2025-09-24

Trüffel extrem – Sassone Tartuffi bringt kalabrische Trüffel auf den Teller!

Lediglich 13 Minuten sind es mit dem Auto von der Altstadt Rocca Imperiales aus bis zum Trüffel-Paradies in dem kalabrischen Küstenort Montegiordano! Ein Teil der Fahrt führt dabei entlang der schönen ionischen Meeresküste.
Sassone Tartuffi ist Passion. Um die Jahrhundertwende hatte Edigio Sassone, er stammt selber aus Rocca Imperiale, sein Unternehmen gegründet und ist damit seiner tiefen Passion und Liebe zum erdigen Pilz, der Trüffel, gefolgt. Der kalabrisch-lukanische Apennin mit seinen beiden großen Nationalparks ist reich an diesen lukrativen Bodenschätzen. Sie sind von Kanälen und Wasserwegen durchzogen, die die umliegenden Felder und Wälder bewässern und den „symbiotischen“ Bäumen den Trüffeln Kraft verleihen.
Steinpilze wachsen hier oberirdisch und unterirdisch ruht das weltweit geschätzte weiße oder schwarze Gold Italiens: die weiße oder schwarze Trüffel.

Mit seinem Team produziert Edigio aus diesen besonderen Pilzen wunderbare Spezialitäten und er teilt mit begeisterten Kunden das Wissen über die Kultur der Trüffeljagd.
Die Waffen dieser wohl friedlichsten Jagdform der Welt? Eine begeisterte Spürnase auf vier Pfoten, etwas Belohnung in der Tasche für den schnüffelnden Freund, der hier den bezeichnenden Namen Cash trägt. Ein kleiner, spitz zulaufender Spaten – und ein Pilzkorb mit Deckel aus Weide, der die gefundenen Pilze frisch aufbewahrt.

