2014-11-26

Max Mustermann wundert sich …

Die Frau Nessy, Pächterin bei „Draußen nur Kännchen” hat mit „Max Mustermann wundert sich …” einen sehr guten Artikel zum Thema Frauenquote geschrieben. Meine Empfehlung des Tages!

Heute nur Zucker!





2014-11-24

Kochbloggiges

Claudia Schmidt hat mit „fool for food” wohl das Blog, das ich am längsten lese. Ich möchte behaupten, sie ist die erste Foodbloggerin, der ich online begegnet bin und die mich damals auch zum Bloggen („Ein bisschen koche ich ja auch ab und zu …” ) inspiriert hatte. Samstag haben wir es erstmals zu einem persönlichen Treffen geschafft. Natürlich habe ich sie zur Markthalle IX geschleppt und als sie am Görlitzer Bahnhof der U1 entstieg, war es wie uns schon immer gekannt haben und endlich wieder zu sehen. Wir hatten einen sehr schönen Tag zusammen, haben hier die eine Restauration besucht, dort die andere. Haben einen sehr leckeren Berliner Lebkuchen getroffen. Päckchen neben der Berliner Gerichtsmedizin aus Paketstationen befreit und Last Minute-Shopping im Hauptbahnhof betrieben (auf dem sie sich besser auskennt als ich mich.)

Wie schön!

Natürlich haben wir uns auch ein wenig über die (aus nahe liegenden Gründen) vorrangig kochende, Bloggerlandschaft unterhalten und stellten beide fest, dass uns diese Blogs der neuen Generation „Work-Life-Balance”-Kochbloggerinnen nur wenig anspricht. Der Perfektionismus, die Gleichheit der Fotografien, der vorrangig lesbare Wunsch nach Gefälligkeit mit einem allzu offensichtlichen Endziel: der erfolgreichen Blogmonetarisierung. Alles, was es einem nicht leicht macht, einem Blog folgen zu wollen, weil dann doch irgendwo zwischen drinnen die Persönlichkeit der bloggenden Person abhanden gekommen ist – obwohl sich diese visuell ganz gerne in den Vordergrund stellt.

Vorletztes Wochenende war ich auf der eat&STYLE hier in Berlin und nachdem ich mir die Mädels angeguckt habe, die sich für die Workshops von Nicole Just angemeldet hatten (von der ich bei einem WS als Zuschauerin den schlechtesten Cupcake meines Lebens probiert hatte. Nicht weil er vegan war, sondern weil er schrecklich übersüßt war.), dachte ich bei mir, wie interessant es wäre über das Thema „Feminismus 2014, Kochbloggerinnen, Rosa und deren offensichtliche Attitüde »glücklich zurück an den Herd als Hausweibchen»” zu dissertieren.

Aktuelles Beispiel gefällig? Theresa Baumgärtner über deren TV-Format im NDR ich gestern zufällig gestolpert bin. „Theresas Küche – Kochen mit Freunden.” Sie macht total auf In-Bloggerin. Sucht man im Web nach ihr, landet man auf der gefälligen, hoch professionalisierten, dafür langweiligen, dynamischen Homepage „Theresas Küche”, einer Buchautorin, die dort sage und schreibe, vergleichsweise lächerliche 64 Rezepte online stehen hat. Okay, das ist dann hier offensichtlich das neu geschaffene, knapp ein Jahr alte Blog zum Format. Ist legitim, aber man möge mir eine Autorin bitte so nicht als „Vorzeigebloggerin” verkaufen. Denn dafür gibt es hierzulande genug echte großartige, altgediente BloggerInnen mit unendlich viel fachlichem KnowHow und Herz. Sie sind lediglich nicht blond, nicht jung, nicht farblos.

