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2016-05-11

Selbstverständlich …

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Mit besten Grüßen,
Nathan Humbert«


… lass ich zuerst „Bittschrift hier kacken …”. Und so schön, dass es das Deppenkomma in deutschen Grußformeln, wo garantiert kein Komma hingehört, es nun auch in deutsche Spam-Mails (oder welcher Herkunft auch immer dieses Sprache sein soll) geschafft hat. Finally!

2011-03-09

Aus dem Lala-Schokoland …

2010-12-06

Der eigentliche Skandal von „Wetten dass …?“

Der liegt in meinen Augen – und die werden seit Samstag unglücklicherweise auf eine extrem harte Probe gestellt – in den Variationen der Schreibweise des Sendungsnamens. Die scheinen nämlich unglaublich facettenreich, wenn man aus dem Hinterkopf abruft, dass die deutsche Rechtschreibung knallhart geregelt ist.

Das Problem beginnt damit, dass der Satzteil „Wetten, dass …? korrekt betrachtet – neben einem Komma – ein Auslassungszeichen beinhaltet, die sogenannte Ellipse. Visuell besteht die Ellipse aus drei einzelnen Punkten. Was sie jedoch nicht ist. Wir PC-User kennen sie als Sonderzeichen, das aus drei Punkten besteht, die kleiner dargestellt werden als der ursprüngliche Punkt und in der Laufweite des jeweiligen Fonts elegant angepasst ist. Die drei einzelnen Punkte laufen deutlich weiter laufen, sind wären nicht umbruchsicher.

… (Ellipse per alt + Punkt (Mac), alt + 0133 (Windows))
... (Ellipse per einzelne Punkte)

Kurze Regel: eine Ellipse wird, signalisiert sie die Auslassung eines Wortteils, direkt an das Wort gesetzt. Signalisiert sie indes die Auslassung eines Satzteiles, wird sie von einem (geschützten) Leerzeichen losgelöst vom vorangegangenen und auch folgenden Wort abgesetzt. Also:

„Im Morgen…“ für „Im Morgengrauen“
„Im Morgengrauen erscheint die Welt … trostlos.“ für „Im Morgengrauen erscheint die Welt besonders trostlos.“

Einfach zu merken: man würde doch auch das ausgelassene Wort mit Leerzeichen setzen oder? Soweit so gut. Wie man das Auslassungszeichen korrekt setzt und dass wir zwei Varianten kennen, das haben wir übrigens alle in der Schule gelernt. Das hat nämlich nix mit Typosatz am PC zu tun. Wir haben nur nicht in der Schule die Sonderzeichen für den PC-Gebrauch gelernt und welcher Tastaturkombination es bedarf, sie zu setzen und vielleicht auch nicht gelernt, dass das geschützte Leerzeichen einen hässlichen Umbruch im Fließtext verhindert. Aber das ist einfach nachzuholen:

Ellipse … am Mac: alt + . (Punkt) ; am PC: alt + 0133
geschütztes Leerzeichen am Mac: alt + Space; am PC: alt + 0160

Soweit so gut und ich habe das auch schon einmal viel ausführlicher thematisiert. Da die Ellipse immer aus drei Punkten besteht, existiert eine klare Erscheinungsform ihrerseits in Kombination mit anderen Satzzeichen. Die Ellipse besteht immer nur aus drei Punkten! Also nie aus vieren (!) – daher wird bei ihrer Verwendung am Satzende der Punkt geschenkt. Indes gehören alle anderen Satzzeichen, wie z. B. „?“ oder „!” direkt an sie angeschlossen. Bleiben wir bei unserem obigen Beispiel:

„Im Morgengrauen erscheint die Welt besonders …“ oder
„Im Morgengrauen erscheint die Welt besonders …!“

Andere Variationen gibt es nicht! Wir haben also am Satzende immer entweder einen einzelnen Punkt, drei Punkte oder drei Punkte und ein Satzzeichen stehen, niemals vier oder nur zwei Punkte und ein Satzzeichen. Das ist ganz einfach zu merken!

Folgen wir den oben genannten Regeln, gibt es also für den Namen Deutschlands beliebtester Abendshow als eigentlicher Satzteil mit Auslassungszeichen nur eine mögliche Schreibweise, nämlich: „Wetten, dass …?

