2017-06-21

Die Oma ist tot

Die Oma meiner Freundin ist kurz nach Ostern gestorben. Ihr erinnert Euch?

Weihnachten hatte meine Freundin schon so ein Gefühl aber da haben wir sie mit vielen Besuchen, ebenso vielen Sprotten (Omas Lieblingsessen) und ein paar ordentlichen Hinterntritten in des im gleichen Haus ansässigen, gerne die elektronischen Gesundheitskarten der älteren Damen der Demenz-WG sich auf sein Konto buchen lassende, sich sonst aber nicht weiter um die Damen kümmernde Hauarzt, der sich dann doch nach einige Szenen ihrer Schmerzen medikamentös annahm, wieder hinbekommen. Und zwar ohne großes Untersuchungsgedöns, die Enkeltochter (und da bin ich inhaltlich voll bei ihr), war nämlich der Meinung, dass es überhaupt nicht von Interesse ist, ob die Dame nun mit 103 Jahren ein Magenkarzinom eventuell hätte oder nicht. Das man ihr einfach Schmerzmittel geben sollte und gut ist es die wenige Zeit, die sie aus offensichtlichen Gründen noch leben würde.

Oma wollte unbedingt noch 105 Jahre alt werden. Denn sie wollte unbedingt den Köpenicker Bürgermeister treffen, weil sie ihm ein paar Dinge zu sagen hatte. Darauf hatte sie sich schon sehr zu ihrem 100. Geburtstag gefreut, da ließ aber das Bürgermeisteramt verlauten, der Bürgermeister käme nun nur noch zu den 105-Jährigen, ihm würden zu viele Leute mittlerweile 100 Jahre alt werden, das bekäme er nicht mehr im Terminplan unter. Tsja, nun kann er Oma nicht mehr kennenlernen, diesen klugen, direkten, herzlichen, immer die Wahrheit sagenden Menschen. Wer keine Zeit hat, versagt sich damit durchaus Chancen!

Im Februar ist Oma dann doch noch 104 Jahre alt geworden. Immer stolz darauf eigentlich noch die Fitteste in ihrer WG zu sein. Was sie – zumindest immer dann, wenn ich da war – auch wirklich war. Ihre Enkeltochter hat sie immer erkannt, die war ihre große Liebe. Mich guckte sie immer an als wäre da im Hintergrund etwas gewesen. Aber schlussendlich kam ich immer mit der Enkeltochter, also musste ich okay sein. Und ich kümmerte mich und machte Späße mit, was war es da von Interesse, ob sie sich an mich erinnerte oder nicht? Es war zu schön zu sehen, wenn die beiden, Oma und Enkeltochter, sich in die Augen guckten und ihre Witze rissen voller Liebe, Vertrauen und Zärtlichkeit, da ist einem das Herz übergeblubbert vor lauter Freude. Was für ein Glück, sie zusammen zu sehen.

Oma hatte eines Tages schwarzen Stuhl, was soviel bedeutet wie Blut im Stuhl und die Pflege ist dann angewiesen dafür zu sorgen, dass die ihr anvertrauten Menschen bestmögliche ärztliche Versorgung erhalten, also sorgten sie für die Einweisung ins Krankenhaus. Dort stellte man nach unangenehmen Untersuchungen fest, die Oma nun natürlich nicht verstehen konnte, dass sie Blutungen im Magen hätte und man fing an die im Sterbeprozess aufgehenden Gefäße unter Betäubung zu veröden.

Das war der Moment als meine Freundin endlich davon erfuhr, ihrerseits ins Krankenhaus fuhr und Himmel und Hölle heiß machte, damit Oma wieder zurück in ihr Zuhause gebracht wurde zum friedvollen Sterben. Sich öffnende Gefäße sind bei einer so alten Dame ein Zeichen des Abschieds. Da kann man natürlich noch monatelang die Frau quälen und immer wieder veröden (stellt Euch selbst an dieser Stelle mit 104 Jahren vor, wie man Euch regelmäßig den Schlauch in den Magen schiebt und während der Spiegelung verödet. Vielleicht betäuben sie Euch, vielleicht auch nicht. Kostet ja Geld, bis wir so alt werden, werden wir der Gesellschaft noch weniger wert sein als heute schon uns die alten Menschen in dem kaputt gesparten Pflegesystem.)