Edigo nimmt uns mit zu einem seiner bevorzugten Sammelgebiete und zeigt uns, wie Cash arbeitet. Hierzu verlassen wir die Küste von Montegiordano und fahren keine zehn Minuten erst die Landstraßen hoch in die bewaldeten Höhen, bis wir uns nur noch auf einem befestigten Weg fortbewegen.
Die Autos abgestellt, gehen wir uns nicht wirklich sehr weit zu Fuß, schlagen uns etwas durch das Gebüsch und wild wachsende Olivenbäume.
Schon rast der Hund, von seinem Herrchen aufgefordert, über das Gelände, mit seiner Nase tief über dem Boden. Sobald er anschlägt und anfängt zu graben, ist Edigio zur Stelle mit seinem Spaten und gräbt die dunklen Früchte aus dem Erdreich.
In kurzer Zeit schnüffelt Cash eine erstaunliche Ausbeute dieser aromatischen Knollen für seinen Herren zusammen.
Und für sich selbst einige gut schmeckende Belohnungen. Sibi und Pino sind begeistert, wie es sich für Gastronomen und Köche gehört:
Ungefähr 150 Trüffelsucher suchen täglich in den kalabrisch-lukanischen Apenninen für Sassone Tartuffi mit ihren ausgebildeten Hunden und liefern je nach Pilzsaison die frischen weißen Sommertrüffel und schwarzen Herbsttrüffel in seiner Trüffelfabrik ab, wo sie gut gekühlt auf ihre weitere Verarbeitung warten.
Zuerst erfolgt die Sortierung nach Sorten, dem Zustand und der Größe der klobigen Kugeln. Weiße Trüffel sind ein Überbegriff für eine durchaus ansprechende Artenvielfalt: Tuber magnatum pico, auch Alba-Trüffel genannot oder die Tuber borchii Vittadini, auch Bianchetto (oder Marzuolo) Trüffel genannt. Letztere gilt als die Frühlingstrüffel und kommt mit ihrem besonders intensiven Aroma von Januar bis April in den Wäldern der Pollino- und Sila Nationalparks vor. Während die Alba-Trüffel ab Oktober die Sammler und Genießer mit ihrem besonderen Bouquet aus Knoblauch und Käse beglücken. Anke Sademann, Food-Journalistin, jedenfalls, ist hin und weg vom Duft der frisch der Erde entnommenen Brocken.
Die Trüffel, die die Zulieferer an Edigio verkauft haben, werden nun in den Fabrikräumen weiterverarbeitet. Frische ist hier das allererste Gebot, es gibt wohl kaum einen Ort, wo man sich in den heißen Sommermonaten Kalabriens lieber aufhalten möchte als hier in den extrem gut gekühlten Räumen dieser Produktionsstätte. Die Menge der hier gelagerten frischen Trüffel ist beeindruckend! Jeder einzelne Pilz wird per Hand sortiert und gut gesäubert aufbewahrt.
Dafür werden die Pilze in kleinen Mengen in einer sich langsam drehenden Waschmaschine mit sanftem Wasserstrahl von der Erde befreit. Besonders schöne Exemplare gehen natürlich direkt in die Gastronomie
Kleine oder beschädigte Exemplare werden in der Fabrik weiterverarbeitet zu Trüffelbutter und vielen anderen Köstlichkeiten. Edigio Sassone startete sein Geschäft als Distributor der frischen Trüffel. Inzwischen bedient er weltweit den Groß- und Einzelhandel und verkauft in seiner Fabrik direkt auch an Endkunden.
Der sich auf dem Fabrikgelände befindliche Shop ist ein Eldorado für Trüffel-Genießer – von dem auch Internetkunden profitieren. Das Unternehmen ist mittlerweile von einem reinen Trüffelvertrieb zu einer Produktionsstätte vieler spannender Trüffelspezialitäten geworden.
Die Regale stehen voll mit den Köstlichkeiten, die sich aus den Trüffeln herstellen lassen: Sommertrüffel-Carpaccio, Pesto mit weißer Trüffel, besonders lecker: die intensive Trüffelbutter, auf deren Glasboden sich Trüffelstücke verstecken, die so intensiv ist, dass man sie noch sehr gut mit etwas heimischer Butter verlängern kann. So werden Tagliatelle zu einem besonders schnellen Tüffelgericht – oder wird ein Omelett delikat damit parfümiert. Eine delikate Käsecreme oder Pilzcreme, angereichert mit Trüffel. Mandeln und Cashews mit Trüffel aromatisiert, die Crema di Balsamico mit Trüffel – Sugo mit Tomaten oder – in der typischen kalabrischen Art etwas schärfer, also picante – mit Trüffel. Der Kreativität von Edigio Sassone und seinem Team scheinen kaum Grenzen gesetzt. Selbstverständlich gibt es auch trockene Pasta schon mit Trüffel – und dass man wahlweise all diese Produkte mit weißem oder schwarzen Trüffel kaufen kann, muss ich wohl nicht extra erwähnen.
Edigio lädt uns mit seinem Team herzlich ein zu einem trüffeligen Lunch, wo wir all diese Köstlichkeiten – natürlich auch Salami und Pecorino mit den aromatischen Pilzen – probieren dürfen. Die Köchin gibt reichhaltig von der köstlichen Trüffelbutter in die Pfanne und serviert uns später die köstlichen, duftigen Gnocchi, die mit dem feinen Trüffelaroma umhüllt sind.
Dabei umspielt uns das niedliche Hundebaby Iris aufgeregt und kindlich. Sie soll zwar nicht zum Trüffelhund ausgebildet werden – obwohl zur perfekten Trüffelhundrasse gehörend – hat auf jeden Fall großes Talent für einen Wachhund, die kleine Bellnase.
Es wundert nicht, die Trüffel sind in dieser Region Kalabriens stetige Begleiterinnen in den Küchen. Kaum gibt es hier eine Speisekarte, auf der man das Wort Tartuffi nicht findet – selbst in den Lidi am Strand wird man sie ordern können. Überall, wo sie uns serviert wurden, sind sie hier mit selbstverständlicher Großzügigkeit über die Gerichte gehobelt worden! Und das vorrangig dank solch talentierter Spürnasen wie Cash eine ist!
Wenn ich ehrlich bin, konnte ich mit Trüffeln nie wirklich etwas anfangen: Für mich schmeckten sie immer nach Petroleum. Somit war diese Reise für mich ein kleines Wunder, denn dank der Einladung nach Rocca Imperiale konnte ich erstmals vom Duft und Geschmack der hier sehr frischen Sommertrüffeln Kalabriens doch überzeugt werden.

