Eine Liebeserklärung: Sie ist so anders …
würden die Leute sagen, wäre Talytha ein kleines Menschenkind und käme nun in die Schule. Talytha wäre scheu, introvertiert, ganz in ihrer eigenen Welt versunken, sich selbst genug. Sie würde auf die anderen Kinder gucken, als hätte sie schon alles gesehen, manchmal begeistert mit ihnen spielen und die große Last, die auf den kleinen Schultern ruht, völlig vergessen. Im nächsten Moment würde sie schon wieder ganz in sich sein und niemandem Eintritt gewähren. Talyhta würde die Welt viel später entdecken als andere Kinder, sie würde auf den Spielplatz erst nach drei Wochen gehen und sich erst auf die Schaukel setzen, nachdem sie diese tagelang mit offenem Blick analysiert hätte und für sich als Freund deklariert hätte.
Leute, die sich nie Zeit nehmen, würden sie als eigenartig bezeichnen. Andere würde sie vielleicht sogar als autistisch diagnostizieren. Talytha würde nur ein oder zwei Freunde im Leben haben. Später würden die Leute sagen: 'die war schon immer so komisch.' Talytha würde niemandem etwas zuleide tun, aber die Menschen würde sie nicht mögen und sie nicht integrieren. Weil sie eben so anders ist.
Talytha ist aber in diesem Leben als Katze geboren worden. Und irgend jemand hatte beschlossen, wir beide wären in diesem Leben gemeinsam besser aufgehoben. Ein Glück. Nun leben wir seit acht Monaten zusammen und ich habe akzeptiert, dass sie so schreckhaft und schüchtern ist, wie noch nie eine Katze zuvor. Und das sie in ihrer eigenen kleinen Welt lebt in die sie mir zunehmend öfter Einlass gewährt, aber eben doch nicht immer.
Als sich nach der Kastration einer der Fäden an ihrer Narbe verkapselt und einen dicken Abzess produziert hatte, habe ich ihr die halbe Nacht lang den Bauch massiert. Am nächsten Tag ist die Geschwulst zum Glück aufgegangen. Seitdem bin ich als beste Bauchkraulerin akzeptiert.
Sie denkt, ich bin ganz nett. Nicht nur, weil ich ihr das Futter hinstelle, sondern weil ich auch verstanden habe, dass sie beim Fressen gestreichelt werden möchte und es generell mag, wenn man sie zum Futternapf begleitet. Sie wird zunehmend entspannter. Sie legt sich neuerdings einfach irgendwohin, wo sie gerade gestanden hat. Sie will auch immer mehr dabei sein. Vor vier Monaten habe ich noch gedacht, die Katze würde nie liegenbleiben, wenn ich zu ihr komme und sie streicheln will. Mittlerweile schnurrt sie sogar, wenn ich das tue. Sie will partout nicht fotografiert werden. Sie schimpft dann. Sie geht.
Sie wird unsichtbar, wenn Besuch kommt. Sie wird ganz schnell wieder sichtbar, wenn der Besuch etwas isst oder Milchkaffee mit Milchschaum trinkt. Sie findet Essen grundsätzlich toll. Sie heisst auch 'el mampfo'. Sie hat mir beigebracht, alle meine Freunde dahingehend zu erziehen für sie fressbare Mitbringsel mitzubringen.
Gelegentlich glauben wir beide in ein und derselben Sekunde ganz fest daran, dass ich als Katzenfreundin nicht die schlechteste bin. Ich sehe, sie hat die hübscheste Fellzeichnung um Näschen und Schnäuzchen, die eine Katze nur haben kann. Und ich liebe ihre kleine Elefantenpfote.
Als ich sie vor acht Monaten besucht habe, war sie von den drei Katzen die zur Option standen, genau die Katze, die keiner hätte haben wollen. 'Ich bin schwierig!' stand in ihren Augen und auf jeder Faser ihres kleinen Körpers. Nicht zu vermitteln. Ich habe gedacht, wer sonst soll schon so eine Katze nehmen und sie ertragen, wenn nicht ich? Sie war die einzige von den dreien, die nichts kosten sollte.
Und jetzt ist sie ganz kostbar. Sie ist so anders. Mein Glückskeks.
(Noch eine Liebeserklärung: Sie ist da!)
8 comments:
Hallo Creezy,
eine wunderbare Liebeserklärung....
... die nur jemand verstehen kann, der selbst Katzen um sich hat.
Erny
Hallo Creezy,
ich könnt heulen, so wunderschön ist diese Liebeserklärung. Pass gut auf das Mäuschen auf.
Brigitte
;-)
Ich sehe, Ihr versteht mich! ;-)
@Brigitte
Das mache ich. Ganz doll! Wie doll und verrückt!
Hallo Creezy,
ich kann Deine Liebeserklärung verstehen, denn ich habe auch so ein Prachtexemplar, das sich mir gegenüber nur ganz langsam geöffnet hat und das ebenfalls gelobt und gestreichelt werden will, wenn es frisst und trinkt.
Jutta
Ein wunderschönes Tier! Vom Charakter her erinnert sie an meinen Tommy - "so ein Tier nimmt man nicht!" bekommt man zu hören, aber wenn man erst mal sein Vertrauen gewonnen hat, ist es das Beste, was man haben kann! Ich verstehe dich gut!
Soooooooo schoen aber auch........:-)
Ihr seid beide Glückskekse das ihr Euch gesucht und gefunden habt ... sehr schon (be)schrieben, ein wunderschönes Katzenmädchen.
Wie schööööööööööön - die Glückskeks-Mieze und Deine Liebeserklärung an sie :-)
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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