten, Coke-WG? ;-)

Anonym hat gesagt…

Wieso haben Sie sich denn nicht zu erkennen gegeben, Frau creezy? Ich war auch da. Liebe Grüße,

Liz

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