Der Style der Sendung ist für jeden, der die ersten Staffeln von Jamie Oliver seinerzeit verfolgt hatte, überhaupt nichts Neues. Davon abgesehen, dass die Kameraperspektive eine andere ist als sie bei Jamie war und ständig Vintage-Kram als Dutzi-Dutzi-Aufbewahrungsmöglichkeiten angepriesen werden und frau natürlich mit Blümchen im Haupthaar aber ohne Schürze (außer bei der Zubereitung von Roter Beete) kocht, damit auch ja alle drei Sätze auf das selbst getragene grüne Kleid mit Schleife hingewiesen werden kann. Denn eines ist sehr wichtig in der neuen Foodbloggerwelt: man muss immer hübsch, nett und adrett aussehen – und alles muss total gesund sein, denn total gesund heißt „gut aussehen”. Und „gut aussehen” scheint in dieser TV-Blog-Welt aus irgendwelchen Gründen wichtig!

Reingestolpert bin ich ausgerechnet in der Folge in der vegan gekocht wird. Was an sich okay ist, würde das nicht immer so schrecklich entgleisen, weil auch einfach falsch angepriesen. Natürlich wird auch hier völlig unreflektiert die vegane Lebensweise wieder als total gesund bis bla bla … total gesund verkauft.

(Was leider falsch ist. Eine Ernährung bei der sich über kurz oder lang ein Individuum chemisch produzierte Vitamine etc. zuführen muss, um Mangelerscheinungen vorzugbeugen oder bereits bestehende zu therapieren, weil dem Körper in der Ernährung Inhaltsstoffe untersagt werden, die ihm jene lebenswichtigen Vitamine zuführen oder die so der menschliche Organismus nicht selbst produzieren kann, kann per Definition für den Menschen keine gesunde Ernährung darstellen. Es ist eine diätische Ernährung. Und bei allem Respekt vor dem nachvollziehbaren Wunsch, Tiere in keiner Weise ausbeuten zu wollen, ist so eine diätische Ernährungsweise auf Dauer für den Menschen leider keine gesunde. Ernähre sich, wer mag, vegetarisch oder vegan aber erzählt mir bitte nicht, das sei gesund!)

Und hier in dem Format geht es im Endergebnis natürlich darum, dass das kochende Weibchen vor allem „gut aussieht”. Nein, keine Pointe. Ich erwähnte doch das grüne Kleid und die Blume im Haar, oder?

Während einer der Gäste, ein junger Mann – aber hipfsterwichtigpopichtig mit Cappy im Haar, falsch herum aufgesetzt (of course!) – namens Hannes Arendholz sich als im Vergleich zu den weichgespülten Mädchen (<– ja, ist hier boshhaft gemeint) erstaunlich schlagfertig erweist:

Sie: „Wie machst Du das, was ist Dein Trick für Zwiebeln?”
Er: „Ich habe keinen Trick. Ich heule einfach.”

gibt eine bis in alle Ewigkeit sich den Honk grinsende Blondine sachlich schlicht falsch vor, es gäbe ja so viele Allergien und Unverträglichkeiten beim Menschen (Stichwort: Laktose) und man soll doch aufpassen, wenn man denn Latte Macchiato nicht vertragen würde, hätte man bestimmt eine … bla bla bla … bla bla. Diese Frau ist dann Montessori-Pädagogin (arme Kinder!), bloggt immerhin seit 2014 (!) und hat irgendeinen Food Blog Award für irgendein Rezept gewonnen () (<– ja absichtlich gesetzte leere Klammern, da sind einem dann doch die Ausrufezeichen zu schade für). Richtig, ich verlinke keine Blogs, deren Eignerinnen einer Gesellschaft die Genera-Allergie attestieren möchte. Ich halte das für grobe Körperverletzung. Das ist auch ein ganz großes Problem dieser jungen Frauenegeneration, die reden sich super Ernährungspsychosen ein.

Während Arendholz, der als gelernter Diät-Koch fachlich in der Aktion und inhaltlich in dem was er sagt, klug vor allem authentisch, weil nicht aufgesetzt, rüber kommt, stimmt uns die Theresa inhaltlich völlig unkritisch auf das Motto „vegan ist DER Trend in DEN USA” ein. Und zwar mehrfach. Da merke ich dann, dass ich gar nicht die Zielgruppe sein kann. Ich bin zu lange auf der Welt, um noch irgendetwas cool oder bewundernswert zu finden, was aus den USA kommt. Im Gegenteil, es hört sich in meinen Ohren mittlerweile grenzenlos dumm an, will mir jemand einen US-Trend verkaufen.