Nun hatte seinerzeit der Designer der Logos vom ZDF, der ebensolches für die Sendung „Wetten, dass …?“ entworfen hatte, entweder keine Ahnung von deutscher Satzlehre und Typografie und hat unbewusst Satzfehler in das Logo eingebaut, das Komma entfernt und aus der Ellipse ein Zweipunkt-Fragezeichen-Zwitterwesen gebaut. Oder er wollte etwas ganz Einmaliges gestalten und hat das sehr bewusst getan. Es sieht nämlich so aus:


source „Wetten, dass …?“-Logo © ZDF

Wir haben kein Komma. Und wir haben zwei einzelne Punkte und ein Fragezeichen, also ein Satzzeichen-Gefüge, das unsere Schreibweise überhaupt nicht kennt. Jedoch haben wir hier wenigstens den Abstandhalter zum Ellipse-Zwitterwesen, den übrigens nachgebaute Logos vom ZDF im Fernsehen verwendet nicht immer kennen!

Daher glaube ich persönlich, dass der Designer das inhaltlich seiner Gestaltung sehr bewusst gemacht hat. Das Spiel ist klar zu erkennen. Natürlich entbindet diese Gestaltung das ZDF mitnichten von der korrekten Schreibweise im Fließtext.

Persönlich bin ich übrigens nicht der Meinung, dass ein normalsterblicher Blogger, der irgendwie auch Publizist ist, Satzlehre – so spannend sie übrigens ist – perfekt beherrschen muss. Aber von einem Screen-Designer, Multimedia-Gestalter, Grafiker, Web-Designer und – vor allem – von einem Journalisten verlange ich, dass sie deutsche Satzlehre beherrschen. Es gehört zu ihrem Job, das richtig zu machen! Sie publizieren schließlich für Geld!

Nun, dann gucken wir mal, was die hiesige Presse heuer aus der ZDF-„Wetten, dass …?“-Logomisere macht. Sie hat genau zwei Möglichkeiten, sie setzt den Sendungsnamen korrekt „Wetten, dass …?” oder sie übernimmt die Schreibweise vom Logo des ZDF „Wetten dass ..?”, die dann in Anführungszeichen gesetzt gehört! Je nachdem für welche Schreibweise sie sich entscheidet, ob nun hinsichtlich der Rechtschreibung für die korrekte oder dem vom ZDF produzierten Eigennamen, sollte sie sich überlegen, bei der einmal getroffenen Entscheidung in der Schreibweise Treue zu zeigen.

In etwa so:

Die taz setzt elegant unentschieden falsch, mal setzt sie die Ellipse und mal nicht. Versucht sich aber konsequent am falschen Gebrauch der Satzzeichen. Für die unterschiedliche Schreibweise muss man nicht zwei unterschiedliche Journalisten verantwortlich machen, beide Schreibweisen kommen in ein und demselben Artikel vor: im Header und im Text. (Alle Bilder auf Klick groß.)


source: © taz.de

Der Tagesspiegel schreibt den Namen im Fließtext konsequent vom ZDF-Logo losgelöst, zumindest was das Kommata anbelangt, richtig. Er nimmt auch das korrekte Satzzeichen für die Ellipse: Nur: dass hier vom „dass“ gar nichts ausgelassen wird, haben sie nicht begriffen und das Leerzeichen gestrichen. Macht aber nix, denn der CMS-Programmierer hat ja auch den „mehr…“-Klickbutton immer schon falsch gesetzt. (Doch doch, es gibt Entitäten für die jeweiligen Leerzeichen, man kann also Satz auch korrekt in HTML bringen.)

source: © tagesspiegel.de

Gleiches gilt übrigens für den „mehr…-Button beim Spiegel. Ansonsten macht er alles richtig, bis auf die Ellipse, die wieder an das „dass“ rutschen musste und naja, ganz unten ist er dann doch wieder ganz nah an der ZDF-Schreibweise. Also redaktionell auch als unentschieden zu begreifen …

source © spiegel.de

… konsequent unentschieden übrigens. Ein Schreenshot, drei Schreibweisen: Ohne Leerzeichen zur Ellipse, drei Punkte; mit Leerzeichen zur Ellipse, drei Punkte; erneut ohne Leerzeichen zur Ellipse, drei Punkte; und zum Schluss ohne Leerzeichen und Ellipse, zwei Punkte.

