2017-05-15

Protipp

Wenn man die allerletzte Nadel beim ersten Tragen des selbstgenähten Rockes raus nimmt, piekt es gleich deutlich weniger.

2017-05-14

Neues Lieblingsfastfood



Der Flug nach Bari, unserem Zielflughafen, wurde vom Reisebüro mit ryanair gebucht. Direktflug ab Berlin-Schönefeld. Eine Stunde und fünfzig Minuten Flugzeit. Die reizende I., die gemeinsam mit mir nach Apulien eingeladen worden war, und ich verzichteten auf die … äh – kann man das Verpflegung überhaupt nennen? – Bordverpflegung, wir kauften auch keine Erfrischungsgetränke in kleinen Dosen für große Preise, kein Parfum und Lotterielose für dubiose ryanair-Kinderhilfswerke (hä?) wollten wir auch nicht kaufen.

Dann landeten wir auf dem Flughafen in Bari, der direkt neben dem Gate-Ausgang eine sündhaft nach gutem Kaffee duftende Bar beherbergt, die uns leicht die Sinne rauben wollte. Da wir aber den auf uns wartenden Fahrer nicht gleich in Verlegenheit bringen wollten, stiegen wir erst einmal ins Auto und fuhren los, während I. – der melodischen italienischen Sprache perfekt zu sprechen fähig – dem Fahrer auftrug, uns doch bitte unterwegs einen kleinen Caffè trinken zu lassen. Wir überließen ihm zu entscheiden, wo es wohl den besseren Caffè seiner Sorte unterwegs gab und so fuhr er auf eine kleine Tankstelle (Autobahnen, Rastplätze wirkten in Apulien auf mich im Vergleich zu der deutschen Alternative irgendwie sehr klein und sehr niedlich) in deren Zeitungsregal ein Tokio Hotel-Fanheft seit 2010 auf seinen Käufer wartet.



Aus dem Caffè wurde dann aber ein alkoholfreier Aperitif mit zwei Stücken gedeckter Blätterteigpizza, die uns in der Auslage anlächelte. Kurz warm gemacht. Perfekt.

Und das war genau die richtige Entscheidung, denn da wir direkt vom Hotel zum erstem Programmpunkt, einer Museumseröffnung, gefahren wurden – wir waren die letzten der ganzen Truppe, die anreisten, und daher fand das erste gemeinsame Mittagessen zwangsläufig ohne uns statt, hatten wir noch einige Stunden zum Abendessen, das dann irgendwann gegen 22:00 Uhr serviert wurde, zu überbrücken.

Diese Flachpastete war ein sehr feines Stück Fastfood: Doppelter Blätterteig gefüllt mit gekochtem Schinken und Käse, gut gewürzt. Genau richtig. Und erstaunlich schmackhaft.

Genau diese habe ich heute erstmals versucht nach zu basteln. Ich kaufte gestern eine Rolle Blätterteig, etwas gekochten Schinken und einige Scheiben mittelalten Gouda. Heute schnitt ich aus dem Blätterteig (für eine Person) mit einem Frühstückseller zwei runde Teigplatten aus, belegte die eine mit ihren Rundungen angepasste Schinken, dann Käse, ließ dabei ca. einen Zentimeter Rand frei, bestäubte alles mit etwas Pfeffer, bestrich die Ränder mit Ei und legte die zweite Rundung oben auf. Über das Gebilde legte ich etwas Backpapier und rollte das Ganze etwas flach – der besseren Haftung zuliebe, bestrich die Decke auch mit Ei und stach mit einem Holzstab kleine Löcher in den Teig. Diese kleine Blätterteigplatte wanderte dann auf die mittlere Platte für ca. zwanzig Minuten in den bei 200 Grad Celsius aufgeheizten Backofen. Meiner kann ja nur Ober- und Unterhitze (wobei Umluft der unteren Platte sicherlich besser tun würde). Et voilà:



Dazu ein frühsommerlicher Salat mit Granatapfelkernen und Melonenstückchen und Vinaigrette mit Cranberry-Essig. Habe ich sehr bestimmt nicht mein letztes Mal gemacht.