Plötzlich mag ich die Trüffel – und hätte nie gedacht, dass dieser Schatz der kalabrischen und lukanischen Erde mir wirklich so gut schmecken würde. Was echte Frische von einem Produkt verändern kann …


Sassone Tartuffi
Online-Shop
Adresse: Via Antonio Gramsci, 5, 87070 Montegiordano CS
E-Mail: info@sassonetartufi.com

2025-09-15

Stehe heute …

im U-Bahn-Zug der Linie U2 auf dem Bahnsteig Märkisches Museum. Der Zug fährt erst einmal nicht weiter.

Nach einer Weile erklärt uns der Zugführer, es würde jetzt einer der neuen U-Bahnzüge (also einer von denen ohne Klimaanlage, ihr erinnert euch?) aus irgendeinem Tunnel vor uns zu einem anderen Standort wechseln über das Nachbargleis und deswegen müssten wir ihn erst einmal über eine Weiche passieren lassen. Danach ginge es gleich weiter.

Gleichzeitig steigen in unseren Waggon drei männliche Jugendliche ein. Kurz darauf passiert der neue Zug langsam den Bahnhof, schön gelb, glänzend. Im Inneren leuchtet kein Licht, also die perfekte Symbiose zwischen tiefem Schwarz und strahlendem BVG-Gelb. Er sieht aus wie eine futuristische Schlange und ist flüsterleise. Um ihn herum der, meiner Meinung nach, schönste Bahnhof Berlins.

Die Jungs sind völlig begeistert davon und schlussendlich lässt sich einer zu der Aussage hinreißen: „Wenn ich das sehe, bin ich total stolz auf mein Berlin!”

Gut. Dieser Satz wird mich dann doch die nächsten Jahre mit diesen Zügen ohne Klimaanlage versöhnen. Einfach mal wieder stolz auf Berlin sein, ich gebe es zu, ich habe es etwas verlernt die letzten Wochen.

2025-09-12

Jeden Tag Spaghetti von Lucia Zamolo

„Jeden Tag Spaghetti – wie es sich anfühlt von hier zu sein aber irgendwie auch nicht.” von Lucia Zamolo hat eine Mission: ein Bewusstsein in uns für den von uns täglich zelebrierten Alltagsrassismus zu wecken. Das Buch für Menschen ab neun Jahren, ich schreibe bewusst Menschen, weil es meine Empfehlung auch für Erwachsene ist, hat die Autorin plakativ in Font und Illustration gestaltet.

Lucia Zamolo ist Münsteranerin, den interessanten Namen hat sie vom Vater, der italienische Wurzeln hat. Den eher südländischen Look haben sie und ihre Schwester tatsächlich aber von der deutschen Großmutter, sie stammt aus dem sehr deutschen Ruhrpott.

Lucia ist auf einer Geburtstagsparty und bekommt zum wiederholten Mal die Frage gestellt, wo sie eigentlich herkäme?! Und diese Frage setzt bei Lucia Gedankengänge in Gang, die sehr verständlich sind, bis sie die Frage so beantwortet, wie sie ein Gegenüber wohl gerne hören möchte. Die skurrilen, immer wahren Antworten, die Lucia auf diese Frage einfallen, sind natürlich sofort nachzuvollziehen. Sie kommt von hier! Dann erzählt sie aber doch, was sie glaubt, das Gegenüber hören möchte: Sie erzählt, ihr Vater würde aus Italien stammen.

Später, die Party ist längst vorbei, kommen die Gedanken wieder und führen zu diesem spannenden, sehr kurzweiligen Buch.
Dass ihr Vater dabei sämtliche Vorurteile, die dann ein Gegenüber denken möchte, überhaupt nicht bedient – das ist später noch unterhaltsamer Inhalt im Buch, es räumt verdammt viele Schubladen auf. Überhaupt ist die gezeichnete Metapher mit den Schubladen meine liebste Stelle im Buch, fordert sie doch, endlich auch im kleinteiligen Begegnungsalltag anders zu denken!