source © spiegel.de

Die Süddeutsche Zeitung übernimmt auch im Fließtext die Schreibweise vom ZDF-Logo mit der „Zweipunkt-Ellipse“, behält sich aber vor das Komma einzufügen – und mal … äh … nicht einzufügen. Konsequent verzichtet sie jedes Mal darauf, das Leerzeichen vor die Ellipse zu setzen, setzt es dafür – Achtung! Neue Variation im Spiel! – zwischen Ellipse und Fragezeichen, wo es partout nicht hingehört. (Das liegt übrigens daran, dass sie eben nicht das Sonderzeichen Ellipse verwendet, sondern einzelne Punkte – die laufen halt gerne mit Schuss und in Addition mit dem Schuss vom Fragezeichen, ergibt es optisch ein Leerzeichen.)

source © sueddeutschte.de

Die FAZ kennt – wen wundert es noch? – auch zahlreiche Variationen, sie schreibt den Eigennamen in der Überschrift korrekt mit Leerzeichen, übernimmt die zwei Punkte, macht es direkt darunter wieder anders. Vergisst wieder das Leerzeichen vor der Ellipse, der sie dafür korrekte drei Punkte spendet, weswegen in der nächsten Nennung leider das Fragezeichen sterben musste.

source © faz.net

„Die Zeit“: Fast 100 Punkte … sie übernimmt relativ konsequent die Zweipunkt-Logo-Variante von ZDF, verbaselt es dann aber doch, weil sie dieser mit dem Komma dazwischen pfuscht, dafür das Leerzeichen vor der Ellipse kürzt.

source © zeit.de

Aber wie soll der Qualitätsjournalismus das auch auf die Reihe bekommen, wenn nicht einmal das ZDF selber weiß, wie man „Wetten, dass …?“ korrekt schreibt und selbst unzählige Schreibweisen an Ort und Stelle kennt?

source © zdf.de

source © zdf.de

Kurz notiert, wir haben hinsichtlich deutscher Satz- und Typoregeln eine korrekte Schreibeweise und ein kreatives Logo. Deutscher Qualitätsjournalismus macht daraus, wenn ich korrekt gezählt habe, sechs Schreibvarianten.

Leider aber machen die allermeisten Screen-Desginer, die im TV für die Untertitelung von Sendungen verantwortlich sind, heute nur derartige Fehler. Und zwar ohne dass – von der Typowahl abgesehen – eine Gestaltung überhaupt vorgenommen würde. Da werden Bindestriche genommen, wo Gedankenstriche gesetzt gehören, Leerzeichen werden wild gesetzt, wo sie nicht hingehören und weggelassen, wo sie unersetzlich sind. Einheitlicher korrekter Gebrauch der Ellipse? Besser nicht darüber nachdenken. Sie können es einfach nicht! Kein Wunder übrigens, früher gab es dafür ein Lektorat.

Werber sind übrigens keinen Deut besser. Was man in den Werbeanzeigen von sehr großen Unternehmen, wie beispielsweise Procter & Gamble, die nun wirklich viel viel Geld in ihre Kampagne stecken, an Satz- und somit Rechtschreibfehlern zur Kenntnis nehmen muss, lässt an der Qualität deutscher Werbearbeit ernsthaft zweifeln. Sorry!

(Alle Rechte der innerhalb der Screenshotswuchen und ers gezeichneten Logos, Eigennamen und Fotografien liegen alleine bei ihren Urhebern.)

2009-10-24

Dieses Produktanpreiseblatt

eines Geiz-ist-Geil-Ich-Bin-Doch-Blöd-Anbieters von wirres.net gefunden, ist wirklich die Härte. (Siehe meinen Kommentar – ich bleibe dabei, Satzfehler sind auch Schreibfehler).