Aldi-Kassierer …

… (wir sind mittlerweile beim „Du” angekommen) wünschte mir gestern einen schönen Muttertag.

Man kann also dieses Level erreichen ohne jahrelang diese ganzen Windelmatsch-, Schlafentzug- und Pubertätshighlights-Ebenen durchzuspielen.

2017-05-10

An diesem Mai …

… ist gar nicht alles schlecht.



Schließlich können wir, hat man für das Abendessen doch ein wenig zu viel Essen produziert, den Balkon praktisch als Kühlschrank benutzen bei diesen Temperaturen. Ein Service, von dem könnte sich so mancher November hierzulande eine vortreffliche Dienstleistungsscheibe abschneiden.

2017-05-06

Kindernähen

Neulich mit dem Nachbarskind genäht. Also mit ihr das erste Mal. Sie möchte nämlich nähen und wünschte sich dementsprechend eine Kindernähmaschine. Zu der ich der Mutter (die ihr zum gestrigen Geburtstag eine schenken wollte) allerdings erst einmal abriet, nachdem ich neulich an so einem 40-Euro-Ding von rossmann saß, dass nach dem ersten Reißverschluss gleich den Geist aufgegeben hatte – und wir die Nähmaschine auch nicht mehr zum Leben erwecken konnten. Was für ein Schrott. Wirklich! Mich ärgert das, weil da soviel Ressourcen drauf gehen, wenn man so einen Müll produziert. Und wir leben in einer zugemüllten Welt in der wir uns das längst nicht mehr leisten können!

Also bei allem Verständnis – aber dann kann man wirklich 60,– Euro drauf legen und schon mal eine halbwegs echte Nähmaschine kaufen. Vorausgesetzt natürlich, das Kind kommt an die Bedienelemente.

Die Lütte ist gestern acht Jahre alt geworden. Und so trug ich meine Maschine rüber, weil sie natürlich einen Kinderschreibtisch und -stuhl hat und das hatte ich im Vorfeld schon überlegt, könnte sinnvoller sein es an ihrem Tisch zu versuchen als bei mir, wo alles auf Erwachsenenlevel spielt.

Ich habe sie dann die üblichen ersten Übungen nähen lassen: Linien, Muster, Kreise, am Anfang und ende verriegeln und schön die Nadel im Stoff lassen und den Fuß heben und senken, damit sie den Stoff drehen kann. Was auch reichte für den Anfang nach einem Schultag und – das muss ich ihr lassen, was sie wirklich toll hinbekommen hatte für das erste Mal. Die Kreise bzw. Schnecke hat sie deutlich besser genäht als ich bei meinem ersten Mal – als Erwachsene.

Und sie war so stolz, dass sie wohl das Stück Stoff gestern mit in die Schule genommen hatte, um es ihren Mitschülern zu zeigen. Fazit: mit acht Jahren kann man sie wirklich problemlos an eine Nähmaschine für Erwachsene setzen. Es kann eine einfache sein, so viel Klimbim brauchen sie nun wirklich nicht zu Beginn. Aber wichtig ist, dass die Kinder schnelle Erfolgserlebnisse haben und die Nähmaschine auch anfangs etwas groberes Handeln verzeiht.

Kindliche Begeisterung, vielleicht mit eines der schönsten Dinge auf dieser Welt.

2017-05-05

Apulien, die Zweite – die Dune Costiere im Salento!

Ach. Und hach.





Dieser Salento liegt nun im südlichstens Zipfel von diesem Italien und hält Hof zwischen den beiden Meeren, einerseits der Adria, und auf der anderen Seite dem Ionischen Meer. Architektonisch findet man hier viel Einfluss der Griechen.



