2023-08-01

Seppie e piselli come un volta

Als wir in Cesenatico im La Scalo 17 Mittagessen waren, wurde uns als einer der köstlichen Secondo-Gänge Seppie e piselli come un volta serviert. Ein einfacher Eintopf mit Sepia, Erbsen in einer leichten aromatischen Tomatensugo. Fand ich zum Niederknien gut! Ich bin generell eine Eintopfeule – und ich habe sehr darunter gelitten, schon viel zu satt zu sein an dem Tag. Ich konnte nur noch probieren. Wir konnten alle nicht mehr nach den Antipasti und der mehr als reichhaltigen Pasta vom Primo. Es war eine Schande! Mir tut es heute noch sehr leid.

Aber dieses Gericht hatte es mir angetan! Mein logisches Kochverständnis, mittlerweile habe ich schon ein bisschen Ahnung von italienischer Küche, hatte mich vermuten lassen, dass das hier wieder einfache köstliche Nonna-Küche ist, die von den sehr guten Zutaten lebt! Und so ist es auch.


Zutaten
(für zwei Personen) 1-2 Sepia insgesamt ca. 250-300 Gramm
1 mittelgroße Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 Dose Tomatenpulpo (ich habe von mir eingemachten Sugo verwendet, der stärker gewürzt war – passt auch zu dem Gericht)
150 ml trockenen Weißwein
200 Gramm Erbsen (frische oder TK und wer Erbsen sehr liebt, kann natürlich mehr dran tun)
Salz und Pfeffer
Olivenöl
Petersilie lt. Originalrezept (Bei mir: Basilikum.)
evtl. Schuss Sahne/Burrata

Optional: Brot

Zubereitung

Die ist nun wirklich simpel. Die Sepia säubern (macht der Fischhändler bzw. bei TK-Ware längst passiert) und in ca. 1 Zentimeter breite Streifen schneiden
Zwiebel in Würfel schneiden und im Olivenöl anschwitzen, Knoblauch in feine Scheiben schneiden hinzugeben – beides nicht dunkel braten lassen. Die Sepiastreifen hinzugeben und alles bei mittlerer Hitze einige Minuten schmoren lassen bis die Flüssigkeit der Sepien sehr reduziert ist.
Nun den Wein angießen und alles nochmals gute zehn Minuten sanft bei kleiner Hitze köcheln lassen. Am Besten einen Deckel auflegen. Es folgt das Tomatenpulpo, hier meine Sugo.
Abschmecken mit Salz und Pfeffer. Optional passt ein Lorbeerblatt dazu, Chili oder Piment d’Espelette. In meiner Sugo ist natürlich auch Oregano. Tatsächlich ist das Rezept im Original sehr ursprünglich nur mit Salz und Pfeffer, später lediglich mit Petersilie gewürzt. Aber da die anderen Zutaten in meiner Sugo enthalten waren, passten sie exzellent.
Alles gut einkochen lassen bis die Sepiastreifen zart sind. Nun die Erbsen hinzugeben. Alles nochmals 3-5 Minuten köcheln, die Petersilie darunter heben und alles auf einem Teller anrichten, vielleicht einen Faden Olivenöl darüber geben und mit Brot servieren.
Der helle Farbe der Sugo im La Scalo 17 nach zu urteilen, war dort ein Schuss Sahne oder noch delikater: Burrata mit im Spiel. Ich habe davon nichts in anderen Rezepten gelesen, würde aber darauf wetten, meine Sugo war viel dunkler. So oder so, ein Schuss Sahne isst selten verkehrt, die Burrata würde man mit der Sugo im Standmixer aufmixen bevor beides zum Sepia gegeben wird … also je nach Gusto.
Handarbeit für das Gericht … lasst es vielleicht fünf Minuten, na gut, mit Flasche Wein öffnen, fünfeinhalb sein. Gekocht ist alles in 20-25 Minuten. Es ist ein sehr einfaches Gericht, das natürlich von der Qualität seiner Zutaten lebt. Und wirklich köstlich! Also lieber die doppelt Menge einkaufen und am nächsten Tag noch einmal genießen, wenn dieser – wie alle anderen Eintöpfe auch – noch besser schmeckt!