Das überhaupt noch in diesen Tagen zu machen in denen uns die USA TTIP überstülpen will?! Einem Abkommen bei dem sich Firmen wie Monsanto und Nestlée vor Freude die Schenkel blau klopfen? Wie unkritisch dumm muss man als Vorzeige-Foodbloggerinpüppi denn bitteschön sein – während es einem gleichzeitig angeblich so wichtig ist, sich gesund zu ernähren?

Richtig schlimm in dem Zusammenhang dann die Szene als das Mädel, die Theresa, mit dauerhafter blonder Hochsteck-Gretchen-Frisur mit Vintage-Teetasse vor dem MacBook sitzt und uns Zuschauerinnen (<– absichtlich kein Binnen-I) ernsthaft die Blogwelt erklärt. Die ist nämlich total international. Ach … (und selbstverständlich war die Redaktion zu unfähig, zu blöd, zu *setze hier ein was willst Du* um die Links der besprochenen Blogs auf der Homepage zu Sendung zu setzen.) Ach und überhaupt: es heißt „der Borschtsch” und nicht „die Borschtsch-Suppe”. Suppe ist im Borschtsch bereits unkludiert. Und O-Ton im Garten: „Da kann man super Tee draus machen?” Ehrlich? Super-Tee? Jetzt neu Tee mit „super” als Aroma im Beutelchen im Bio-Märktchen, oder was?

Ich weiß es nicht, möglicherweise habe ich zu viele Kochsendungen gesehen, Blogs gelesen, bin ich einfach übersättigt. Aber mir erscheint es immer häufiger nur noch schrecklich banal, was da in den sogenannten Food-/Livestyle-/Mode-Blogs und gelegentlich ins Medium TV hinüber springend produziert wird. Was ich weiß, dass ich es nicht ansehen kann, wie jungen Frauen immer noch glauben, sich nur über den Anspruch einer 100%igen Gefälligkeit präsentieren zu müssen. Und dabei jeglichen Tiefgang missen lassen.

Doch ja, zunehmend sind mir junge Frauen geprägt von visueller Einheitsoptimierung in Kombination mit gewaltfreier Kommunikation in nur noch einer Tonlage vortragend ohne emotionale Auseinandersetzung bezüglich kritischer Themen leicht zuwider.

Seicht sein, das ist kein allzu positiv besetztes Attribut. Und erfolgreich Bloggen ohne echtes Alleinstellungsmerkmal – also außer blond, dauergiggelnd und niedlich – ist auch nur die halbe Miete.

2014-11-18

Tragischer Schabefleischschwund

In der Schale vor der Tally stehend (ganz zufällig dabei auf der Postkarte auf der steht „Auch Katzen platzen”) befand sich vor ca. 30 Sekunden noch eine ziemlich relevante Portion Schabefleisch.



Dass auf der Karte auf der Tallys Pfoten stehen, notiert wurde: „Ich muss Dir was verraten. Ich mag Dich noch lieber als Schweinbebraten.” tut nichts zur Sache und ändert per se auch gar nichts an der inhaltlichen (und gleichfalls tragischen) Tatsache, dass das Schabefleisch immer aus Rind besteht und nunmehr trotzdem schon wieder alle ist.

P. S. Die kleine bunte Katze schickt gerade eine SMS und fragt, ob man auf diese Amazon-Wunschlisten auch Schabefleisch setzen kann. Sie würde *hust* natürlich nur für eine kleine graue Katze* aus Teneriffa fragen.

*schlimm auf Diät

Deutsch-russische Freundschaft

Auf dem Balkon in Berlin-Mitte an einem frühen Dienstag Morgen. Der frische Kaffee dampft heißt in der frischen Herbstluft, die letzten noch an den Bäumen verbliebenen Blätter schaukeln dabei leise im Wind. Eine bunte Katze sitzt damenhaft auf dem Balkontisch und hält still Zwiesprache mit den Krähen rechts von ihr in der Baumkrone wippend, Eine graue Katze schmiegt sich schnurrend in den Arm, der ihr Lieblingsnicki-Shirt trägt. Der Katze antwortende Krähengesänge liefern die Untertitel für einen gespenstisch grauen Novembermorgen, der einem Edgar Wallace-Krimi entsprungen scheint.

