Hoher Spaßfaktor!

Die re:publica (deutsch ausgesprochen, übrigens) ist eine feine Veranstaltung. Der Herr Johnny Häusler vom Spreeblick und Markus Beckedahl haben das professionell und sehr liebevoll gemacht. Ein Event zum sich wohl fühlen. Das Publikum ist sehr gemischt, das Alter aber auch die Verteilung der Geschlechter anbelangend. Hölle, die Blogger bloggen viel auf Apple. Die re:publika ist voll. Im Verlauf des Nachmittags stellt sich heraus, dass wir doch gelegentlich in den Hauptsaal zurück flüchten werden, weil die Workshopräume einfach überlaufen … das ist bisher der einzige Kritikpunkt, aber da können die Veranstalter nun auch nicht für. Sie haben schon die attraktiveren Programmpunkte in den großen Saal verlegt, wer kann wissen, das wir alle brennend gerne anonym surfen würden?

Die einzelnen Vorträge stehen und fallen natürlich auch mit der Vortragsweise. Da verkommt ein an sich inhaltlich großartiger erster und natürlich langer Vortrag auf dröges Uni-Vorlesungsniveau. Schade eigentlich. Auch bin ich immer noch sehr fasziniert darüber, wie man einen Vortrag zum Thema „Trolle im Netz“ so wenig innovativ und lahmarschig halten kann, wenn auch unbestritten kompetent. Manche der Podiumsteilnehmer wirken schon arg gesättigt von ihrem Leben in der Materie, andere haben sehr offensichtlich noch ihren Spaß an dem was sie tun, Gruß an Jan Schmidt an dieser Stelle.

Die trockenen Momente reisst der sehr unterhaltsame Live-Ticker raus, der von den re:publica-Teilnehmern per SMS gefüttert werden kann und ausgiebig wird. Großartige Idee (wenn auch ganz gut, dass mancher Vortragende das nicht lesen muss), die immer wieder ihre Lacher produziert. Und ein professionelles Baggerinstrument …

Ansonsten Entscheidungsnot: sich einmal gegen den einen Vortrag „RSS - Röhren zum Selberbauen“ für „Leben im Netz“ entschieden – und ganz klar verloren. Oder auch was gewonnen, die etwas verlängerte Mittagspause im Sonnenschein. Hauptstadtbloggsbuttons gebastelt, irgendwas geht immer.

Die Diskussion zum Thema „Brauchen wir eine Blog-Etikette?“ ist eigentlich im Vorfeld entschieden. Die Podiumsteilnehmer sind sich langweilig einig. Aus dem Publikum vernimmt man in Amerika ist eh alles ganz anders. Und der bloggende Journalist vom Focus prahlt mit seiner kompetenten Rechtsabteilung vom Burda Verlag. Yo, schon super, wenn einem die Redaktionsassistentin die Kommentare vorliest und in Abwesenheit frei schaltet und der Verlag hinter einem steht. Das das die Arroganz ist, die uns anderen Bloggern nicht gut zu Gesicht steht, nicht zwangsläufig aufgrund der fehlenden monetären Mittel, viel eher jedoch aufgrund der Übermacht an sozialer Kompetenz, hatte er dabei nicht auf dem Plan. Zwei Bloggerwelten? In einigen Stellungsnahmen aus dem Publikum die lapidare Empfehlung Kommentare erst später frei zu schalten, um seiner Verantwortung als Blogeigner gerecht zu werden – bei mir hört da schon die Freiheit auf.

Meine Begleitung ist äußerst spassig. Erst einmal kennt er jedes zweite Gesicht (von immerhin ca. 700 Teilnehmern) und kann mir dazu aus dem eff eff Blog und Geschichte nennen. Und in den Vorträgen kann er lustige Kommentare absondern – und tut das auch. Amüsementfaktor 1, Informationsfaktor 2-3 bis jetzt. Bis jetzt zur ersten re:publika: Daumen hoch!