Die Familie fand das mit dem Krankenhaus gut, denn da war Oma doch versorgt. Meine Freundin hatte wohl einen leicht entgleisenden Moment als die Ärztin ihr hinsichtlich der gewünschten Entlassung entgegnete, dann würde die Oma aber jetzt sterben. Nach dem entgleisten Moment hatte diese dann auch verstanden, dass das durchaus ein unumstößlicher Lebensmoment sein könnte bei einer so alten Frau, den man sie in Würde zu Hause beschreiten lassen könnte. Manchmal liegt es in der Verantwortung der Angehörigen die Ärzte aus ihrem Heilzwang zu holen, dieser permanente Auftrag Menschen zu behandeln, zu heilen, der lässt Ärzte manchmal den Blick wohl auf die Realität verlieren. Angehörige, die das Sterben einer 104-Jährigen für sich ausklammern und unmögliche Erwartungen stellen, machen da die Arbeit nicht angenehmer. Man sollte sich der Verantwortung für einen Menschen, auch will man ihn nicht gehen lassen, durchaus bewusst sein.

Oma kam wieder in ihr Zuhause zurück, das ihr die Demenz-WG über die letzten Jahre geworden war und nahm der Enkeltochter das Versprechen ab, sie nicht alleine zu lassen. Und so blieben die beiden die letzte Woche mehr oder weniger – von Besuchen ihres Ehemannes, ihres Sohnes also Omas Urenkel und dem Hund – für sich und meine Freundin blieb bei ihr und begleitete sie rund um die Uhr. Ab und an guckten verschreckte Pfleger oder souveräne Pfleger rein, waren aber alle sichtlich froh mit der Aufgabe nicht alleine gelassen zu sein.

Der Rest der Familie ließ Oma alleine sterben. Obwohl meine Freundin – die nun im Hospiz arbeitet und daher durchaus weiß, wann sie einen sterbenden Menschen in seiner finalen Phase vor sich hat – ihnen sehr deutlich machte, dass Oma nun tatsächlich gehen wird. Der Rest der Familie meinte, Oma sei doch in guter Pflege in der Wohngemeinschaft. Gute Pflege bedeutet in dieser WG – und das wussten sie alle – dass dort ein Pfleger für sechs Personen alleine zuständig ist, von denen sich einige der Damen nicht mehr alleine bewegen können. Dass ein Pfleger in einer solchen WG nicht zwangsläufig Erfahrung mit dem Sterben hat (meist werden die Patienten dort, wenn es ihnen schlechter geht, in die Vollpflege in ein Pflegeheim übergeben), dass so ein Pfleger überhaupt keine Zeit hat am Bett zu sitzen und einer Sterbenden die Hand zu halten. Dass die Pfleger wohl nur ab und zu in das Zimmer gegangen wären, die Frau sicherlich liebevoll wie üblich versorgt hätten mit den nötigen Dingen, aber dass sie nun mal keine palliative Pflege machen könnten. Mindestens wegen dem Zeitmanagement.

Diese Familie, alle beiden Töchter, Enkel und Urenkel hätten die Oma dort (oder im Krankenhaus) alleine sterben lassen. Leute, die sich keinen Kopf machen, was es heißt, wenn in einem Altersheim eine Nachtschicht 60 Leute alleine versorgen soll, glauben an eine gute Pflege hierzulande. Im Vergleich zu vielen Altenheimen in diesem Land, wäre Oma vielleicht sogar dort noch richtig gut betreut gewesen. Niemand aus dieser Familie hatte bei Omas (unwürdiger) Beerdigung meine Freundin gefragt, wie Oma gestorben sei oder etwa, wie es meiner Freundin damit ginge. Sie war ja „in guter Pflege.”