2023-07-20

Ravennas moderne Mosaike (2)

Das moderne Ravenna ist sich seiner kulturellen Geschichte auf jeden Fall bewusst und hat mit Bravour die historische Kunstgeschichte in die heutige Zeit gerettet. Überall in Ravenna gibt es Galerien, in denen auch heute noch mit Mosaiken Kunst zelebriert wird: Wandgemälde, Skulpturen, Schmuck, Industriedesign, Gegenstandkunst bis hin zur Mode; von Anlehnung an das Altertum, mit religiösem Bezug über trivialen Kitsch bis hin zu moderner und zeitloser Kunst. Wer glaubt, Mosaike sind Steine aus der Vergangenheit, wird sich in Ravenna jetzt einer neuen Überzeugung kaum entziehen können.


Ravenna biennale di mosaico contemporaneo

So lässt es sich die Stadt nicht nehmen, alle zwei Jahre zur Ravenna biennale di mosaico contemporaneo einzuladen. Ein internationales Event, das sich der zeitgenössischen Kunst mit den Steinen widmet. 2023 findet die Biennale schon zum achten Mal statt – sie ist mittlerweile weit über Italiens Grenzen bekannt. Üblicherweise findet die RavennaMosaico (Kurzform) immer in den Jahren mit ungeraden Jahreszahlen statt, also auch 2023. Dass es 2022 und 2023 zwei Biennalen in direkter Folge geben wird, ist ein Novum, dass der Pandemie und dem Ausfall der RavennaMosaico 2021 geschuldet ist.
Ganz ehrlich? Wenn ihr noch euren Urlaub plant oder etwas Resturlaub verplanen möchtet, dann ist ein Ausflug im Herbst, genauer Mitte Oktober, nach Ravenna meine ganz persönliche Empfehlung für euch!
Die Ravenna Biennale für zeitgenössische Mosaike startet am 14. Oktober 2023 (bis 14. Januar 2024). Ravenna ist anlässlich der Eröffnung eine einzige große Party voller Musik, Lachen und Stimmung. Die Ravenner*innen zelebrieren ihre Identifikation und Liebe zur Kunstform, für die diese Stadt steht. Rechnet an diesem Wochenende nicht damit vor zwei Uhr morgens ins Bett zu kommen. Die Stadt ist an diesem Wochenende ein gemeinsames Fest, auf das zwei Jahre hingearbeitet wurde. Ravenna präsentiert sich offen, lebensfroh, modern und witzig. Ich fand es ganz wundervoll!

Link: VIII. Ravenna biennale di mosaico contemporaneo
Alle Galerien, Museen auch öffentliche Freiluftflächen in der Stadt beteiligen sich daran. Es gibt Sonderführungen, Forenveranstaltungen und in einem besonderen Projekt der Stadt Ravenna „Opere Dal Mondo” sind vor allem die internationalen Künstler eingeladen, ihre Kunst aus Mosaiken im Palazzo Rasponi dalle Teste zu präsentieren. In dessen herrschaftlichen Räumen gleichfalls die offizielle Eröffnung der Biennale stattfindet.
Link: Palazzo Rasponi dalle Teste
Piazza Kennedy 12, 48121 Ravenna

Il MAR – Museo d'Arte della Città Ravenna

Eine von den vielen Sonderausstellungen im Rahmen der Biennale realisiert das Il MAR – Museo d’Arte della Città di Ravenna.
Im letzten Jahr war das „Progidy Kid” mit Werken des italienischen Künstlerduos Franscesco Cavaliere und Leonardo Pivi, die ihre Mosaikskulpturen z. B. auch mit Klanginstallation verbinden.
Dieser Neugestaltung in der Arbeit mit Mosaiken – auch multimediale Installationen – zu begegnen, das hat mir einen anderen und neuen Zugang zum Material ermöglicht. Erstaunlich, wie modern Mosaike sein können! Hier im Il MAR tobt in den imposanten Räumen und Innenhof das Leben an diesem Wochenende.
Das ehemalige Kloster aus dem 16. Jahrhundert beherbergt seit 2002 auf 2000 Quadratmetern das städtische Kunstmuseum Ravennas. Die Kunstvielfalt aus dem 14.–19. Jahrhundert (selbstverständlich ist auch eine zeitgenössische Mosaik-Ausstellung darunter) ist enorm, eine Statue von Lombardi wartet auf Besucher,
wie eine Zeichnung von Klimt,
übrigens auch eine Arbeit von Banksy … hier kann man mit großen Erwartungen hingehen und wird nicht enttäuscht werden! Das Il MAR wäre für mich, ebenso wie die Basilica di san vitale, immer wieder ein besonderer Grund nach Ravenna zu reisen.
Link: Il MAR – Museo d'Arte della Città di Ravenna
via di Roma 13, 48121 Ravenna
Tickets ab € 5 - 8,—