2009-10-21

So mit Abkürzungen und so …

Wer, wie ich, bekennender Fan von Typografie ist, dem bricht mehrmals täglich das Herz beim Anblick falsch gesetzter Anführungszeichen, Apostrophen und Schrägstrichen. Nie würde ich behaupten, selbst perfekt zu sein in meiner Rechtschreibung – das Ding hat sich mit der Verwirrung dank Rechtschreibreformen leider völlig verselbstständigt, ich bekenne mich da als Leidtragende. Aber ehrlich gesagt, mir auch völlig egal wie Menschen privat kommunizieren. Aus der eigenen Familie und dank Freundschaften weiß ich, dass zum Beispiel Legasthenie die schriftliche Kommunikation für beide Seiten enorm erschweren kann. Da aber findet man immer Mittel und Wege. So trenne ich sehr strikt private schriftliche Kommunikation von professioneller und finde, es soll jeder schreiben (auch in Blogs) und großartige Texte oder Kommentare publizieren dürfen, auch wenn sie nicht fehlerfrei sind. Rechtschreibfehler sind mir hier echt schnuppe solange der Inhalt verständlich bleibt.

Wenig Verständnis habe ich jedoch für Fehler in einem für eine größere Allgemeinheit bestimmten Text. Will sagen, mein Verständnis für Fehler, wenn es sich dabei um Werbeinformationen handelt, ist nicht vorhanden. Wer wirbt und nicht bereit ist, das (heutzutage) wirklich bisschen Geld in die Hand zu nehmen, um einen Lektoren und Typographen bezüglich der Qualität seiner Druckmaterialien zu befragen, löst bei mir mehr Ärger als Wohlwollen seiner Produkte gegenüber aus. Leider ist das ein Trend, der selbst dort wo mit professioneller Textung Einnahmen generiert werden – nämlich in Zeitungen und Zeitschriften – zunimmt.

In der Berliner U-Bahn sind Monitore installiert, die in einer zehnminütigen Schleife dem U-Bahn-Konsumenten aktuelle Tagesmeldungen, Veranstaltungsinformationen und Werbung präsentieren, bekannt als „Berliner Fenster“. Dort wirbt aktuell auch die GAGFAH Group, ein im Berliner Wohnungsmarkt aktives Unternehmen. Es bewirbt im „Berliner Fenster“ seine Wohnanlagen mit „kinderfr. Wohnanlagen“.

So gehe ich davon aus, dass dieses Unternehmen besonders dafür wirbt, kinderfreie Wohnanlagen im Angebot zu haben. Das mag ein wichtiges zu bewerbendes Alleinstellungsmerkmal sein. Nur frage ich mich, was macht die GAGFAH Group mit den Mietern, die dort wohnen und vielleicht d(n)och erfolgreich sexuell aktiv sind? Müssen die dann mit Sack und Pack umziehen in für sie besonders bereitgestellte „kinderfreundl. Wohnanlagen“? Schon beschleicht mir als potentieller Interessent ein Image-Problem die GAGFAH Group betreffend, Kinder werden dort vielleicht nicht gemocht. (Dabei bin ich sicher, wollten die mir genau das Gegenteil vermitteln.)

Im „Berliner Fenster“ wird jeder besonders hervorgehobene Text anstatt mit den korrekten „typografischen Anführungszeichen“ ständig mit dem "Zollzeichen" publiziert, das tut genauso im Auge weh, wie es schlicht nach deutschen Rechtschreibregeln falsch ist. Die setzt übrigens auch die Duden-Sprachberatung in der Newsletter-Bestätigung genauso falsch. Na, macht ja nix. Sind bloß Profis.

2008-05-04

Stark! Echt stark!

Weil die Agentur zu blöd sich einen guten Gestalter oder Typographen zu gönnen, wird mal eben mit falscher deutscher Rechtschreibung beworben und als Erklärung für den Faux Pas die empfundene Hässlichkeit (gäbe ja wohl 'nen tonal klar definierten Unterschied zu Häßlichkeit oder?) des Buchstaben «ß» herangezogen, ungeachtet der Tatsache, dass es diesen nun in der deutschen Rechtschreibung defacto gibt und auch sehr wohl einzusetzen ist. Nämlich dann, wenn das «ß» einem langen Vokal folgt. Und da gibt es auch keine Ausnahmeregelung, nicht mal eine durch frische Rechtschreibreformen legitimierte.

