2015-07-18

Grün!

„Grün!”, sagt er hinter mir an der Fußgängerampel am Oranienplatz. Typ motivierter Tourist.
Ich bleibe ungerührt stehen und lasse den DriveNow-Mini, der die andere Ampel drei Sekunden nach Rot nimmt, erst noch pantomimisch über unsere Füße fahren.
„Oh!”, sagt er da.
„Ja, grüne Ampeln sind in Berlin recht relativ.”, sage ich zu ihm und gehe.

2015-07-17

Queen of the Castle

Die jüngst verwitwete Nachbarin aus dem 4. OG heute auf dem Weg zum Lidl getroffen und ihr direkt die in den Rücken eingeschossene Hexe angesehen. Hexe ist wohl geschossen als Nachbarin die nicht mehr die Trommel drehende Waschmaschine begutachten wollte. Sie sprach von Neukauf oder Service, die Waschmaschine sei ja schon zehn Jahre alt. Ich sprach von „ist der Keilriemen, ich käme mal gucken, wenn sie möge.” Und empfahl ihr für die Hexe Weleda Arnika Massageöl.

Hatte sie erst abgelehnt, dann mittags geklingelt und gesagt, sie würde das Angebot doch annehmen wollen. Bin ich eben hoch mit einer aufgezogenen Spritze Massageöl zum Ausprobieren, meinem Mini-Akkuschrauber, Klebeband und eine Lesebrille. Waschmaschine aus der Ecke gezogen, Wand abgeschraubt. Keilriemen lümmelt auf dem Boden rum. Übliche Keilriemenanklebe und -aufziehtechnik angewendet (wir zwei sind soooo dicke!). Läuft. Erst mal, Keilriemen dürfte nach zehn Jahren natürlich ordentlich ausgenudelt sein.

Wobei ich persönlich den Keilriemen aufziehen bei einer 40er-Waschmaschine ein bisschen mit ist „pain in the ass” umschreiben würde. Na gut, jetzt bestellt sie sich einen Neuen (ist immerhin eine gute Siemens-Waschmaschine, die 40 cm-tiefen sind nicht so günstig und da haben wir heute ordentlich Geld gespart) und dann machen wir das nochmal. Hat halt sonst alles ihr Ehemann gemacht. Und der Schwiegersohn sei Lehrer, der hätte eben zwei linke Hände.

Wenn sich das jetzt in der Anlage rumspricht, dass ich Waschmaschinen heilen kann … bin ich … siehe oben!

2015-07-16

Gut leben in Deutschland

Frau Merkel aka Bundesregierung machen sich auf für die neue Wahlperiode und sucht/suchen nun mal wieder die Kommunikation zum Bürger, also zu der Person im Land, deren Wohlergehen – egal welcher Generation angehörig – dieser Regierung (pardon my french) pupsegal ist. Die ganze Aktion ist insofern hirnrissig, weil Merkel und Co. eh den ganzen Tag lang unsere Telefonleitungen abhören und selbstverständlich aus erster Quelle bereits wissen, was wir denken oder uns vom Leben erhoffen. Aber falls jemand der Meinung sein sollte, es doch noch mal direkt in das schwarze Loch zu kommunizieren, hier entlang!

Demgegenüber zeigte diese Woche das ZDF im von mir gerne frequentierten Format „37 Grad” eine Dokumentation über Rentner in Deutschland, altersberentet als auch aus gesundheitlichen Gründen frühberentet. Der Name der Sendung ist Programm „Schuften bis zum Schluss – arme Rentner in Deutschland.” Eine feinfühlige Dokumentation, die ich jedem ans Herz legen möchte sich anzusehen!

Dieses im Zusehen schaurige Erlebnis des Rentner-Daseins wird sich in Zukunft in Deutschland deutlich verschärfen, denn ganze Generationen von Freiberuflern, die im Jobcenter die Einnahmen aufstocken lassen müssen, Mindestlöhner, Minijobber und ALG-II-Bezieher zahlen gar nicht oder viel zu geringe Beiträge in die Rentenkasse ein. Das hat nichts mit Wollen zu tun, sondern mit schlichtem Können bzw. Nichtkönnen. Das Ergebnis dieser stetig wachsenden prekären Arbeitsmarktsituation ist ein Ergebnis der SPD- und CDU-Regierungen der letzten 20 Jahre.

Ich empfinde daher diese Frage einer Bundesregierung nach meiner „Vorstellung von Lebensqualität” in Deutschland daher als zynisch und als Zumutung. Es gibt keinen Grund mehr für mich zu glauben, die CDU und SPD sind soweit weg von den Bürgern dieses Landes, das ich dieses Interesse nicht ernst nehmen kann. Tut mir leid.

