2017-05-02

Apulien, die Erste: Ostuni

Disclosure: Drei Tage durfte ich auf Einladung von Carmen Mancarella (Chefredakteurin Spiagge, Kultur- und Tourismusmagazin Apuliens), Tourismusagentur Pamela Piaggi und dem Grand Hotel Masseria Santa Lucia Gast sein im Salento, um erstmals Apulien und seine Menschen kennenlernen. Und erlaube mir nun Euch mitzunehmen auf meine (viel) zu kurze Reise.




Obwohl ich in den wenigen Tagen relativ häufig in Ostuni war, war ich viel zu wenig dort – das steht fest. La Città Bianca – die weiße Stadt – tatsächlich werden deren Bewohner bzw. Hausbesitzer von oberer Stelle genötigt, regelmäßig ihre Häuser weiß zu tünchen, damit die visuelle Linie den Namen weiterhin bestimmt, liegt knappe acht Kilometer vom Adriatischen Meer entfernt auf drei Hügeln, wobei der höchste Hügel in 229 Metern Höhe die Altstadt beherbergt. Archäologische Funde weisen eine erste Besiedlung dieser Gegend vor 30.000 Jahren nach. Ostuni selbst bildete sich kurz nach dem Niedergang des römischen Reiches und entwickelte sich munter unter der Regentschaft diverser Damen mit klangvollen Namen wie Isabella, die Herzogin von Bari – so heißt einer der Flughäfen der Region – und ihrer Tochter Bona Sforza.



Von der auf dem Gipfel des Hügels vor 1300 gebauten Burg stehen heute noch noch Reste des Fundamentes, zu sehen auf der Piazza della Liberta zu Fuße der Oronzo-Säule …



… aber die unter Bona Sforza gebauten Türme rund um die Stadtmauer, die Schutz vor den Türken vom Meer aus bieten sollten, stehen noch heute, wie auch die Stadtmauer noch Reste ihrer Vorgängerbauten ausweisen.

Keine Herrschaft unter der diese Stadt Ostuni nicht stand in den vielen Jahrtausenden ihrer Existenz: von den Römern zu den Ostgoten, von den Langobarden zu den Sarazenen, gefolgt von den Byzantinern zu den Normannen, danach kamen die Hohenstaufen, die Angevin-Franzosen und Aragonesen, denen die Bourbonen folgten. Alle hinterließen sie ihre Spuren – was diese Gegend Italiens so unglaublich spannend macht. Die meisten Beweise dieser Zeit, die in Ostuni heute noch sichtbar sind, lassen sich auf die Zeit zwischen 1400 und 1700 zurück datieren.





Die Bewohner Ostunis wurden zur Zeit der Pest weitestgehend von ihr verschont, natürlich schob man damals die Ursache Gottes Gnade in die Schuhe. Heute weiß man, dass die mit dem weißen Kalk getünchten Häuser – die der Stadt mit ihren engen Gassen etwas Licht abgeben sollten – offensichtlich gut durch den Kalk desinfiziert waren.



Mit dieser langen Geschichte ist klar: in Ostuni gibt es wirklich unfassbar viel zu entdecken (und zu fotografieren). Uns blieb bis auf eine knappe Stunde am Sonntagabend nur Zeit ein klein wenig auf eigene Faust durch die Gassen zu laufen, wo die Stadt im Gegensatz zum Zentrum der Altstadt rund um die Kathedrale und das Il Museo delle Civiltà Preclassiche di Ostuni sehr umtriebig und typisch italienisch laut ist,



eher leise und beschaulich daher kommt, den Blick auf reizvolle kleine Häuser mit irrwitzigen schmalen Treppen und dem Hauch von extrem langer Historie erlaubt.





Leider stehen heute viele dieser Häuser heute leer und verfallen. Riesige Erbengemeinschaften machen die Zuteilung bzw. einen Verkauf nicht leicht. Auch die Restaurierung wird deutlich mehr Geld kosten, alleine das Heranschaffen von Baumaterialien stellt eine echte Herausforderung dar.





Die sehr sehr schmalen Gassen mit einer enormen Steigung sind, wenn überhaupt, allerhöchstens mit einer Piaggio Ape (der Biene), dem dreiräderigen Nachfolger der Vespa (Wespe) zu befahren.



Neuere Modelle dieser Ape, nun mit Sitzkomfort, fahren heute übrigens durch Ostuni als motorisierte Form der Rickscha, um Touristen die Stadt zu zeigen.



So ist der Zugang zu den Häusern über die teilweise sehr hohen Treppenstufen eher Menschen vorbehalten, die halbwegs jung geblieben sind. Sehr sicher kann man heute komfortabler wohnen. Nur ich war sehr froh, nach dem ich zwei Tage viel Zeit in einem Bus verbrachte, dass ich dort die Stufen der Gassen hoch und runter steigen durfte.



