2014-08-09

Heute …

… war ich draußen. Ich fuhr von Mitte nach Charlottenburg von dort zurück nach Mitte in die Friedrichstraße und dann über den Gendarmenmarkt zurück nach Hause. In dieser Waschküche namens Berlin. Da waren auch alle anderen. Und ich habe sie alle gesehen! Die Welt ist ganz schön bunt.

Und ich fänd' es jetzt ganz schön, wenn alle Frauen wieder aufhören könnten, diese Kleider zu tragen. Die, die Taille so künstlich hoch ziehen und mit dem Übergang in hässliche Faltenkurzröcke jeden Frauenkörper zu einem durchgehenden Sack ohne Form erscheinen lassen. Wirklich. Plump und unweiblich. Asexuell. Diese Kleider sind nicht schön. Die sind niedlich an Mädchen, die ganz kurz vor der Pupertät stehen und noch ohne Formen sind mit zu langen Spinnenbeinen. Aber an erwachsenen Frauen sehen diese lediglich missraten aus. Ich habe noch keine Frau gesehen, der diese Kleiderform gestanden hätte. Selbst an dieser Pro Sieben-Got to dance!-Moderatorin, die so dürre ist wie ein Lineal auf Watte-Diät, sehen diese Kleider tramplig aus. Mensch Mädels, lasst Euch doch nicht von irgendwelchen Modeheinis dieses Mist diktieren!

Und diese goldenen aufgetragenen Accessoires-Reißverschlüsse, klobig in feinem Stoff eingearbeitet. Warum kauft Ihr so etwas? Es muss Euch doch klar sein, dass Ihr das nächste Saison Eure Lieblingsklamotte nur alleine deswegen nicht mehr anziehen könnt. Und es ist hässlich. Man guckt nicht mehr Euch, man wird nur noch von fetten Reißverschlüssen visuell penetriert!

Im Hilton am Gendarmenmarkt wurde vorhin Hochzeit gefeiert, als ich dort in der Nähe einen Kaffee trank, warteten die Hochzeitsgäste und dann fuhr die Stretch-Limo (was sonst, ne?) vor. Was ich ja nicht begreifen werde, dass ist diese Tradition dieser Marktschreierin auf russischen Hochzeiten. Mit Megaphon! Wer will so etwas auf seiner Hochzeit? Eine Frau, die nur rumschreit? Man kann doch auch so schön mit Rex Gildo-Schallplatten Stimmung machen!

Ich würde übrigens wirklich total gerne Montag zum Dieter-Thomas Kuhn gehen Der Dieter bringt so viel Freude ins Leben! Und der singt auch so schön vom Gildo …

2014-08-08

Benachbarte Apotheke …

… bietet einen Rollator an. Die Sitzfläche ist gepolstert. Sein Modellname ist allen Ernstes „Troja”.

Bis ich soweit bin, werden die Dinger 'ne Minibar an Bord haben, ich schwöre!

2014-08-06

Balkonien 2014

Wie immer und hier mit dem größeren Balkon im Besonderen habe ich viel Spaß mit und auf meinem Balkon. Es wuchert und wächst gut vor sich hin, der erste große Schwung ist durch, langsam kommen die ersten Rückschnitte wieder zur zweiten Blüte. Der Tally musste ich neulich leider das tolle Hummel-TV streichen, weil ich die Minze mit ihren Blüten zurück schneiden musste aufgrund der Läuse.

Tatsächlich ist aber die Minze die einzige Pflanze, die dieses Jahr mit Läusen nervte, nach dem milden Winter hätte ich es anders vermutet. Vielleicht liegt es mit an der Erde, die ich dieses Jahr nicht beim üblichen Pflanzenhändler kaufte mangels Fahrzeug, sondern vom gegenüber liegenden Discounter, der mit dem „L” anfängt, einkaufte. Es dürfte meine erste und einzige Lidl-Erde-Erfahrung sein, ich halte sie nicht für so dolle. Zwar speichert sie erstaunlich gut das Wasser, jedoch scheint sie wirklich prima die Pflanzen im Mangel zu nähren. Die Pflanzen gedeihen nicht so, ich müsste deutlich mehr und häufiger düngen als sonst.



Sehr große Freude bereitet mir die Physalis, die ich in dem kleinen Gärtnerhandel am Kreuzberg einkaufte. Während der gleichfalls gekaufte, als stark wachsend angepriesene, asiatische Hibiskus kümmerlich vor sich hin kümmert, hat sich die Physalis von einem ca. 15 cm kleinen Ableger in eine nun schon kurz vor den zwei Metern stehende stolze Grazie entwickelt mit unzähligen Blüten


und Fruchtständen.



