2006-09-25
2006-09-23
Schluß mit lustig!
Irgendwann hört's dann doch auf. Auch bei mir. Zum Beispiel dann, wenn die junge, vielleicht knapp über 20 Jahre alte Verkäuferin mit einem Blick auf meine Birne mir den Besuch ihres Geschäftes mit dem Spruch versüßen möchte. „Passen Sie bitte auf, dass Sie nichts dreckig machen!“ Und das noch weit vor dem eigentlich erwarteten: „Guten Tag!“
Ich bekenne mich schuldig. Ich aß eine Birne. Kein Eis. Kein Getränk. Keine Currywurst. Nichts also, was ich hätte versehentlich verschütten können. Eine Birne. Ich bin doppelt so alt, wie diese kleine saudumme Göre süße Verkaufsmaus – ich weiß, wie ich eine Birne zu essen habe ohne das dabei andere Menschen, Gegenstände, Kleidung oder nichtsnutzige Vertriebs-Aushilfen zu nennenswerten Schaden kommen. Wenn ich auch nichts in den letzten 40 Jahren meines Lebens gelernt habe, eine Birne essen kann ich!
Als ich sie darauf hinweise, dass es vielleicht doch noch Unterschiede gibt zwischen Teenagern und erwachsenen Frauen, folgt prompt der nächste Faux Pas: ein blöder pampiger Spruch. Meine höfliche Frage, ob sie noch nicht einmal wüsste, wann Schluss ist mit dummen Sprüchen und ob es eventuell sein kann, dass ich diejenige bin, die im Zweifelsfall ihr Gehalt bezahlt, folgen weitere dumme Kommentare. Da wurde es selbst uns zu bunt. Auf Geld ausgeben in diesem Etablissement war uns die Lust vergangen (merkwürdig, nicht wahr?) und heilige Dreistigkeit: als wir auf den Ausgang zusteuern, meinen allen Ernstes noch zwei andere Verkäuferinnen Vertriebsaushilfen wie die Geier verbal auf uns einzuhacken.
Es gibt eine ganz besondere Technik ein Stück Obst, wahlweise den Rest einer Birne, durch den Laden auf den Boden zu schmeissen, damit das durch den Aufprall fein verteilte Fruchtfleisch kleinen dummen Verkäuferinnen Vertriebsaushilfen viel Arbeit macht. Ich muss mich dazu nur noch einmal umdrehen, grinsen und in dumme Gesichter schauen. Ganz einfach.
Ich habe wirklich überhaupt keine Lust mehr auf diese verkäuferischen Nullleistungen gepaart mit dienstleistender Inkompetenz da draußen.
Doch ja, um die Birne war es sehr schade.
at 20:40 8 comments
Labels: creezy und wie sie die welt sah
Schwer zu begreifen
die Blogeinträge zweier Blogbesitzer: Die nachtschwester schreibt in ihrem Blog nachtaktiv von einem Herz-Patienten, dessen medizinische erst- und dann drittklassige Versorgung zu Herzen geht.
Und Linda, Bloggerin und Autorin beim Hauptstadtblog hatte sich letzten Sonntag öffentlich darüber Gedanken gemacht, dass in ihrem Wahlbezirk Behinderte nicht ganz so einfach wählen konnten. Dieser Beitrag hatte im Vergleich zum üblichen Hauptstadtblog-Kommentardurchschnitt recht regen Zuspruch.
Kommentare, die mich nachdenklich stimmen.
Ich habe mir selber natürlich früher wenige Gedanken über den Alltag von Körperbehinderten in der Stadt gemacht. Obwohl ich sicher noch zu den höflichen umsichtigen Menschen gehöre, die auch dank einer medizinischen Ausbildung einen geschulten Blick für die Mitmenschen haben, die gesundheitlich nicht so priveligiert sind wie ich. Bis ich 2003 bei einem Radumfall (einem sehr unspektakulären übrigens) in dieser einen lächerlichen Sekunde, die es braucht, bis ein Knie einmal ungebremst auf den Asphalt aufknallt, mein linkes Knie einmal komplett durch den Mixer gejagt hatte. Und bis zur OP zwei Wochen an Gehhilfen und danach zum Glück nur noch zehn weitere Tage mit Gehhilfen, aber acht Wochen mit Knieorthese herumlaufen mußte. Bereits eine Woche nach der OP habe ich mir verboten Fahrstühle oder Rolltreppen zu nutzen, bin – nicht nur des Trainings wegen – immer Treppen gestiegen: es war mir aber auch zu doof auf diese technischen Hilfsmittel, die meist nicht funktionierten, angewiesen zu sein.