Nebenbei ist in dem Buch ein hübscher kleiner Sprachkurs in frulanischer (friulanischer), italienischer und deutscher Sprache enthalten. Auch stellt Lucia uns den klugen Professor und Psychiater Chester M. Pierce vor, der den Begriff Microaggressionen geprägt hatte. Anhand dessen vermittelt sie sehr deutlich, was das andauernde Voreingestuftwerden – nur aufgrund eines Namens oder der eigenen Typologie – mit Menschen macht, die das täglich aushalten müssen. Auch in den sehr freundlichen Gesprächen.

Und sie erklärt pragmatisch, was Migrationshintergrund eigentlich genau bedeutet, verdeutlicht, dass die meisten Menschen in diesem Land, denen man ihn vielleicht zuschreiben möchte, schon längstens keinen mehr haben – wenn es ihn überhaupt je gab. Ganz sachlich per offizieller Definition.

Der von uns gelebte Alltagsrassismus macht vor allem eines: Er teilt Menschen in zwei Gruppen ein. Othering – heißt diese Einteilung in „wir” und „sie”. Unnötig und oft ziemlich bekloppt, wie ich erkennen darf, denn Lucia hält mir Leserin liebevoll den Spiegel vor. So habe ich natürlich beim Lesen mir selber eingestehen müssen, dass ich hier und dort genau in diese Fallen des Alltagsrassismus auch tappe. Dabei bilde ich mir ein, ein Mensch zu sein, der sich in diesem Punkt seiner Fehlbarkeit bewusst ist und sich vergleichsweise oft hinterfragt. (Insbesondere im Vergleich zu denen, die Rassismus heute wieder oder immer noch legitim finden.) Und trotzdem, ich lernte viel …

Auch darauf hat Lucia einen sinnvollen Satz parat: „Nur, weil etwas nicht beleidigend gemeint war, tut es ja nicht weniger weh.“ Sie möchte, dass wir Leser*innen dank des Buches ein wenig mehr auf uns achten und daran wachsen. Zum Dank enthält dieses Buch für uns ein wirklich tolles Rezept für Spaghetti mit Tomatensoße von ihrem Vater.

Ein so kluges und kurzweiliges Buch, das ich gestern während meiner Plasmaspende ratzfatz weggelesen habe. Ich finde, dieses Buch sollte man immer zweimal verschenken. An einen Menschen, den dieser Alltagsrassismus ganz sicher betrifft, denn es liefert hervorragende Argumente, die sich nicht jeder junge Mensch so zu formulieren traut. Und an einen Menschen, der in diesem Land nie gefragt wird, wo er/sie/es eigentlich herkommt. Und dieser Mensch darf, wie ich, ruhig auch schon älter sein.

Ein wertvolles Buch, 2022 im Schweizer Bohem Verlag erschienen, oft prämiert, ist mittlerweile in 13 Sprachen erschienen! Jeden Tag Spaghetti
Autorin und Illustratorin: Lucia Zamolo
Verlag: Bohem Verlag
ISBN 978-3-95939-205-1

Gestern war ja Warntag.

Bin auch gewarnt worden, inhäusig und außerhäusig. Inhäusig war ich ganz stolz auf mich, das Smartphone vorher noch sehr (!) leise gestellt zu haben. Beim letzten Mal sind eine Katze und ich vom Stuhl gefallen vor Schreck.

Gab dann von der Ninja-App nach der Entwarnung noch die Einladung an der Umfrage teilzunehmen. Habe ich brav gemacht. Irgendwann gab es das Feld, das wissen wollte, wo ich denn wohnen würde? Zuerst wurde nach der Postleitzahl gefragt. Danach nach der Stadt.

Natürlich haben die kein kleines Script hinterlegt, das nach Eingabe der PLZ direkt die Stadt automatisch in das Feld einträgt.

Und nichts beschreibt den Zustand deutscher digitaler Kompetenz besser als genau dieses kleine fehlende Feature.

Aber immerhin haben sie endlich die Sirenen schön. Der Russe lacht sicher herzlich.

2025-09-11

Aber schon drollig …

… wie die US-Republikaner getroffen aufheulen, wenn sich Nutznießer derer eigenen Waffengesetze dann auch einmal gegen einen der miesesten Vertreter ihrerselbst richten.