Bei meiner Freundin hängen Fotos am Kühlschrank, die sie mit Oma zeigen. In ihrem Sterbebett. Beide gucken bei Oma im Bett auf diesen Fotos ganz fröhlich und lachen in die Kamera. Oma war ja nicht die ganze Zeit weggetreten, Oma schlief viel, Oma atmete zum Schluss schwer, Oma war aber zwischendurch immer wieder wach und machte Späße und wünschte ihrer liebsten und zu ihr immer so zuckersüß gewesenen Enkeltochter alles Liebe und dass sie immer glücklich sein möge! Oma hatte bis zum Schluss immer noch Liebe zu geben. Vielleicht hätte sie diese Liebe auch noch einmal mit ihren Töchtern, anderen Enkeln und Urenkeln geteilt und ihnen mit auf den Lebensweg gegeben. Aber diese besondere Chance der Liebe hat sich der Rest der Familie versagt. Und das ist es, was ich Euch mit diesem Text auf den eigene Weg geben möchte: Sterben kann manchmal viele schöne Dinge für das Leben der Anderen bewirken. Versagt Euch und Euren Angehörigen das nicht aus falscher Angst heraus!

Sonntag früh ist Oma dann eingeschlafen.

Ich bin traurig, dass ich nicht bei ihr sein konnte, weil ich an dem Wochenende nun gerade in Apulien war. Ich hätte gerne meine Freundin unterstützt und wäre gerne an der Seite dieser ganz besonderen, so liebevollen Frau gewesen, die so viel Liebe in ihre Enkeltochter verpflanzt hatte und ihr sehr viel von ihr mitgegeben hatte. Und die sie sehr sicher in den letzten Tagen sehr liebevoll begleitet und gut gepflegt hatte.

2017-06-20

Bed n' Breakfast I Tre Olivi, Guagnano



Der jüngste Aufenthalt in Apulien war vor allem der kleinen Gemeinde Guagnano gewidmet. Einer sehr kleinen Stadt mit knapp 6000 Einwohnern, die in Apulien im Salento in der Provinz Lecce liegt, knapp 20 Kilometer von der gleichnamigen Provinzhauptstadt Lecce entfernt. Guagnano liegt so etwas von mittig im Salento, zum Ionischen Meer sind es ca. 20 Kilometer wie auch zum Adriatischen Meer. Rund um und in Guagnano wird vorrangig Wein produziert, wir sollten in den nächsten Tagen noch viel Weinproduzenten besuchen und kennenlernen. Doch zunächst landeten wir nach einem etwas längeren Flug von zwei an der Insolvenz kratzenden Fluggesellschaften zuvorkommend betreut auf dem Flughafen Brindisi und hatten ein sehr lustiges Intermezzo, weil wir uns zunächst vom falschen Fahrer mitnehmen ließen.

Aber dann wurden wir im üblich zackigen italienischen Fahrstil, den ich so sehr wertschätze, schön eng hintereinander gereiht (keine Sekunde glaube ich an einen Erfolg von autonom fahrenden Autos in Italien) durch die Gemeinde Lecce gekurvt, die auf dem ersten Blick einen deutlich ärmeren Eindruck hinterlässt als ich ihn bei unserer Landung auf dem Flughafen Bari und Fahrt nach Ostuni hatte. Was nichts heißen muss.

Uns wurde vorab mitgeteilt, wir würden in einem Bed & Breakfast untergebracht werden. Zwei Journalistinnen aus Rom, eine weitere Mitreisende aus Berlin und ich, wir wurden in eines gefahren, das knappe drei Kilometer vor der kleinen Stadt liegt – der Bus hielt und wir wurden hinter der sich öffnenden Automatiktür von Rosalba Cairo und später ihrem Mann Franco empfangen mit einer Herzlichkeit, die ihresgleichen sucht, im: Casolare I Tre Olivi!



Was, wie sich später zeigte, ein wirklicher Glücksgriff war.





Ein wundervoll angelegter Garten mit eben jenen drei alten Olivenbäumen, die, mit weißen Steinen umrundet, das Zentrum des vorderen Gartenteils bilden, der mit einem großen Maulbeerenbaum, Guavenpflanzen



und noch viel mehr Grün ausreichend Schatten spendet. Einer der Steinkreise dient als Haus dieser Anwohnerin:





Dem öffentlichen Garten gegenüber liegt die Granatapfelplantage



umsäumt von weiteren jüngeren Olivenbäumen des I Tre Olivi.



Beide Anlagen getrennt von einer Auffahrt, die zum – wie die meisten Häuser im Salento äußerlich wenig spektakulär aber hochwertig restauriert wirkenden Wohnhaus führt.