Ein Spaziergang durch die Kunstgalerien und Läden in Ravennas Zentrum lohnt sich aber nicht nur anlässlich der Biennale, um der Vielfalt der heutigen Art di Mosaico zu begegnen. Dafür bieten sich richtig gut Tage mit bewölktem Himmel an, denn bei der Farbenpracht der Arbeiten bekommt man sofort gute Laune!

Die Künstler*innen arbeiten oft in ihren Galerien, nicht selten sind sie gleichzeitig deren Werkstatt. So kann man direkt Fragen stellen zur angewandten Technik oder Herkunft der Steine, letzteres ist meist ein eigenes abendfüllendes Programm für sich. Nicht wenige Artisten bieten übrigens auch Workshops an bzw. man kann bei ihnen Material für erste eigene Versuche einkaufen.

Ehrlich, ein Mosaik-Workshop in Ravenna – ist doch keine schlechte Idee für kreative Menschen, oder? (Vergesst nicht die fantastische Küche der Emilia Romagna on top!)


Koko Mosaico
Wir besuchten z. B. das Ladengeschäft Koko Mosaico.
Vorne ein moderner kleiner Laden mit vielfältiger Mosaikkunst in unterschiedlichen Preisklassen (und Materialien), durften wir auch die Werkstatt und die heiligen Hallen der Künstler besuchen und deren neuesten Werke – noch top secret in Vorbereitung für eine Kunstmesse – besichtigen.
Geführt vom Ehepaar Arianna Gallo und Luca Barberini, sie haben gemeinsam am Mosaic Institute of Art Gino Severini studiert. Gino Severini (1883 - 1966) war Maler des Futurismus, stark geprägt vom Impressionismus und Kubismus, wandte sich spät der gestaltenden Kunst mit Mosaiken zu. Seine Werke hängen u. a. im Guggenheim Museum in Paris. Er gilt als Vater der modernen künstlerischen Gestaltung mit Mosaiken in Italien.

Luca ist ein international gefragter, moderner Vertreter der l’Art di mosaici. Arianna versteht sich vor allem als Tutorin dieser Kunst, organisiert und leitet Workshops.
Koko Mosaico als offenes Labor, arbeiten als freie Künstler, fertigen aber auch Auftragsarbeiten an. Die Führungen durch ihre Werkstatt können gebucht werden, so dass man ihrem Team im Gestaltungsprozess zusehen kann. Gleichzeitig offerieren sie ein umfangreiches Workshop-Programm, unter anderem speziell zur historischen Ravenna-Technik, an dem man inzwischen auch online teilnehmen kann.
Link: Koko Mosaico
Via di Roma 136, 48121 Ravenna

Weitere Blogposts zu Ravenna und Umgebung:

Ravennas historische Mosaike (1)

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2023-07-18

Ravennas historische Mosaike (1)

Ravenna, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Emilia-Romagna, liegt am südlichen Rand der Poebene, lediglich neun Kilometer von der Adria entfernt. Früher war Ravenna die Hafenstadt und ihr Hafen, Classe, Angelpunkt vieler Handelsgeschäfte, die Ravenna sehr reich und berühmt machten.