Das war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich bin groß gewachsen, ich bin sicher auch noch relativ attraktiv anzusehen. Jedenfalls attraktiver als über 60jährige kranke Menschen, die vielleicht sogar noch übergewichtig sind und die im Grunde in dieser Gesellschaft keiner sehen möchte. Ich aber bin keine Person, die man auf der Straße leicht übersieht. Mir will man gelegentlich noch helfen, ich habe nicht dieses Stigma „alt, unbrauchbar oder selber schuld an ihrem Zustand“ auf der Stirn kleben. Ich trete selbstbewußt auf. Ich kann Menschen, die sich mir in dieser Situation wie Arschlöcher verhalten haben, binnen zehn Sekunden so zusammen stauchen, dass sie heulend das Weite suchen. Zumindest danach wissen, was sie hätten besser machen können. Ich war krank, gehbehindert aber in besonderem Maße priveligiert.
Im öffentlichen Leben auf Fahrstühle, Rolltreppen, Mithilfe angewiesen zu sein. Auf Verständnis. Auf Menschen, die hinsehen, auf Menschen, die agieren. Nur eine ganz ganz kurze Zeit habe ich mein Umfeld unter diesen Vorzeichen erleben müssen – im Vergleich zu den Menschen, die das seit ihrer Geburt oder den Rest ihres Lebens tun müssen. Ich war bedient.
Ich kann bei defekten Rolltreppen und Fahrstühlen in den öffentlichen Verkehrsbetrieben anfangen, die Rollstuhlfahrer auf Bahnhöfen gefangen halten. Ich kann von Busfahrern erzählen, die zwar bei sich vorne einen Menschen an zwei Gehhilfen kriechend einsteigen sehen (d.h. der keine Chance hat, sich irgendwo festzuhalten) und sich nicht einmal die Zeit nehmen, bis dieser Mensch einen Sitzplatz einnehmen konnte – und zudem extra scharf anfahren. Ich kann Geschichten erzählen, von Menschen, die der Meinung sind, derjenige an den Gehhilfen hätte ihm eigentlich auszuweichen auf dem Trottoir. Von Türen, die mir nicht aufgehalten wurden (eine grundsätzliche Unsitte), generell von den Sitzgelegenheiten, die mir nie angeboten wurden. Von unzähligen nach 1989 gebaute Häusern mit Restaurants und Cafés, deren Toiletten nur über Treppen in den Keller zu erreichen sind.
Wie gesagt, ich bin für die Erfahrung ganz dankbar. Sie haben mich noch mehr sensilibisiert für die Menschen, die weniger Glück als ich haben.
Allen die meinen, ein Wahllokal müsste nicht zwangsläufig barriefrei und somit für Behinderte überhaupt, geschweige denn problemlos zu erreichen sein, wünsche ich nur zwei Wochen mit Gehilfen und der Unfähigkeit, eines ihrer Beine nicht einmal zu 10% belasten zu dürfen.
at 18:58 5 comments
Labels: creezy und wie sie die welt sah
2006-09-22
Sie besitzen optimale Peperoni-Qualitäten
Sie haben 31 von 45 möglichen Peperoni erreicht.
Sie liegen goldrichtig. Durchsetzungsstark, aggressiv, aber mit Herz! Sie haben ein gutes Gespür dafür, wann Sensibilität und wann Härte gefragt ist, und Sie können die entsprechende kommunikative Klaviatur zwischen Charme und Explosivität mit Leichtigkeit spielen. Sie motivieren sich selbst, wissen, was Sie wollen, und kombinieren Einsteckerqualitäten mit Durchsetzungsvermögen.