Ganze neun Naturreservate mit riesigem Ausmaß laden den Besucher ein, die Natur, das Leben und urzeitliche Phänomene dieses besonderen Platzes an der Sonne kennenzulernen. Ob zu Fuß, hoch zu Ross oder auf auf dem anderen Sattel, dem vom Fahrrad – hier und da verirrt sich auch eine Bushaltestelle.



Wir waren eingeladen einen – natürlich mangels Zeit – eher kleinen Teil des insgesamt 1100 Hektar großen Parco naturale regionale Dune costiere da Torre Canne a Torre San Leonardo zu besichtigen, kurz die Düne Costiere, die sich acht Kilometer entlang der Küste des adriatischen Meeres zieht und auf einen reichen Schatz an prähistorischen Grotten, einer riesengroße Fläche von über 1000 Jahre alten Olivenbäumen mit diversen unterirdischen Olivenölmühlen und vor allem Gutshöfen auf denen 40  Agrarproduzenten, die nach rein ökologischen Vorbildern der früheren Zeit regionales Obst, Gemüse, Olivenöl, Käse und Fleisch produzieren. Auch zu besichtigen auf dem Gebiet, der Dolmen von Montalbano, ein prähistorischer Megalith, ein (höchst wahrscheinlich) Opferaltar für Beerdigungsrituale und datiert auf die Bronzezeit.



Die Bauern halten hier bzw. wieder urprüngliche Kuhsorten wie die Podolische Kuh, die sich gerne von den wildwachsenden Kräutern wie Thymian ernährt und dementsprechend würzige Milch gibt oder das schwarzköpfige Schaf, das sich mit seiner Gesichtsfärbung den Sonnenverhältnissen dieser Gegend angepasst hat und die Zuwege zwischen den Olivenbäumen oder Weinreben frei frisst. Auch wird wieder die ursprünglich in dieser Gegen wachsende Hartweizensorte Senatore Cappelli angebaut, die als Bio-Mehl Furore macht. Besondere ursprüngliche Feigen mit riesigen Früchten wachsen hier, die zwei Mal im Jahr Früchte tragen. Apulien trägt den Namen „Garten Italiens” mehr als zu Recht.





An der Küste arbeitet man täglich daran, wenigstens einen Streifen Strand und das Meer in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten.



Während auf Höhe der Torre Canne Campingplätze und seine Bewohner die Strände für sich einnehmen, soll an dem Küstenstück bis zur Torre San Leonarde der Massentourismus der Halbinsel nicht sein Gesicht aufdrücken. Dieser Lebensraum wird für Fische, Vögel und Fauna nachhaltig geschützt und erhalten, ohne dabei den Tourismus gänzlich ausschließen. Gemeinsam mit den Besuchern wird hier sanft gestaltet, wie in früheren Jahrhunderten in Workshops produziert und sind die Besucher eingeladen mitzumachen. Sie lernen u.a. Käse zu machen, aus dem Mehl des Senatore Cappelli-Weizends Pasta selbst zuzubereiten. Und speziell für Bike-Touristen werden in ursprünglichen Gemäuern Zimmer bereitgestellt, um ihnen die Tagestouren durch das Gebiet der Dune Costiere zu ermöglichen.



Ein großer Teil der Fauna unterhalb des Meeresspiegels besteht aus den Seegraswiesen des Neptungrases, das unverzichtbar ist im Kampf gegen die Erosion der Düne – zudem ist ein Filter des Wassers und schützt die Meere vor Überdüngung. Solange es überhaupt noch in diesen existieren kann.





Alarmglocken läuten hier überall: ein sehr großes Problem im Kampf zum Erhalt dieser Düne ist beispielsweise der Plastikmüll, der täglich vom Meer an Land gespült wird.



Der Mensch muss eingreifen und den Müll einsammeln, aber eben mit dieser regelmäßigen Begehung dieses Streifens Natur – eigentlich zu ihrem Schutz – wiederum zerstört der Mensch auch deren Fauna.



Rettung ist hier Eingriff in die Natur, ein Teufelskreis.