Rosalba führte die beiden italienischen Journalistinnen in den hinteren Bereich des Gartens, sie waren in den beiden Apartments in der kleinen Remise einquartiert,



bat uns um etwas Geduld und führte uns kurz darauf durch ihren wundervollen und typisch italienischen Palazzo mit dicken Mauern, die angenehme Kühle spenden aus viel hochwertigem Stein und in seinem Inneren viel reizvoller wirkte als es von außen den Anschein hatte.



Eingerichtet mit viel Stil und Talent – vor allem die Antiquitäten, das erfuhren wir später, hatte Franco, Rosalbas Ehemann, selber augearbeitet. In einem der Zimmer im Haus werden noch unbearbeitete Raritäten gelagert und hinter dem Haus im großen Nutzgarten in seiner Werkstatt wieder zu echten Schmuckstücken gebeizt, geschliffen und geölt. Wer hier Urlaub macht, sollte besser gleich mit einem großen Fahrzeug kommen, denn es kann gut sein, dass man sich in eine der Antiquitäten verguckt.



Unsere beiden Gastgeber tun die Dinge mit viel Liebe und Herzlichkeit, genauso wurden wir von ihnen empfangen. Beide, nun im Rentenalter mit sechs Enkelkindern, das Siebente kommt im Oktober, haben in den letzten Jahren das mehr als restaurierungsbedürftige Haus mit ihren eigenen Händen wieder aufgebaut und wohnbar gemacht, mit viel Begeisterung die Gärten angelegt und sind so größtenteils zu Selbstversorgern geworden. Alles machen sie mit Freude und Leidenschaft, das spürt man, das zeigen Garten und Haus und so fühle ich mich als ihr Gast sehr willkommen!

Rosalba, die als typisches Gastarbeiterkind die ersten zwölf Jahre ihres Lebens in der Nähe von Nürnberg zur Schule ging, spricht übrigens immer noch hervorragend Deutsch, Franco spricht Italienisch und mit seinen Augen.



Der kleine lustige Hund bellt noch am Anfang und akzeptiert einen sofort freundschaftlich, sobald man seinen Bauch streichelt.



In Francos Werkstatt (rechts im obigen Bild) hatte die Hofkatze gerade ihre Jungen bekommen, direkt im angrenzenden Stall legen die Hühner die Eier, die wir morgens zum Frühstück in jeder gewünschten Form auf den reich gedeckten typisch italienisch süß gehaltenen Frühstückstisch serviert bekommen. Rosalba hat uns jeden Wunsch zum Frühstück von den Augen abgelesen.



Wir frühstückten immer draußen, je nach Uhrzeit und Hitzegrad unter der Markise seitlich oder unter dem schattigen Baum hinter dem Haus, immer wieder woanders, dieser große Garten macht es möglich.






Unsere Gastgeber leben ein echtes Bed & Breakfast-Leben, hier bucht man nicht nur die Zimmer – man lebt gemeinsam, wenn man das möchte. Ich fühle mich hier als sehr willkommener Gast, ein bisschen wie eine alte Freundin der Familie. Die Apartments in der Remise haben kleine Küchen, im Garten können der Grill und Holzkohleofen



mitbenutzt werden, die neu geschaffene Lounge im Garten lädt zum abendlichen Verweilen ein,



im Garten steht – nicht nur für die Enkel – eine Schaukel. Wer Lust hat, kann im Garten helfen. Wir reden in der (viel zu wenigen Zeit, die wir im Haus sind) viel über Land, Landschaft, Leute, Rosalba besorgt mir den leckeren Kaffee, der mir zum Frühstück so lecker schmeckt und zeigt mir stolz den Garten, wo unzählige viele Tomatenpflanzen stehen und die letzten Artischocken an den Pflanzen warten und die Obstbäume erste reife Früchte zeigen.





Franco schenkt mir zum Abschied liebenswerterweise noch einen seiner Granatapfelbaum-Setzlinge und schneidet mir Äste von der Maulbeere, die ich hoffentlich hier zum Wachsen überreden kann. Hätte ich Flaschen mit im Flugzeug transportieren dürfen, hätte ich mich sehr sicher noch von ihrem Olivenöl eingekauft.



Das Haus hat mehrere Zimmer von denen die Mitreisende ein großes Zimmer mit Balkon und Bad en suite bewohnen darf und ich ein riesengroßes Zimmer mit Empore, die als Zuwegung zu einer ebenfalls riesigen Sonnenterrasse dient,



während links neben der Tür eine Treppe hinunter in einen großen Raum führt, wo mein Bett steht.