Diese Stadt mit ca. 160.000 Einwohnern lockt heute vielleicht nicht mit den imposantesten Bauten, riesengroßen Piazzen wie in Rimini oder Bologna. Sie hat wider Erwarten und trotz ihrer marritimen Geschichte und Nähe, heute nicht den Charme der Kanalstädte Comacchio oder Cervia. Tatsächlich wirkt Ravenna heute etwas zerrupft. Der ursprüngliche Hafen Classe dieser einst so imposanten Hafenstadt – immerhin zeitweilig mit höherer Relevanz als Rom aufgrund ihrer Handelskompetenz – versandete. Auch die Küstenlinie der Adria hat sich über die Jahrhunderte sehr verändert. Diese Änderungen in ihrer architektonischen und wirtschaftlichen Relevanz trafen Stadt Ravenna in einem Ausmaß, der heute noch spürbar ist.

Das bemerkt man insbesondere, besucht man die ehemalige Hafenbasilika Sant Appolinare in Classe. Sie, einst im Zentrum der Stadt gelegen, ruht heute einsam im Schwemmland zwischen Küsten und dem heutigen Kern von Ravenna. Der neue Hafen Ravennas liegt ebenfalls abseits.

Es gibt Städte in Italien, durch die ich als Touristin spazierte, die mich völlig in den Bann gezogen haben, alleine aufgrund ihrer architektonischen Schönheit und dem lebendigen Flair ihrer Straßen. Das ist mir in Ravenna so nicht passiert. Hier hat man es eher mit einer Stadt des Understatement zu tun – alles wirkt eher klein und gemütlich. Selbstverständlich ist die Piazza del Popolo im Zentrum charmant, aber längst nicht so weitläufig wie in anderen Städten der Adriaküste. Es gibt auch eine Markthalle – aber auch sie ist verhältnismäßig klein und luxuriös restauriert. Der Charme üblicher italienischer Markthalle hat sich leider etwas verloren.

Ravenna als Stadt überzeugt trotzdem – nur eben ganz anders: mit ihrer Kunst. Genauer mit ihren Mosaiken! Mosaike anbelangend, ist Ravenna von einem unschlagbaren Reichtum historischer aber auch moderner Schönheit beschenkt. Und zu Recht sind heute die vielen besonderen Orte historischer Mosaikkunst UNESCO Welterbe. Diese Stadt lebt mit und von der bildenden Kunst mit den kleinen Steinen – und es ist kaum vorstellbar, ergibt man sich diesem relevanten Thema der erstaunlich jung und modern wirkenden Stadt, dass man nicht gänzlich beeindruckt von ihrer besonderen künstlerischen Schönheit ist. Das mag mit daran liegen, dass die Menschen in Ravenna sich auch heute noch auf die Kunst der Gestaltung mit den kleinen farbenprächtigen Steinen, besinnen und voller Leidenschaft praktizieren, lehren und lernen!

Wer sich auf Ravenna einlässt und die Stadt dann irgendwann wieder verlässt, trägt ab diesem Moment auch Mosaike im Herzen. Diese uralte Kunstform, hier so konzentriert dargeboten, lässt einen nicht mehr los. So ist es mir jedenfalls gegangen. Taucht man in diese Welt ab, begegnet man einer der faszinierendsten Städte Italiens.

Nach Classe hatte ich euch bereits in die Basilika Saint Appolinaire mitgenommen. Auch in Ravenna wimmelt es von einer Vielfalt historischer, meist sakraler Gebäude, die mit ihren steinigen „Wandmalereien” faszinieren. Viele Gotteshäuser stammen aus der Zeit der Byzantiner und zeigen ihre Entwicklung über die Jahrtausende hinweg.

Mausoleao di Galla Placidia
Fangen wir an mit dem Mausoleum der Galla Placidia, Tochter des Kaisers Theodosius dem Großen, das im 5. Jahrhundert zu Ehren dieser Kaiserin im byzantinischen Stil erbaut wurde. Sie verstarb jedoch nachweislich in Rom und man ist sicher, dass sie hier nie bestattet wurde. Es ist davon auszugehen, dass das Mausoleum gar keine sterblichen Überreste beherbergt.
Zwar stehen hier drei Sarkophage, sie sind leer und deren Ursprung ist nicht mehr zu deuten. Das Gebäude wirkt von außen unscheinbar, nichts deutet auf seinen besonderen Schatz im Innern hin: Das sind auf jeden Fall die in einem tief dunklen Blauton gestalteten frühchristlichen Wandmosaike, die noch heute in ihrer Gesamtkomposition sehr gut erhalten sind.
Eine Seltenheit für diese Zeit der Byzantiner und so gelten sie seit 1996 verdient als UNSESCO Welterbe.
Da das Mausoleum vom Platz begrenzt ist, werden Besucher in Gruppen zeitlich eingeteilt geführt.