Die Grundmauern der Fischfarm an der Küste, die wir besichtigten, lassen sich zurück datieren auf das 13. Jahrhundert, als an der Mündung des Flusses Morelli mit seinem (heute noch) Feuchtbiotop,





hier und dort von Salzseen unterbrochen – Fische gefangen und verkauft wurden.



Die Anlage wurde im Jahr 2009 wieder eröffnet, die uralten Becken dienen heute jedoch vorrangig dem organischem Schutz der Fischarten. So werden zur Laichzeit der Seeaale die Weibchen separiert und in Becken zurück behalten, um den Aal-Bestand zu schützen. Fischen darf man Aale hier nur noch vom Boot aus im Dezember in Reusen – aber in dieser kurzen Zeit des Jahres sind die Touristen dann wieder eingeladen mitzumachen.



Die Botanik, so wie ich sie jetzt in den kurzen Stunden erleben durfte, ist dort unglaublich. Da wächst ein riesiger und uralter Wacholderbaum am Strand mit sechs Stämmen in der Düne,







… der seine Existenz dort bereits mehrere hundert Jahre vorhält. Ein unglaubliches Erlebnis in so so einem Stück Baum und zugleich geschichtlicher Kultur stehen zu können. Es fiel uns allen schwer sich von diesem Stück Natur zu trennen.







Überall wachsen und blühen jetzt schon Blumen satt,



Thymiansträucher duften, kleinste Orchideen leuchten und Malven künden vom Sommer. Ein traumhafter einnehmender Fleck Erde, von dem ich auch nur lediglich einen Bruchteil erst sehen durfte und um dessen Erhalt es sich zu kämpfen lohnt!




Apulien, die Erste: Ostuni

Disclosure: Drei Tage durfte ich auf Einladung von Carmen Mancarella (Chefredakteurin Spiagge, Kultur- und Tourismusmagazin Apuliens), Tourismusagentur Pamela Piaggi und dem Grand Hotel Masseria Santa Lucia Gast sein im Salento, um erstmals Apulien und seine Menschen kennenlernen. Und erlaube mir nun Euch mitzunehmen auf meine (viel) zu kurze Reise.

2017-05-03

Dinge machen

Vorgestern idealerweise Mails von zwei Accounts komplett gelöscht. (Ja, es gibt ein Backup aber keines der letzten Woche.)

Gestern biometrische Passfotos gemacht für Passanfertigungstermin in x-vielen Wochen, weil sich Berlin zu Tode verwaltet.

Für einen Termin, dessen Mail mir gerade s.o. abhanden gekommen ist, weil ich, als ich ihn im Kalender eintragen wollte, irgendwie abgelenkt worden bin, durch einen anderen Termin, auf den ich aufmerksam gemacht wurde als ich das Programm öffnete, den ich gar nicht mehr auf dem Plan hatte und mich leichte Panik … (ich weiß, ich bin nicht alleine.)

Letzte Woche endlich einen Termin gemacht und heute Fahrrad zum Service gebracht, neue Bremsbacken hinten und vorne. Die letzten Gummis habe ich bei denen aufziehen lassen, da wohnte ich noch unter der alten Adresse. Die haben also sehr, sehr, sehr lange gehalten. Unfassbar unglaublich lange. Ich fahre ja nun nicht so wenig Rad.

Direkt um die Ecke zum Friseur gegangen. Lieblingshaarschneiderin nicht da. Ersatzschneider hat erstaunlich gut geschnitten. Kleiner Mann – so eindreiviertel Jahre – mit tollen Locken hat seinen ersten Haarschnitt bekommen. Undercut, Oberlocken durften bleiben. Alle, Mamma, Papa, Friseurin sehr aufgeregt. Er sehr lässig. Hat nur ein einziges Mal gelächelt. Draußen vor dem Laden als die Sonne schien und ich zu ihm sagte, er würde jetzt sehr schick aussehen.

Jetzt komme ich nicht zum frischen Kaffee, weil die Katze auf dem Schoß sitzt. Man kann nicht alles haben.