Ich blicke von der Terrasse weit über das Land – vor allem über die große Landflächen der Cairos.





Das gleichfalls große Bad mit Jacuzzi liegt direkt neben dem Zimmer mit nur einem Schritt über einen Flur zu erreichen. Ich fühle mich sehr privilegiert hier wohnen zu dürfen! Alles ist sehr sauber und Rosalba lässt es sich nicht nehmen, sich jeden Tag um die Zimmer und Bäder zu kümmern. Im Bett falle ich sofort in den Schlaf nach den langen Tagen, von der Hitze draußen gänzlich unbehelligt.



Im unteren Teil des Hauses gibt es viele Bereiche





in denen man sich gemütlich aufhalten kann, eine große frei stehende Küche ist das Verbindungsglied der unteren Fläche – und wer würde hier nicht sofort sein Kochbuch produzieren wollen?



Rosalba und Franco Cairo haben hier ein Bed & Breakfast geschaffen in dem man sich sehr gerne aufhält und Ruhe tankt und das so zentral gelegen ist, dass man die wichtigen Städte, Sehenswürdigkeiten, das Meer und Hafenstädte, wie das schöne Porto Cesareo mit seinen vielen Fischläden, des Salento in wenigen Minuten mit dem Auto erreichen kann. Die Zimmer mit Frühstück kosten für zwei Personen 70,—/Nacht.

Ich, für mich gesprochen, würde dort sofort wieder Urlaub machen wollen, Granatäpfel ernten und mit Rosalba Marmelade einkochen. Der Aufenthalt bei den beiden hat meinen Ausflug in den Salento ganz rund und schön gemacht!

Casolare I Tre Olivi – Bed & Breakfast
Franco und Rosalba Caio
73015 Salice Saleneto (LE)

Zu buchen:
E-Mail: cairofamiglia@yahoo.it
Telefon: 00393 47 29369

Disclosure: Drei Tage durfte ich auf Einladung der Europäischen Gemeinschaft, der Region Apulien, die Gemeinde Guagnano und der Kultur- und Tourismuszeitschrift “Mediterraneo Spiagge” zu Gast sein im Salento, um Apulien und seine Menschen kennenlernen. Und erlaube mir nun Euch mitzunehmen auf meine (viel) zu kurze Reise.

Wegen viel schöner Wärme …

… habe ich heute einen niedlichen Blesshuhnplüscharsch im kühlen Nass für Euch:

2017-06-18

So Sachen …

Symbolbild:



Ihr erinnert Euch? Nun ist es erwiesen nach über drei Wochen Reisbad. Ich habe ihn getötet. Ich habe meinen heiß und innig und über alle Maßen geliebten Braun Pürierstab Braun MultiQuick 7 dummbackig um die Ecke gebracht. Er sagt nix mehr, kein Ton, kein Lämpchen leuchtet.

*seufz*
*seufz*
*seufz*

(Aus der Reise: manchmal ist Selbstliebe ein unmögliches Ding.)

2017-06-06

Apulische Mitbringsel – Ceci Neri



Die apulische Küche macht gerne feine Dinge mit Bohnen aller Art. So bekam ich unter anderem im ersten Aufenthalt in unserer sehr schönen Unterkunft Grand Hotel Masseria Santa Lucia am letzten Tag in einem der Gänge beim Mittagessen ein Saubohnenmousse mit Cicoria – ganz einfach, sehr lecker.



Cosima Santos, meine Übersetzerin, erklärte mir, dass es in Apulien eine besondere Spezialität gäbe und das seien schwarze Kichererbsen.



Schwarz im Essen kann ich gut leiden. Sepianudeln, schwarze Linsen, Schwarzkümmel ich mag das schon rein visuell! Also hielt ich meine Augen auf nach schwarzen Kichererbsen, fand sie beim Abflug auf dem Flughafen in Bari und hielt € 7,50 für 500 g Erbse für einen stolzen Preis, war aber leider dennoch nicht ausreichend verrückt diesem Angebot zu folgen.