Ich finde sie einfach bildschön und dankbar. Keine Ahnung, ob die Früchte wirklich etwas werden – aber diese Schönheit der Pflanze freut mich täglich sehr. Sie hat ein bisschen was von einer Zimmer-Linde, finde ich, und die mag ich. Die Physalis aber ist deutlich pflegeleichter und zuckt auch mal bei Trockenheit sehr relaxt mit den Schultern. Ich denke in einem Garten hätte ich ganz ganz viele mitten im Blumenfeld stehen als Hintergrundschmuck.



Und lustige Besucher hat sie auch!

Aufgeregt und ganz überrascht habe ich neulich (auf dem Sofa liegend und nach draußen blickend) entdeckt, dass meine Feige, die ich letztes Jahr als knapp 20 cm hohes zartes Pflänzchen erworben hatte – eine absolute Wunschpflanze meinerseits – tatsächlich erstmals Fruchtstände hat. Zunächst sah ich zwei kleine Feigen im Werden, heute habe ich am zweiten Seitentrieb eine dritte entdeckt. Das hatte mich insofern erstaunt, weil ich an ihr gar keine Blüten gesehen habe. Aber wie mir Wikipedia erklärte, pflanzen sich Feigen einfach ein bisschen anders fort.

Feigen sind mir vor Jahrzehnten erstmals in Südfrankreich begegnet, wo man sie in der richtigen Jahreszeit oft wild vom Baum pflücken kann. Leider schmecken sie nach Jahren dann nicht mehr so gut, denn eine Feige braucht, wie die meisten Obstbäume, einen regelmäßigen Schnitt. Später ist mir eine hier in der Stadt frei stehend mit großer Verwunderung begegnet und zwar auf einem der Friedhöfe an der Bergmannstraße. Die wuchs dort seit Jahren unbekümmert in der Ecke einer Grabstätte geschützt vor sich hin. Leider musste sie mit der Pflege und Restaurierung dieser Grabstätten eines Tages weichen, was mich heute noch traurig macht. Eines Tages war sie abgehackt. Man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie auszupflanzen.



Seit dem träume ich selbst davon eine Feige zu besitzen, einfach weil ich ihre Blätter so mag. Im vergangenen Jahr ist sie tapfer gewachsen und hatte dann an einem für sie zu frischen Tag im Winter alle Blätter abgeworfen. Heute ist sie ungefähr schon 150 cm hoch, hat in diesem Jahr nicht so viele Blätter wie im vergangenen – dafür sind diese viel größer! Nie hätte ich gedacht, das sie mir auf ihrem Balkon in Berlin-Mitte eines Tages Früchte schenken würde. Und nun bin ich ein bisschen stolz. Auf sie. Und auf mich!

2014-07-29

Nachbarsmädel …

… so 2,5 Jahre alt, läuft heute vor mir knapp bekleidet in Unterhöschen und T-Shirt, auf ihren echt niedlichen Speckbeinchen, bleibt stehen und sagt zur Mama: „Mama, ich muss A-A”.

Und dann kackt sie direkt vor mir auf unserem Gehweg vor meiner Haustür …

… in ihre Windeln!

2014-07-23

Heute …

habe ich einen Mann abgeschleppt. Ich kenne den vom Sehen. Er fährt im Rollstuhl, bewegt den aber immer nur mit den Füßen vorwärts. Er fährt zum Lidl Bier holen. Oder Zigaretten. Es sieht immer fürchterlich beschwerlich aus. Andererseits ist aber klar, das ist sein Tageswerk.

Heute stand er am Oranienplatz und irgendwie war sichtlich, dass die Luft raus war. Wie wohl langsam bei uns allen aufgrund der Hitze. Habe ich ihn angesprochen, erstmals, gefragt, ob ihm ihm helfen soll. Er kann gar nicht sprechen, er gibt Laute von sich. Aber in der Art, dass man weiß, man ist auf dem richten Weg. Der richtige Weg war ihn zum Wohnheim in die Waldemarstraße zu fahren. Das habe ich dann gemacht zusammen mit dem Freund, mit dem ich gerade unterwegs war.

Wir haben dann Späßeken gemacht, so von wegen, komme ich ja heute doch noch zu meinem Sport. Als wir am Heim waren, vor dem eine lange Rampe ist, kam ein anderer Insasse mit seinen leeren Bierflaschen im Rollator runter. Ich witzelte was von: „Komm, den überholen wir jetzt mal!” Er fand das hörbar großartig.

Der Mann hatte während der kurzen Tour offensichtlich seinen Spaß, er gurgelte vor sich hin und summte und lachte. Ich schob ihn ins Heim zur Anmeldung und die beiden Mitarbeiter freuten sich, dass er wieder da ist und erklärten ihm, sie würden oben anrufen, damit ihn einer raufholt. Wir verabschiedeten uns. So war ich nun auch mal in diesem Heim.