Von der gegenüber liegenden Baustelle klingt es beherzt hinüber „Dawei! Dawei!”

2014-11-17

Fuck you carpe diem!

„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.”

Gestern gelesen und für sehr schön empfunden – von Cicely Saunders †, britische Ärztin, Sozialarbeiterin und Krankenschwester.

2014-11-16

Schokolade. Und zwar satt!

„Hast Du Lust ein Schokoladen-Menü zelebriert von einem der Berliner Köche der jungen deutschen Küche zu genießen?”
„Lass mal überl… JA!”



Es gibt Vergnügen, die lässt man nicht an sich vorbei ziehen. Und schon mal gar nicht, steht Schokolade aus dem Schlaraffenland Ecuador auf der Speisekarte. Schon gar nicht erst recht überhaupt nicht, darf man hierzu (endlich) ins Volt zu Matthias Gleiß. Ihm und seinem Team eilt der Ruf in dieser Stadt wirklich voraus.



Eingeladen hatten der Direktor von ProEcuador, Juan Diego Stacey zusammen mit dem ecuadorianischen Botschafter in Deutschland, Jorge Jurado (Foto o.), und die Delegierte des Minesteriums für Außenhandel in Ecuador, Lourdes Jaramillo, um uns Ecuador als Land, vor allem natürlich als Produzenten allerfeinster Schokolade vorzustellen.



Dabei lernte ich, dass nur fünf Prozent aller produzierten Kakaobohnen weltweit die hochwertigen Gourmetbohnen wie die Arriba sind. Und davon stammen 60 % alleine aus Ecuador. Mittlerweile hat das kleine südamerikanische Land bereits den Spitzenproduzenten Brasilien im Export der edlen Kakaobohnen überholt. Schokolade aus den geernteten, getrockneten und gerösteten Bohnen, produziert Ecuador selbst dagegen kaum. Wenige landeseigene Produzenten beteiligen sich schon an „bean to bar”, der Weiterverarbeitung des Kakaos bis zur Tafel wie z. B. Pacari.



Deren Schokolade schmeckt sehr pur und ehrlich im Vergleich zu hiesigen Varianten, die schnell eine Spur zu cremig schmecken. Der größte Anteil der Kakaoernte verlässt das Land unverarbeitet und wird von Confiserien in Übersee zum Endprodukt verarbeitet. Deutschland ist dabei übrigens der drittgrößte Abnehmer des feinen Kakaos aus Ecuador. Die Bauern haben die Produktion von dem blumig-fruchtig schmeckenden Cacao Arriba (dort auch Cacao National benannt) in den letzten Jahren auf 220.000 Tonen im Jahr 2013 steigern können.

Die Gesamtproduktion des equadorianischen Kakaos wird zu 98 % exportiert, Damit deckt Ecuador 70 % des weltweiten Kakao-Bedarfs ab. Diese Zahlen möchte das Land bis ins Jahr 2020 verdoppelt haben. Staatliche Hilfen sorgen für Unterstützung beim Anbau und Weiterbildungsprogramme für die Bauern, um dieses Ziel erreichen zu können. Die Pflanzenpflege und Ernte geschieht vorrangig mit viel Handarbeit, eine Automatisation findet so gut wie nicht statt.

Einer dieser Bauern, Tomás Garcia, beschneidet seine Bäume mit einer einfachen Säge und erntet per Hand. Barfuß. Sein Geheimnis ist die Liebe zu seinem Land und seinen Pflanzen, die er beide verehrt. „Ich liebkose die Erde und meine Pflanzen als wären sie meine Frau, meine Kinder. Denn sie haben Seelen, sie leben wie wir! Sie sprechen nur nicht.” Das klingt pathetisch? Möglich, aber mit dieser Einstellung zu seinem Land ist der Mann mittlerweile der größte Produzente dieser exklusiven Kakaobohne Arriba geworden. Er produziert drei Mal mehr Bohnen als andere Bauern mit vergleichbarer Anbaufläche.