Und: Kann mal bitte jemand endlich beim bayerischen Ministerpräsidenten einen Kokain-Test veranlassen? Sein Movement in die komplette Absurdität ist wirklich nicht mehr besonders lustig, fesch noch auszuhalten. Also für Menschen ohne täglichen Drogenkonsum.

2025-09-10

Der Pilz ruft!

Das ging schnell! Schon sind wir wieder mittendrin in der Pilzsaison (in unseren Breitengraden). Ich gehe seit einigen Jahren mit Frau maske_katja in die Pilze. Sie hat hier ein hervorragendes Wissen von ihrer Frau Mama vererbt bekommen, lebt den sturen (aber immer lebensrettenden) „Kenn ich nicht, nehme ich nicht!“‑Slogan und versucht mir jede Saison aufs Neue zu erklären, wie der eine oder andere Speisepilz heißt. Ungefähr eine neue Sorte merke ich mir dann pro Saison. Aber das wird noch. Ich bin da pilzfruchtfröhlicher Dinge!

Zwei wirklich wundervolle Pilzbücher möchte ich euch unbedingt hier vorstellen, die es sich wirklich lohnen, in das Bücherregal zu stellen!


Alles unter einem Hut

Fangen wir an mit dem praktischen Ratgeber „Alles unter einem Hut – sicher unterwegs in der Pilzwelt“ von Franco Del Popolo (†) und Dr. Stefan Marxer (Mykohunter365 auf YouTube) aus dem AT Verlag. Ich habe einige Pilzbücher inzwischen in meinem Regal stehen, machen wir es kurz: Dieses Buch toppt sie alle!

Das ist ein faszinierendes Kompendium, das wirklich keine Information über Pilze für sich behält. Selbst wer nicht zu den großen Pilzsuchern gehört, wird hier ein fundamentales Wissen über Pilze gewinnen können, denn dieses – natürlich in Teilen auch Nachschlagewerk – macht riesengroßen Spaß beim Lesen! Das fängt thematisch an beim Sammeln unter dem Aspekt des Artenschutzes, der Qualitätskontrolle von frischen oder nicht mehr so frischen Pilzen – und wie man sammelt, um die Existenz der Pilze auch in der Zukunft an ihrem Standort nicht zu gefährden.

Mir hat besonders am Anfang das Kapitel zur Baumkunde – und welche Pilze sich besonders gerne rund um welche Baumart tummeln – gefallen. Denn natürlich wissen die meisten Pilzsammler*innen, welche Bäume gerne in Partnerschaft mit welchen Pilzen eingehen – aber so deutlich und ausführlich habe ich die elementare Anleitung zur Pilzsuche noch nie lesen können.
Der Beitrag, wie man Pilzsorten auch über ihren spezifischen Geruch bestimmen kann, ist mir so als eigenes Kapitel auch erstmals begegnet. Das alles ist irre spannend – und ich habe mindestens mein bisschen Baumwissen nochmals ordentlich updaten dürfen.
Nachdem dann erklärt wurde, was ein Pilz eigentlich ist – und die besonderen Pilzkategorien vorgestellt werden, da sind Lamellenpilze, Schlauchpilze, Porlinge oder Nichtblätterpilze u. a. genannt, nimmt in diesem Buch ganz vorne – also sehr prominent – das relevante Thema „Giftpilze“ ins Visier. In der benötigten Ausführlichkeit. Und die beginnt mit einer ausführlichen Tabelle zu üblichen Pilzvergiftungserscheinungen.

Dann werden die gemeinen Fieslinge vortrefflich porträtiert – und da findet sich manche Überraschung, ich wusste nämlich vorher nicht, dass es auch eine Bauchweh-Koralle, lat. Ramaria pallida, gibt, die aussieht wie eine Krause Glucke – aber im Gegensatz zu dieser eben Bauchweh macht. Vorkommen, wichtigste Merkmale und mit welchen Speisepilzen sie sich gerne verwechseln lassen – die Konsequenzen werden pragmatisch in Kategorien wie giftig, hochgiftig, potenziell tödlich giftig und pragmatisch: tödlich giftig definiert. Mit letzterem Prädikat ist z. B. der aparte Frühjahrs-Lorchel adressiert. (Ach Pilznamen, immer ein Quell der Freude!)
Im sechsten Kapitel – wir haben also schon ordentliches Fachwissen gesammelt – werden „Hunderte Leckere Speisepilze im Portrait” vorgestellt. Aber auch hier begegnen wir nochmals zu den einzelnen guten Pilzen – das Buch meint es wirklich ernst – deren boshaften Vertretern, die sich durchaus als fiese Henker erweisen könnten. Wie tricky das sein kann, erkennt man an der Gegenüberstellung des fleischroten Speise-Täublings im Vergleich zu seinem giftigen Kollegen, dem Kirschroten Spei-Täubling. Rottöne im Wald sind meistens giftig, manchmal eben auch nicht.