Dieses Mal besuchten wir einen landwirtschaftlichen Betrieb, der biologisch (auch Wein) anbaut und nebenbei noch ein Bed & Breakfast sowie Restaurant betreibt – und eben die Produkte im anliegenden Laden verkauft. Dort standen dann noch zwei Säcke dieser Ceci Neri, einer etwas kleineren Vertreterin ihrer großen gelben Schwester



für unter zwei Euro und schwarze sehr kleine, poussierlich anmutende Linsen,





die ich dann an der Kasse zu den meinigen erklärte. (Dumm und dämlich hätte ich mich in diesem Laden an Mehl, Olivenölen, Oliven und Weinen kaufen wollen. Aber der viel zu kleine Trolley …)

Apropos Trolley, kleiner Tipp: am Ende der Reise die bereits getragene Kleidung schön flach aufeinander legen. Von einer Seite aus ganz eng aufrollen. Dann hat man nur noch einen kompakten Strang Klamotte im Koffer bzw. in der Tasche und deutlich mehr Platz in demselben für die vielen Dinge, die man aus fremden Ländern nach Hause bringen möchte. Mitbringsel aus Glas kann man gleich so ganz gut mit einrollen, dann sind sie perfekt geschützt.

Zurück zu den Ceci Neri. Claudio, also der Anonyme Köche-Claudio hat sie schon einmal verkocht. Und für das Magazin der Süddeutschen Zeitung hat Hans Gerlach sie mit Huhn und Blutorange gekocht. Ich indes habe noch gar keine Ahnung, was ich aus ihnen zubereiten möchte. Ich möchte sie erst einmal nur angucken und sehr schön finden.

Was so einen Einkauf durchaus rechtfertigt, finde ich!

2017-06-05

Veränderungen

Ich bemerke eine Veränderung an mir. Und ich weiß auch, wo diese Veränderung her kommt. Sie ist eine Hinterlassenschaft von S. Das Leben, diese Jahre mit S. und ihrer Krankheit, sie darin zu sehen, ihren Kampf zu verfolgen, die ständig wachsende Bewunderung für sie, weil sie so klar war, so rational, so stark in schwachen Momenten, mich hat das viel gelehrt.

Das Erleben von Gehen, vom Tod, das gibt einem viel.

Ich rege mich nicht mehr so schnell auf, ich gucke auf unpassende Dinge und Situationen und finde sie nicht mehr relevant. Ich kann sehr gut weitergehen und die Dinge auf sich beruhen lassen und mich den schöneren Dingen zuwenden. Ich muss nicht neiden, ich kann mich freuen für andere - noch mehr als früher. Gut, Neid oder Eifersucht waren eh nie Gefühle, die jemals eng in mir verwurzelt waren – aber die positiven Gefühle, die Freude für andere – die ist stärker und intensiver geworden und sie wirft damit helle Schatten auf mich zurück. Ich merke, dass ich in diesem Punkt immer mehr meiner Mutter ähnlich werde, die das sehr gut konnte – es war ihre Kernkompetenz sich für andere zu freuen, sehr ehrlich – dafür habe ich sie immer sehr bewundert.

Relevanz. Ich kann über sehr kleine Dinge viel größere Freude empfinden, lässt die Krankheit das Empfinden von Freude zu – und sie tut es in letzter Zeit immer häufiger. Das ist mir ein großer Gewinn. Überhaupt zu spüren und dann Gutes zu spüren und das Negative ein bisschen für sich sein zu lassen, es nicht größer machen als es ist.

Ich kann auch besser annehmen und Gutes, das mir widerfährt für mich verteidigen. Ich muss nicht zurück treten. Ich lerne kleine Glücksmomente für mich anzunehmen.

Reisen. Auch unter erschwerten Bedingungen, die mich immer glauben machen, das geht gar nicht aus vielerlei Gründen. Sich Horrorszenarien ausmalen, die Dinge unmachbar erscheinen lassen. Diese Ängste anzugehen und sich trauen. Vor zwei Jahren völlig undenkbar für mich. Nun so etwas wie Glück und Genuss dabei empfinden.