Das und viel über die Geschichte Ecuadors lernten wir Gäste im Volt schon beim Champagnerempfang. Zuvor unterhielt ich mich mit einen sehr netten Herren der Journalistenzunft über Küchengeräte (nicht kam mehr nach Omas alte Krups-Geräte) und Pathologie-Küchen (Zitat: „Die Küche ist des Deutschen neues Auto”) und Berliner Restaurationen.

Der Botschafter begrüßte uns herzlich, er und weitere Repräsentanten versorgten uns mit Informationen über das Land Ecuador, Produktionsmethodik und Export-Details mit dem fachlichen Knowhow für das kommende Menü. Spätestens bei der Erwähnung der Tatsache, dass es auch 100%ige Schokolade gäbe, wurde ich leicht unruhig. Prompt wurden wir ins Restaurant gebeten und ich durfte mit den anderen Gästen, überraschenderweise mit dem charmanten Botschafter direkt an meiner Seite, den Service vom Volt und unser besonderes Degustationsmenü genießen.





Matthias Gleiß hatte mich direkt mit dem ersten von drei (noch schokoladefreien) Grüßen aus der Küche eingenommen. Eine hauchdünne Speckschwarte, knusprig gebacken mit einem kleinen Tropfen warmen Schmalz in der Mitte. Zum Niederknien. Ganz einfach, so gut! Und … leider ohne Foto.



Perfekt als Begleitung zu den Gängen und das ist überhaupt ab sofort ein must have bei mir: ein Schokoladenbrot. Sauerteig mit Schokolade! Das Rezept habe ich dank eines fordernden Tischgastes zum Glück jetzt auch.

Dazu passend ging neulich durch die Medien die Meldung, dass Schokolade schlank mache. Die HELENA-Stuide (Healthy Lifestyle in Europe by Nutrition in Adolescene) untersuchte bei Heranwachsenden die Auswirkungen von Schokoladenkonsum. Das Ergebnis: Der Body-Mass-Index von Jugendlichen, die einen gesunden Konsum von Schokolade pflegten, lag unter dem des BMI von den anderen Probanden, die sich nicht regelmäßig mit Schokolade beglückten, während sich aber beide Vergleichsgruppen gleichermaßen gerne von Convenience Food bzw. Fast Food ernährten.

Schokolade enthält das Flavenoid Katechin. Katechine stehen generell als Antioxidantien im positiven Verdacht entzündungshemmend und antithrombisch zu wirken. Die Forscher vermuten, dass Katechine günstig auf die Produktion der Hormone Cortisol und Insulin wirken. Beide Hormone stehen im menschlichen Organismus eng im Zusammenhang beim Auftreten von Adipositas.

Die Menge macht's dabei. Also nicht in Masse konsumieren und keine Vollmilchschokolade, die viel weniger von den guten Substanzen, dank der Zuführung von viel Fett und Zucker enthält, als hochprozentige Zartbitterschokolade. Nach diesem kleinen Schokoladen-Diät-Tipp meinereine können wir festhalten: Schokoladenbrot gehört ab sofort auf den Tisch!



Uns beglückte der erste Gang, eine wilde Ente mit Preiselbeere und eingelegten Herbsttrompeten, kombiniert mit 66 % dunkler Edelkuvertüre. Gefolgt von einem Bretonischen Schollenfilet mit Blutwurst und Mole Sellerie – in einer Kakaoessenz. Meine zweite Begegnung im Volt mit einem flüssigen Bestandteil im Gang und … mir dürfte Matthias Gleiß sofort ein durchgängiges Suppen-/Brühe/Consommé/Eintopf-Menü servieren. Der kann das! Selten jemanden erlebt, der so ein Händchen hat für Flüssigkeiten im Teller.



Dass Schokolade glücklich macht, ist länger bekannt. Das in ihr enthaltene Tryptophan unterstützt die Synthese von Serotonin im Gehirn. Ein zu niedriger Serotonin-Spiegel ist Mitverantwortlich für Depressionen; soll außerdem beim weiblichen Geschlecht ursächlich für Menstruationsschmerzen sorgen (insofern keine anderen organischen Ursachen vorliegen.) Kurz: ein, zwei Stücken hochkonzentrierte Zartbitterschokolade am Tag können unter Umständen einige unserer Probleme beseitigen und stehlen den Heißhunger auf etwas Süßes.