Abschließend lassen sich die Autoren nochmals zur perfekten Verarbeitung der Pilze aus und steuern einige ihrer Lieblingsgerichte bei. Alle Pilze werden teilweise mehrfach in Fotos dargestellt, qualitativ sind die auch wirklich gut.

Im Buch findet man an einigen Stellen QR-Codes, die weitere zusätzliche Informationen online zum Thema zur Verfügung stellen.

Ich glaube, wer das Buch durchgearbeitet hat und sämtliche aufgeführten Pilze in der freien Waldbahn schon einmal (vom Experten bestätigt) bestimmen konnte, muss sich erst einmal keine Sorgen mehr machen um sein Fortbestehen nach einem selbst gesammelten Pilzmahl. Interessant liest es sich jedenfalls die ganze Zeit.

Alles unter einem Hut – sicher unterwegs in der Pilzwelt
Autoren: Franco Del Popolo (†) und Dr. Stefan Marxer
Verlag: AT Verlag
ISBN: 978-3-03902-226-7

Das etwas andere Pilzbuch: Die Fungipedia!

Das zweite Pilzbuch, das ich vorstellen möchte, ist die „Fungipedia – Die erstaunliche Welt der Pilze” von Lawrence Millman. Die Fungipedia will kein Sammlerbuch sein. Der Autor bemerkt relativ früh: „An dieser Stelle sollte ich gestehen, dass ich an Pilzen die Essbarkeit für den am wenigsten interessanten Aspekt ansehe.” Nein, das tut er offensichtlich nicht, aber er erzählt vortrefflich kurzweilig dem Alphabet nach in kleinen oder größeren Kurzgeschichten viel über Pilze, Forschung, Erscheinung und Philosophie oder deren Entdecker*innen.

Da begegnen uns pilzzüchtende Insekten, Fliegen tötende Pilze, Pilze in der Musik und Literatur … Das ist ein wirklich kurzweiliges Potpourri auf 197 Seiten, macht Spaß zu lesen, und die Illustrationen von Amy Jean Porter sind ein feiner visueller Obolus. Und ich kann verraten: Man begegnet dem Pilz wirklich noch einmal ganz neu in diesem Buch! Übersetzt aus dem Englischen von Roberta Schneider.
Wer die Fungipedia so gerne gelesen hat, wie ich, dem ist die nächste „Pedia“, also Neuerscheinung im mairisch verlag, sehr zu empfehlen. Sie heißt „Sharkpedia“, ist von Daniel C. Abel verfasst und nimmt genauso begeistert mit in die Welt dieser wundervollen Meeresbewohner mit … beeindruckenden Zähnen!

Fungipedia – Die erstaunliche Welt der Pilze
Autor: Lawrence Millmann
Verlag: mairisch verlag
ISBN 978-3.948722-35-7

2025-09-09

Habt Ihr es mitbekommen?

Berlin wird derzeit von der CDU und der SPD regiert. Von der SPD bekommt man dabei nicht so sehr viel mit. Von der CDU vorrangig, dass sie eigentlich nicht so viel durchsetzt von dem, was Kai Wegner uns versprochen hatte. Weniger Müll auf den Straßen, mehr Sicherheit – solche Dinge. Meinem Gefühl nach, ist alles schlimmer geworden. Hier geht gerade eine massive Crack-Welle durch die Stadt und wir haben nicht nur deutlich mehr Obdachlose in der Stadt. Die Halbtoten, die in den Ecken dahinvegetieren dank der Droge, denen bringt die Stadt auch nicht so richtig viel Hilfe an – noch uns Anwohnern.