Basilica di San Vitale
Sie steht keine hundert Meter vom Mausoleum der Galla Placidia entfernt – und wirkt mit ihrer Oströmischen Architektur von der Nord- als auch Ostseite, wo sie im 16. Jahrhundert ein eigenes Eingangsportal erhielt. Auch hier verrät die imposante Fassade mitnichten, was Besucher*innen in ihrem Inneren an Schönheit erwartet! Ihr Bau wurde um 537 n. Chr. begonnen, geweiht wurde sie 547 n. Chr. Seit 1960 trägt sie den Ehrentitel Basilica minor. Welterbe ist sie ebenfalls seit 1996.
Ein einzelner Tagesbesuch reicht kaum aus, um die Geschichte der Mosaike zu erfassen. Man sollte auch wirklich nicht auf eine Führung durch die historische Entwicklung der Mosaike verzichten. Ohne die hätte ich diese Vielfalt der Mosaikgestaltung über Jahrhunderte vielleicht gesehen (eher nicht), aber längst nicht inhaltlich verstehen können. Natürlich wurde auch diese Basilica über die Jahrhunderte umgestaltet, wurde später erst mit einer Kuppel versehen – man sieht die Veränderung der Mosaikkunst über die Zeiten, die sich in den Formen der Gestalten – und ihrer Moden – veranschaulicht.
So. Und dann haben wir noch nicht einmal über den Mosaikboden der Basilica gesprochen. Noch über die andere Hälfte dieser imposanten Kirche, die erst Ende des 18. Jahrhundert mit wirklich wunderschönen Fresken bemalt wurde. Die Orgel von 1967 ist ein echter Youngster. Der Besuch der Basilica San Vitale hatte mich sehr beeindruckt. Ein Ort, den man wieder und immer wieder besuchen kann. Selten finden in ihr noch Messen statt, es muss ein besonderes Erlebnis sein, da einmal dabei zu sein! Und … sie ist nur ein kultureller Schatz, den Ravenna beherbergt aber ein ganz Besonderer!

Via San Vitale, 48121 Ravenna
Kombi-Ticket mit Mausoleao di Galla Placidia € 9,— (2022)

Die italienischen Städte mit frühzeitlicher Geschichte haben nachweislich einen besonderen Todfeind: den Tiefbau! Wie viele Städte in Italien mussten das schon sehr teuer lernen, die z. B. auf die unterirdischen Müllsysteme gesetzt hatten. Kaum gräbt man etwas tiefer, ZACK!, liegen die ersten Signale der nächsten archäologischen prähistorischen Fundstätte vor dir, mindestens eine frühe unterirdische Ölmühle. Auch Ravenna kann da viele Lieder von singen!

Domes dei tappeti di pietra
Eines davon ist das Haus der Steinteppiche. Hier sollte unterhalb des historischen Zentrums von Ravenna unweit der Basilica di San Vitale eigentlich eine Tiefgarage entstehen. Vermutlich sowieso ein Unterfangen großer Naivität in dieser Stadt.

Glücklicherweise sind die Bauarbeiter Italiens sensibilisiert genug, bei frühen Anzeichen historischen Vorlebens innezuhalten. So geschah es auch, als man erste Steinmauern freilegte, die auf die Grundrisse eines Hauses hindeuteten. Heute weiß man, dass es sich um das Erdgeschoss einer byzantinischen Villa aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. handelte, deren Niveau drei Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus lag.
Somit entstand keine Tiefgarage, sondern ein charmantes unterirdisches Museum, das durch die kleine Kirche Santa Eufemia in der Via Barbiani betreten wird. Jetzt liegen die großflächigen Mosaikböden samt ihrem Eingang der ehemaligen Villa frei, gestützt durch tragende Elemente, die wiederum auf die unvollendete Existenz der Tiefgarage hindeuten. Gerade dieses gelungene Zusammenspiel mit den gläsernen Brücken, die Besucher*innen ermöglichen über diese alten Böden zu wandeln, hat mir außerordentlich gut gefallen.