Das Jahr ist noch frisch. Ist für mich aber schon Anwärter für die peinlichste Agenturleistung 2008. Ihr McDoofies.

Da möchte man einbeinig im Dreieck hüpfen bei soviel dummer Arroganz.

(Jenau! Rettet det «ß»!)

2007-08-24

Oller Mief In Da Satz-House

Bevor es weiter geht, sei mir ein kurzer Exkurs in dieses ganze Regularium der Typographie gestattet. Das beantwortet vielleicht auch den einen oder anderen Kommentar zum ersten Eintrag. Fakt ist, es gibt in der Tat keine Deutsche Industrie Normung für Satzregeln. Es gibt eine Normung für den Schriftsatz die DIN 5008, sie regelt den deutschen Musterbrief und sowas wie Abkürzungen und Gebrauch von Satzzeichen im deutschen Schriftverkehr.

2005 wurde die noch mal ein bisschen aufgehübscht und nach internationalem Standard angeglichen. Seht Euch mal die neue Schreibweise des Datums an: auch wir in Deutschland sollen es neuerdings seit längerem nach internationalem Standard schreiben: Jahr-Monat-Tag (2006-10-26). Ich wünschte im übrigen, auch der allerletzte Behördendokumentegestalter würde endlich kapieren, dass das «den» im Datum so mausetot ist, dass es schon pulverisiert daher kommt. Angabe des Ortes fällt auch flach – die Herkunft eines Briefes erklärt bereits der Absender.

Die Satzregeln aber sind also nicht genormt. Trotzdem sollte man nicht vergessen, alles was im Desktop Publishing diesbezüglich heute praktiziert wird, ist das Ergebnis jahrhundertelanger Sprachentwicklung und ihrer schriftlichen Publikation. Warum es ein ß gibt, warum es so aussieht, warum hier etwas direkt zusammengeschrieben wird, dort mit Leerzeichen zur Trennung versehen … alles keine Willkür. Es dient ausschließlich einer besseren Lesbarkeit. Und somit jedem Text, der gelesen werden möchte. Na, jedenfalls war das so bis 1989 die Fontpage auf den Markt kam.

Ob also hier und da ein Font in der Satzgestaltung durch Spartionierung weiter läuft, dort das Fragezeichen zur schöneren Ansicht doch einen klitzekleinen Platzhalter spendiert bekommt – alles eine Frage des guten Geschmacks, vor allem aber des fachlichen Know Hows des Gestalters über die verwendete Schrift, den Satz und wie sie wirkt im jeweiligen Schnitt und letztendlich im Layout. Um dafür einen Blick zu haben, gibt es Menschen, die jahrelang Design studiert haben. Das ist nichts, was man mal eben lernt, wenn man sich kurz durch die Wikipedia liest – hütet Euch vor solchen Menschen, falls ihr Aufträge zu vergeben habt.

Keine festgeschriebenen Regeln. Alles ist mehr oder weniger freiwillig. So freiwillig, dass der Layouter schnell seinen Job verlieren würde, kennt er die Satzregeln nicht in- und auswendig und setzt er sie ein. Der Laie hat aber relativ großen Freiraum – nur – dadurch, dass er diesen ausnutzt, macht er sich eben auch als Laie verdächtig. Jeder, der diese Reihe hier nur halbwegs interessiert mitliest, wird künftig die Werbeplakate in den öffentlichen Verkehrsmitteln mit anderen Augen sehen – dabei ziemlich häufig erschrecken – und einsehen, warum es sinnvoll sein kann, auf den kleinsten Flyer noch einmal ein Fachmann einen Blick werfen zu lassen. Freestyle in der Typo kann man sich erst leisten, wenn man sie beherrscht, sonst wird «ich kann das selber auch meinem PC, da ist so eine Software, die macht mir das schön bunt» schnell zum Freakstyle.