Tatsächlich kündigte gerade unsere Wohnungsbaugenossenschaft uns ein Pilotprojekt an, uns ab 1.9. unseren Wohnbestand durch eine Sicherheitsfirma beschützen zu wollen. Die Frage, wer das bezahlt, steht noch offen. Ist aber eh nur eine rhetorische Frage. In einen voll abschließbaren, das gesamte Gelände umlaufenden Zaun, den wir uns mittlerweile wünschen, möchte die Geschäftsführung der Berolina indes nicht investieren. So indes haben sich in den letzten drei Jahren alle anderen Altbestände im Umfeld von der wachsenden Kriminalität geschützt, Zäune hochgezogen. Die hier entstandenen Neubauten sind sowieso gleich auf komplette Abschottung gebaut worden. Wir sind nun das erste Gelände, das offen zugänglich ist mitten in einer Drogenkonsummeile, das auch aufgrund der wenigen Unterstützung in der Anlagenpflege seitens des Unternehmens und der Politik, das für seine Sicherheit bezahlen soll.

Ich finde die Zaunlösung auch nicht prickelnd – die andere Lösung indes wirklich gruselig ohne Ende. Nicht nur finanziell.

Aber das ist CDU, viele leere Versprechungen können sie machen. Mehr passiert dann nicht.

Oh doch! Stimmt nicht. Auf vielen Straßen in Berlin, auf denen seit einiger Zeit Tempo 30 gilt (in Berlin ist Tempo 30 eine sinnvolle Maßgabe, weil dann die Fahrzeugführer wenigstens nur mit 50 km/h die Stunde durch fahren – und nicht gleich mit den üblichen 70 km/h), soll jetzt wieder Tempo 50 erlaubt sein. Weil – und das Argument darf man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen – so argumentiert Verkehrssenatorin Ute Bondin (CDU), sich in dem Umfeld die Luft verbessert habe, die Feinstaubbelastung nicht mehr so hoch sei und die Unfallstatistik sich deutlich gebessert habe. Daher wären solche Maßnahmen der Tempo-Regulierung nicht mehr notwendig, respektive dürfen sie nicht mehr angeordnet sein.

Ja, wir fühlen uns von der gänzlichen Abwesenheit etwaiger Intelligenz im derzeit von der CDU geführten Verkehrssenat auch leicht überrumpelt. Die gleiche Person hat zum gestrigen Schulanfang auch den Berliner Kindern empfohlen, mindestens auf dem Rad einen Helm zu tragen und ganz ganz (!) besonders vorsichtig zu sein. Es ist, wie man es unter einem CDU-Vorsitz erwartet hat: Das Auto rulez und alle anderen sollen sehen, wie sie durch den Verkehr kommen.

Neuester Intelligenzstreich: In Berlin gehen jetzt peu à peu 140 neue U-Bahn-Züge auf die Gleise. Wer im Sommer schon einmal auf der Haupttouristenlinie U2 gefahren ist, die vorrangig noch mit sehr alten Waggons bedient wird und diese – was sie meist sind – voll waren, weiß, was man sich auf dieser Strecke am meisten gewünscht hat: Züge endlich mit einer Klimaanlage.

Natürlich haben die neuen Züge auch keine Klimaanlage. Man habe sich aus technischen und ökologischen Gründen dagegen entschieden, denn man könne weiterhin (nur) auf der einen Seite das Fenster aufmachen. Das sei doch viel besser als Klimaanlagen. Findet jedenfalls Klimaexperte Henrik Falk, der Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Der vermutlich einen Dienstwagen im Vertrag stehen hat. Mit … Klimaanlage.

Nun denn, dank unseres unfassbar intellektuellen, an deutscher Zukunft so sehr interessierten Bundeskanzlers (CDU) wissen wir ja neuerdings auch, dass der Klimawandel überall auf dieser Welt stattfindet – nur nicht bei uns.

Ansonsten hat Berlin kein Geld mehr, um sinnvolle Projekte für z. B. Kinder finanziell zu unterstützen – diverse Streichelzoos in den Bezirken der Stadt stehen vor dem finanziellen Aus. Aber um an Hauptstraßen neue Beschilderungen anzubringen, dafür reicht's gerade noch.