Frau Merkel ist im Zusammenhang mit dieser o.g. Aktion in einer Gesprächsrunde mit Kindern in Rostock. Die Kameras sind dabei. Ein palästinensisches Flüchtlingskind aus dem Libanon kommend soll mit ihrer Familie wieder abgeschoben werden und spricht Frau Merkel mutig an. Frau Merkel antwortet. Das macht das Mädchen weinen. Frau Merkel tröstet.

Naja … tröstet, was man so trösten nennen kann.

2015-07-07

Großartige Laune.

Nicht.



Das ist ganz schlecht, wenn alternativ die Katze wieder Tierarzttermin mit Blutbild und allem hat.

2015-07-06

Musike

Auf dem Hermannplatz singt in den sehr frühen Abendstunden ein „junges Mädchen aus Berlin” (nennt sich wirklich so!) mit E-Gitarre und Verstärker. Sie trägt den Frisurenchic von vor zwei Jahren, die Seiten sind rasiert, die Mitte ist lang und kleidet sich sommerlich hippieesque.

Sie singt so, dass es nicht gerade schlecht ist, denn sie trifft zumindest die Töne. Naja, meistens. Ihre Stimme zeichnet die übliche Banalität aus, deren jungen singenden Frauen heute allzu oft zu eigen ist – leider hat sie ihrer Stimme verboten, sich etwas Charisma, etwas Eigenes anzueignen. Da hilft auch nicht dieser jungmädchenhafte Kick, sobald sie einen hohen Grad an Leidenschaften ausdrücken möchte. Sie covert von Joachim Witt den elektrischen Reiter, das ist insofern schön, weil sie zu jung scheint Witt damals selbst im Original bewusst schon erlebt zu haben. Aber unterm Strich ist ihre musikalische Unterhaltung – für mich – eher Ballast als schöne Kunst.

Da klingt von den ihr gegenüber stehenden Café-Tischen eine Akustik-Gitarre, die mit ihr mitspielt und den Elektrischen Reiter ganz modern und eindeutig griechisch intoniert.

Plötzlich ist die Welt wieder schön. Da in Berlin an diesem sehr frühen Abend.
Am Hermannplatz.

Kalte Sauerkirschsuppe auf ungarische Art



Anikó wies, anlässlich der hübschen Wetterverhältnisse diese Woche, auf Facebook auf ein schon älteres Rezept in ihrem Blog hin: Kalte Sauerkirschsuppe auf ungarische Art.

Sofort verfiel ich in Trance und erinnerte mich an die kalten Obstsuppen die ich als Kind so sehr geliebt hatte und die irgendwann aus meinem Leben verschwanden. Zuerst wollte ich behaupten, sie wären mit dem Tod meiner Omas gegangen aber das stimmt nicht. Es gab sie leider schon viel früher nicht mehr, meine Oma – also die mir am längsten geblieben ist – hatte wohl irgendwann keine Lust mehr welche zu kochen. Und meine Mutter, das weiß ich noch wie heute, versuchte sich hin und wieder mit Kaltschalten aus der Packung, die ich geschmacklich schon als Kind eher schwierig fand und vor allem auf keiner Ebene einer „echten” Obstsuppe nahekommend.

Also bin ich Samstag losgerannt, habe tiefgefrorene Sauerkirschen gekauft, getrocknete Sauerkirschen habe ich immer im Haus – sie sind mein Gummibärchenersatz –, Sauerkirschsaft und saure Sahne. Von allem etwas mehr als im Rezept angegeben, denn mir war klar, das muss nach all den Jahren unbestimmten Verzichts ein großer Topf Suppe werden! Nelken, Zitrone(nschale) sind eh im hiesigen Haushalt meist vorhanden.

Die Suppe ist im Handumdrehen gekocht. Ich habe sie abends zubereitet, sie abkühlen lassen und morgens die Nelken (im Teebeutel aus Papier versenkt) und Zitronenschale rausgefischt und sie dann im Kühlschrank kalt gestellt. Dazu habe ich noch Grießschnitten gemacht, die in der Suppe mit etwas Zimtzucker bestreut serviert wurden. Man beachte bitte zwingend das grüne Dekominzblatt mit Schlagschatten!

Himmlisch. Köstlich. Bonfortionös. Ein stilles Glück.

Die Suppe ist von einem ganz tiefen Kirschgeschmack, gut säuerlich, die Nelken passen perfekt und man sollte sich wirklich an die Zuckermenge halten und sie Suppe ja nicht übersüßen, das braucht sie gar nicht und die Bindung ist genau richtig. Eine erfrischende Suppe mit etwas Stand und einer tollen Farbe.

Ich teilte sie mit meinen Nachbarn, Cousine und Großcousin und der heiße Sonntag hätte uns nicht besser schmecken können. Danke Anikó!

2015-07-04

Fotos der letzten Chinesinnen …

… mit gebundenen Füßen, den sogenannten Lotos-Füßen.

Man lese auch diesen Text dazu.