Möchte man ein Italien erleben, das man aus den schnulzigen Filme der 50iger Jahre kennt, jenes mit blauem Himmel, weißen Häusern, original italienischem Piaggio-Flair, italienischem Trubel und Lebenslust, dann ist Ostuni wohl eine der Adressen, wo man genau das alles finden wird. Okay, ich habe mich ein bisschen verguckt in diese Stadt. Ich würde gerne wieder kommen mit etwas mehr Zeit für die reiche historische Kultur, die vielen kleinen Läden, die italienische Delikatessen, den üblichen touristischen Fundus, aber eben auch Café, Eis und Antiquitäten feil halten.



Am Abend erlebt man auf den – zu dieser Jahreszeit – relativ ruhigen Straßen rund um die Stadtmauer mit Blick auf das Meer wunderschöne Sonnenuntergänge und kann verliebten jungen Paaren beim Küssen zusehen. Ostuni lässt einen selbst in die Kleider mit weit schwingenden Röcken und in Schuhe mit Pfennigsabsätzen (auch wenn sie durchaus bei diesen Straßen den Tod bringen könnten) träumen und in der Fantasie den Helden mit der Vespa vorfahren. Na gut, ich bleibe sachlich: Ostuni ist Romantik pur!


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Apulien, die Zweite: die Dune Costiere

2017-04-30

Marmellata di Peperoni

Ich bin so beseelt von den knapp drei Tagen Apulien, dass ich eigentlich nicht weiß, wo ich überall anfangen soll darüber zu bloggen. Fange ich also damit an, dass ich in der Küche stehe und eine wundervolle Marmellata die Peperoni – also Paprikamarmelade – zubereite.

Am Sonntag waren wir in der Masseria Il Frantoio zum Mittagessen eingeladen. Ein wundervoller Ort mit so viel Liebe gestaltet und mit genau dieser wurden wir auch empfangen, dass dieses Gut wirklich ein ganz eigenes Blogpost verdient. Mir fällt wirklich kaum ein anderes Wort dazu ein als Liebe.



Zum wundervollen Essen servierte man uns als erste Vorspeise „Pizelle col sughetto”. Wenngleich Pizelle üblicherweise mit einem Waffeleisen zubereitet werden, wurde uns eher etwas serviert, was man in Italien wohl regional unterschiedlich als Gnocco Fritto (Modena und Reggion Emilia), Crescentina (Bologna), Torta Fritta (Ferrara) oder Pinzino (Piacenza) bezeichnet – auf unserer Menükarte im Englischen als Fried Bread Pasta übersetzt worden ist. Luftige Hefeteigbällchen, frittiert und mit einer fruchtigen Tomatensauce serviert. Unverschämt gut (wie überhaupt alles, was wir an diesen Tagen zu Essen bekommen haben.)



Spätestens Sonntag hatte ich übrigens meine mitreisenden Kollegen soweit, dass dieses wundervolle Essen nach dem Servieren zunächst fotografiert gehört. Eine der anwesenden italienischen Journalistinnen erklärte mir dann, dass der Sughetto aus Tomaten zwar ganz lecker sei aber längst nicht so lecker wie ihr Rezept, das ihr von einer älteren Italienerin vermacht worden war für eine ähnliche Sauce – nur aus Paprika, also Marmellata di Peperoni. Graziella (der Name war bei dieser Person Programm) Seregni versprach mir den Link zu ihrem Blog zu senden, wo das Rezept zu finden sei und das tat sie liebenswerterweise diese Woche sofort. Woraufhin ich gestern direkt zum Markt tigerte, um mich mit roter Paprika satt einzudecken.



Graziella übrigens Mitte Sechzig war mit Abstand wohl die sportlichste aller Teilnehmer an dieser Reise. Fit wie ein Turnschuh, bezeichnete sie mich irgendwann als noch jung. Das fand ich dann doch sehr lustig, da aber auch in meinem Alter die Komplimente nicht mehr so häufig fallen, nahm ich es auf, nahm es mit und packte es in mein Herz. Und nun fließt es in die Marmellata. (Das kann nur mit dieser Liebe dieser besonderen Masseria zu tun haben, sie pflanzt sich fort!)