Via Gian Battista Barbiani 16, 48121 Ravenna
Ticket € 4,— (2022)

Neonische Taufkapelle

Wird zu Recht als einer der schönsten Innenräume der Spätantike bezeichnet. Das Bapisterium der Orthodoxen liegt gegenüber Ravennas Duomo (Cattedrale della Resurrezione di Nostro Signore Gesù). Es wurde vermutlich als Nymphäum errichtet. Im ersten Viertel des 5. Jahrhunderts n. Chr. erbaut, folgten die wunderschönen Mosaike nach 452 n. Chr. durch Bischof Neo mit klassisch-römischem Einfluss initiiert. Wasser spielt eine große Rolle, so wird der Fluss Jordan dargestellt und die Taufe Chrisi in eben jenem Fluss durch Johannes den Täufer. Je nachdem, wann das Tageslicht in die Kapelle fällt, erhält sie ein anderes Gesicht. Also noch ein Ort, den es nicht nur einmalig zu entdecken gibt.

Piazza Duomo 1, 48121 Ravenna
Eintritt € 10,50 (2022)

Das sind nur einige der historischen besonderen Sehenswürdigkeiten in Ravenna und der Mosaik-Geschichte der Stadt. Tatsächlich sind alle genannten Orte fußläufig zu erreichen und wären an einem Tag zu besichtigen. Ich empfehle dennoch sich ausreichend Zeit für diese historischen Schönheiten zu nehmen. Zumal ich lediglich eine sehr kleine Auswahl besprochen habe. Die Vielfalt an Mosaiken Ravennas und ihre Geschichten, die sie erzählen, sie ist enorm. Wir wurden einen Tag lang durch diese Vielfalt und Historie – nennen wir es gejagt – und das war schade, denn irgendwie muss dieses historische Erleben so mannigfacher wunderschöner Kunst verarbeitet werden dürfen.

Insofern, wer Ravenna besuchen möchte, nehmt euch mindestens eine Woche Zeit – denn … von der zeitgenössischen Mosaikkunst, die in ihrer Kreativität und Faszinovum mit der Historischen durchaus mithalten kann, erzähle ich in einem anderen Blogpost zu dieser besonderen Stadt.

Ich gebe zu: Ravenna – hat mich erst auf den zweiten Blick berührt. Aber dann tief und nachhaltig!

Weitere Blogposts zu Ravenna und Umgebung:

Ravennas moderne Mosaike (2)

Die Sehenswürdigkeiten von Classe

Ravenna – einfach köstlich!

Cervia – Vielfalt an der Adria

Die Salinen des Dolce di Cervia

Casa Museo Remo Brindisi in Lido di Spina

2023-07-12

Cocktails auf Eis in der THE WASH BAR

Den Beruf des Vorkosters aus der Geschichte kennen wir alle. Aber so richtig zu Weltruhm ist in dieser Funktion noch nie einer dieser Akteure namentlich gelangt, oder? (Ihn oben im Bild tauften wir „George”.)

Also außer Probieris vielleicht … aber der ist eher gallische Fiktion und hatte das in diesem Beruf sehr seltene Talent zur Wiederauferstehung. Wusstet Ihr, dass der Beruf des kaiserlichen, königlichen oder päpstlichen Vorkosters, meist Sklaven, erst aus der Mode gekommen war, als man Blei als praktikable Lösung zum Giftmord entdeckt hatte? Das wirkte nie sofort, sondern erst nach stetigen, regelmäßigen Beigaben. Da war es dann mit den ersten Vergiftungsanzeichen bei dem Vorkoster für die zu schützende Person auch schon zu spät. Venezianische Witwen sollen darin übrigens frühzeitig besonders hohe fachliche Expertise gehabt haben.