ODER Ihr lasst Euch einfach als Zwischengang ein Schokoladensorbet servieren aus 100 % Kakao und 64 % dunkler Kuvertüre! Kaum Süße, etwas nussiger Crunch im Kern. Spätestens nach diesem Gang war für mich der Abend gelaufen. Ich grinste ab diesem Moment nur noch wie ein Honigkuchenpferd.



Nicht unterschlagen möchte ich, als möglichen weiteren Faktor hinsichtlich meines Zustandes, die feine Weinbegleitung. Ein Weißburgunder zu den Grüßen der Küche und ein Riesling aus der Pfalz zur Vorspeise. Der mallorqinische Rote, ein Sestalino Vino de la Tierra de Mallorca, machte eine sehr deutliche Ansage und knüpfte elegant an die Schokolade auf dem Teller an. Er war eindeutig die Diva in den Gläsern des Abends. Dieser Diva konnte unser Dessertwein, der Juracon moelleux „Costa Darrer” leider kaum noch Paroli bieten, vielleicht auch weil er ein Tick zu warm serviert worden war.

Zu meiner, unserer guten Laune am Tisch sorgte vor allem auch der Botschafter von Ecuador, Jorge Jurado, der so was von ein perfekter Botschafter für sein Land ist! Er erzählte begeistert von den Landschafen, von den Menschen – vor allem auch von der equadorianischen Küche. Das klang wunderschön und beeindruckend, ich hätte sofort die Koffer packen und ins Flugzeug einsteigen wollen. Equador muss traumhaft schön sein! Übrigens hatte der Mann in Berlin an der TU studiert, noch vor dem Mauerfall. Und sich in dieser Zeit aufgrund des Mensa-Essens das Kochen zwangsläufig selbst beigebracht. Ich bin ihm noch das Linsenrezept meiner Oma schuldig.



Dem sehr reizvollen Intermezzo „Schokoladensorbet” folgte im Hauptgang eine zarte Rindsschulter vom Grill mit Pastinake und geräucherter Macadamianuss-Créme an 56 % Noire Orange.



Das Dessert bestand vorrangig – das mag nun echt überraschen – aus Schokolade. Interessanterweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt, obwohl in den einzelnen Gängen, vom Sorbet abgesehen, die Schokoladekomponenten die Köstlichkeiten lediglich begleiteten, nie aber dominierten, etwas genug von Schokolade. Das Dessert war sehr köstlich und: viel und: gut! Dessert kann nie genug sein. Schokolade(n Eis), Birne und Erdnuss und sehr feiner Schokoladenkuchencrunch. Danach fühlte ich fast so etwas wie eine kleine schokoladige Überdosis. Ich wusste ja nicht, dass es so etwas geben kann und verbuche es als Zustand von absoluter Glückseligkeit: ich war auf einem echten und ganz legalen Schokoladentrip!

Das war ein nicht nur ein sehr leckeres, sondern auch spannendes, beeindruckendes Menü im Volt mit einer außergewöhnlichen Zutat. Uns bewirtete ein höchst kompetenter Service, vieleicht eine Spur zu professionell. Tempo ist schön – ist aber nicht immer alles beim dinieren.



Ich für meinen Teil werde jöfter Schokolade auch in den herzhaften Gängen integrieren. Das Menü von Matthias Gleiß hat in dieser Beziehung Mut gemacht.

Der Spaß mit der feinen Schokolade aus dem interessanten Land Ecuador geht aber noch weiter; Am 25. November 2014 werden im Berliner Hotel Grand Hyatt für den Wettbewerb „Chocolate of the Year” 25 deutsche Chocolatiers eingeladen, die Rezepte aus equadorianischer Schokolade kreiert haben und sie dort vorstellen werden. Der von einer Fachjury ausgewählte Gewinner reist nach Ecuador und darf dieses wunderschöne Land, die herzlichen Leuten und seine Kakaoproduktion kennenlernen!