Ist der Einsatz von Satzregeln nun wirklich so eine entspannte Spielwiese auf der im Prinzip alles erlaubt ist wie in dem Zuschauerraum des legendären Woodstock-Festivals? Nö! Und lasst Euch nichts anderes einreden – auch nicht von der eigenen Faulheit oder knappen Flexibilität. Vergesst niemals, dass die Lesbarkeit am Screen im Vergleich zu jedem Printmedium (na gut, englische Paperbacks lassen wir jetzt einmal außen vor) nicht annähernd so komfortabel ist. Dieser Text hier zum Beispiel, ist für einen Blogtext bereits zu lang. Ein Teil der Leser sind vermutlich bereits beim Anblick des dritten Absatzes ausgestiegen. Wer vor allem lange Texte in Blog publiziert, sollte daher halbwegs ordentlich auf Satzregeln zurück greifen. Es vereinfacht die Lesbarkeit deutlich. Der Blick dafür, dass Text auch schön aussehen kann und wie gut das tut, der kommt noch.

Eines sollte man auch nicht vergessen: Die Darstellung von Webseiten als auch Blogs unterscheidet sich frappant je nach dem, welcher Monitor (Auflösung), welches Betriebssystem und welcher Browser vom Leser eingesetzt werden. Dazu kommen die subjektiven Rechnereinstellungen vom User hinzu. Eine Regel ist euch garantiert sicher: so wie Euer Blog auf Eurem Rechner aussieht, wird es bei den meisten anderen Usern sehr wahrscheinlich nicht aussehen. Das kann gelegentlich ein richtiger Schock sein!

Setzt Ihr beispielsweise in Eurem Text eine Uhrzeit: 18:00 Uhr ohne zwischen der Ziffer und dem Wort ein geschütztes Leerzeichen zu setzen, das einen etwaigen Umbruch verhindert, dann mag das bei Euch im Blog schick aussehen. Bei Eurem nächsten Leser aber schon steht die 18:00 am Ende einer Zeile, das Wort «Uhr» „umgebrochen“ am Anfang der nächsten. So etwas sieht nicht nur »schrottig» aus – es stört den Lesefluss.

Ein weiteres Beispiel: keine Wörter von Hand trennen in Blogs! Wenn Ihr glaubt, in Euren Texten Wörter trennen zu müssen, weil sie in Eurer Ansicht nicht mehr in die Zeile passen und große Lücken im Text verursachen, dann macht das und wählt in der Browsersoftware über Darstellung die Option «Schrift größer/kleiner» aus – und schon wuseln die getrennten Wörter hässlich überall im Text mit komplett unsinnigen Trennungen herum. Irgendeinen Blogleser gibt es dann garantiert, der danach fest daran glaubt, Ihr raucht komisches Zeug.

Sich etwas mit Satzregeln auskennen, ist Dienst am Leser. Und das sind die, die sich doch in der Hauptsache in unseren Blogs wohl fühlen sollen oder?

Teil 1 Proudly pesents: die Ellipse

2007-08-21

Proudly presents: Die Ellipse

Freunde, ich habe mir – aus reiner Begeisterung meinereine zum Thema selber – überlegt holy fruit salad! eine neue Kategorie zu spendieren: Typo für Blogdummies!

Ab sofort mache ich hier in lockerer Zeitfolge auf typographisches Bildungsblog. Denn die meisten, die hier lesen, schreiben ja auch selber in ihren Blogs – publizieren also – und viele (ich musste mir aus beruflichen Gründen autodidaktisch beibringen, wie man Händlerpreislisten und Mailings halbwegs korrekt layoutet) kennen zwar Striche, die lustigen Dreierpunkte – wissen aber vielleicht gar nicht, dass der Gedanken- und der Binde- bzw. Trennstrich völlig unterschiedlicher Natur sind, noch was ein Geviertstrich oder eine Ellipse ist. Wie man hässliche Umbrüche im Fließtext der Eingabeengine verbietet – und dass es auf der Tastatur für bestimmte typographische Zeichen Sonderzeichen hinterlegt sind, geschweige denn wo. Lernt man auch so nicht in der Schule. Geht aber alles – und ist nicht schwer. Also ab sofort hier: Typo-Know How für ein schöneres Bloggen!

Heute mit der entzückenden Ellipse, die ich für mein Leben gerne verwende. Inflationär oft sogar, möglicherweise öfter als mein ebenfalls geliebtes Ausrufezeichen, dessen übermäßiger Gebrauch ja auch nur ein niedliches aber dennoch deutliches Signal meines übersteigerten Egos ist. (Oder unterentwickelten Egos, man kann diese Dinge ja immer von unterschiedlichen Seiten aus betrachten …)

Und da war sie schon die erste Ellipse: … Das Auslassungszeichen!

