2006-08-25

Gestern

mit der schärfsten Frau der Ex-DDR Welt auf Tour gewesen, Rechnung beim Bestatter abholen, beim Sozialamt die Rechnung in Ehren übergeben. Die nette ältere Dame, die vor uns einen Termin hat und noch mit uns wartet bis der Herr Sozialbeamte ihre Unterlagen kopiert hat, sagte zu uns 'Es ist doch schrecklich hier zu sitzen, nicht?' Ich glaube nicht, dass sie das dort sitzen an sich meinte, denn wir treffen uns im dritten Stock und dorthin verirrt sich wenig Fußvolk. Die wirkliche soziale Party findet im 1. OG vor dem Anmelderaum statt. Ich vermute, sie meinte vielleicht nur den Anlass. Ihr Bruder ist gestorben und ist für 2.400,– Euro begraben worden. Geld, das sie bezahlen soll und gar nicht hat. Nun muss der Bestatter seine Rechnung von € 2.400,– auf € 1.500,- runterrechnen. Das geht. Auch. Ich vermute, Bestatter mögen diesen einen Vertrag mit dem Sozialamt nicht so sehr. Er schreibt ihnen die Kostenhöhe der einzelnen Positionen vor, die da heißen Sarg, Gewand, Decke, Kissen, Überführungwagen, Träger, Einbetten, Bahrenüberführung, Desinfektion der Bahre, Schutzhülle, Kosten für Krematorium etc.. Und sie mögen auch nicht, wieviel Zeit sich manche Sozialämter mit der Überweisung lassen. Auch Sterben in Deutschland verkommt mehr und mehr zu einem Armutsgeschäft. Der Sozialbeamte ist in meinen Augen immer noch sehr nett. Er stellt mir eine Bescheinigung für die Kostenübernahme für den Bestatter aus, der eigentlich eine Anzahlung möchte, wenn ich nächste Woche die Urne abhole. Die ich nicht habe. Früher, ich erinnere mich genau, kamen die Rechnungen immer erst drei Wochen nach der Beisetzung. Auch hier haben sich die Zeiten geändert.

Die Tour führt uns weiter zum Amtsgericht. Schön dort. Wenn die Sonne scheint hat das Gebäude fast Charme. Der Antrag auf Testamentseröffnung ist nun gestellt. Irgendwie ist es alles eine Farce, aber die Dinge wollen ja ihren Gang gehen.

Mittagessen bei dem besten Thai-Imbiss in der Stadt in der Linienstraße, Mitte. Die die echten Frühlingsrollen haben, die Sommerrollen, ein Aromagenuss. Und danach erster Großeinkauf für den kommenden Samstag für ihre Abschiedsfeier bei Selgros. Das eine große Highlight in der Phase des 'Auf Wiedersehen, Mum'-Sagens. Hoffentlich wird es so schön, wie ich es für sie mir sehr wünsche und plane. Es wird so schön, wenn ich mir die Unterstützung meiner Freunde ansehe. Manchmal weiß ich nicht, ob ich weinen soll, weil es mir so leid um sie tut und ich annähernd ahne, wie sie mir fehlen wird – oder weil ich gerade soviel Liebe erfahre.

Abends waren wir im Kino. Wir haben uns für den Kitsch entschieden. Das war schön. Auch wenn wir uns vermutlich den einzigen Film, der gerade läuft, ausgesucht haben indem der Vater des Protagonisten stirbt. Reeves heult um seinen Vater. Ich habe an der Stelle nicht mitgeheult. Um meinen Vater habe ich schon vor 20 Jahren geheult. Der Verlust ist nun getoppt worden, ich wünsche Mr. Keanu Reeves, das er davon noch keine Ahnung hat. Aber ein netter Film. Es geht nur um Liebe. Liebe zur Frau. Liebe zum Vater. Liebe zum Beruf. Liebe zur Veränderung. Liebe zum Mann. Und was Liebe bewirken kann. Der Film ist per se nicht logisch, sondern Fiktion. Das tut auch mal gut. Und es gibt so manche Aufnahmen, die sind einfach wunderschön gefilmt. In Kladow untergekrochen. Ein richtiger Mädchenabend. Aber wir haben uns später ganz doll auf den Jungen auf dem Sofa, ihrem Ehemann, – meinem Ex-Freund – gefreut.

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