Mir wurde beispielsweise auf dieser Reise das schönste Zimmer zugeteilt. Mit einer riesengroßen Terrasse. Nicht, dass ich auch nur annähernd viel Zeit in diesem Zimmer oder auf der Terrasse hätte verbringen können. Und es gab eine Mitreisende, die ernsthaft der Meinung war, ich solle mein Zimmer mit ihrem tauschen. Alleine die Frage „Möchtest Du mein Zimmer mit mir tauschen?” war unter den Umständen – so wie die Person sich vorher mir gegenüber verhalten hatte – eine durchaus interessante Frage. Ich antwortete „Nein!” (und löste damit eine erschreckende unreife kleine Krise aus) – aber ich habe zum ersten Mal gefühlt: dieses Zimmer steht mir durchaus zu. Und dazu habe ich gestanden, normalerweise neige ich dazu zurückzutreten und Dinge anderen zu überlassen, um sie glücklich zu machen. Dieses Mal habe ich mich glücklich gemacht und Unfrieden ausgehalten. Das wundervolle Zimmer genossen. Es geht – wer hätte das gedacht?

Ich hatte auf meiner Amazon Wunschliste eine Schwimmbrille gesetzt als ich vor einigen Monaten mit dem Schwimmen anfing. Die hat mir eine liebe und großzügige Seele (anonym) geschickt. Ganz herzlichen Dank dafür! Und diese hatte ich mitgenommen, sowie einen Badeanzug – obwohl das gesamte Programm und Ortslage so gar nicht nach Baden geklungen hatte, habe ich einfach die Hoffnung eingepackt vielleicht doch einmal in dieses wundervolle Meer zu springen.

Mich begleitet seit zwei Jahren ein (für mich) Albtraum in dem ich auf Mallorca bin, in der Hochsaison, direkt am Meer lebe, jeden Tag daran entlang laufe – aber immer so beschäftigt bin, dass ich nicht einmal mit den Füßen ins Wasser komme, während alle um mich herum darin baden. Dann reise ich ab und war nie im Meer. Der Traum, immer wieder kehrend, manifestierte sich, so dass ich mittlerweile glaubte, nie wieder in irgendeinem Meer baden zu dürfen.

Freitag sind wir an das Adriatische Meer gefahren und die Truppe (was jetzt nicht so sehr professionell war, denn es war nun einmal eine Journalisten-„Bildungsreise”, kein Erholungsurlaub) erkämpfte sich mehrere Stunden Strand- und Badezeit und warf so das Programm zum Leidwesen der Organisatorin um. Aber: ich durfte ins Meer. In dieses wundervolle helltürkis glitzernde, noch angenehm kühle und wunderschöne Meer. Und ich bin mit der Schwimmbrille geschwommen und geschwommen – bis zur letzten Boje, die das Ende des Schwimmerbereiches signalisierte – weit raus, was ich mich früher nie traute. Aber es war so schön und ich war so glücklich und ich war dankbar für die Brille, für das Geschenk, das mir nun ein ganz anderes Schwimmerlebnis ermöglichte – und da war und ist so viel Freude über diese kleinen Dinge: wenige Stunden in diesem Meer mit Brille, die es mir ermöglichte bis auf den Grund zu gucken (ich kann ohne Brille unter Wasser die Augen nicht aufmachen, ist einfach nicht meine Kompetenz) und sich frei zu schwimmen.

Genießen, sich freuen und in viel Liebe an S. denken, die soviel bewegt und verändert hat auf ihre eigene stille Weise. Bei mir.

Ich bin dankbar!

2017-06-04

Apulische Mitbringsel – Romy



Nee ne, so richtig zum Einkaufen kommt man auf dieser Art von Kurzreisen mit eng gepackten Kurzprogramm wahrlich nicht. Im Grunde gar nicht. Da muss man – so wie bei meinem ersten Aufenthalt in Apulien – zugreifen, wenn sich eine Chance bietet. Nicht denken, kaufen. Sonst fliegt man zurück und hat keine Koffergewichtsprobleme. Wenn ein Mensch, der das Essen liebt, aus einem solchen Land wie Italien zurückkehrt und keine Koffergewichtsprobleme hat, dann ist aber etwas gewaltig schief gelaufen.

Als wir im April die Region rund um Ostuni besucht hatten und einen Abend in Gallipoli verbrachten, kaufte ich dank der Hilfe meiner Übersetzerin ein Kilo getrocknete Tomaten (wunderbar salzig, weil an der Meeresluft getrocknet) und in Salz gelagerte Kapern. Ganz kurz entschlossen. Zum Glück – danach boten sich gar keine Gelegenheiten mehr.

