2007-01-11

Flugradeln

Ich bin heute wieder lässig mit dem italienischen Sportrad unterwegs gewesen, von T-Hof nach Steglitz, von Steglitz nach Mitte von Mitte nach T-Hof. Wie immer, habe ich mir morgens beim Blick auf die Wetterkarte gesagt, „das klappt schon!“ Wie immer hat's auch geklappt. Mit der Wettervorhersage.

Wer mehr oder weniger das Jahr über Rad fährt, hat a) mit 40 weniger Probleme mit Cellulitits und Krampfadern und b) keine Frisurenprobleme, denn es gibt keine. Aber die Chancen stehen gut, einige Male im Jahr gut nass zu werden. Schätzungsweise drei Mal im Jahr richtig nass (auf den Berliner Breitengrad bezogen). So nass, dass man sich unter der fließenden Dusche entkleiden kann – bei der Nässe der Kleidung ergibt das dann kein Unterschied mehr. Das ist im Grunde nicht weiter tragisch, die Gerneradfahrerin kalkuliert das ein und ein Gedanke wie „Du kannst ja das Rad mit in die S-Bahn nehmen“ ist ein Gedanke für Weicheier und für sie daher undenkbar.

Im Dezember hatte ich eine Heimfahrt von Charlottenburg nach T-Hof, da hat's gut gegossen. So kurz vor der Hasenheide (die auf dem Nachhauseweg durchfahren wird) dachte ich das erste Mal: „So, ich habe jetzt echt keine Lust mehr!“ Die Winterklamotten waren so naß, dass es wirklich schwer war so nach Hause zu fahren und das Gewicht der Kleidung mich nach hinten und unten zog. Was wiederum merklich Energien zog. Zu Hause fühlte mich wie eine Ertrinkende kurz vorm Loslassen. Eine merkwürdige Erfahrung. Die wirkt heute noch nach.

Heute pünktlich als ich in Mitte losfahren wollte, sagte das Wetter, Petrus hätte nun doch beim Pokern verloren und daher merklich schlechte Laune. Während in Mitte die Tropfen noch erträglich waren, war es am Alex(anderplatz) so stürmisch, dass ein Windstoß binnen kürzester Zeit den Abstand zwischen einem parkenden Auto und mir von ca. drei Metern auf fast dagegen gefahren reduzierte. Den Rest der Tour unternahm ich dann auf dem Fußgängerweg. Hatte aber tatsächlich erstmals sehr beeindruckt den Gedanken, vielleicht doch ausnahmsweise die S-Bahn zu nehmen. Nur erstaunlich wenige Autofahrer, die im Auto den Sturm an ihren Karosserien rütteln spüren, sind in der Lage im Kopf umzusetzen, was so ein Sturm mit seinen physikalischen Eigenschaften bei Fuß- oder Radfahrerm anstellen kann. Naja, dem Wetter angepasst fahren? Sie haben ABS, ESP und Winterreifen – denen passiert nichts.

Je näher ich Kreuzberg kam, umso feuchter wurde es. Der Strum traf mich erst wieder in voller Härte am Flughafen Tempelhof. Da bin ich ein Teilstück sogar vom Rad gestiegen – nix ging mehr. Und irgendwann heil zu Hause angekommen, ziemlich nass, nicht so durchnässt wie neulich, aber partiell nahe dran. Nur, der Wind, der Sturm, der Orkan, was er sich nun schimpfen mag, die Naturgewalt zu erleben, das war mal wieder spannend. Natur ist großartig, sie lehrt einem immer wieder, dass der Mensch ja doch nur eine kleine ausgelieferte Ameise ist.

Und mit dieser Weisheit schließe ich für heute: creezy ist eine Ameise.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das schöne an solchen Dingen wie radfahren oder laufen bei Regen. Man merkt intensiv das man lebt. Man wird hellwach.

Anonym hat gesagt…

Wow, du bist ja wirklich viel mit dem Fahrrad unterwegs...alle Achtung. Ich sollte mir mal ne Scheibe von dir abschneiden...aber im Winter ist es so kalt und NASS!
Naja, im Sommer geht es dann los. Zwischen Ku-Damm, Mitte und Prenzelberg findet man mich. Ab und zu noch einen Abstecher nach Steglitz und Zehlendorf...wenn ich da nicht doch die BVG nehme! ;-)

creezy hat gesagt…

@ben
Recht hast Du, man kann sich sonst wie mies fühlen, aber eine Runde im Regen hat was von Glück.

@lisa
Och, die Winter sind ja in Berlin gar nicht so feucht. Ich bin immer wieder erstaunt wie wirklich viel und lange man in Berlin im Winter fahren kann. Was die Kälte angeht: eine warme Winterjacke reicht. Witzigerweise, dadurch dass Du Dich bewegst, ist die auf dem Rad immer warm. Bedeutend wärmer als an der Haltestelle zu stehen und in der Kälte zu warten.

Generell friere ich viel weniger seit ich auch im Winter Rad fahre. Also: einfach mal den Schweinehund überwinden und testen! ;-)

Anonym hat gesagt…

Hallo,
Radfahren macht auch bei schlechtem Wetter Spaß. Der Weg ist das Ziel. Hauptsache es gibt eine warme Dusche und neue Sachen zum Anziehen. Ja, die Natur hat immer noch etwas "mehr" in der Hinterhand. Ich war heute ein wenig mit meiner kleine Jolle auf der Dahme unterwegs. Das war sehr lustig, glücklicher Weise gibt es Trockenanzüge und Schwimmwesten. Wie gesagt. Exzentrisch aber nicht verrückt (fröhliches Zitate raten) Und beste Grüße aus dem fernen Köpenick nach T-Hof sendet ubero

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!