Sie sollten auch kaum Rollenkonflikte damit haben, dass Sie im Beruf der Macher und zu Hause der partnerschaftliche Helfer sind. Nadelstreifen und Küchenschürze dürften für Sie also kein Widerspruch sein, denn Erfolg heißt für Sie, in unterschiedlichen Rollen das Beste zu geben. Weiter so!
zum Test
Ich habe also die Qualitäten eines dreifurchenpollen-zweikeimblättrigen Nachtschattengewächs getarnt als Nadelstreifen-Küchenschürzen-Zwitterwesen – und das genau 31 Mal.
via Melody
at 10:55 4 comments
Labels: creezy und wie sie die welt sah
2006-09-21
gimme five
Diese Woche zum Thema Technik
1. Kannst du ohne Hilfe deinen Videoplayer einrichten und bedienen?
Eingerichtet habe ich ihn nicht, das finde ich sehr unspannend und ich bin auch der Meinung, das sollte heute viel einfacher gehen können. Ich könnte es aber, wenn ich mir die Zeit und Muße nehmen würde. Die Variante irgendein Freund oder Freundin macht das und ich koche dafür etwas Leckeres ist dezent sozialverträglicher. Bedienen kann ich das Teil natürlich. Doof, dass ich gar keinen Fernseher habe.
2. Wen rufst du an bei Computerproblemen, nachdem du drei Stunden vergeblich versucht hast, sie selber zu lösen?
Den Heiler! Den Grillmaster 2000! Den rufe ich allerdings schon nach einer Stunde an, denn der heilt schon bevor er überhaupt weiß, was kaputt ist. Unsere Telefonate laufen üblicherweise wie folgt ab:
Ich: „Du, Grillmaster 2000, den besten Freund der Welt, mein Rech*… Ach, ist schon wieder o.k., hat sich erledigt. Danke!“
grillmaster 2000: „Gerne geschehen!“
*steht alternativ für Monitor, Tastatur, Mail-Client, CD-Laufwerk, Festplatte, Kamera, Fernseher, Waschmaschine, private Sorgen, berufliche Sorgen (bei seinen mänlichen Freunden behandelt er so wahrscheinlich auch Errektionsstörungen) etc.
3. Ist in deinem Haushalt mal eine Sicherung rausgefallen, und wenn ja, wieso?
Klar. Wieso? Öh, das ist vielleicht die Gnade der frühen Geburt? Die fielen früher doch noch ständig raus. Also Sicherungen knallen bekanntermassen bei Spannungsüberlast raus, wenn irgend ein Gerät bzw. eine (Mehrfach-)Steckdose gerade einen Kurzen produziert. Die ganz große Sensation ist das nicht. Und überhaupt ein bisschen mit der brennenden Kerze am Sicherungskasten hinter der Garderobe rumspielen, den Wintermantel in Flammen setzen, das bringt Freude und Wärme ins Haus (kleiner Tipp für alle Nicht-Kaminbesitzer).
Den besten Rausknaller hatten wir mal, als wir die Dielen in meiner Wohnung abgeschliffen hatten und wirklich im allerletzten Schleifvorgang dann doch noch das (vom Vormieter [Elektriker von Beruf] supergenial) auf dem Boden vor der Balkontür verlegte (!!!) Stromkabel durchtrennt haben. Das hat sehr schön „PENG“ gemacht. Und danach war's sehr schön stromlos in meiner Wohnung. Sonntag abends.
4. Wer hat deine Lampen aufgehängt?
In meiner Wohnung noch jemand anderes. Dafür habe ich meine Steckdosen eingebaut und in anderen Wohnungen Lampen aufgehangen.
5. Kennst du jemanden, der das Klischee widerlegt, Frauen seien technisch weniger begabt als Männer?
Ja. Kenne ich. Das widerlegt jede einzelne meiner Freundinnen. Frauen können mindestens so gut mit Technik umgehen wie Männer mit Kochtöpfen. Das ist allenfalls eine Frage von Desinteresse und Bequemlichkeit. Natürlich wäre mir vieles, was das Thema anbelangt, im Leben leichter gefallen, wenn mir mein Vater frühzeitig gezeigt hätte, wie eine Bohrmaschine funktioniert …
at 10:10 2 comments
Labels: gimme five
2006-09-20
Voll die Macke inside …
Natürlich haben wir Apple-User den Schuss nicht gehört (wie sollten wir auch bei unseren iPod-geschädigten Hörgängen?) – nun gut, derzeit werden wir also wieder mal hops genommen, weil wir die etwas schöneren Momente im Leben fotografisch dokumentieren.
Ich frage mich, wozu habe ich meine Kamera, wenn nicht dazu formschöne Dinge visuell festzuhalten? Wozu eine HD, wenn nicht dazu um sie zu füttern?
Die gute Nachricht am Rande, den Dr. Web-Newsletter kriegen wir ab sofort auch in unserem Newsreader präsentiert: http://www.drweb.de/newsletter.xml
via Dr. Web Weblog
at 10:32 0 comments
Labels: null-eins-null