Das mit dem Einkaufen von Flüssigkeiten ist auch so ein Problem: die Flugsicherheit. Wir werden mit Handgepäck gebucht – an sich sinnvoll bei nur drei Tagen Aufenthalt. Beim letzten Aufenthalt waren meine symathische Mitreisende aus Berlin und ich uns schnell einig, dass wir uns unsere Einkäufe gemeinsam in einem Paket vom Hotel schicken lassen und uns im Nachgang (sehr gerne, weil es persönlich sehr stimmte) in Berlin wiedersehen, so konnten wir Olivenöl einkaufen bzw. uns schenken lassen. Diese Möglichkeit ergab sich dieses Mal nicht.



Als wir aus einem Weingut kamen, erzwang ich mir einige Minuten, sprang in den kleinen Haushhaltswarenladen, der direkt daneben lag und schlug bei den italienischen Espressokochern, von mir lieber als Carmencita bezeichnet, zu. Nicht, dass ich von ihnen nicht schon einige Modelle hätte. Aber so eine kleine zierliche aparte Romy, lediglich zwei Tassen produzierend, die knappe drei kleine Katzenfutterdosen in der Höhe misst,



hatte ich noch nicht. Und machen wir uns nichts vor, hierzulande kosten sie eh das Dreifache. Dieser Einkauf war eine Sache von knapp drei Minuten, aber nur deswegen so lang, weil ich mein Portemonnaie in der anderen Tasche noch im Bus hatte.

Romy mit Hintergrundkatze:



Da mir unser Frühstückskaffee in unserem Bed & Breakfast ausnehmend gut schmeckte – was in Anbetracht der wundervollen Umgebung im reich und sehr liebevoll bepflanzten Garten bei den wundervoll herzlichen Gastgebern Rosalba und Franco Cairo im Il Tre Olivi vielleicht nicht die schwierigste Übung war, beziehungsweise nicht alleine am Kaffee gelegen hatte – sprachen Rosalba und ich über diesen Caffè und sie erzählte mir, dieser würde in Lecce, in nur 20 Kilometer Entfernung, geröstet und abgepackt. Sie und Carmen Mancarella, unsere Reiseorgansiatorin, versicherten mir, das sei der beste Caffè, den man in Italien zu kaufen bekäme. Was für ein gesunder stimmiger Nationalstolz! Da mir klar war, ich käme in keinen Supermarkt in diesen Tagen, bot sie mir an mir welchen einzukaufen. Sie ist so ein Schatz und die perfekte Gastgeberin! Nun habe ich also Romy, die so unfassbar niedlich wenig Raum einnimmt auf der kleinsten Platte meiner Cerankocheflder und apulischen Caffè, Quarta Caffè.



Rosalba riet mir die noch nicht verwendeten Packungen einzufrieren. So würde der Caffè, abgepackt, sein Aroma lange behalten.

Romy habe ich – wegen Romy – übrigens in „Sissi” umgetauft. Ich werde also jedes Mal, wenn ich Sissis Cafè in die Tasse gieße, rufen: „Sissi!” Und stellvertretend für die Tasse: „Franzl!” Das wird mir ein Spaß sein! In diesem Foto pantomimisch dargestellt von einer Shiina (Franzl) und Romy, (Sissi):

2017-05-30

Guagnano



Die Katzen sind versorgt, die Blumen sind gegossen, der Trolley ist gepackt. Ich darf noch einmal für vier Tage in das wundervolle Licht von Apulien, dem Land der tausendjährigen Olivenbäume.



Und ich darf noch einmal via meinem sehr geliebten Flughafen Tegel fliegen – wer hätte das gedacht?



Dieses Mal geht es nach Guagnano, die Stadt mit dem rudimentärsten Wikipedia-Eintrag überhaut, Stadtgeburtstag feiern, viele Weinproduzenten und deren -keller besuchen, essen, essen, essen – und Boot fahren. Dort: Porto Cesareo (googelt die Fotos besser nicht!)

Bis dahin ein paar Bilder der wundervollen apulischen Fauna und ein Lesetipp: Corinna ist Deutsche und lebt in Apulien und bloggt über Essen, Land und Leute: Mein Apulien.