Jedenfalls: Dieser Job ist back – im sehr positiven Sinne! Ich durfte bereits zum zweiten Mal eure Vorkosterin (creezytasteix) in der THE WASH BAR sein. Selbstverständlich hierfür von den Gastgebern in gänzlich friedlicher Absicht lediglich zu dem Slush-Event „Berliner Presse erfriert” eingeladen. Es ist nun beinahe schon eine Tradition, dass eine illustre Gruppe berichtender Personen dieser Stadt von Dustin Render
und Marius Döring und ihrem charmanten Team gebeten werden, um aus einer Reihe köstlicher Cocktail-Pairings, diesen einen besonders brillianten Cocktail zu küren, der es auf die feste Karte schafft und – dieses Mal insbesondere – Drink des Sommers ’23 wird.

Wir wurden gerufen, haben getrunken und gewählt!

Im 2. Medien Pretasting der THE WASH BAR wurden uns vier Eigenkreationen sommerlich passend aus der Kategorie „Slush” (halbgefrorenes Trinkeis) serviert.
So simpel: Man nimmt einen heißen Sommerabend, die musikalische Begleitung von DJ DYNE, etwas Standfestigkeit liefernde Crackbun Sliders von Crackbuns, ungemein kreative Bartender, diverse Spirituosen und spannende Bestandteile der Natur und Nahrungskette aus der eigenen Hexenküche der THE WASH BAR und neugierige Vorkoster*innen – und schon wird in der Brunnenstraße 163 diese spezielle sommerliche Großartigkeit Berlins versprüht für die man diese Stadt in dieser Jahreszeit einfach lieben muss!
Begrüßt wurden wir mit einem extreme Leichtigkeit stiftenden FROZÉ SPRITZ, im Grunde ein Apérol mit Slush-Eis – den ich gerne locker den ganzen Abend trinken hätte wollen, aber ich hatte noch meiner Vorkoster-Ambition zu frönen. Die Crackbuns dazu waren fantastisch und haben die richtige Unterlage geschaffen für mehr Sprit to come!

Die uns kredenzten Drinks auf Eis trugen klanghafte Namen wie
TEMPTATION ISLAND LIKE Akavit Dild Lemon Infused, Coconat Liqueur Drgaonfruit Infused, Supasava; Hibiscus, Wild Berry (der perfekte Cocktail zum Junggesell*innenabschied, quietschepink und zuckersüß),
BANANA JOE Rye Whiskey, Parsley, Pineapple Liqueur Lavender Infused, Green Banana Liqueur, Riesling, Jägermeister, White Peach (bestimmt trinkbar und lecker aber für mich bitte Banane nur unreif zur Magnesium-Kompensation, nie in Drinks oder Desserts) und
BLUE MAGIC Vodka, Watermelon, Blueberry Liqueur, Peppermint, Supsava, Soda, Lemonade (coole Farbe und einfach lecker, definitiv mein Platz No. 2!)

And the winner is …
Aber als notorische Nicht-Biertrinkerin habe ich noch überzeugter für BIER YOU, BIER ME gestimmt. Ein abgewandelter London Buck mit Monkey47 Schwarzwald Gin, Gurkengeist aus dem Spreewald, selbst gemachten Holunderblütenlikör, Zitrone, Ginger Beer und gezapftem Pils. Das alles auf Slush-Eis serviert. Und: Surprise, Surprise! Die meisten meiner Mit-Taster stimmten zu, denn BIER YOU, BIER ME war der Gewinner des Abends!

Für mich war es der richtige Drink, weil ich eh einen kleinen Crush auf Gurke in Getränken habe. Alle andere Zutaten haben diesen Cocktail zu einem erfrischend tiefgründigen, trotzdem luftigen Drink gemacht. Luftig deshalb, weil er nicht allzu süß schmeckte, etwas herber und nicht ganz so verspielt wie der TEMPTATION.

Aber nun solltet ihr unseren Favoriten unbedingt selber kosten: von Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr in der THE WASH BAR, Brunnestraße 163 in 10119 Berlin.
Es war wieder ein gelungener Abend voller spannendem Insiderwissen über Cocktailkultur und spannenden Tastings. Dankeschön an das tolle Team der THE WASH BAR!