Marmellata di Peperoni

Zutaten

1,2 Kilo rote Paprika
250-300 g Zucker (was sehr sehr viel ist, ich habe mich mittlerweile auf 100 g Vanillezucker eingependelt.)
1 halber Teelöffel Zimt
1 halbe Vanilleschote (alternativ Vanillezucker nehmen)
1 Prise Salz
2-3 Esslöffel Balsamicoessig, laut Rezept darf es auch nur der echte di Modena sein – sonst lieber keinen Essig nehmen!
Saft einer halben Limette und den Abriebe einer ganzen Limette

Zum Schälen der Paprikahaut sollte man Gefrierbeutel bereit halten. Oder, so wie ich es tue, ein nasses Geschirrhandtuch.


Zubereitung



Die Paprika teilen, von Kernen und den inneren weißen Häuten befreien, dann im Ofen (oder Heißluftfriteuse) auf der obersten Schiene ca. 10-15 Minuten bei 200 Grad Celsius grillen bis die Haut schwarz wird bzw. Blasen wirft. Aus dem Ofen nehmen und in die Gefrierbeutel legen oder für einige Minuten unter das feuchte Küchentuch. Dann die Haut abziehen.



Die Paprika pürieren und in eine beschichtete Pfanne geben. Die Zutaten unterrühren und bei ganz kleiner Hitze über zweieinhalb Stunden reduzieren (sie sollte zu einer Crème eingekocht sein). In saubere mit heißem Wasser ausgespülte kleine Marmeladengläser heiß abfüllen, diese auf den Kopf stellen (bzw. Einkochgläser nehmen und im Ofen einkochen.)



Und diese Marmellata di Peperoni serviert man dann als Vorspeise zum Brot, Käse und Antipasti.

Anmerkung zum Rezept Ich habe auf dem Markt gut zweieinhalb Kilo Paprika eingekauft und diese heute geschält. Mir sind auch bei dieser doppelten Menge 250 Gramm Zucker definitiv zu viel und ich habe schon versucht mit etwas mehr Limonensaft gegen zu arbeiten. Also da solltet Ihr wirklich nach Gusto vorher etwas zurückhaltend sein mit der Menge und lieber später nachzuckern. Alle anderen Zutaten habe ich um die doppelte Menge erhöht. Und ich habe noch eine (entkernte) Chilischote reinpüriert für einen Hauch Schärfe. Die Schale der Limette habe ich ebenfalls abgerieben und mit einkochen lassen.

2017-04-25

Wenn …

… auch nur zehn Prozent der von mir mitgebrachten Pflanzenableger etwas werden, dann habe ich ein nicht unerhebliches Problem.

Fürchte ich.

2017-04-21

creezy goes Apulien oder auch Puglia

Neulich, als Berlin wieder einmal von der jährlichen Internationalen Tourismus Börse beherrscht wurde, durfte ich an einem sehr vergnüglichen Abend mit viel Informationen über Apulien, Essen, Wein aber keinem Gesang teilnehmen und begegnete diesem attraktiven spritzigen Herren.



Ein Rosé zu dem ich „sei mein Freund!” sagen wollte, denn er schaffte etwas, was viele anderen leckere Weine im Urlaubsland getrunken in der heimatlichen Docking Station nicht hinbekommen: er schmeckte auch in Berlin noch nach Meer, leichten Wind, viel Sonne und Glück. Er machte den Abend rund – mehr kann man von Wein wirklich nicht verlangen!

Und dieses Glück werde ich mir an diesem Wochenende vor Ort angucken … und schmecken lassen. Es geht nach Apulien, wo ich heute Abend Gast sein darf bei der Eröffnung des archäologischen Museums „Museo arcologico messapico di Oria“und mir die Altstadt von Oria ansehen werde.

Morgen werden wir dem Meer entlang durch das Naturschutzgebiet „Parco delle Dune Costiere“ wandern, die Schutzburg von Gallipoli besichtigen und Sonntag darf ich – ICH – an einer besonderen Prozessionswanderung durch die Olivenhaine von Ostuni, der „Maratonina degli Ulivi secolari“ teilnehmen … äh … also vom Rand aus den Marathonläufern zuwinken.



Zwischendurch wird es immer wieder, also dem Programm zufolge eigentlich ständig, wundervolles italienisches Essen geben und hoffentlich noch sehr viel von diesem Wein. Und Espresso, Gelato und ab morgen wohl auch viel Sonne bei kühlen Graden.

Und Euch nehme ich alle im Geiste mit, okay?

2017-04-20

Ja, das Blog macht gerade merkwürdige Sachen …

… und ich habe keine Ahnung*, warum eigentlich. Es verknotet Blogposts, negiert dazwischen veröffentlichte und kürzt mein Blogpost um ganze Absätze, was aber nicht so schlimm ist, weil es diese eben mit vorangegangenen Blogsposts überschreibt.