Das steht immer dann, wenn man entweder ein Wortteil auslässt, z B. „Was ist das für ein be… Wetter?“ oder ganze Wörter, Wortgruppen, weil ein Gedanke im Geiste vom Leser zu Ende geführt werden darf, z. B. „und so weiter und so …“ oder wird gesetzt bei ganzen ausgelassenen Textpassagen, z. B. „Sie schrieb: wir […] hätten es wissen können.“ Ersetzt die Ellipse wie im letzten Fall mehrere Wörter oder Sätze, sollte sie zusätzlich in Klammern gesetzt werden. Die Ellipse besteht also aus diesen vielen (buäh) kleinen Punkten, die wir alle schon kennen. Und damit kommen wir schon zum:

Gernefalschmachfehler Nr. 1: Eine Ellipse besteht immer nur aus drei Punkten! Nie weniger – nie mehr! Auch dann nicht, wenn mehrere Wörter im Text ausgelassen werden.
Gernefalschmachfehler Nr. 2: Eine Ellipse wird nie aus drei einzelnen Punkten (also dem Satzabschlusszeichen) gesetzt. Warum? Seht selbst:


Oben wurde das Ellipse-Sonderzeichen, darunter die drei einzelnen Satzpunkte benutzt.

Das echte Ellipsenzeichen ist enger in seiner Laufweite, beginnt auch früher als der Punkt. Es entspricht so eher der Laufweite der Buchstaben im Font und wirkt im Fließtext deutlich weniger dominant als drei weit laufende einzelne Satzpunkte. Besonderer Vorteil der Ellipse ist aber: sie wird nicht umbrochen, wenn der Fließtext über das Zeilenende hinausläuft, d. h. es bleiben nie am Ende der Zeile zwei Punkte stehen, während der dritte an den Anfang der neuen Zeile rutscht. Was ein typographisches „No Go!“ wäre.

Ellipsenregel Nr. 1: Nur das Ellipsenzeichen verwenden und dafür gibt es spezielle Tastaturkürzel:
– beim Mac ist die Ellipse als Sonderzeichen auf der Punkt-Taste hinterlegt: also die „alt“-Taste und „Punkt“ drücken;
– beim PC die „ALT“-Taste gedrückt halten und die Reihenfolge 0 1 3 3 tippen,


Ellipseregel Nr. 2: Fungiert die Ellipse als Auslassungszeichen eines Worteiles, dann steht sie immer ohne ein Leerzeichen direkt am Wort, egal ob am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Wortes,
z. B. „…schauer ohne Ende“
nie: „… schauer ohne Ende“ oder
z. B. „die Mitter…sonne brannte heiß“
nie: „die Mitter … sonne brannte heiß“.

Ellipseregel Nr. 3: Fungiert die Ellipse als Auslassungszeichen eines Satzteiles, dann wird sie mit einem Leerzeichen vor und nach dem Wort, Wortteil oder Wortgruppe gesetzt, also:
z. B. „Wir wüssten gerne, ob … zu Hause ist.“
nie: „Wir wüssten gerne, ob… zu Hause ist.“ oder „Wir wüssten gerne, ob …zu Hause ist.“ und auch nie „wir wüssten gerne, ob…zu Hause ist.“

Ellipsenregel Nr. 4: Steht die Ellipse am Ende eines Satzes, folgt ihr nie ein zusätzlicher Punkt als Satzabschlusszeichen. Sie funktioniert hier doppelt als Satzzeichen.
Ein Frage-, Ausrufezeichen oder ein Komma wird hingegen gesetzt. Üblicherweise direkt gefolgt an die Ellipse oder – bei schwieriger Laufweite des verwendeten Schriftfonts – mit einem minimalen Abstand, einer Spationierung, (falls die Software diese nicht ermöglicht, nimmt man das geschützte Leerzeichen, um auch hier einen Umbruch zu vermeiden.)

Diese speziellen sehr schicken Leerzeichen in der Typographie, erkläre ich dann morgen.

… to be continued.

Teil 2 «Oller Mief in da Satz-House»