Das war eine richtig schöne Begegnung. Ich schätze dieses Heim, es ist ein Pflegeheim für Menschen, die nicht viel haben. Es passt zu diesem Bezirk. Es sind gute originale Menschen darinnen, die mir täglich hier begegnen. Menschen, die einfach das Beste aus ihrem Alltag machen, meist mit Alkohol. Vertreter der Gesellschaft eben.

Rockiges



Seit einigen Wochen liegen hier einige zugeschnittene Röcke. Es fließt halt nicht immer. Sonntag machte ich mich endlich daran, zwei Modelle davon weiter zu bearbeiten, wovon sich ein Jersey herrlich zickig offenbarte (es gibt ja solche und solche), der andere sich stellenweise ganz gut benahm.

Mein Lieblingsjerseyrockmodell hat oben gar keinen Gummi, das Bund wird umgehnäht mit der Jersey-Zwillingsnadel, das setzt genügend Spannung an Flexibilität. Dennoch wollte ich jetzt mit Ziergummis arbeiten, ich muss mir ja neue Näh-Horizonte erschließen. Der Kampf zweier unterschiedlich dehnbarer Materialien schien mir da eine prima Aufgabe zu sein. (Seufz!) Ziergummis in schönen Farben, jenseits schwarz und weiß, sind übrigens in dieser Großstadt so schwer zu finden, wie Gold im Scheiterhaufen. Fündig wurde ich nur bei Idee.



Nun denn, ich nähte also am Sonntag dieses wild gemusterte Modell, dessen Stoff und Farbe mir schon ein wenig Angst machte, denn ursprünglich ist das alles gar nicht so meins. Zumal die Farbe eher an brauner Haut funktioniert, was auch nicht so meins ist. Und dennoch freute ich mich auf den Rock.

Da der Zuschnitt noch aus der Zeit vor der Idee mit dem Ziergummi lag und die ersten Rockmodelle oben etwas frühe Weite zeigten, hatte ich die neuen Röcke oben etwas enger zugeschnitten. Dummerweise legte die Overlock den Stoff dann doch arg in Wellen, dass ich rechts und links noch einmal runter nähen musste. Lange Rede große Wirkung, der Rock war fertig aber mir zu eng.

Gestern Abend klingelt meine Nachbarin, bringt mir geschätzte 10 Kilo Mirabellen von der Freundin aus dem Garten, der ein Ast vom Baum abgefallen war. (Die Mirabellen gilt es nun vor der weiteren Verabeitung noch etwas reifer zu bekommen, aber das wird mit Zeitungspapier, Apfel und Sonne schon klappen.) Jedenfalls zeigte ich ihr den Rock, den sie sofort überzog, die auch bei ihr auftretende Enge mit einem beherzten „passt schon!” negierte. Es scheint, als würden Menschen, die nicht selber nähen den Nähten mehr Vertrauen schenken als die Näherin selbst. Sie schmiss den Rock ihres Kleides über den Rock und ich war ratzfatz entgeignet. Es war ein stiller „sie hat den Stoff gesehen und sich verliebt”-Moment bei ihr. Ich erklärte noch, ich könnte den Rock kürzer machen, sie verneinte das und meinte, er hätte genau die richtige Länge für's Büro. Sie könne ja in ihrem Alter nicht mehr sooo kurz.

Meine Nachbarin ist ca. zwei Köpfe kleiner als ich und figürlich dss, was man wohl gemeinhin als leicht drall bezeichnen würde. Ich nenne es: sie kann anziehen was sie will, sie und die Klamotte sehen immer toll zusammen aus – weil sie eben Kurven hat. Persönlich kann ich jeder Frau Kurven nur empfehlen.

Heute früh habe ich sie zur Arbeit fahren sehen. Sie trug ein gelbes Top, meinen ihren Rock und einen Sommerhut. Alles zusammen sah toll aus. Ich denke, da haben zwei zusammen gefunden, die zusammen gehören.

Was kann man mehr wollen als Näh-Azubine?

2014-07-21

Acht Jahre

2006. Auch ein WM-Sommer, ein ebenso heißer Sommer. Seit acht Jahren fehlt sie nun.

Ich würde mir sehr wünschen, sie fehlt nicht nur mir. Fassbar ist es sehr oft immer noch nicht für mich. Sie fehlt. Ihr Geruch fehlt. Ihre Anrufe fehlen. Diese so nervige Frage „Gibt's war Neues?” fehlt. Alls das Liebevolle, Schöne, Warme, das sie mir gab, fehlt. Das Anstrengende,das Nervige, sogar das fehlt manchmal.

Ich würde wahnsinnig gerne noch einmal zu der Stelle gehen, wo ich ihre Asche verstreut habe. Ihr erzählen können. Einen Abschluss finden. In acht Jahren ist so viel passiert.

Der Schmerz hört nicht auf, er hört einfach nicht auf.