Da ich aber gerade nirgendwo den Stecker ziehen kann … gucken wir uns das einfach in Ruhe gemeinsam an. Dem Chaos geschuldet immerhin die fröhliche Tatsache, dass Frau kaltmamsell nach Jahren immerhin bei mir einen Kommentar absetzten konnte. Es ist also gar nicht alles schlecht!

*Ich habe doch Ahnung. Ich setzt in einem Tag anstelle eines schließenden Zollzeichens ein Anführungszeichen, was mit die Datenbank wohl – ohne Hinweis – übel genommen hatte. Kleine Zicke, die!

Her mit 'de Umgangssprache!

Gestern mal wieder beim besten Freund im Büro gewesen, mir mein regelmäßiges Technikompetenzupdate ziehen und ihm seine Zeit stehlen. Bester Freund ist da ja sowas wie „Cheffe” und ich mag dem immer gerne zugucken und zuhören, wenn er den „Cheffe” gibt. Der macht das nämlich sehr gut. Er ist nicht so der Lobfredie, da ist er durchaus pragmatisch und glaubt an den Austausch von Arbeit (Leistung Arbeitnehmer) zu Gehalt/Prämie/Kaffee/Klopapier frei Haus (Leistung Arbeitgeber). Er begegnet seinen Leuten gerne auf Augenhöhe. Fragt die Leute, was ihre Meinung ist zu den Themen, lässt sie sehr selbstständig arbeiten – solange das funktioniert. Erwartet von ihnen kein Blödel-Pflichtreporting, wenn es nicht nötig ist zur Beweislast ihrer Arbeit. Und findet Anzüge mäßig notwendig. Gibt kaum einen besseren seiner Sorte. Finde ich.

So war ich dann gestern wieder einmal Beisitzerin eines Gespräches zwischen Cheffe und Nicht-Cheffe in dem sie sich über das Leistungsspektrum eines möglichen Geschäftspartners hinsichtlich des Sinnes einer wirklichen Zusammenarbeit unterhielten und in dem Gespräch fiel seitens Nicht-Cheffe ungefähr zehn Mal (wenn das mal reicht) der Teilsatz: „Das macht keinen Sinn.”

Da habe ich wieder einmal gemerkt, dass ich noch zu der Generation Menschen gehöre, die bei dem Satz „Es macht keinen Sinn.” zusammenzucke. Das ist ein doofer Satz, der wieder einmal völlig unkritisch zum deutschen Sprachgebrauch aus dem Englischen übersetzt in diese Sprache Einzug genommen hat, was mich zunehmend nervt. Wirklich! So viele Menschen lernen in fernen Ländern unsere Sprache, weil sie sie wunderschön finden und unseren Wortschatz und Grammatik sowie Ausdrucksform schätzen als einen ganz besonderen Schatz der Sprachkultur und wir verludern hier unsere Sprache immer mehr, weil wir glauben das hippste Volk unter der Sonne zu sein, wenn wir einfache englische Sätze auf dumme Weise in unsere Sprache adoptieren und sie somit inhaltlich mit Füßen treten.

Sinn kann sein. Er ist vorhanden. Oder eben auch nicht. Sinn kann aber nichts machen. Sinn ist ein passives Substantiv. Es kann nichts tun, nichts machen. Und nur weil die Engländer/Amerikaner aufgrund ihrer Sprachlogik dies anders ausdrücken, heißt es noch lange nicht, dass in unserem Sprachgebrauch „das macht Sinn” einen Sinn ergeben könnte.

Es ist sicherlich sinnvoll, relativ häufig zu betonen, dass etwas keinen Sinn macht, will man darauf hinweisen, dass einem der deutsche Sprachgebrauch schnurzpiepswumpe ist. Oder man keine Ahnung hat. Aber ich möchte drüber streiten, ob das wirklich sinnvoll ist.

übrigens steige ich morgen in ein Flugzeug. Die Kurzform von Flugwerkzeug, die das Gerät bezeichnet mit dem der Flieger, auch bekannt als Pilot, Fluggäste an einen bestimmten Ort transportiert. Deswegen kann ich persönlich nie in den Flieger steigen, weil das sinngemäß bedeuten würde, ich würde in den Piloten einsteigen. Und bei aller Vergnügungssucht, wie sollte das funktionieren?

2017-04-19

Protipp

Putzt niemals die Front einer im Betrieb laufenden Waschmaschine, insbesondere nicht die sensorischen Tastaturfelder, denn das kann durchaus dazu führen, dass man versehentlich und fröhlich unbemerkt die Kindersicherung für kommende Laufeinheiten anstellt.

Und wie es sich mit aktivierten Kindersicherungen und Erwachsenen verhält, muss ich sicherlich nicht erklären.