2006-04-27

Es sind die Töchter, die gefressen werden!

Zur Zeit herrscht wieder große Krisenstimmung im Mutter-Tochter-Konsortium. Das Muttertier möchte mit nur 64 Lebensjahren ganz schnell alt werden und zunehmend mehr über häufig bis ständig in Richtung immer umsorgt werden. Das Muttertier ist seit längerer Zeit krankheitsbedingt pensioniert aufgrund eines Bandscheibenvorfalls bzw. Spinalstenose und leidet ansonsten an Krankheiten wie Diabetis Typ II und Bluthochdruck. Alles Krankheiten, die, so muß man es leider formulieren, im direkten Zusammenhang mit dem Übergewicht und einer langjährigen 100%igen Bewegungsunlust des Muttertieres zusammenhängen.

Die Diagnose der Ärzte, Operation ist möglich aber vorher Gewicht reduzieren, wird aus irgendwelchen Gründen gar nicht zur Kenntnis genommen und in eine eigene Diagnose 'austherapiert' übersetzt. Um die ortsansässigen Orthopäden auf diesem Gebiet spezialisiert, wird ein großer Bogen gemacht.

Die undankbare Tochter weigert sich nun, dem Wunsch des Muttertieres zu entsprechen und regelmäßig für sie einkaufen zu gehen und ihr alltägliche Dinge wie z.B. das Saubermachen auf Alltagsniveau abzunehmen. Es steht dabei überhaupt nicht zur Debatte, dass die undankbare Tochter sehr wohl größere und schwerere Einkäufe oder schwere Hausarbeiten abnehmen würde. Nur die alltäglichen Dinge möchte sie das Muttertier so lange wie möglich selber machen lassen, weil sie ziemlich genau weiß, was kommt, wenn man sich jede auch noch so dumme Aufgabe aus dem Leben streicht: purer physischer und sozialer Abbau!

Das Muttertier glaubt, man kann mit zunehmendem Alter unliebsame Aufgaben abgeben zu dürfen, weil man keinen Bock mehr darauf hat (auch verständlich) und zudem auch jemand regelmässig ins Haus kommt (man langweilt sich ja doch zunehmend). Als Alternative zur Hauspflege könnte das ja die undankbare Tochter machen. Die undankbare Tochter versteht nicht, warum auch ein alter Mensch nicht mit Bewußtsein und Stolz sein Bad bis ins hohe Alter noch selber reinigen können sollte, zumal es die wenigen Tätigkeiten im TV-bestimmten Alltag des Muttertieres sind, bei denen noch Kalorien verbraucht werden. Außerdem versteht die undankbare Tochter ein Alter von 64 Jahren als noch nicht so alt und würde diese Diskussion auf einen Zeitraum in zehn Jahren vertagen wollen.

Die undankbare Tochter ist natürlich ein Arschloch. An dieser Stelle wünscht sich die undankbare Tochter gelegentlich ein Retorten-Baby gewesen zu sein.

Die undankbare Tochter erinnert sich an ihre Großmutter, die mit 76 Jahren nach zwei Herzinfarkten und Kniearthrose im vierten Obergeschoss lebend, nicht einmal das Wort Haushaltspflege in ihre Nähe gelassen hatte.

6 comments:

Anonym hat gesagt…

Ich hab Dich lieb und bin bei Dir.

;-)

Anonym hat gesagt…

Das hat Dein Muttertier mit vielen anderen Muttertieren gemeinsam. Das puschelig plüschige Muttertier vom puschelig plüschigen Plüschpuschel hat auch hin und wieder solche Anwandlungen, wobei Letzterer Erstererere immer wieder ermuntert, doch mal lieber selbst den Hammer in die Hand zu nehmen, was trotz der 70 Jahre auch ganz gut funktioniert. Allerdings handelt es sich bei den meisten Muttertieren wohl eher um Einsamkeit, denn Unvermögen, was aber auch eher nicht in der Verantwortung des Plüschpuschels liegt, denn um Freunde muß man sich schon selber kümmern.
Naja, warten wir's ab, auch wir werden mal alt, mal sehen, wieviel Freunde WIR dann noch haben.
Ach und noch was: Mein Cousin läßt Dich schön grüßen, verbandelt der hochfliegende Plüsch... äh ... Fellträger ... und verkündet außerdem "Ich hab etwas, was Ihr nicht habt und das macht helles Licht!" =o)

Anonym hat gesagt…

das Muttertier meiner Freundin hat für mich den Satz geprägt: "Ich wurde doch nicht gefragt dein Kind zu werden, mit welchem Recht kannst du also irgendwelche Ansprüche an mich stellen?"
Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo in der Mitte, das gebietet schon die Nächstenliebe (das ist ohne religiöse Bedeutung gemeint), aber trotzdem haben Eltern nicht das Recht ihre Kinder mit irgendwelchen hanebüchenen Ansprüchen zu terrorisieren.
Am Ende bleibt es natürlich an dir hängen damit so umzugehen, dass das Muttertier die (verbliebene) Verantwortung erkennt und dementsprechende Maßnahmen einleitet...schöne Theorie-:)

creezy hat gesagt…

Ja, es ist auf alle Fälle spannend zu sehen, dass man im sozialen Umfeld die einzige Person ist, die daran glaubt, dass das Muttertier seinem Leben eine bessere Wendung geben kann und sie versucht zu überzeugen und zu motivieren – und genau deswegen den Stempel 'A*loch' erhält. Während alle anderen, die 'ja ja, Du Arme' sagen und sich frühestens in sechs Wochen telefonisch wieder mal melden, die tollen verständlichen Hechte bleiben.

Nun, ich will gar nicht viele Freunde im Alter haben. Ich will aber welche haben, die mich fordern und mir in den Allerwertesten treten, wenn ich abdrehe … ;-)

Anonym hat gesagt…

Der Titel deines Blogs wurde mir von einer guten Freundin in Form eines Buches in die Hand gedrückt. Es kam gerad zur rechten Zeit....
Ich würde mich sehr freuen, wenn du deinen Beitrag auch in meinem Forum www.pflegeberatung24.de veröffentlichen würdest. Ich denke er kann für viele Töchter hilfreich sein.

Gruß Elfie

Sabrina hat gesagt…

lustig

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